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revue de presse - République et Canton du Jura

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Schweiz. 29 janvier 2013<br />

| Die<br />

Berner <strong>Jura</strong>: Es läuft alles nach Plan<br />

Der Grosse Rat krebst zurück: Er ist nun dafür, dass Moutier auch allein wechseln darf<br />

Ein Abenteuer beginnt. Die Regierungspräsi<strong>de</strong>nten Elisab<strong>et</strong>h Baume-Schnei<strong>de</strong>r (JU) und Bernhard Pulver (BE) unterzeichnen 2012 die <strong>Jura</strong>-Vereinbarung. Foto Keystone<br />

Von Seraina Gross, Bern<br />

Noch vor Weihnachten hatte es ganz danach<br />

ausgesehen, als ob die bernjurassische<br />

und die jurassische Kantonsregierung<br />

mit ihrer gemeinsamen Absicht,<br />

die Frage <strong>de</strong>r Kantonszugehörigkeit <strong>de</strong>s<br />

Berner <strong>Jura</strong> einer <strong>de</strong>finitiven Lösung<br />

zuzuführen, bereits an <strong>de</strong>r ersten Hür<strong>de</strong><br />

scheitern könnten. Zum Leidwesen <strong>de</strong>r<br />

links-grün dominierten Regierung<br />

stimmte das mehrheitlich bürgerliche<br />

Parlament einer Motion <strong>de</strong>s bernjurassischen<br />

antiseparatistischen SVP-Deputierten<br />

Jean-Michel Blanchard zu, welche<br />

ein Kernstück aus <strong>de</strong>r vor Jahresfrist<br />

im Von-Wattenwyl-Haus im Beisein<br />

von Justizministerin Simon<strong>et</strong>ta Sommaruga<br />

feierlich unterzeichn<strong>et</strong>en Vereinbarung<br />

herausbrechen wollte: die<br />

Abstimmung auf kommunaler Ebene.<br />

Die Bernjurassier sollten, so <strong>de</strong>r Plan<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Regierungen, nicht nur in<br />

globo darüber abstimmen, ob sie beim<br />

Kanton verbleiben o<strong>de</strong>r ob sie mit <strong>de</strong>n<br />

nordjurassischen Bezirken <strong>de</strong>s 1979 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Kantons <strong>Jura</strong> in einem neuen<br />

Kanton aufgehen wollen. Für <strong>de</strong>n<br />

sehr wahrscheinlichen Fall eines Neins<br />

in <strong>de</strong>n drei bernjurassischen Bezirken<br />

Courtelary, La Neuveville und Moutier<br />

sollten Gemein<strong>de</strong>n mit Wechselgelüsten<br />

innerhalb von zwei Jahren darüber<br />

entschei<strong>de</strong>n können, ob sie Bern <strong>de</strong>n<br />

Rücken zukehren wollen.<br />

Der Grosse Rat korrigiert sich<br />

Seit gestern jedoch läuft wie<strong>de</strong>r alles<br />

nach Plan bei <strong>de</strong>n <strong>Jura</strong>-Abstimmungen<br />

2013. Die von <strong>de</strong>n bernjurassischen<br />

Deputierten vor Weihnachten per V<strong>et</strong>o<br />

blockierte Motion Blanchard wur<strong>de</strong><br />

gestern auch vom Plenum mit 77 zu 72<br />

Stimmen abgelehnt. Die Verankerung<br />

<strong>de</strong>s Abstimmungsprozesses im Ges<strong>et</strong>z<br />

über das bernjurassische Son<strong>de</strong>rstatut<br />

passierte in <strong>de</strong>r Schlussabstimmung mit<br />

91 Ja zu 51 Nein.<br />

Ein <strong>de</strong>utliches Resultat, doch <strong>de</strong>r<br />

Eindruck täuscht. Offen bekämpft wur<strong>de</strong><br />

die zweite Run<strong>de</strong> von <strong>Jura</strong>-Abstimmungen<br />

nach <strong>de</strong>n Plebisziten <strong>de</strong>r Siebzigerjahre<br />

zwar nur von <strong>de</strong>r Berner SVP.<br />

Das Unbehagen über das von <strong>de</strong>r bernischen<br />

und jurassischen Regierung ausgehan<strong>de</strong>lte<br />

Abstimmungsproze<strong>de</strong>re<br />

aber war auch bei an<strong>de</strong>ren bürgerlichen<br />

Parteien zu spüren. Auch die FDP habe<br />

«keine Freu<strong>de</strong>» an <strong>de</strong>n Abstimmungen<br />

und sie sei sich auch nicht sicher, ob sie<br />

in allen Punkten glücklich über das ausgehan<strong>de</strong>lte<br />

Abstimmungsproze<strong>de</strong>re sei,<br />

sagte FDP-Fraktionspräsi<strong>de</strong>nt Adrian<br />

Kneubühler. Als Bewohner <strong>de</strong>s Seelan<strong>de</strong>s<br />

mit <strong>de</strong>m zweisprachigen Biel liege<br />

ihm die Zweisprachigkeit <strong>de</strong>s Kantons<br />

Bern sehr am Herzen. Die FDP habe<br />

<strong>de</strong>shalb ein gewisses Verständnis für<br />

<strong>de</strong>n Antrag <strong>de</strong>r SVP, auf die Ges<strong>et</strong>zesvorlage<br />

erst gar nicht einzutr<strong>et</strong>en.<br />

Trotz<strong>de</strong>m, die FDP sei dabei, sagte<br />

Kneubühler, <strong>de</strong>nn die Vereinbarung sei<br />

das Ergebnis eines gewollten politischen<br />

Prozesses im Rahmen <strong>de</strong>r Interjurassischen<br />

Versammlung.<br />

Die Debatte zeigte jedoch auch, dass<br />

man sich in <strong>de</strong>r Lesart <strong>de</strong>r Abstimmungen<br />

<strong>de</strong>r Siebzigerjahre nicht einig ist.<br />

«Die <strong>Jura</strong>-Frage ist gelöst», sagte die Antiseparatistin<br />

Anne-Caroline Graber,<br />

Tochter <strong>de</strong>s 2011 abgewählten einzigen<br />

bernjurassischen Nationalrats Jean-<br />

Pierre Graber aus La Neuveville. «Wir<br />

sollten nicht in alte Reflexe verfallen»,<br />

sagte Maxime Zuber, Separatist und<br />

Langzeit-Bürgermeister von Moutier,<br />

<strong>de</strong>rjenigen Stadt, auf welche das «vote<br />

communaliste» zugeschnitten wur<strong>de</strong>.<br />

Es gehe darum, die jurassische Frage<br />

selbstbestimmt zu lösen: «Die Stun<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Wahrheit hat geschlagen.»<br />

Zweifel an Tragfähigkeit<br />

Zu<strong>de</strong>m zeichn<strong>et</strong> sich ab, dass man<br />

sich bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mokratischen Tragfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Abstimmungen<br />

nicht einig ist. Die Befürworter <strong>de</strong>r Abstimmungen<br />

lobten das doppelte Abstimmungsproze<strong>de</strong>re<br />

– zuerst regional, dann<br />

kommunal – als vorbildliche <strong>de</strong>mokratische<br />

Lösung. Die Gegner sprachen von<br />

einem autoritären Top-Down-Verfahren.<br />

In <strong>de</strong>r Regel müssten für eine Volksabstimmung<br />

15 000 Unterschriften gesammelt<br />

wer<strong>de</strong>n, sagte Anne-Caroline Graber.<br />

Die Separatisten jedoch hätten keine<br />

einzige Unterschrift sammeln müssen.<br />

Also: «Welches Spiel wird hier gespielt?»<br />

Eine Frage, die <strong>de</strong>r bernjurassische<br />

Regierungsrat Philippe Perrenoud<br />

mit <strong>de</strong>r Feststellung quittierte, dass keiner<br />

<strong>de</strong>r drei involvierten Justizminister,<br />

we<strong>de</strong>r Christoph Blocher, Eveline Widmer-Schlumpf<br />

noch Simon<strong>et</strong>ta Sommaruga<br />

je eine Unterschriftensammlung<br />

verlangt hätten.

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