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revue de presse - République et Canton du Jura

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Replik Bei Wegfall <strong>de</strong>r Zweisprachigkeit wür<strong>de</strong> Bern markant an Einfl uss<br />

verlieren. Auch die Brückenfunktion wäre gefähr<strong>de</strong>t. Rudolf Jo<strong>de</strong>r<br />

Das <strong>Jura</strong>problem ist gelöst!<br />

«Es gibt keinen <strong>Jura</strong>konfl ikt mehr!»<br />

Dies sagte Regierungsrat Philippe<br />

Perrenoud l<strong>et</strong>zten November am<br />

Kongress <strong>de</strong>r Force démocratique. Als<br />

Vertr<strong>et</strong>er <strong>de</strong>s Berner <strong>Jura</strong> in <strong>de</strong>r Regierung<br />

muss er es am besten wissen.<br />

Allerdings steht diese Aussage im<br />

totalen Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>r zwischen<br />

<strong>de</strong>m Regierungsrat <strong>de</strong>s Kantons Bern<br />

und <strong>de</strong>m jurassischen Staatsrat im<br />

Februar 2012 abgeschlossenen Absichtserklärung.<br />

In dieser wird unter<br />

Artikel 2 festgehalten: «Die (erneuten)<br />

Abstimmungen haben zum Ziel, <strong>de</strong>n<br />

<strong>Jura</strong>konfl ikt politisch zu lösen.» Warum<br />

die Berner Regierung eine solche<br />

Absichtserklärung unterschrieben hat,<br />

bleibt ihr Geheimnis und ist ein politisches<br />

Rätsel.<br />

Kein wahrnehmbarer Konfl ikt<br />

Ein erneuter <strong>Jura</strong>konfl ikt im Kanton<br />

Bern ist glücklicherweise nicht feststellbar.<br />

Seit 7 Jahren hat die Bevölkerung<br />

im Berner <strong>Jura</strong> gestützt auf das<br />

kantonale Son<strong>de</strong>rstatutges<strong>et</strong>z die<br />

<strong>de</strong>mokratische Möglichkeit, mit bloss<br />

2000 gesammelten Unterschriften im<br />

Rahmen einer Regionalinitiative auf<br />

ihre Anliegen, Bedürfnisse, Begehren,<br />

Sorgen und Nöte hinzuweisen und<br />

politisch sowie rechtlich konkr<strong>et</strong>e<br />

For<strong>de</strong>rungen zu stellen. Während<br />

dieser Zeit und bis auf <strong>de</strong>n heutigen<br />

Tag ist nichts Derartiges geschehen.<br />

Also besteht kein wahrnehmbarer<br />

neuer <strong>Jura</strong>konfl ikt.<br />

Es ist allerdings falsch, die Unterzeichnung<br />

<strong>de</strong>r Absichtserklärung<br />

lediglich als politischen B<strong>et</strong>riebsunfall<br />

<strong>de</strong>r Berner Regierung zu interpr<strong>et</strong>ieren.<br />

Während im Kanton <strong>Jura</strong> die<br />

ganze Bevölkerung im Rahmen einer<br />

obligatorischen Volksabstimmung<br />

über einen neuen Verfassungszusatz<br />

b<strong>et</strong>reffend Einleitung erneuter Volksabstimmungen<br />

über die Zugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>s Berner <strong>Jura</strong> zum Kanton <strong>Jura</strong><br />

entschei<strong>de</strong>n kann, soll auf Berner<br />

Seite die Volksbefragung nur beschränkt<br />

auf <strong>de</strong>n Berner <strong>Jura</strong> <strong>du</strong>rchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Es kann nicht sein, dass die übrigen<br />

95% <strong>de</strong>r Bernerinnen und Berner<br />

nichts zu sagen haben und von diesem<br />

Entscheid ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kommt, dass mit <strong>de</strong>m neuen<br />

Artikel 139 in <strong>de</strong>r jurassischen Verfassung<br />

<strong>de</strong>r Staatsrat <strong>de</strong>s Kantons <strong>Jura</strong><br />

einen Dauerauftrag erhält, zeitlich<br />

unbegrenzt Volksbefragungen <strong>du</strong>rchführen<br />

zu können über die Einleitung<br />

von Verfahren für die Grün<strong>du</strong>ng eines<br />

neuen Kantons, bestehend aus <strong>de</strong>m<br />

Berner <strong>Jura</strong> und <strong>de</strong>m Kanton <strong>Jura</strong>.<br />

Diese Bestimmung ignoriert die<br />

verfassungsrechtliche Gebi<strong>et</strong>sgarantie<br />

<strong>de</strong>s Kantons Bern und wird vom National-<br />

und Stän<strong>de</strong>rat kaum genehmigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m steht die zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Regierungen abgeschlossene<br />

Absichtserklärung im Wi<strong>de</strong>rspruch zu<br />

Artikel 5 <strong>de</strong>r bernischen Kantonsverfassung.<br />

Dieser hat folgen<strong>de</strong>n Wortlaut:<br />

«Der Kanton triff t Vorkehrungen, um<br />

die Verbun<strong>de</strong>nheit zwischen <strong>de</strong>m<br />

Berner <strong>Jura</strong> und <strong>de</strong>m übrigen Kanton<br />

zu stärken.» Die Ums<strong>et</strong>zung <strong>de</strong>r Absichtserklärung<br />

hat nicht eine Stärkung,<br />

son<strong>de</strong>rn die Schwächung Berns<br />

zur Folge.<br />

Der Berner <strong>Jura</strong> ist wichtig für <strong>de</strong>n<br />

ganzen Kanton. Dank <strong>de</strong>r Zweisprachigkeit<br />

spielt <strong>de</strong>r Kanton Bern zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>shauptstadt als<br />

politisches Zentrum <strong>de</strong>r Schweiz nach<br />

wie vor eine tragen<strong>de</strong> Rolle. Bei Wegfall<br />

<strong>de</strong>r Zweisprachigkeit wür<strong>de</strong> Bern<br />

Der Bund - 29 janvier 2013<br />

markant an Einfl uss verlieren, und die<br />

Brückenfunktion könnte nicht mehr<br />

wahrgenommen wer<strong>de</strong>n. Auch für Biel<br />

wäre es eine Schwächung. Zu<strong>de</strong>m<br />

könnten die zweisprachigen Strukturen<br />

inklusive Min<strong>de</strong>rheitenschutz mit <strong>de</strong>r<br />

Sitzgarantie <strong>de</strong>s Berner <strong>Jura</strong> im Regierungsrat<br />

und <strong>de</strong>r Deputation im Grossen<br />

Rat nicht aufrechterhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Überdies hätte bei einer Abtrennung<br />

<strong>de</strong>s Berner <strong>Jura</strong> <strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang<br />

zur Folge, dass Bern ein weiteres<br />

Nationalratsmandat verlieren wür<strong>de</strong>.<br />

Und schliesslich wären unternehmerische<br />

Aushängeschil<strong>de</strong>r wie die Firmen<br />

Longines und Camille Bloch plötzlich<br />

nicht mehr bernisch. Dies alles kann<br />

nicht sein!<br />

Nachteile verhin<strong>de</strong>rn<br />

Der Kanton Bern ist selber in <strong>de</strong>r Lage,<br />

über seine Zukunft zu entschei<strong>de</strong>n. Er<br />

benötigt dazu keine Absichtserklärung<br />

mit <strong>de</strong>m Kanton <strong>Jura</strong> und auch keine<br />

Belehrungen <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

interjurassischen Versammlung gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Grossen Rat. Der Min<strong>de</strong>rheitenschutz<br />

für <strong>de</strong>n Berner <strong>Jura</strong> besteht,<br />

und verschie<strong>de</strong>ne <strong>de</strong>mokratische<br />

Instrumente stehen je<strong>de</strong>rzeit zur<br />

Verfügung. Diese sind bis j<strong>et</strong>zt nicht<br />

benützt wor<strong>de</strong>n, also besteht kein<br />

Handlungsbedarf. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit,<br />

dass wir genau hinschauen und verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass mit <strong>de</strong>m Vollzug <strong>de</strong>r von bei<strong>de</strong>n<br />

Regierungen abgeschlossenen<br />

Absichtserklärung <strong>de</strong>m Kanton Bern<br />

Nachteile entstehen!<br />

Rudolf Jo<strong>de</strong>r ist Fürsprecher. Er sitzt<br />

seit 1999 für die SVP im Nationalrat.<br />

Zwischen 2006 und 2012 beklei<strong>de</strong>te er<br />

zu<strong>de</strong>m das Amt <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r<br />

SVP Kanton Bern.

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