Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

REVUE DE PRESSE-PRESS REVIEW-BERHEVOKA ÇAPÊ-RlVISTA STAMPA-DENTRO DE LA PRENSA-BASIN ÖZETi
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Umkämpfte Grenzregion zu Iran
Zerbrechlicher Waffenstillstand im Nordirak
Während eines Monats bekämpften sich die Kurden des Nordiraks erbittert. Anfang Juni
haben ihre Führer einen sofortigen WatTenstillstand vereinbart. Die bewatTneten Peshmerga
Wurden in ihre Kasernen zurückbeordert. Trotz diesem Abkommen bestehen aber wenig
Chancen auf Ruhe in der Region. Der ungeklärte Status der Kurden im Nordirak könnte
leicht zum nächsten grösseren WatTengang im Nahen Osten führen.
it. Erbil. Anfang Juni .
Das jüngste Friedensabkommen der irakischeQ
Kurden ist am S. Juni im Hotel Shiriin-Palace iri
Erbil von den zwei wichtigsten Kurdenflihrem
des Nordiraks besiegelt worden. Dieses bescheidene
Hotel im Zentrum der wichtigsten kurdi.
schen Stadt im Nordirak war schon Stunden vor
dem TretTen vonbewatTneten Männern umstellt,
was davon zeugte, dass die Kurden erneut am'
Rande des Bürgerkriegs standen. Am TretTpunkt
erschien als erster Jalal Talahani, der Vorsitzende
der sozialdemokfatischen Patriotischen Union
Kurdistans (PUK). Nach einem unkontrollierten'
Schuss in die Luft drohte das TretTen zwischen
Talabani und seinem Rivalen, dem Führer der
konservativen Demokratischen Partei Kurdistans
,(KDP), Masud Barzani, zu platzen. Wenig später
gaben sich die Kurdenflihrer im niedrigen Hotel.
saal, wenn auch widerstrebend, Bruderküsse und
, sprachen von Frieden.
Abzug der; Bewaffneten
Dieses Friedensabkömmen, das siebte seit Be.
ginn der Kämpfe Anfang Mai, ist in drei Phasen
unterteilt. In einem' ersten Schritt sollten die Gefechte
in allen Fronten im Nordirak sofort eingestellt
und die bewatTneten Kämpfer, die Peshmerga,
aus Erbil sowie aus dem belagerten Städtchen
Shaldawa zurUckgezogen werden. Die zweite
Stufe sieht vor, dass künftig in allen Friedensverhandhingen
die Führerder Islamischen Bewegung
lrakisch-Kurdistans einbezogen werden
müssen. Der dritte Teil des Abkommens betritTt
die Checkpoints' auf den Hauptverkehrsachsen,
deren Kontrolle von den neutralen Truppen des
Irakischen Nationalkongresses (INCl übernommen
werden sollen. Der INC, ein Sammelbecken
irakischer Oppositioneller, hat im Maizwischen
den verfeindeten kurdischen Gruppen vermittelt.
, Er wurde in dieser Aufgabe vom amerikanischen
Aussenministerium unterstützt. Dabei dürfte es
wohl dem Vorsitzenden des INC, einem cleveren
:Geschäftsmann namens Jelehi. zu verdanken sein,:
dass Erbil nicht zu einem blutigenKriegsschau~
'platz wurde. Am 8. Juni waren tatsächlich die
Truppen aus Erbil und Shaklawa zurUckgezogen
.und die Wege flir die Bevölkerung und den
:Warentransport wieder freigegeben 'worden. Von
Suleimaniye im SUden bis Dohuk im Norden
:wèbte bei den Checkpoints nur noeh die weisse
Fllhne mit den drei schwarzen, Kréisén. dés INC.
nam:tt kè1itt~vorerst irrt .gr()sstérf"TèinfësNôr(t~
irak,s, Ruhe. ein.
" Jede politische Veränderung im Kurdengebiet
löst bei den Nachbarländern zumindest Unbe.
hagen aus., Der «kurdische Teilstaat in der Föde.
ration Irak», so die offizielle Sprachregelung in '
'Erbil, bildet die gemeinsame Grenzregion von
Arabern, Türken und Iranern. Hier tragen sie tra. ,
,ditionell ihre Interessenkonflikte aus. Teheran be.
,trachtet das Uno-Mandat Provide Comfort. welches
seit 1991 den' Schutz der Kurden vor iraki-
~schen AngritTen garantieren soll, als eine Gefahr
rlir seine eigenen Interessen. OtTensichtlich aus
diesem Grund beschiessen seit über einem Jahr
iranische Truppen règelmässig das Gebiet entlang
der gemeinsamen Grenze und machen kein Hehl
daraus, dass sie die islamistisclien Kräfte unter
den Kurden logistisch unterstützen. Seit Beginn:
des jüngsten WatTengangs im Nordirak ging Tehe.:
ran auch politisch in die OtTensive. Der iranische
Aussenminister hat während des GipfeltretTens
der Blockfreien Anfang Juni erklärt, er werde im
Juli Bagdad besuchen. Zuvor wolle er aber in'
Damaskus mit seinem syrischen Amtskollegen die:
Frage des Nordiraks abklären.
; Auch die Türkei hat Angst vor den Entwicklun.
gen im Nordirak. Ankara ist seit zehn Jahren in
einen blutigen, kostspieligen und aussichtslosen
'Krieg gegen die Kurdische Arbeiterpartei (PKK)
.verstrickt und beflirchtet, dass sich jede Destabilisierung
im Nordirak lediglich zugunsten der Kurden
auswirken könnte. Ende Mai hat die türki.
sche Regierung Delegationen der zwei nordiraki.
schen Kurdenparteien in das südosttürkische
Grenzstädtchen Si/opi zitiert. Dort machte sieden
Kurden des Nordiraks klar, dasssieihre Konflikte
bisspätestens zum 10. Juni beizulegen hätten.
,Sonst werde die türkische Armee im Nordirak
einmarschieren. Danach hatein türkischer Mili.
tärhelikopter den Kurdenfûhrer Talabani in seine
Residenz in Erbil geflogen.
Grossgrundbesitzer gegen Kleinbauern
Von seinem vollzähligen Politbüro und den
wichtigsten Peshmerga-Kommandanten umge.
ben, wirkte Talabani im blauen Saal seiner Resi-
'denz besorgt. Den ganzen Monat Mai weilte,er in
Damaskus; laut seinen Angaben, weil seine Rück.
kehr auf dem Landweg mit grössten Sicherheits.
risiken verbunden war und weil weder die Alliier- '
ten noch die türkische Armee ihn früher nach
, Erbil fliegen wollten. Das Ausrnass des Krieges
habe ihn überrascht, sagte er traurig. Entgegen
seinen Gewohnheiten bemühte sich dieser wortgewandte
Kurdenflihrer nicht, die Probleme sei-
,nes Volkesleichtfertig unter den Teppich zu
wischen.'
Der Krieg hatte am 2. Mai im Grerizgebiet in'
der Gegend des Orts Kala Dize angeblicb wegen
eines Streits uni ein Grundstück begonnen. Hef.
tig~'.~onfWcte um. Landbesitz ,erschütternseit; drei
Jahren den ganzen Nordirak ,und sind meist auf
die R~formen Saddam Husseinszurückzuflihren.
Im Rahmen dersozialistischen Reformen und um
die Macht der kurdischen StatÏtmesflihrer zu breciiêii:
bâtie .Saddam 1975 deii'""Besiti ''der,'Gross~
grundbesitzer auf ein Viertel reduziert. Den Rest
verteilte er unter den' Kleinbauern des Nordiraks.
Nach der Bildung der kurdischen Regierung in
,Erbil 1991 erhoben immer mehr Grossgrundbesitzer
oder ihre Nachfolger Anspruch auf den
ehemaligen Besitz. Die Kleinbauern wehren siCh
dagegen, oft mit ihren WatTen. Der Konflikt um'
die ungeklärten Besitzverhältnisse trifft jährlich
mehrere hundert kurdische Familien. Dass in
Kala Dize der Grossgrundbesitzer ein höheres
KDP-Mitglied war und die Kleinbal,lern der PUK