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Bulletin de liaison et d'information - Institut kurde de Paris

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Es ist <strong>de</strong>r Punkt gekommen, wo jene, welche<br />

wirklich '<strong>et</strong>was für die Türkei tun wollen, hervorkommen<br />

müssen. Einer von <strong>de</strong>nen, die das<br />

begriffen haben, war Turgut Özal, aber er wu.r<strong>de</strong><br />

Opfer eines nicht .. geklärten' Verbrechens<br />

[Öcalan vertritt seit Ozals Tod die These, dass<br />

dieser wegen seiner angekündigten liberaleren<br />

Kurdistanpolitik umgebracht wur<strong>de</strong>, d. Rfid.].<br />

.Doch die Regierung s<strong>et</strong>zt auf das M01to:<br />

«Führen wir noch ein Jahr Krieg, und die SaÇhe<br />

ist erledigt!» Aber auch wir haben VorbereitÛ:{i.gen<br />

g<strong>et</strong>roffen und können diesen Krieg ein J~hr<br />

weiterführen. Wir haben im Moment rund<br />

.20000 bewaffn<strong>et</strong>e Kräfte, dieses Kontin~ént<br />

.könnten wir sofort und ohne Probleme iauf.<br />

30 000 erhöhen.<br />

Es gibt noch sehr viele in <strong>de</strong>r Türke~ die sagen,<br />

es gebe keine Lösung ohne die Vernichtung <strong>de</strong>r<br />

PKK.<br />

Denen muss klargemacht wer<strong>de</strong>n, dass eine sol~<br />

che Haltung <strong>de</strong>n Zusammenbruch <strong>de</strong>r Türkei<br />

be<strong>de</strong>ut<strong>et</strong>. Einer, <strong>de</strong>r die Türkei <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rgang<br />

näherbringen will, ist Alparslan Türkes [Führer<br />

<strong>de</strong>r faschistischen Partei MHP, d. Red.] mit seiner<br />

Parole: «Vernichten wir die PKK!» Aber<br />

auch wir verstehen eine Sprache zu sprechen, die<br />

Türkes begreift. Falls sie die Eskalation vorantreiben,<br />

wer<strong>de</strong>n wir das auchtun. Diejenigen dêT<br />

türkischen Bevölkerung, die ihre Verbindungêl1<br />

zu diesem faschistischen Führer nicht abbréchen,<br />

wer<strong>de</strong>n dann zum Angriffsziel. Für U'llS<br />

gehören sie nicht zum türkischen Volk; sie sind,<br />

Faschisten. Nichtfaschistischen Türken. wer<strong>de</strong>n~<br />

wir kein Haar krümmen. Eine solche Eskalati~n<br />

wünschen wir uns nicht.<br />

Die Internationale Konferenz inBTÜsselrieJSie<br />

dozu auf, die Genfer Konventionen einzuHalten.<br />

Wir beharren schon lange auf <strong>de</strong>r Einhaltlitlg<br />

<strong>de</strong>r Genfer Konventionen. Aber die Türkei ei-.<br />

klärt immer sie sei <strong>de</strong>r falsche Adressat. Diç<br />

Türkei akze'ptiert und behan<strong>de</strong>lt uns nicht als:<br />

kriegführen<strong>de</strong> Partei. Es gibt einen Krieg, sie ge~.<br />

bell das zu. Aber von offizieller Stelle wird dà~'<br />

permanent abgestritten. Unsere Seite wird alle<br />

Kriegsregeln Buchstabe für Buchstabe einhal~<br />

ten. Aber die Gegenseite unterhält eine Konterguerilla.<br />

Mor<strong>de</strong>, die unaufge<strong>de</strong>ckt bleiben, sind'<br />

an <strong>de</strong>r Tagesordnung. In welchem Artikel steht,<br />

dass solche Praktiken erlaubt sind? Das ist ein,<br />

schmutziger Krieg., Die Gegensei.te hält sich<br />

nicht an die Genfer Konventionen ..<br />

Erwarten Sie, dass Ihr Waffenstillstandsvorschlag<br />

positivbeantwort<strong>et</strong> wird? Immerhin bewert<strong>et</strong><br />

<strong>de</strong>r Generalstab die j<strong>et</strong>zigen Monate aus<br />

militärischer Sicht als vorteilhaft für die Armee.<br />

Wir sitzen nicht billigen Illusionen auf. Aber es<br />

war wichtig, zu Frühlingsbeginn <strong>de</strong>r Gegenseite<br />

<strong>de</strong>n Gesprächspartner in dieser Frage in Erinnerung<br />

zu rufen. Wir wollen Frie<strong>de</strong>n und eine <strong>de</strong>mokratische<br />

Lösung, ein En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Blutvergiessens.<br />

Ob <strong>de</strong>r Generalstab das ernst nimmt?Für<br />

wen diese Monate einen Vorteil bringen, sollte.<br />

gut Überlegt wer<strong>de</strong>n. Wollten sie die Angelegen-.<br />

heit - wie sie es auszudrücken pflegen - nicht.<br />

schon imWinter erledigt haben? Unsere Kräfte'<br />

waren noçh nie so überzeugt und hartnäckig wie<br />

32<br />

Die Brüsseler Konferenz<br />

Mitte März fand in Brüssel eine Internationale<br />

KOnferenz zu Nordwestkurdistan (Südosttürkei)<br />

statt. Schon im Vorfeld dieser Konferenz,<br />

die von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hilfsorganisation<br />

medico international und <strong>de</strong>m Londoner Kurdistan<br />

Human Rights Project organisiert wor<strong>de</strong>n<br />

war, hatte die PKK ihr Angebot. eines<br />

bilateralen Waffenstillstan<strong>de</strong>s erneuert und erklärt,<br />

alle Beschlüsse <strong>de</strong>r Konferenz zu akzeptieren.<br />

In ihrer Schlussresolution for<strong>de</strong>rten<br />

die VersammlungsteilnehmerInnen (WissenschaftlerInnen,<br />

ProfessorInnen, Politikerinnen<br />

aus Län<strong>de</strong>rn wie <strong>de</strong>n USA, Frankreich,<br />

B.ritannien, <strong>de</strong>r BRD, darunter auch Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Orientinstituts, das als<br />

scharfer Kritiker <strong>de</strong>r PKK bekannt ist) vom<br />

Westen unter an<strong>de</strong>rem einen sofortigen Stopp<br />

<strong>de</strong>r Waffenlieferungen, eine Ejnstellung je<strong>de</strong>r<br />

Hilfe an die Türkei und eine Aufh~bung aller<br />

heute. Wir wei<strong>de</strong>n Verluste erlei<strong>de</strong>n, aber die<br />

Armee wird, obwohl das Töten wirklich nicht'<br />

das ist, was wir uns wünschen, min<strong>de</strong>stens 10000<br />

Soldaten verlieren.<br />

Das wärefiir die Türkei ein harter Schlag. '<br />

Bestimmt. Ich <strong>de</strong>nke, die j<strong>et</strong>zige Regierung wird<br />

abdanken müssen. Diejenigen, welche die Regierung<br />

auf diese Linie gebracht haben" wer<strong>de</strong>n<br />

sich verantworten müssen. Trifft dieser Fall ein,<br />

wird eine <strong>de</strong>mokratische Lösung vielleicht möglich<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Kann es nicht auch ganz an<strong>de</strong>rs kommen, zum<br />

Beispiel wie in Bosnien, mil <strong>de</strong>r Türkei in <strong>de</strong>r<br />

Iiplle von Serbien?<br />

Das ist sowies,oséhon <strong>de</strong>r Fall. Die Türkei !!eht<br />

noch vi<strong>et</strong>' rücksichtslosèr VOTaIS' die"'Se~bènin<br />

Bosnien.<br />

Verbote und Restriktionen gegen kurdische<br />

Orgapisationen in Frankreich und Deutschland.<br />

Die internationale Gemeinschaft habe<br />

eine rechtliche Verantwortung, die Anerkennung<br />

<strong>de</strong>r Menschenrechte zu sichern, heisst es<br />

in <strong>de</strong>r Resolution; ausser<strong>de</strong>m müssten alle<br />

Staaten sicherstellen, dass die Genfer Konventionen<br />

respektiert wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Türkei verlangten<br />

die Teilnehmerinnen unter an<strong>de</strong>rem<br />

eine verbindliche Anerkennung <strong>de</strong>r KurdInnen<br />

als eigenes Volk, eine <strong>de</strong>mokratische Erneuerung,<br />

Aufhebung <strong>de</strong>r Anti-Terrorges<strong>et</strong>ze,<br />

Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>r Meinungs- und Pressefreiheit<br />

und eine «positive Antwort auf das<br />

Angebot einesbilateralen Waffenstillstan<strong>de</strong>s».<br />

. Die türkische Regierung hat sich zu <strong>de</strong>m<br />

Waffenstillstandsangebot bisher nicht geäussert.<br />

Sie will <strong>de</strong>rzeit von einer politischen Lösung<br />

nichts wissen.<br />

Wie sehen Sie angesichts dieser Tatsache dos<br />

Zusammenleben mit <strong>de</strong>n nicJilkurdischen Völkern?<br />

Wir wollen je<strong>de</strong> einzelne kulturelle Gruppe wie<br />

unterschiedliche Blumen b<strong>et</strong>rachten. Das geht<br />

bis zu politischer Autonomie; alle sollen ihre<br />

eigen'e I<strong>de</strong>ntität, ihre Kultur so ausdrücken können,<br />

wie sie es wünschen. Ich stelle mir das in<br />

Form eines fö<strong>de</strong>rativen o<strong>de</strong>r konfö<strong>de</strong>rativen<br />

Systems vor; dazu braucht es eine umfassen<strong>de</strong><br />

Demokratisierung und Dezentralisierung. Der<br />

Zentralismus soll nur so umf(iSsendsein, wie di~<br />

verschie<strong>de</strong>nen Volksgruppen 'es wünschen. Auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall sind wir gegen einen Zentralismus,<br />

<strong>de</strong>r nur ein paar Paschas und Bürokniten Vorteile<br />

verspricht; diese und die politischen Eliten,<br />

die immer von nationaler Einheit re<strong>de</strong>n, vertr<strong>et</strong>en<br />

das türkische Volk nicht. Momentan sind<br />

auch die Soldaten in lJnruhe geraten. Warum?<br />

Sie stehen unter starkem Druck <strong>de</strong>r Paschas.<br />

Wird es auch bei uns MÎlosevics gêben~ Wenn diese <strong>de</strong>n Krieg ve~lieren, dann verlieren<br />

Die gibt esschonlange, nur viel schlimmer. Der. diese Kreise alles. Sie fühnin <strong>de</strong>n Krieg, nicht<br />

Generalstab hegt Vernichtungspläne: die kom- das türkische Volk.<br />

pI<strong>et</strong>te Zerstörung <strong>de</strong>r Dörfer. Es wur<strong>de</strong>n schon<br />

über eintausend Dörfer zerstört, ein paar tausend<br />

sind noch übriggeblieben. Auch diese wer<strong>de</strong>n<br />

sie zerstören. Das ist auch <strong>de</strong>r Grund, weshalb<br />

es mittlerweile so viele Grossstädte gibt,<br />

allen voran' Diyarbakir. In <strong>de</strong>r' Zeitschrift<br />

«lime» erschien kürzlich ein Artikel. Ein Ame.<br />

rikaner schreibt darin, dass ihn Diyarbakir an<br />

das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r USA in Saigon erinnert habe.<br />

Diyarbakir kann je<strong>de</strong>rzeit explodieren. Die Dörfer<br />

wurd{~nentvölkert; an ihre Stelle sindStädte<br />

mit Dorfcharakter g<strong>et</strong>r<strong>et</strong>en. Sie haben mit dieser<br />

,Politik auch Istanb).l1zum überlaufen gebracht.<br />

[Istanbul hat mittlerweile über zehn Millionen<br />

EinwohnerInnen, es wer<strong>de</strong>n jährlich <strong>et</strong>wa<br />

Sie reck'; wie ein türkischer Revoluilo1u;r .;.<br />

Wir verstehen uns nichtnur als kurdische Revo-<br />

,lutionäre. Unsere Aufgabe ist auch die Revolution<br />

in <strong>de</strong>r Türkei. Das erscheint paradox, aber<br />

so wie früher gesagt wur<strong>de</strong>, dass eine türkische<br />

Partei gleichzeitig eine kurdische sei, so kann<br />

heute gesagt wer<strong>de</strong>n, dass eine kurdische Partei<br />

auch eine Partei <strong>de</strong>r Türkei ist. In unseren Reihen<br />

gibt es eine ganze Anzahl türkischer Kämpfer<br />

und Kämpferinnen. Wir leben tagtäglich zusammen<br />

und sind eng miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n.<br />

Bei uns gibt es keine Türkenfeindlichkeit, keine<br />

Geringschätzung.<br />

500 000 mehr, d. Red.] und «verdörflicht». Wenn " Nochmals, wie sieht eine'Lösung aus?<br />

das so weitergeht, wird diese Stadt untergehen. Es braucht ein gewaltfreies, <strong>de</strong>mokratisches<br />

Sind das <strong>et</strong>wa Lösungswege? 'Umfeld mit Meinungsfreiheit und <strong>de</strong>r Möglich-<br />

.

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