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Télécharger le livret - Outhere

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Takten ist er einer der längsten Finalsätze der<br />

Klavier-Literatur überhaupt, eine Tarantella, die<br />

den Ritt durch eine unendliche Winternacht<br />

symbolisieren könnte. Formal neu ist die<br />

Gestaltung in Themen-blökken, die ihrerseits<br />

aus »Treib-E<strong>le</strong>menten« aufgebaut sind, und<br />

vor al<strong>le</strong>m die Tonartenfolge: Der 2.Block steht<br />

nicht, wie zu erwarten, in einer verwandten<br />

Dur-Tonart, sondern im tonal weit entfernten<br />

cis-Moll und erreicht erst nach einer langen<br />

Entwikklung ein durch Moll-Sexten getrübtes<br />

Es-Dur. Eine kühne Modulation innehalb dieser<br />

Entwicklung a-Moll – c-Moll – es-Moll enthält<br />

eine der ganz wenigen direkten Anspielungen<br />

in dieser Sonate auf die Winterreise: Die<br />

g<strong>le</strong>iche Modulation findet sich im Lied Der<br />

Wegweiser: »Einen Weiser seh ich stehen<br />

unverrückt vor meinem Blick, eine Straße muß ich<br />

gehen, die noch keiner ging zurück«. im Zentrum<br />

dieses Final-Satzes steht dann traumhaft zart,<br />

ein H-Dur-Teil: Al<strong>le</strong>in diese Fremde Tonart, in<br />

keiner Weise mit der Grundtonart c-Moll verwandt,<br />

weist auf das irrea<strong>le</strong> der Situation hin:<br />

Frühlingstraum inmitten eisiger Winternacht.<br />

in einer gigantischen Steigerung – mit einem<br />

der längsten crescendi der Klavierliteratur – wird<br />

das Frühlingsmotiv abgebaut, g<strong>le</strong>ichsam zerstört<br />

durch die immer stärker werdende Tarantella-<br />

Figur des 1.Thema – Nach einem Höhepunkt<br />

mit nachfolgendem diminuendo kehren die<br />

»Anfangsblöcke« in anderer Modulation zurück.<br />

Ähnlich wie im Fina<strong>le</strong> von Mozarts C-Moll<br />

Sonate K 457 beschließt eine <strong>le</strong>tzte energische<br />

Trotzgeste das gigantische Werk.<br />

160<br />

∆<br />

Sonate Nr. 19, A-Dur, D 959<br />

Die A-Dur-Sonate ist die zweite der drei<br />

<strong>le</strong>tzten Sonaten, die Schubert nach vorangegangenen<br />

Skizzen im September 1828 vol<strong>le</strong>ndete.<br />

Wenn man bedenkt, daß Beethoven zur<br />

Komposition seiner Hammerklaviersonate<br />

opus 106 über ein Jahr benötigte, so kann<br />

man bei Schubert hier mit Recht von einer<br />

Explosion an Schaffenskraft sprechen. Diese<br />

drei Sonaten sind zweifellos der Höhepunkt in<br />

Schuberts Sonatenschaffen und können als sein<br />

künst<strong>le</strong>risches Testament angesehen werden. Nur<br />

sieben Wochen später starb Schubert, in seiner<br />

Größe von seinen Zeitgenossen völlig verkannt.<br />

Die A-Dur-Sonate hat niemals soviel interesse<br />

hervorgerufen wie ihre »sanftere« Schwester, die<br />

<strong>le</strong>tzte B-Dur-Sonate. Sie ist ihr jedoch in keiner<br />

Weise unter<strong>le</strong>gen, sondern ist ein Werk von<br />

hoher Vornehmheit, das die höchsten Gipfel an<br />

Ausdrucksgehalt erreicht.<br />

»Erhaben« ist das Wort, das mir in den Sinn<br />

kommt, wenn ich an das majestätische ehrfurchterwekkende<br />

Hauptthema der A-Dur-<br />

Sonate, D 959, denke, dessen Schlußwendung<br />

im 6.Takt dem Bereich der Kirchenmusik enstammt<br />

und religiöse Assoziationen hervorruft:<br />

»ein <strong>le</strong>iser katholischer Weihrauchduft über der<br />

österreichischen Landschaft« (Schumann). Worte<br />

reichen nicht aus, um die kristal<strong>le</strong>ne Schönheit<br />

und Klarheit des Sei tenthemas zu beschreiben<br />

oder die »Wanderungen in ferne Länder« der<br />

Durchführung. Aber noch ein beglückender

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