Télécharger le livret - Outhere
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a mit einer köstlichen Erweiterung am Schluß: Der<br />
»Sänger« findet nicht die erwartete Schlußnote<br />
a1-g1-e1-/d1, sondern seine Stimme »überschlägt«<br />
sich zum hohen d2 und beim nächsten Versuch<br />
sogar zum fis2, bis endlich die Kadenz »gelingt«.<br />
Mit köstlichem Humor hat Mah<strong>le</strong>r im »Lied des<br />
Betrunkenen im Frühling« (aus dem Lied Von<br />
Der Erde) dieses »Gicksen« der Stimme bei<br />
den Worten »Was geht mich denn der Frühling<br />
an, laßt mich betrunken sein« auskomponiert.<br />
Der Alternativteil in h-Moll gibt sich energisch<br />
protestierend und mündet in eine ergreifende e<strong>le</strong>gische<br />
Wendung. (Ursprünglich hatte Schubert<br />
ein weicheres Gegenthema konzipiert, das wohl<br />
der Stimmung des 1.Satzes zu nahe gekommen<br />
wäre: Er strich mehrere Seiten kräftig durch, auch<br />
das später beibehaltene Anfangsthema, und notierte<br />
al<strong>le</strong>s von vorne). im Ganzen herrscht aber<br />
heitere Stimmung vor, erst der Schluß ist wie ein<br />
Abschiednehmen und spricht zum Herzen.<br />
Das Menuett steht in h-Moll, mit einem<br />
zauberhaften hauchzart schwebenden Trio in<br />
H-Dur. Es gehörte im 19.Jahrhundert zu den<br />
populärsten Klavierstücken Schuberts und wurde<br />
als Einzelstück oft gedruckt und gespielt.<br />
Trotz der Moll-Tonart ist es ein fröhliches Stück.<br />
(Schubert hat das Anfangsmotiv im Seitenthema<br />
des Es-Dur-Klaviertrios opus 100 wiederverwendet,<br />
wo es aber durch die melodisch andere<br />
Fortsetzung einen klagenden Charakter<br />
annimmt). Brahms muß diesen Satz sehr geschätzt<br />
haben: Er zitiert die Anfangsnoten des<br />
Trios in seiner Sonate opus 2, zu Beginn des<br />
H-Dur-Klaviertrios opus 8 und in der g<strong>le</strong>i-<br />
155 English Français Deutsch Italiano<br />
chen Klanglage im Mittelteil seiner H-Moll<br />
RHAPSODiE opus 79/1. Schubert selbst hat die<br />
Umkehrung dieses Motivs als Scherzothema im<br />
B-Dur Klaviertrio opus 99 verwendet in<br />
beiden Fäl<strong>le</strong>n bedarf es eines zweimaligen, sicher<br />
zögernd zu spie<strong>le</strong>nden Anlaufs, bevor beim 3.Mal<br />
»das Werkel« läuft. Doch Worte können diesem<br />
subli-men Stück nicht gerecht werden. Erwähnt<br />
werden darf aber, daß gerade in diesem Trioteil<br />
die Klang-qualität des Graf-Flügels von ca.1828<br />
besonders gut zur Geltung kommt.<br />
Das Fina<strong>le</strong>, ein weitausgesponnenes Rondo<br />
in G-Dur, hat ähnlich wie der 1. Satz, einen<br />
Anfangsakkord mit der Quinte G-d im Baß, aber<br />
welch ein Unterschied! Hier herrscht keine mystische<br />
Naturstimmung vor, sondern vielmehr<br />
wird der Charakter von Volksmusik mit Dreh<strong>le</strong>ier<br />
oder Dudelsack suggeriert. Das Rondothema ist<br />
aber al<strong>le</strong>s andere als »volkstümlich primitiv«:<br />
Unregelmäßige Phrasen von 5 oder 3 Takten stören<br />
ständig die Perioden, die eigentlich 4-taktig<br />
sein sollten. Geradezu aufregend ist die Wendung<br />
am Schluß der ersten Notenseite, wo die in<br />
Viertaktgruppen operierende rechte Hand des<br />
Spie<strong>le</strong>rs von der Dreiund 5-Taktigkeit der linken<br />
Hand verwirrt wird (Strawinsky hätte das nicht<br />
besser machen können).<br />
Die erste Episode ist idealisierte Dorfmusik<br />
in C-Dur: »Der Klarinettenmuckel spielt<br />
auf«. Aber auch hier sorgt Schubert mit erstaunlichen<br />
harmonischen Wendungen dafür,<br />
daß die Popularisierung nicht zu weit<br />
geht. (Der Symphoniker Haydn war darin<br />
wohl sein Lehrmeister). Die erste Wiederkehr