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Télécharger le livret - Outhere

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einem See oder zu einem Gasthof, wo man essen<br />

und tanzen kann. Köstliche Schreibweise<br />

Schuberts, die Gitarren suggeriert, die man<br />

auch während der Wanderung zur Beg<strong>le</strong>itung<br />

des Gesanges spielt. Die fünfteilige Rondoform<br />

a - b - a - c - a entspricht der des 2.Satzes. Die<br />

poetische zweite Episode könnte den Eindruck<br />

einer Bootsfahrt auf einem See suggerieren,<br />

die al<strong>le</strong>rdings durch gewitterhafte, stürmische<br />

E<strong>le</strong>mente, die aber nicht nur aus der Natur,<br />

sondern auch aus dem inneren der See<strong>le</strong> kommen,<br />

unterbrochen bzw. gestört wird. Bei der<br />

<strong>le</strong>tzten Wiederkehr des Sommerthemas wird<br />

die Marschbeg<strong>le</strong>itung zu einem »Twist« umfunktioniert<br />

und erweckt den Eindruck einer<br />

Besch<strong>le</strong>unigung des Tempos. Von unnachahmlicher<br />

Schönheit ist der Schluß der Sonate: der<br />

ewige Pilger scheint sich in der Ferne zu verlieren;<br />

ein <strong>le</strong>tzter Gruß – der Rest ist Schweigen.<br />

∆<br />

Sonate Nr. 17, G-Dur, opus 78, D 894<br />

(1826)<br />

Eine weich schwingende, fast in sich ruhende<br />

Phrase von unsagbarer Schönheit, beantwortet<br />

von einer ähnlichen Phrase in höherer Lage,<br />

die zur ersten Phrase zurückführt, die aber jetzt<br />

weiter ausschwingt, sich öffnet, ausweitet. Das<br />

Ganze ist von einer Weiträumigkeit, wie sie<br />

selbst bei Schubert bisher nicht anzutreffen war.<br />

Dieser Anfang erweckt in mir das Bild eines still<br />

ruhenden Sees in der ersten Morgendämmerung<br />

– es muß im Frühling sein, denn bald geht die<br />

Sonne auf und al<strong>le</strong>s erwacht zu blühendem Leben.<br />

153 English Français Deutsch Italiano<br />

Aus dem f-Höhepunkt des ersten Themas wächst<br />

organisch das zweite tanzartige Thema hervor, das<br />

in einer figurierten Variation sofort wiederholt<br />

wird, dann ein dritter, ein vierter Gedanke, bis ein<br />

aus dem Anfangsthema entwikkelter Epilog die<br />

Exposition abschließt.<br />

Eine wichtige Einzelheit blieb aber bisher noch<br />

unerwähnt: Nach dem G-Dur-Abschluß der ersten<br />

Motivkette erscheint im zartesten »pianissimo «<br />

ein neues geheimnisvol<strong>le</strong>s rhythmisches Motiv,<br />

zuerst in h-Moll, danach in H-Dur, das eine unsäglich<br />

tiefe Sehnsucht auszudrücken scheint.<br />

Tonartenbeziehungen haben bei Schubert eine<br />

besondere Bedeutung und so mag es mehr<br />

als ein bloßer Zufall sein, daß h-Moll – H-Dur<br />

als Gegensatz im Lied Su<strong>le</strong>ika i, D 720, 1821,<br />

an der ergreifendsten Stel<strong>le</strong> auftaucht: »Ach, die<br />

wahre Herzenskunde, Liebeshauch, erfrischtes Leben,<br />

wird mir nur aus seinem Munde, kann mir nur sein<br />

Atem geben«. Die von Schubert vertonten zwei<br />

Su<strong>le</strong>ika-Lieder aus dem West- Östlichen<br />

Divan galten zu Schuberts Zeiten als Goethe-<br />

Lieder; erst Jahrzehnte später erfuhr die Welt,<br />

daß sie von Marianne von Wil<strong>le</strong>mer stammen, die<br />

natürlich mit der Veröffentlichung unter Goethes<br />

Namen einverstanden gewesen war und sich geehrt<br />

fühlte. Diese ergreifende Wendung kommt in<br />

der Sonate nur ein einziges Mal vor, nämlich etwa<br />

eine knappe Minute nach dem Beginn – für mich<br />

Grund genug, die Exposition, so wie Schubert es<br />

ja vorschrieb, tatsächlich zu wiederho<strong>le</strong>n.<br />

Verblüffend sind die Ähnlichkeiten dieses<br />

Satzes mit dem ebenfalls kontemplativen 1. Satz<br />

von Beethovens Klavierkonzert Nr. 4. G<strong>le</strong>ich

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