Télécharger le livret - Outhere
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wir später in dieser Sonate wiederholt begegnen<br />
werden. Eine charakteristische Eigenschaft<br />
Schuberts, der wir vor al<strong>le</strong>m in 1.Satz begegnen<br />
und die man bei Schuberts Vorgängern kaum<br />
je finden wird, ist die Freude am Klang einer<br />
Harmonie, die dazu führt, daß die Musik auf<br />
einem Dreiklang g<strong>le</strong>ichsam zum Stillstand<br />
kommt und sich erst nach einer ekstatischen<br />
Wiederholung dieser Harmonie weiterbewegt.<br />
Mit anderen Worten: Die Harmonie, der Klang<br />
selbst, wird zu einem Strukture<strong>le</strong>ment der Musik,<br />
fast unabhändig von Melodie und Rhythmus. Ein<br />
Bogen spannt sich von hier zur Musik späterer<br />
Komponisten wie Bruckner, aber auch Debussy<br />
und Komponisten unserer Zeit.<br />
Der 2.Satz, Andante con moto, basiert auf einem<br />
weitgespannten, innigen Thema, das in Rondo-<br />
Form mit einem expansiven, freudigen, der<br />
Folklore nahen synkopischen Thema, kontrastiert.<br />
Es gehört zu den schönsten Eingebungen<br />
Schuberts, wenn dieses zweite Thema nach größter<br />
Steigerung in zartestem pianissimo ertönt,<br />
wie ein Echo, wie der Übergang von g<strong>le</strong>ißendem<br />
Sonnenlicht in den Schatten des Waldes. Bei der<br />
<strong>le</strong>tzten Wiederkehr des Hauptthemas wird der<br />
Rhythmus des zweiten Gedankens, der dem eines<br />
Tangos nicht unähnlich ist, mit diesem kombiniert<br />
und führt zu einem e<strong>le</strong>gischen, melancholischen<br />
Ausklang in tiefster Lage.<br />
Mit einem Schlag führt das Scherzo wieder<br />
in die freudige Stimmung des Anfang zurück. Es<br />
hat in vie<strong>le</strong>m den Charakter eines Volkstanzes,<br />
besonders in seinem zweiten Thema, das wie ein<br />
Zitat eines österreichischen Länd<strong>le</strong>rs wirkt. Man<br />
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wird aber vergeblich nach dem »Original« suchen.<br />
Schubert hatte die begnadete Fähigkeit, selbst<br />
Melodien zu erfinden, die so volkstümlich sind,<br />
daß später einige von ihnen tatsächlich Volksgut<br />
und später Weltgut wurden – man denke etwa an<br />
das Lied Die Forel<strong>le</strong>. Der Grundrhythmus dieses<br />
Scherzos ist aber nicht österreichisch, sondern<br />
böhmisch, und entspricht genau dem Typus des<br />
»Furiant«, einem walzerähnlichen Tanz, der später<br />
in den Werken Smetanas und Dvorˇák häufig<br />
vorkommt, etwa im 3.Satz der Symphonie Aus<br />
Der Neuen Welt. in stärkstem Kontrast zu diesen<br />
Tanze<strong>le</strong>menten steht das Trio des Scherzos,<br />
das offensichtlich rhythmisch sehr frei vorgetragen<br />
werden muß und dessen Gesangslinie mit<br />
den wiederholten Noten den intimen Charakter<br />
eines Gebetes oder einer Litanei in einer österreichischen<br />
Kirche wachruft. Schon im zweiten Satz<br />
hat es Momente einer ähnlichen Andacht gegebe.<br />
Schubert, der sich nur selten über seine intimen<br />
religiösen Gefüh<strong>le</strong> aussprach, deutete in einem<br />
Brief an seinen Vater und an seine Stiefmutter<br />
von 25. (28.?) Juli 1825 diese Stimmung an: »…<br />
Auch wunderte man sich sehr über meine Frömmigkeit,<br />
die ich in einer Hyme an die heil. Jungfrau ausgedrückt<br />
habe, und, wie es scheint, al<strong>le</strong> Gemüther ergreift und<br />
zur Andacht stimmt. Ich glaube, das kommt daher, weil<br />
ich mich zur Andacht nie forcire, und, außer wenn ich<br />
von ihr unwillkürlich übermannt werde, nie derg<strong>le</strong>ichen<br />
Hymnen oder Gebete componire, dann aber ist<br />
sie auch gewöhnlich die rechte und wahre Andacht…«.<br />
Der <strong>le</strong>tzte Satz schließlich ist eine fröhliche<br />
Wanderung auf einem sonnenbestrahlten Weg,<br />
der zum Gipfel eines Berges führt oder auch zu