Télécharger le livret - Outhere
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»klassische« Strukturen, die er aber mit einem<br />
so außergewöhnlich intensiven, neuen inhalt zu<br />
erfül<strong>le</strong>n wußte, daß man sicherlich nicht von einem<br />
Rückschritt sprechen kann.<br />
Für den erst 28-jährigen Komponisten war offensichtlich<br />
die Zeit noch nicht reif, g<strong>le</strong>ichzeitig<br />
inhalt und Form der Sonate zu erneuern, zumindest<br />
noch nicht in »Serienproduktion«. Erst die<br />
»Mah<strong>le</strong>rische«, wirklich wegen Schuberts frühem<br />
Tod unvol<strong>le</strong>ndete D-Dur-Symphonie aus dem Jahr<br />
1828 greift wieder ähnliche Formideen wie die der<br />
Sonaten von 1825 auf.<br />
Diese Sonate, vor al<strong>le</strong>m deren 1.Satz, sprengt<br />
al<strong>le</strong> Maße des auf dem Klavier noch Möglichen<br />
– nicht nur des Schubert-Klaviers. Sie scheint<br />
geradezu nach dem Orchester (oder wenigstens<br />
nach einer 4-händigen oder 2-klavierigen Version)<br />
zu »schreien« und ist doch so eminent pianistisch,<br />
daß sie besser unbearbeitet b<strong>le</strong>iben sollte.<br />
in dieser völlig unkonventionel<strong>le</strong>n, schon in der<br />
a-Moll-Sonate von 1823 vorgebildeten Art,<br />
für das Klavier zu schreiben, hat Schubert erst in<br />
Mussorgsky einen geistesverwandten Nachfolger<br />
gefunden. Sicherlich auch schon bei Franz Liszt,<br />
der aber einfach ein zu guter Pianist war, um<br />
seinem instrument Unmögliches zuzumuten.<br />
Erstaunlicherweise erwecken gerade Werke dieser<br />
Art die Phantasie von Spie<strong>le</strong>r und Hörer in höchstem<br />
Maße. Selbst Ravels genia<strong>le</strong> Orchestrierung<br />
der Bilder Einer Ausstellung, die scheinbar<br />
al<strong>le</strong>s realisiert, was im Klaviersatz nur angedeutet<br />
werden kann, vermag die Wirkung des<br />
Originals nicht zu erreichen. Das liegt wohl daran,<br />
daß die Fähigkeit des Klaviers, Klänge und<br />
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Situationen in der Phantasie des Spie<strong>le</strong>rs oder<br />
des Hörers heraufzubeschwören, eben auf seiner<br />
scheinbaren Unvollkommenheit beruht: Das erträumte<br />
Paradies kann durch keine noch so schöne,<br />
greifbare Wirklichkeit ersetzt werden.<br />
Ebenfalls »orchestral« in den mächtigen<br />
Steigerungen, aber im Klaviersatz »realistischer«,<br />
klaviergemäßer, ist die wohl kurz danach komponierte<br />
a-Moll-Sonate D 845. Ein möglicher<br />
Grund, die schon so weit gediehene C-Dur-<br />
Sonate D 840 nicht zu Ende zu führen, könnte<br />
der sein, daß Schubert die a-Moll-Sonate,<br />
die manche Gemeinsamkeiten mit der C-Dur-<br />
Sonate aufweist, einfach für besser gelungen<br />
hielt; sie geht zwar auch bis an die Grenzen des<br />
auf dem Klavier Möglichen, überschreitet diese<br />
aber nicht. Auch könnte sich Schubert daran gestoßen<br />
haben, daß die Hauptthemen dieser beiden<br />
Sonaten rhythmisch und satztechnisch miteinander<br />
verwandt sind und in beiden Sonaten<br />
die Durchführung beherrschen, die dann nahtlos<br />
in die Reprise einmündet. Mozart hatte aber nicht<br />
die geringste Hemmung, vier hintereinander liegende<br />
Klavierkonzerte, KV 451, 453, 456, 459 mit<br />
dem g<strong>le</strong>ichen Motiv zu beginnen.<br />
Doch wie verschieden ist aber der<br />
Stimmungsgehalt der Themen dieser beiden<br />
Sonaten! Hier (in D 840) eine geheimnisvoll<br />
heitere Morgenstimmung, dort (in D 845) die<br />
düstere Vorahnung einer Tragödie. Nein, gewisse<br />
äußere Ähnlichkeiten der beiden Sonaten und die<br />
pianistisch »dankbarere« Setzweise der a-Moll-<br />
Sonate dürften wohl kaum der Grund dafür gewesen<br />
sein, daß die C-Dur-Sonate ein Torso