Télécharger le livret - Outhere
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nischer Be<strong>le</strong>uchtung durchführt. Am Schluß des<br />
ersten Satzes wird das schöne Anfangsthema noch<br />
ein <strong>le</strong>tztes Mal, wie zum Abschied, in tiefer Lage<br />
zitiert und schließt mit einem »Mozartischen«<br />
Seufzer h-a.<br />
Genial ist der Einfall, den 2.Satz mit dem g<strong>le</strong>ichen<br />
Seufzermotiv h-a zu beginnen, eine Oktav<br />
höher als die Schlußnoten des 1.Satzes. Nicht<br />
genug damit: Auch der 3.Satz beginnt mit den<br />
g<strong>le</strong>ichen Noten h-a, aber wiederum eine Oktave<br />
höher als der 2.Satz (und da behaupteten selbst<br />
renommierte Musikwissenschaft<strong>le</strong>r noch vor gar<br />
nicht langer Zeit, Schubert hätte nur intuitiv komponiert<br />
und hätte keine richtige Sonate schreiben<br />
können!). Dieses innige, poetische Andante<br />
ist von einer solch ergreifenden schlichten<br />
Schönheit, daß jede Analyse überflüssig erscheint.<br />
Auch hier knüpft Schubert völlig eigenständig<br />
an beste Mozartische Vorbilder an: Der g<strong>le</strong>iche<br />
Grundrhythmus, der bei falscher Betonung als<br />
Sechsachteltakt gehört werden könnte, findet sich<br />
schon im Andante von Mozarts C-Dur Sonate<br />
KV 330, ebenfalls ein Juwel der Klavier-Literatur.<br />
Echter tanzartiger, »Mozartischer« Sechssachteltakt<br />
beherrscht dann den 3.Satz, nur daß Schubert<br />
den üblichen Siciliano- oder Giguen- Rhythmus<br />
auf eine so eigenartige Weise abändert, wie sie<br />
vorher meines Wissens noch nie vorkam. Das<br />
zweite Thema »korrigiert« diesen »falschen«<br />
Giguen-Rhythmus und macht daraus – einen<br />
Wiener Walzer! Zum Ausg<strong>le</strong>ich für diese<br />
Frivolität geht es in der Durchführung mit<br />
imitationen wie in Mozarts Sonata Faci<strong>le</strong> KV<br />
545 – in der Subdominante, statt in der Tonika.<br />
139 English Français Deutsch Italiano<br />
»Kompositorische Bequemlichkeit«, möchte so<br />
mancher Kommentator meinem: Denn bekanntlich<br />
genügt es in solchen Fäl<strong>le</strong>n, die Exposition<br />
einfach Note für Note zu transponieren, um<br />
ohne jede Anstrengung einen Abschluß in der<br />
Grundtonart zu erreichen. Aber so <strong>le</strong>icht hat es<br />
sich Schubert hier nicht gemacht: Ein plötzlicher<br />
Einschub in F-Dur stellt al<strong>le</strong> diese Gemütlichkeit<br />
in Frage und schafft neue harmonische<br />
Entwicklungen, bis sich schließlich doch al<strong>le</strong>s in<br />
Wohlgefal<strong>le</strong>n auflöst. ∆<br />
Sonate Nr. 13, a-Moll, opus posth.143, D 784<br />
Eine Sonate? Mehr als eine Sonate: Ein<br />
See<strong>le</strong>ndrama, ein Abbild einer Tragödie. Selten<br />
fand Musik einen so unmittelbaren, g<strong>le</strong>ichsam<br />
unfiltrierten Ausdruck. Der erste Satz ist wie aus<br />
Blökken zusammengefügt; zum Großteil aus ein<br />
– oder zweitaktigen, oft durch Pausen getrennten<br />
Motiven, aus Seufzern, die zu Schmerzensschreien<br />
anschwel<strong>le</strong>n: Die See<strong>le</strong> ist bloßge<strong>le</strong>gt, nackt. Erst<br />
Mussorgsky hat Generationen später Ähnliches<br />
auszudrücken vermocht. Edwin Fischer verdanken<br />
wir den Hinweis auf die Verwandtschaft<br />
mit dem Lied Der Zwerg, (D 771, zur g<strong>le</strong>ichen<br />
Zeit komponiert, als Schubert krank zu Hause<br />
lag. Zunächst scheint dieses Lied ganz anders<br />
strukturiert zu sein, aber dann, bei näherem<br />
Zusehen (Zuhören) merken wir, daß es wie dieser<br />
Sonatensatz auf einem obsessiven, ständig wiederholten<br />
rhythmischen Motiv beruht und daß<br />
es in der »schwarzen« Tonart a-moll komponiert<br />
ist: »Und weint und weint, als wollt er schnell