Télécharger le livret - Outhere
Télécharger le livret - Outhere
Télécharger le livret - Outhere
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Sti<strong>le</strong>igenheiten vorweg: im Schlußsatz erscheint<br />
das hymnische Seitenthema zuerst in der »falschen«<br />
Tonart F-Dur und wird erst in der Reprise<br />
in der Paral<strong>le</strong>ltonart As-Dur zitiert, die dort wiederum<br />
»unpassend« erscheint. Genau die g<strong>le</strong>iche<br />
Abweichung vom klassischen Modulations-<br />
Schema findet sich in Chopins E-Moll<br />
Klavierkonzert!<br />
Einzig das liebliche, sanfte Adagio mit seinem<br />
diatonischen Anfang und seinen liedartigen<br />
Melodiebögen wirkt vertraut Schubertisch.<br />
Seltsamerweise war es zunächst als von der Sonate<br />
abgetrenntes Einzelstück ebenfalls 1897 gedruckt<br />
worden. Erst in unserem Jahrhundert fand der<br />
große Schubert-Forscher O.E. Deutsch einen<br />
Katalog unveröffentlichter Werke, den Schuberts<br />
Bruder Ferdinand nach dessen Tod zusammengestellt<br />
hatte und in dem die incipits al<strong>le</strong>r vier Sätze<br />
dieser Sonate, die nur in einer einzigen Abschrift<br />
enthalten ist, angegeben waren. Al<strong>le</strong>rdings stand<br />
das Adagio dort an zweiter Stel<strong>le</strong>. Ob dies von<br />
Schubert beabsichtigt war? Auch in der H-Dur<br />
Sonate stand das Scherzo ursprünglich ja an<br />
dritter Stel<strong>le</strong> und wurde erst in der Endfassung<br />
als zweiter Satz eingesetzt. in der F-Moll<br />
Sonate war eine g<strong>le</strong>ichartige Umstellung naheliegend,<br />
weil nach dem relativ ruhigen 1.Satz das<br />
erregte Scherzo eher dem dia<strong>le</strong>ktischen Prinzip<br />
der Sonatenform entspricht als das ruhig ausgesponnene<br />
Adagio. Dieses wiederum schafft einen<br />
willkommenen Kontrast zum äusserst <strong>le</strong>bhaften<br />
<strong>le</strong>tzten Satz. Der überraschende E-Dur-Anfang<br />
des Scherzos wirkt aber nach dem f-Moll-Schluß<br />
des 1.Satzes motivisch gerechtfertigt, wenn des-<br />
137 English Français Deutsch Italiano<br />
sen wiederholte Anfangsnoten gis die vorhergehenden<br />
Schlußnoten as – enharmonisch umgedeutet<br />
– wiederho<strong>le</strong>n.<br />
Es b<strong>le</strong>ibt noch zu erwähnen, daß der 1.Satz<br />
dieser Sonate unvol<strong>le</strong>ndet ist und Schubert –<br />
ähnlich wie in früheren Sonaten – beim Beginn<br />
der Reprise zu schreiben aufhörte. Dies hat seinen<br />
Grund sicherlich darin, daß für Schubert<br />
die Reprise eines Sonatensatzes formal fast genau<br />
der Exposition entsprach: ihre Niederschrift<br />
war daher ein nahezu mechanischer Vorgang,<br />
den er sich oft für später, etwa für eine eventuel<strong>le</strong><br />
Druck<strong>le</strong>gung, aufsparte. –Wie schon in anderen<br />
frühen Sonaten habe ich auch hier den Schluß<br />
des 1. Satzes so ergänzt, daß nur die Modulation<br />
zum Seitenthema im Verhältnis zur Exposition<br />
geändert wurde und eine kurze Coda (analog<br />
zur a-Moll Sonate D 537 = opus 164) zur<br />
Molltonart zurückführte. Als Vorbild diente mir<br />
auch die H-Dur Sonate D 575 (= opus 147)<br />
von der sowohl ein ähnliches Fragment, das<br />
vor der Reprise abbricht, erhalten ist wie auch<br />
die von Schubert später vol<strong>le</strong>ndete Fassung<br />
existiert. Der Schlußsatz wird beherrscht vom<br />
Gegensatz zwischen dem »düsteren«, erregten<br />
Hauptthema und dem choralartigen »lichten«<br />
Seitenthema, das sich zu höchster Begeisterung<br />
steigert. in der Durchführung, die mit einer abrupten<br />
harmonischen Rückung in as-Moll beginnt,<br />
wird – frei von al<strong>le</strong>m Schema – ein neues,<br />
inniges Gesangsthema eingeführt, das zunächst<br />
in B-Dur erscheint, allmählich aber in den Moll-<br />
Bereich des Hauptthemas gezogen wird um<br />
schließlich zu verschwinden. Nach der Reprise,