Télécharger le livret - Outhere
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cis-moll), sondern in der Dominantparal<strong>le</strong><strong>le</strong>, hier<br />
g-moll. Das ist insofern ein Gewinn, als dadurch<br />
vermieden wird, daß al<strong>le</strong> vier Sätze sich auf den g<strong>le</strong>ichen<br />
Grundton beziehen. Von diesem Andante gibt<br />
es aber noch eine dritte, noch frühere Niederschrift<br />
Schuberts in d-moll, mit Andantino bezeichnet, vermutlich<br />
überhaupt der erste Einfall zu dieser Sonate<br />
und g<strong>le</strong>ichzeitig ein musikhistorisches Kuriosum:<br />
Schubert notierte ihn nämlich (bis zu Takt 63)<br />
auf den <strong>le</strong>eren Außenseiten eines Doppelblatts,<br />
auf dem innen Beethovens Liedautograph Ich<br />
liebe dich, so wie du mich (WoO 123)<br />
steht. Möglicherweise nahm Schubert – viel<strong>le</strong>icht<br />
in Steiners Musikladen – das vermeintlich <strong>le</strong>re<br />
Notenblatt und notierte darauf diesen wunderbaren<br />
Einfall, der übrigens mit Beethovens Adagio<br />
der Sonate opus 10/i verwandt ist. Schon dieser<br />
erste Entwurf verrät eine Charaktereigenschaft<br />
des Symphonikers Schubert, ein Werk in seiner<br />
Gesamtheit zu konzipieren: Dieser Entwurf enthält<br />
– wie ein Embryo – im Keim den ganzen tragischen<br />
Satz, eine herzergreifende Klage, die eine<br />
dunk<strong>le</strong> Folie zum heiteren Grundton der übrigen<br />
Sonate bildet. Molltrübungen im Menuett und vor<br />
al<strong>le</strong>m in Durchführung und Reprise des großange<strong>le</strong>gten<br />
Finalsatzes zeigen, daß die Trauer dieses<br />
Andantes keineswegs beziehungslos im Raum<br />
steht: Zwei Köstlichkeiten dieser Sonate verdienen<br />
aber noch Erwähnung: Das »rockende« Trio<br />
des 3.Satzes, das mit seinen 5-taktigen Perioden<br />
den G<strong>le</strong>ichgewichtssinn des Hörers (der Viertakter<br />
erwartet) ständig ins Wanken bringt, und den<br />
zauberhaften Wiener Walzer in derMitte des<br />
Fina<strong>le</strong>s. Die Sonate verklingt versöhnlich, zart,<br />
128<br />
im tieferen Register – eine der wenigen »echten«<br />
Gemeinsamkeiten mit Beethoven, dessen Sonate<br />
Es-Dur opus 7, ähnlich zum Abschluß kommt.<br />
∆<br />
Sonate Nr. 8, fis-Moll, D 571 / 604 / 570<br />
komponiert im Juni 1817<br />
Ähnlich wie in der etwa um ein Jahr später<br />
entstandenen F-Moll-Sonate füh<strong>le</strong>n wir<br />
uns auch in diesem Werk schon in die Romantik<br />
versetzt. Al<strong>le</strong>in die Wahl der Tonart fis-Moll läßt<br />
aufhorchen: Sonaten in dieser Tonart gibt es später<br />
bei Schumann und Brahms, aber in keinem<br />
früheren klassischen Sonatenwerk. Brahms war<br />
noch nicht geboren, Schumann erst sechs Jahre<br />
alt, als Schubert diese Sonate komponierte, die<br />
übrigens keiner dieser späteren Meister gekannt hat<br />
(Erstveröffentlichung 1897!). Umso erstaunlicher,<br />
daß, wie in Schumanns Sonate opus 11, auch dieses<br />
Werk mit einem, al<strong>le</strong>rdings längeren, »Vorspann«<br />
in tieferer Lage beginnt: Zuerst wird die Harmonie<br />
fis-Moll 4 Takte lang fixiert – ähnlich wie bei einem<br />
Liedanfang oder bei Chopins Barcarol<strong>le</strong> –,<br />
dann entwickelt sich über dieser Harmonie ein<br />
weitgespanntes, klagendes Gesangsthema, basierend<br />
auf drei repetierenden Noten »cis«, die den<br />
ganzen weiteren Satz beherrschen und die dann wie<br />
ein Leitmotiv versteckt im 2. Satz (Vogelrufe und<br />
Schlußakkorde) und offen im 4. Satz wiederkehren.<br />
Nicht nur die Themenverarbeitung, auch der<br />
Klaviersatz selbst stel<strong>le</strong>n ein Novum dar.<br />
Die weit auseinander liegenden Töne der<br />
Ein<strong>le</strong>itung, die später Beg<strong>le</strong>itung wird, können<br />
nur mit Hilfe des Pedals gespielt werden. Dasselbe