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Télécharger le livret - Outhere

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As, sondern in Es-Dur. Damit ist Schubert von<br />

einem geheiligten Prinzip der tona<strong>le</strong>n Einheit<br />

abgewichen und schuf einen Präzedenzfall, der<br />

erst viel später wieder aufgegriffen wurde: Mah<strong>le</strong>rs<br />

C-Moll-Symphonie endet in Es-Dur, Martins<br />

2.Klavierkonzert in d-moll endet in E-Dur, um<br />

nur zwei Beispie<strong>le</strong> zu nennen. Außerhalb der<br />

Sonatenform hatte es schon zu Schuberts Zeiten<br />

Präzedenzfäl<strong>le</strong> gegeben, etwa in den Phantasien<br />

C.Ph.E.Bachs oder in Beethovens Fantasie opus<br />

77, die in g-moll beginnt und in H-Dur schließt.<br />

Dem Einwand, Schuberts As-Dur-Sonate sei<br />

viel<strong>le</strong>icht unvol<strong>le</strong>ndet und es »fehlte« viel<strong>le</strong>icht ein<br />

4. Satz, muß kategorisch widersprochen werden:<br />

Dieser Es-Dur-Satz ist kein verkapptes Scherzo,<br />

sondern ein brillantes Fina<strong>le</strong> in Sonatenform,<br />

dessen Schlußwirkung sogar stärker ist als in<br />

ähnlichen Finalsätzen Schuberts.<br />

Abgesehen von diesem tona<strong>le</strong>n Prob<strong>le</strong>m, das<br />

nur den wenigsten Hörern bewußt werden dürfte,<br />

ist dies eine der einfachsten, knappsten, regelmässigsten<br />

Sonaten Schuberts überhaupt. Mit<br />

einer Spieldauer von nur 12 Minuten nimmt sie<br />

in Schuberts Schaffen eine ähnliche Stellung ein<br />

wie Mozarts 9 Minuten lange Sonata Faci<strong>le</strong> in<br />

C-Dur, K 545.Viel<strong>le</strong>icht wollte Schubert an dieses<br />

Vorbild anknüpfen und eine technisch und musikalisch<br />

nicht zu anspruchsvol<strong>le</strong> Sonate komponieren,<br />

die auch Anfängern zugänglich ist Auch äußerlich<br />

nähert sich diese Sonate dem Mozart-Haydnischen<br />

Vorbild: Als einzige Schubert-Sonate verb<strong>le</strong>ibt sie<br />

innerhalb des Tonumfanges von 5 Oktaven F-f3,<br />

der für Mozarts Klavierkompositionen maßgeblich<br />

ist und auch von Beethoven bis inklusive opus 31<br />

125 English Français Deutsch Italiano<br />

eingehalten wurde. Von dieser Warte aus betrachtet<br />

läßt sich das tona<strong>le</strong> Prob<strong>le</strong>m in einem anderen<br />

Licht sehen: Nur in der Tonart Es-Dur ließ sich der<br />

Finalsatz zwanglos innerhalb des Tonumfanges der<br />

Wiener Flügel bis 1800 gestalten. Wenn man versucht,<br />

ihn etwa nachträglich nach As-Dur zu transponieren,<br />

müsste man manchen Lauf und manche<br />

Melodielinie »kappen« oder eine Quart höher bis<br />

zum b3 aufsteigen.<br />

Schubert ist der »geborene« Sonatenkomponist.<br />

Ähnlich wie etwa bei Mozart und Beethoven ergänzen<br />

sich Haupt-und Seitenthema innerhalb<br />

des g<strong>le</strong>ichb<strong>le</strong>ibenden Metrums wie das männliche<br />

und das weibliche Prinzip in einer idea<strong>le</strong>n Ehe.<br />

ist etwa das 1.Thema beschaulich, kontemplativ,<br />

wird die 2.Themengruppe tanzartig oder spritzig<br />

»capricciosa« werden. Hier, wo das 1.Thema aktiv,<br />

rhythmisch profiliert erklingt, ist das 2.Thema<br />

ruhig, gesangvoll, g<strong>le</strong>ichmäßig im Ablauf seiner<br />

Achtelnoten. Schon in der Exposition des<br />

1.Satzes gibt es aparte harmonische Wendungen,<br />

die aufhorchen lassen. Die darauffolgende<br />

Durchführung ist sch<strong>le</strong>chthin meisterhaft: Sie<br />

verarbeitet ausschließlich ein charakteristisches<br />

»Vogelsangmotiv«, das unmittelbar nach dem<br />

Anfangsthema erklungen war, und gibt diesem<br />

immer wieder neue harmonische Be<strong>le</strong>uchtungen.<br />

Dieses scheinbar so mühelose traumhafte G<strong>le</strong>iten<br />

in entfernte Tonarten ist Schuberts eigenstes<br />

schöpferisches Geheimnis. Es beweist, daß er<br />

auch in einer scheinbar »mozartischen« Sonate<br />

kein Ek<strong>le</strong>ktiker, sondern ein schon in seiner<br />

Jugend unabhängiges Genie ist.<br />

Das Herzstück dieser Sonate ist aber der zweite

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