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Moments Musicaux und den Impromptus,<br />

dem Publikumsgeschmack Tribut gezollt. Gerade<br />

diese Werke unterscheiden sich darin grund<strong>le</strong>gend<br />

von einer Sonate, daß kein einziges dieser<br />

Stücke in Sonatenform steht. Die vom Ver<strong>le</strong>ger gewählte<br />

Bezeichnung »Klavierstücke« hat Schubert<br />

übrigens niemals benützt. Schließlich spricht<br />

noch der einheitliche Stimmungsgehalt und der<br />

g<strong>le</strong>ichartige Klaviersatz – 3 Sätze beginnen im<br />

Unisono – für die Einheit des durchaus heiteren<br />

Werkes. Nur im zentra<strong>le</strong>n Mittelsatz, dem Adagio,<br />

das in der dunk<strong>le</strong>ren C-Dur-Tonart steht, werden<br />

ernstere Töne angeschlagen.<br />

Al<strong>le</strong> Hauptthemen des 1.Satzes sind sangbar,<br />

liedhaft und in einem wohlklingenden, vollgriffigen<br />

Klaviersatz gehalten, den sich Schubert bei<br />

der Komposition von weit über 200 Liedern erarbeitet<br />

hatte. Es gibt kaum Kontraste darin, nur<br />

die Bewegung nimmt im Verlauf des Satzes zu.<br />

Man möchte die Stimmung darin als »himmlisch«<br />

bezeichnen, und es ist sicher kein Zufall, daß<br />

Schubert das Schlußmotiv dieses Satzes notengetreu<br />

in seinem Lied Elysium zitiert hat, das ein<br />

Jahr später, im September 1817, entstand. »Vorüber<br />

die stöhnende Klage…jugendlich milde beschwebt<br />

die Gefilde ewiger Mai« (Schil<strong>le</strong>r).<br />

Ganz ungewöhnlich ist die Sonatenform für<br />

den von Schubert mit »Scherzo« überschriebenen<br />

2. Satz, der weniger scherzhaft als besinnlich<br />

ist. Er beginnt mit einem »mystischen«<br />

Unisonothema, das seine E-Dur-Tonalität<br />

nur versch<strong>le</strong>iert zu erkennen gibt. Erst bei der<br />

Über<strong>le</strong>itungsgruppe im Stilcharakter eines<br />

Wiener Walzers erkennen wir, was gespielt<br />

121 English Français Deutsch Italiano<br />

wird. Tänzerisch wirken auch Seitenthema und<br />

Schlußgedanke, während die Durchführung ausschließlich<br />

von harmonischen und polyphonen<br />

Verwandlungen des Hauptthemas beherrscht<br />

wird. Ein feiner Kunstgriff ist es, die Wiederkehr<br />

des Hauptthemas in der Reprise durch sechs Takte<br />

auf der Dominante H-Dur vorzubereiten: Auf diese<br />

Art erscheint dessen Tonalität nicht mehr ver<br />

sch<strong>le</strong>iert wie zu Satzbeginn, sondern wird vom<br />

Hörer diesmal g<strong>le</strong>ich als »E-Dur« verstanden.<br />

Das darauffolgende Adagio ist nicht nur das<br />

Zentrum, das »Herz« dieser Sonate, sondern es<br />

»spricht auch zum Herzen«. Worte reichen nicht<br />

aus, den Ernst, die Schwermut, ja sogar ein gut<br />

Stück Tragik zu beschreiben, das hier anklingt<br />

– »Musik, beredter als Worte es auszusagen<br />

vermögen«<br />

im 4. Satz dieser Sonate, dem 2. Scherzo,<br />

bricht aber wieder die heitere Grundstimmung<br />

des Werkes durch, die von nun an nicht mehr in<br />

Frage gestellt wird. Es hat den Charakter eines beschwingten<br />

Länd<strong>le</strong>rs mit einem poetischen zarten<br />

Trio, bei dem man unwillkürlich die Musik mitsummen<br />

möchte.<br />

Der Schlußsatz ist mit »Al<strong>le</strong>gro patetico«<br />

überschrieben. »Pathetisch, ernst« ist aber nur das<br />

festliche orchestra<strong>le</strong> Hauptthema, während im späteren<br />

Seitenthema geradezu überschaÅNumende<br />

Fröhlichkeit durchbricht. Eine chromatische<br />

Lauffigur darin nimmt fast wörtlich einen ähnlichen<br />

Gedanken im Fina<strong>le</strong> des 3 Jahre später komponierten<br />

Forel<strong>le</strong>nquintetts vorweg, jenem<br />

anderen 5-sätzigen Werk Schuberts, in dem die<br />

g<strong>le</strong>ichen tona<strong>le</strong>n Beziehungen der Sätze unterei-

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