Télécharger le livret - Outhere
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war. B<strong>le</strong>ibt die Frage, warum Schubert ihn nicht<br />
zu Ende geführt hat. Natürlich sind wir hier auf<br />
Vermutungen angewiesen. Ganz bestimmt aber<br />
nicht, weil Schubert ihn nicht vol<strong>le</strong>nden konnte.<br />
Dazu ist die Struktur viel zu einfach. Viel<strong>le</strong>icht war<br />
es eben diese Einfachheit, die Schubert davon abhielt,<br />
ihn als Fina<strong>le</strong> zu einem Abschluß zu führen.<br />
Tatsächlich mag er als zu »harmlos« erscheinen.<br />
Aber für uns ist es gerade diese Schlichtheit, die<br />
das Gemüt beruhigt und die Sonate versöhnlich<br />
ausklingen läßt. Auch schließt sich der Kreis: Dem<br />
freudigen Beginn des 1.Satzes stünde jetzt der heitere,<br />
serene Abschluß als Ergänzung gegenüber.<br />
Hingegen hinterließe das aufwüh<strong>le</strong>nde, protestgeladene<br />
Menuett-Scherzo den Eindruck des Nicht-<br />
Abgeschlossenen. Übrigens ist dieses Al<strong>le</strong>gretto<br />
gar nicht so unvol<strong>le</strong>ndet: Man müsste nur den<br />
fragmentarischen f-moll-Teil weglassen und hätte<br />
dann ein in sich abgeschlossenes Klavierstück vor<br />
sich, das al<strong>le</strong>rdings im Verhältnis zu kurz wäre.<br />
Aus diesem Grund habe ich es vorgezogen, den<br />
Satz ausschließlich mit musikalischem Material<br />
der Exposition zu ergänzen. Als forma<strong>le</strong>s Vorbild<br />
diente der ebenfalls heiterharmlose Finalsatz des<br />
Forel<strong>le</strong>nquintettes, der ja auch aus zwei<br />
nahezu identischen Tei<strong>le</strong>n besteht.<br />
∆<br />
Sonate Nr. 3, E-Dur, D 459<br />
komponiert im August 1816<br />
Schuberts erste in al<strong>le</strong>n Tei<strong>le</strong>n vol<strong>le</strong>ndete<br />
Sonate, geschrieben im jugendlichen Alter von 19<br />
Jahren, ist ein Meisterwerk. Sie ist nicht nur vollständig,<br />
sie ist geradezu »übervollstaÅNndig«, ent-<br />
120<br />
hält sie doch statt der üblichen drei oder vier g<strong>le</strong>ich<br />
fünf Sätze. Viel<strong>le</strong>icht war es diese Tatsache, die den<br />
Ver<strong>le</strong>ger der posthumen Erstausgabe bewog, sie<br />
1843 als »Fünf Klavierstücke« herauszugeben. Ein<br />
anderer Grund mag der sein, daß in der Mitte des<br />
19.Jahrhunderts Sonaten nicht mehr gefragt waren,<br />
und daß der Ver<strong>le</strong>ger sich von einem Zyklus<br />
einzelner Charakterstücke mehr Verkaufserfolg erhoffte<br />
als von einer Sonate. Zum Glück sind aber<br />
die ersten beiden Sätze in Schuberts Handschrift<br />
mit dem Titel »Sonate« erhalten. Folgerichtig hat<br />
der große Schubert-Forscher Otto Erich Deutsch<br />
dieses Werk in seinem Schubert-Verzeichnis<br />
als Sonate D 459 eingereiht. Die Herausgeber<br />
des neuen Deutsch-Verzeichnisses wollten aber<br />
klüger sein als Deutsch und spalteten das Werk<br />
in zwei Tei<strong>le</strong> auf, nämlich in zwei Sonatensätze,<br />
D 459, und drei Klavierstücke D 459a. Damit<br />
haben sie Schubert aber einen Bärendienst erwiesen:<br />
Ein vollständiges zyklisches Werk wurde<br />
durch diesen Kunstgriff in zwei Fragmente gespalten,<br />
die noch dazu in verschiedenen Bänden<br />
der Neuen Gesamtausgabe ihr Dasein fristen<br />
werden – keine salomonische Lösung, sondern<br />
musikwissenschaftlicher Unsinn! Für die<br />
Tatsache, daß al<strong>le</strong> 5 Sätze eine zusammengehörige<br />
Sonate bilden, spricht zunächst, daß nicht<br />
nur die beiden ersten Sätze, sondern auchder<br />
fünfte, der ausgesprochenen Finalcharakter hat,<br />
in Sonatenform (Exposition-Durchführung-<br />
Reprise) stehen. Auch die wohlabgewogene<br />
Tonartenfolge E-E-C-A-E entspricht einem zyklischen<br />
Sonatenwerk. Schubert hat sehr wohl in<br />
späteren Jahren mit Serien kürzerer Stücke, den