408 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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442 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 N. 273 pas le trouver mauvais, ny pretendre de l’en chasser trop tost. Il faut que le temps le fasse, et que Vous estre acquitté de vostre devoir envers un si digne pere, vous jouissiés avec le temps de toutes les raisons de vous consoler, que Dieu et luy même vous ont données. Je m’imagine que vous feriés un voyage vous même, et cela servira entre autres 5 choses à conserver quantité de belles observations et reflexions qui se trouveront parmy ses papiers. Je vous souhaitte des contentemens propres à effacer cette presente tristesse, et je suis A Monsieur d’Eiben conseiller d’Estat de S. A. S. Gottorp. 273. LEIBNIZ AN DANIEL ERNST JABLONSKI 10 Wolfenbüttel, 25. August (4. September) 1699. [203. 308.] Überlieferung: E Erstdruck nach der nicht gefundenen Abfertigung: Kapp, Sammlung, 1745, S. 52–54; danach: Guhrauer, Schriften, 2, 1840, S. 100–102. HochEhrwürdiger, insonders hochgeehrter Herr Hofprediger. Wolfenbüttel, den 25. Aug. 1699. 15 Auf dero werthes verschub ich so fort zu antworten, weil ich mich wegen der Doutes de Bernier erst etwas erkundigen wollte. Darüber ist die Zeit etwas hingegangen, also daß ich inzwischen nacher Braunschweig verreiset; allwo die Messe, der Hof und die Gesellschafften mir viel Zeit weggenommen, biß ich mich endlich entrissen, und hieher nach Wolffenbüttel in mein Quartier begeben, um meine zurückgelegten Briefe zu 20 beantworten. Da denn meines hochgeehrten Herrn Hof-Predigers seiner von den ersten gewesen. Es scheinet, daß die Doutes de Bernier absonderlich herausgekommen, hernach aber bey der Lyonischen Edition vom Jahr 1684. deren mein hochgeehrter Herr gedencket, beygefüget worden. Ich vermuthe deswegen, daß sich dergleichen auch bey einigen der andern Tomorum finden möchten. Auf allen Fall, wenn ich das absonderliche Buch Zu N. 273: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet auf N. 203 und wird beantwortet durch N. 308. 17 Braunschweig verreiset: Leibniz hielt sich vom 21. August bis 9. September in Braunschweig und Wolfenbüttel auf.

N. 273 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 443 nicht erlangen kan, werde gezwungen werden, meinen hochgeehrten Herrn Hof-Prediger zu bitten, daß er mir des gantzen Wercks Communication auf eine kurtze Zeit erhalte. Dem ich inzwischen höchlich verbunden bin, wegen übernommener Mühe der Nachsuchung und Ueberschreibung der Rubriken der Dubiorum. Was die bewuste etwas ruhende Sache betrifft, so scheinet wohl, man habe gantz andere Gedancken, darüber ich mich 5 eben nicht verwundere. Es scheinet auch der bewuste vornehme Minister, glaube selbst, das wenig zu thun. Dergestalt ist natürlich, daß er, der sonsten so viel Geschäffte hat, sich nicht vergebens bemühet. Mag auch wohl seyn, daß er ein wenig geblättert, und nicht eben just im Augenblick gefunden, was ihm angestanden, welches ich auch wohl begreife, weilen die Feder von mehr als einem geführet worden, und also nicht alles seine 10 letzte Politur erhalten. Ueberdiß, so sind ihm die grossen Schwürigkeiten mehr als zu wohl bekannt, wie er auch wohl in Briefen zu verstehen gegeben, daß es geheißen sapienti sat; und daher gehen ihnen die anderwarts vermeinten Leichtigkeiten nicht leicht ein. Und gleichwie diese Herren nicht so fort sehen können, was wir begreiffen zu gedencken, also wissen wir auch nicht recht die Hinderungen, die sie wissen, deren wohl die größte 15 ist, daß man sich wenig darum bekümmert, und in Staats-Sachen so wohl als sonst auf gantz andere Dinge die Gedancken theils unvermeidlich richtet. Im übrigen halte ich bey so bewandten Sachen vors beste, daß von aller anderweiten Communication aus denen und mit den Artickeln abstrahiret werde, und ersuche M. H. Herrn Hof-Prediger, solche zu verhüten, zweifle auch nicht, er werde mir vollkommen beyfallen. Denn wenn keine 20 grosse Apparenz zum Success, wie denn solche sich in meinen Gedancken sehr vermindert, so ist am rathsamsten pro ipso negotio, man halte anjetzo zurück, bringe nichts in eine vergebene oder doch mißliche ungewisse Deliberation, und erwarte eine Zeit, da mehr Eifer. Sonst wird das jetzige nur alt, und verlieret gratiam. Man verfället auf gesuchte Schwürigkeiten, und denn heißt es künftig, wenn kein höherer Trieb verhanden, 25 die Sache ist bereits vorkommen und nicht zulänglich. Ich befinde mich schuldig, und muß M. H. Herrn pro bono rei solches höchstens recommendiren, und dabey erinnern, wie auch Anfangs gemeldet, daß alles nur als ein Privat- und Particular-Commercium anzusehen, und niemand nennen, damit alle besorgte Praejudicia vermieden bleiben. Mir sind noch neulich starcke Rationes aufgestossen, die mich wohl begreiffen machen, was zu 30 5 Sache: die Bemühungen um eine Union der protestantischen Kirchen. 6 Minister: P. v. Fuchs. 10 Feder . . . geführet: Leibniz und G. W. Molanus hatten das Unvorgreiffliche Bedencken gemeinsam verfaßt. 12 f. sapienti sat: vgl. T. Maccius Plautus, Persa, 729 u. P. Terentius Afer, Phormio, 541.

N. 273 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 443<br />

nicht erlangen kan, werde gezwungen werden, meinen hochgeehrten Herrn Hof-Prediger<br />

zu bitten, daß er mir des gantzen Wercks Communication auf eine kurtze Zeit erhalte.<br />

Dem ich inzwischen höchlich verbunden bin, wegen übernommener Mühe der Nachsuchung<br />

und Ueberschreibung der Rubriken der Dubiorum. Was die bewuste etwas ruhende<br />

Sache betrifft, so scheinet wohl, man habe gantz andere Gedancken, darüber ich mich 5<br />

eben nicht verwundere. Es scheinet auch der bewuste vornehme Minister, glaube selbst,<br />

das wenig zu thun. Dergestalt ist natürlich, daß er, der sonsten so viel Geschäffte hat,<br />

sich nicht vergebens bemühet. Mag auch wohl seyn, daß er ein wenig geblättert, und<br />

nicht eben just im Augenblick gefunden, was ihm angestanden, welches ich auch wohl<br />

begreife, weilen die Feder von mehr als einem geführet worden, und also nicht alles seine 10<br />

letzte Politur erhalten. Ueberdiß, so sind ihm die grossen Schwürigkeiten mehr als zu<br />

wohl bekannt, wie er auch wohl in Briefen zu verstehen gegeben, daß es geheißen sapienti<br />

sat; und daher gehen ihnen die anderwarts vermeinten Leichtigkeiten nicht leicht ein.<br />

Und gleichwie diese Herren nicht so fort sehen können, was wir begreiffen zu gedencken,<br />

also wissen wir auch nicht recht die Hinderungen, die sie wissen, deren wohl die größte 15<br />

ist, daß man sich wenig darum bekümmert, und in Staats-Sachen so wohl als sonst auf<br />

gantz andere Dinge die Gedancken theils unvermeidlich richtet. Im übrigen halte ich bey<br />

so bewandten Sachen vors beste, daß von aller anderweiten Communication aus denen<br />

und mit den Artickeln abstrahiret werde, und ersuche M. H. Herrn Hof-Prediger, solche<br />

zu verhüten, zweifle auch nicht, er werde mir vollkommen beyfallen. Denn wenn keine 20<br />

grosse Apparenz zum Success, wie denn solche sich in meinen Gedancken sehr vermindert,<br />

so ist am rathsamsten pro ipso negotio, man halte anjetzo zurück, bringe nichts<br />

in eine vergebene oder doch mißliche ungewisse Deliberation, und erwarte eine Zeit, da<br />

mehr Eifer. Sonst wird das jetzige nur alt, und verlieret gratiam. Man verfället auf gesuchte<br />

Schwürigkeiten, und denn heißt es künftig, wenn kein höherer Trieb verhanden, 25<br />

die Sache ist bereits vorkommen und nicht zulänglich. Ich befinde mich schuldig, und<br />

muß M. H. Herrn pro bono rei solches höchstens recommendiren, und dabey erinnern,<br />

wie auch Anfangs gemeldet, daß alles nur als ein Privat- und Particular-Commercium<br />

anzusehen, und niemand nennen, damit alle besorgte Praejudicia vermieden bleiben. Mir<br />

sind noch neulich starcke Rationes aufgestossen, die mich wohl begreiffen machen, was zu 30<br />

5 Sache: die Bemühungen um eine Union der protestantischen Kirchen. 6 Minister: P. v. Fuchs.<br />

10 Feder . . . geführet: <strong>Leibniz</strong> und G. W. Molanus hatten das Unvorgreiffliche Bedencken gemeinsam<br />

verfaßt. 12 f. sapienti sat: vgl. T. Maccius Plautus, Persa, 729 u. P. Terentius Afer, Phormio,<br />

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