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408 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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686 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 N. 405<br />

So viel aber von den Herren Schweitzern in Vorschlag gebrachten modum negotiationis,<br />

und einige dem zu Folge etwa künftigen Frühling anzustellende Theologische<br />

Zusammenkunft betrift, deswegen mein hochgeehrter Herr Hof-Prediger meine wenige<br />

Gedancken zu wissen verlanget, so finde diese Deliberation über die masse wichtig, und<br />

5 hat man wohl Ursache Gott anzuruffen, daß er dasjenige eingeben wolle, so seines Nahmens<br />

Ehre, und diese darzu gerichtete grosse Sache erfodert. Ich sorge gäntzlich, Herr<br />

Probst Spener werde auch dieser Meynung in so weit seyn, und gäntzlich davor halten,<br />

daß durch diesen Weg jetzo vor der Hand nicht allein wenig Nutzen zu hoffen, sondern<br />

auch ein grosses und gefährliches Nachtheil zu besorgen, wenn die Gemüther nicht erst<br />

10 besser präparirt werden, wie seine Reflexiones ad tentamen genungsam zu verstehen geben,<br />

da diese Worte sich finden: Utrum vero, si animorum habitus et Ecclesiarum, qualis<br />

est, intuear conditionem, spes aliqua boni, optandi quidem, esse possit, altioris res est indaginis,<br />

nec ego affirmare ausim, cum contrarii rationes plures ita oculis obversentur, ut<br />

successus etiam infelicior novaeque scissiones timendae sint. Nun scheinet er zwar eines<br />

15 Theils die Sache fast allzuweit wegzuwerfen, andern Theils aber zu seiner Verwahrung<br />

eine übrige Austerität anzunehmen; allein im Mittel zu bleiben, ist es wohl zu erachten,<br />

daß er zu keiner solchen Conferenz vorjetzo leicht stimmen werde. Wann dahero unser<br />

geringer Rath etwas gilt, der gewiß zum wenigsten aus aufrichtigen Hertzen herrühret, so<br />

ersuche meinen hochgeehrten Herrn Hof-Prediger ja wohl zu überlegen, ob man durch sol-<br />

20 che von den Herren Schweitzern verlangende, oder auch sonst zwischen Theologis beyder<br />

Partheyen anzustellende Conferenz nicht gegen solche Klippen seglen dürfte, darüber das<br />

gantze Negotium zu Trümmern gehen dürfte. Es sind einige Ursachen meiner Besorgnis,<br />

die ich der Feder nicht vertrauen darf, Theils habe sie ehemahls in etwas zu verstehen<br />

gegeben, vornehmlich aber wird sie mein hochgeehrter Herr selbst leicht sehen, und Herr<br />

25 Probst Spener, den sie bey sich haben, wird auch die seinigen wohl vorzustellen wissen.<br />

Ich sehe grosse Hoffnung etwas erspriesliches zu thun, wenn man per gradus und nicht<br />

per saltum gehet; wir glauben also selbst, daß mein hochgeehrter Herr unsere Gedancken<br />

von Präparirung der Gemüther am sichersten, leichtesten und thunlichsten finden werde.<br />

Die Herren Schweitzer, so auf die Conferenz am meisten dringen, scheinen mir wohl zur<br />

30 Zeit am allerwenigsten dazu bequem zu seyn. Freylich wird man sie so wohl als die Herren<br />

Holländer von dem Particularismo so leicht nicht abbringen, und werden Herrn Sculteti<br />

1 Schweitzern: J. Sterky und B. Pictet. 11–14 Utrum . . . sint: vgl. Ph. J. Spener, Reflexiones<br />

super tentamen irenicae expositionis, 1709, S. 110. 22 Besorgnis: vgl. N. 399.

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