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408 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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624 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 N. 372<br />

Neulich habe in einem altem diplomate Mscpto Kaiser Rudolphi I. de ao 1277. gefunden<br />

u. mich verwundert daß unter den zeugen nach den geistlichen fürsten vor den<br />

weltlichen fürsten u. graffen unterschrieben war des Kaisers Obrister Cantzler mit den<br />

worten: Maister <strong>Gottfried</strong> unser Obrister Schreiber. Ich halte das deutsche exemplar vor<br />

5 eine traduction u. daß das authenticum lateinisch gewesen. Ich glaube aber daß dieser<br />

rang ihm ratione dignitatis Ecclesiasticae gegeben worden, dann weil er Maister heist,<br />

so glaube ich sei er ein Pfaff gewesen. Denn in einem andern Mscpto diplomate Ottocari<br />

Ducis Styriae de ao 1186 habe gesehen, daß die Pfaffen vor allen den vorsitz gehabt haben<br />

verba sunt: Capellanos nostros et clericos nostros sessionem nobis proximam in mensa<br />

10 sicut a patre meo habuerunt, habere volumus.<br />

Der Würtenbergsche Abgesandte H. Backmeister will sich zerreißen, daß er nun<br />

zum andern mahl muß ohnverichteter Sachen zurück reisen u. nicht erhalten können,<br />

daß die würtenbergsche sache vor des H. R. Reichs haupt Sache declariret worden. Das<br />

haben wir M. h. H. Geheimen Rahts vortrefflichen arbeit u. eruirung der Sach so sie in<br />

15 refutatione des Scripti Kulpisiani heraußgegeben haben, zu dancken. Meine excerpta von<br />

so vielen heerzügen u. exemplen von wem die hauptsache geführet worden, habe ich<br />

wieder aufwärmen u. ein u. andern communiciren müßen, weil solche exempel auch ohne<br />

alles raisonnement vielen in die augen gefallen; weil aber vil aus des Fuggers Ehren Spiegel<br />

des Hauses Östereich genommen, so hat der würtenbergsche wenn er nicht weiter gekont<br />

20 hat, gesaget er wäre ein autor subtestae fidei, welches ich doch nicht glaube sondern ihn<br />

vielmehr vor sehr vorsichtig halte daß er nicht leicht was avancirt was nicht wahr ist.<br />

doch wird M. h. H. Geheimer Raht ihn beßer kennen u. zu judiciren wißen. Ich wolte zu<br />

meinem Zeit Vertreib daß dieser Spiegel der Ehren nur so weiter continuirt wäre biß auf<br />

den jetzigen Kaiser u. unsere Zeiten.<br />

1 diplomate Mscpto : Gemeint ist wohl die Handfeste Rudolfs I. vom 17. Februar 1277. Ursprünglich<br />

in lateinischer Sprache verfaßt, liegt sie in deutscher Überlieferung vor in Benediktinerstift Göttweig<br />

Kunstsammlungen und graphisches Kabinett, Cod. 412 Bl. 6 (Textstelle auf Bl. 6 vo ). 3 Obrister<br />

Cantzler: der königliche Protonotar <strong>Gottfried</strong>, Propst von Mariasaal. 7 Mscpto diplomate: vgl.<br />

die Urkunde Herzog Ottokars von Steiermark über den Übergabevertrag seines Landes an den Herzog<br />

von Österreich, 17. August 1186 (Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, bearb. v. J. Zahn,<br />

1. Bd, Graz 1875, Nr. 677, S. 651–653, hier S. 653). 11 Abgesandte: Johann v. Backmeister.<br />

13 sache: der Einspruch Württembergs gegen die Belehnung des hannoverschen Kurfürsten mit dem<br />

Erzbanneramt aufgrund der Gleichsetzung der württembergischen Sturmfahne mit dem Reichsbanner.<br />

14 arbeit: <strong>Leibniz</strong>, Wechsel-Schrifften vom ReichsBannier, 1694, 1695. 15 Scripti Kulpisiani: J. G.<br />

Kulpis, Gründliche Deduction, daß dem HochFürstl. Haus Würtemberg das Reichs-Pannerer- oder<br />

Reichs-Fendrich-Ambt zustehe, 1693.

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