408 - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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542 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 N. 324 oblationes feudales de corpore bonorum genommen, undt ad status et familiae decus perpetuum et 〈Fahnleno〉 precibus monachorum perpetuo pro se et posterie expetendum 〈proviso〉 gemeinet; die intuitu der Lehn so benandte allodialia aber mit ienem Kayserlicher Macht untergeben, undt von derselben, als ober Lehn herrn nexu feudali agnosciret: 5 Also ist bekandt, daß eben Sub Conrado, Friderico I. undt Henrico VI. die Lehnrechte in Teütschlandt refloresciret undt erneüert; die Status, alß Ducatus, Marchia etc. undt dergleichen also gefaßet undt ordoniret daß Sie indivisibiles weren, undt keinem alß dem ersten Sohn gebühreten; so ist die natura devolutionis darmit in gewiße Schrancken ge- setzet, undt die tochter davon ausgeschloßen. Starb eine Linie oder auch gantzer Stamm 10 aus, so geschahe die Übergab undt neüe belehnung eines andern schlechter dings de Ducatu, undt muste die possessio antecessoris die limites deßelben lediglich zeigen; wiewohl nachgehends zu verhofter abkehrung aller dispüten, gewiße Lehn gefertiget, undt unter andern die Clausula: mit allen rechten, angehörungen NB Lehn undt eigen eingerucket; nicht weniger aber solches alles pactis s. statutis familiae bestärcket worden. Gleich aus 15 eben diesem origine die Palatini ad Rhenum den vorgang vor denen alten Hertzoglichen Heüßern undt den primatum unter Ihnen behalten, weil die damahl in Beyern, Sachsen undt der Marck Brandenburg neü gesetzte Reguli deß Kaysers Brudern undt Pfaltzgraffen gewichen. Mann kann nicht leügnen daß ofters in translatione feudorum ejusmodi, auf die 20 Töchtern deß verstorbenen Vasalli gesehen, oder die Übergab derselben mit verheyrathung der Töchter verknüpfet geweßen; aber das haben entweder meritum, vel preces defuncti speciales verursachet; die belehnung an undt für sich selbst ist auf den Mann geschehen undt das Lehnrecht von diesem suo proprio, non vero uxoris nomine bedienet, undt also natura feudi masculini behalten; undt pfleget die causa movens extrinseca die 25 eigenschafft der Sachen oder des beneficii nicht zuberühren oder zuverändern. Mann ist aber nicht zu allen Zeiten darinn so accurat gewesen; undt weil die Kaysern die controversias de regiis juribus et feudis nicht allezeit nach dem Exempel Ludovici Regis Germaniae, ex judiciorum hujus vel illius Regionis decreto, sondern nach guthdüncken der Hoffbedienten dediciret; so mag wohl ein- undt andermahl davon abgegangen seyn; 30 sonderlich ehe die Lehnrechte publicae Legis vim bekommen. 1–3 et . . . 〈proviso〉 am unteren Rand erg. Kik 16 primatum: Gemeint ist wohl die Reichsverweserschaft.

N. 324 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 543 Was sonsten den im Epitaphio Schonaugiensi, dem Conrado Palatino, zugelegten titulum Ducis Sueviae, Domini Gemini pontis belanget: Ist derselbe schwerlich ordinarius, sondern viel eher subdititius; weil aber derselbe aus dem Stamm der Schwaben entsproßen, nicht weniger nach etzlicher Meynung Fridericus I. Dux Sueviae, zwey weiber alß 1. Giselam Friderici Com. Sarae et Gemini pontis filiam undt 2. Agnetem Henrici IV. 5 Imperatoris filiam gehabt; gestalten ietztged. Friderici zwey Söhne undt Brüdern, alß Simon Com. in Sarbruck undt Henrich Com. de Zweybrück, Henrici Com. Palatini D. Saxoniae renuntiation auf die Vogtey zu Trier 〈vid.〉 Dipl. de a o 1198. unterschrieben: so mag etwa geschehen seyn, daß daher der titulus Epitaphii ged. maaßen 10 gefaßet. Es sindt dieses Sachen so mir occasione monitorum beygefallen; undt werde Ich dem hauptwercke weiter nachdencken, so viel nehmlich meine geringfügigkeit zuläßet; dabey aber Meines Hochgeehrten Herrn Hochschätzbaren Judicio mich gerne unterwerfen. Solte mir auch etwas vorkommen oder in collectione mea diplomatum, derer mehr alß 5000. 15 in ordinem Chronographicum zusammen getragen, sich antreffen laßen, so ad res Brunswicenses dienlich; will damit schuldigst aufwarten undt mir eine Freüde daraus machen, wann erweisen kann, wie mit sonderbahrer aestime allezeit seyn. 〈...〉 Regensburg den 29. Sept. 1699. 3 f. entsproßen | undt nach seinem Tode von Kayser Philippo II. in Absatz Diplomate 1208 Absatz Dux Sueviae genennet wirdt streicht Kik |, nicht k 1 Epitaphio Schonaugiensi: vgl. N. 215. 5 1. Giselam . . . filiam: Nicht Herzog Friedrich I. von Schwaben, sondern sein Sohn Herzog Friedrich II. war verheiratet mit Agnes, der Tochter eines Grafen von Saarbrücken. Limbach hat diesen Fehler selbst bemerkt und im nächsten Brief vom 20. (30.) Januar 1700 (Druck in I, 18) korrigiert. 6 ietztged. Friderici: tatsächlich Simon I., Graf von Saarbrücken. 9 Dipl. de a o 1198: Gemeint ist wohl die Urkunde des Pfalzgrafen am Rhein Heinrich vom 6. April 1197, vgl. C. Pöhlmann, Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. durch A. Doll, Speyer 1962, S. 9, Nr. ∗22. 15 collectione mea: Den Erwerb dieser Sammlung versuchte Leibniz nach Limbachs Tod dem hannoverschen Hofe nahezulegen. 20 in Diplomate 1208: nicht ermittelt.

542 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1699 N. 324<br />

oblationes feudales de corpore bonorum genommen, undt ad status et familiae decus<br />

perpetuum et 〈Fahnleno〉 precibus monachorum perpetuo pro se et posterie expetendum<br />

〈proviso〉 gemeinet; die intuitu der Lehn so benandte allodialia aber mit ienem Kayserlicher<br />

Macht untergeben, undt von derselben, als ober Lehn herrn nexu feudali agnosciret:<br />

5 Also ist bekandt, daß eben Sub Conrado, Friderico I. undt Henrico VI. die Lehnrechte<br />

in Teütschlandt refloresciret undt erneüert; die Status, alß Ducatus, Marchia etc. undt<br />

dergleichen also gefaßet undt ordoniret daß Sie indivisibiles weren, undt keinem alß dem<br />

ersten Sohn gebühreten; so ist die natura devolutionis darmit in gewiße Schrancken ge-<br />

setzet, undt die tochter davon ausgeschloßen. Starb eine Linie oder auch gantzer Stamm<br />

10 aus, so geschahe die Übergab undt neüe belehnung eines andern schlechter dings de Ducatu,<br />

undt muste die possessio antecessoris die limites deßelben lediglich zeigen; wiewohl<br />

nachgehends zu verhofter abkehrung aller dispüten, gewiße Lehn gefertiget, undt unter<br />

andern die Clausula: mit allen rechten, angehörungen NB Lehn undt eigen eingerucket;<br />

nicht weniger aber solches alles pactis s. statutis familiae bestärcket worden. Gleich aus<br />

15 eben diesem origine die Palatini ad Rhenum den vorgang vor denen alten Hertzoglichen<br />

Heüßern undt den primatum unter Ihnen behalten, weil die damahl in Beyern, Sachsen<br />

undt der Marck Brandenburg neü gesetzte Reguli deß Kaysers Brudern undt Pfaltzgraffen<br />

gewichen.<br />

Mann kann nicht leügnen daß ofters in translatione feudorum ejusmodi, auf die<br />

20 Töchtern deß verstorbenen Vasalli gesehen, oder die Übergab derselben mit verheyrathung<br />

der Töchter verknüpfet geweßen; aber das haben entweder meritum, vel preces<br />

defuncti speciales verursachet; die belehnung an undt für sich selbst ist auf den Mann<br />

geschehen undt das Lehnrecht von diesem suo proprio, non vero uxoris nomine bedienet,<br />

undt also natura feudi masculini behalten; undt pfleget die causa movens extrinseca die<br />

25 eigenschafft der Sachen oder des beneficii nicht zuberühren oder zuverändern. Mann ist<br />

aber nicht zu allen Zeiten darinn so accurat gewesen; undt weil die Kaysern die controversias<br />

de regiis juribus et feudis nicht allezeit nach dem Exempel Ludovici Regis<br />

Germaniae, ex judiciorum hujus vel illius Regionis decreto, sondern nach guthdüncken<br />

der Hoffbedienten dediciret; so mag wohl ein- undt andermahl davon abgegangen seyn;<br />

30 sonderlich ehe die Lehnrechte publicae Legis vim bekommen.<br />

1–3 et . . . 〈proviso〉 am unteren Rand erg. Kik<br />

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