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N. 485 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 851 Es ist bekant, wie die Publicisten insgemein behaupten, daß die praetension, so das Reich auff das regnum Arelatense hat, noch nicht gäntzlich verlohren sey, sonderlich sich darauff beziehende, weil in allen Capitulationibus Caesareis von Carolo V. an biß auff den Keyßer Ferdinandum II. inclusive durch beybehaltung des Archicancellariatus per Galliam et Regnum Arelatense, welches recht dem alten herkommen und der güldnen 5 Bull gemäs der Churfürst von Trier sich zueignet, die praetension auff gemeltes Reich praeserviret worden, also daß dieselbe weder Jure proscriptionis erlassen, noch sonsten pro derelicto zu achten. Alldieweilen nun aber des Archicancellariatus Regni Arelatensis von Zeit der erwahlung Ferdinandi III. biß auff den jetzigen Römischen König Josephum nicht mehr in denen Capitulationibus gedacht worden, und mithin diese praetension 10 scheinet gänzlich erloschen zu seyn, also entstehet die Frage: was doch für eine ursach dieses veränderten Chur Trierischen praedicats seyn möchte und ob dieser veränderung ungeachtet das Reich die von Franckreich abgerißene Stück des Arelatischen Reichs bey sich ereignenden favorablen conjuncturen wieder fordern könne? 485. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ 15 Paris, 20. März 1702. [376.] Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 346–347. 1 Bog. 8 o . 3 S. Eigh. Anschrift De Paris ce 20 e mars 1702. Vous ne m’avez point accusé, Monsieur, la réception des livres que je vous ay envoyez 1 Publicisten . . . behaupten: Vgl. z. B. B. v. Mallinckrot, De Archicancellariis Sacri Romani Imperii, 1640, S. 45–47; H. Conring, Dissertatio de Officialibus Imperii Romano-Germanici, 1669, § X. 1 praetension: Schon Kaiser Karl IV. hatte 1378 dem französischen Thronfolger (Karl V.) das immerwährende Reichsvikariat für das Königreich Arles übertragen. Faktisch gehörte das Arelat seitdem zu Frankreich. 3 Capitulationibus: die Wahlkapitulation Karls V. vom 3. Juli 1519; vgl. Deutsche Reichstagsakten unter Karl V., Bd 1, bearb. von A. Kluckhohn, Gotha 1893 (Nachdruck Göttingen 1962), S. 864–876, hier S. 865. Zur Wahlkapitulation Ferdinands I. vom 14. März 1558 vgl. Deutsche Reichstagsakten. Reichsversammlungen 1556–1662, Kurfürstentag zu Frankfurt 1558 und Reichstag zu Augsburg 1559 , Erster Teilband, bearb. von J. Leeb, Göttingen 1999, Nr. 46, S. 442–453, hier S. 444. 5 f. güldnen Bull gemäs: vgl. Goldene Bulle, Art. [10] (MGH Constitutiones et Acta publica Imperatorum et Regum, Bd 11, 1978–1992, S. 570 u. S. 571). Zu N. 485: Beilage waren N. 486 und N. 487. 18. 7. 2005
852 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 485 ny ecrit aucune lettre depuis plus de 3. à 4. mois. Je ne suis pas le seul qui ait esté en peine d’un si long silence, come vous l’avez pù voir par la miene d’il y a 8. jours. Je juge par la vostre du 10 e du courant qu’on ne vous a pas rendù celles que Mons r Pinsson et moy vous avons écrites au sujet de la graveure de Portrait de feüe S. A. E le puis que vous ne m’en 5 dites rien. L’on vous marquoit dans ces lettres qu’au defaut de Mons r Edelink qui ne vouloit pas l’entreprendre à moins de 400. escus, nous nous estions adressez à M r Drevet, et que nous l’avions porté à se contenter d’un sacq de 1 000pour faire cet ouvrage. Nous somes persuadez qu’il s’en acquittera bien, si neant moins vous aimez mieux vous servir du Graveur d’Ausbourg acause qu’il vous donnera 2. ou 300. exemplaires de plus 10 sans gaster les Planches nous en serons fort aises, le d t S r Pinsson et moy. J’ay payé par son ordre à un copiste nomé Morel une somme de 106.10. sols come vous le verrez par sa quittance qui est attachée au mémoire inclus dont le montant est de 192. 2 s. dont je vous prie d’avoir la bonté de me faire rembourcer. On portera incessament à M r Burnet la lettre recommandée, et s’il y fait réponse 15 je seray soigneux de vous l’envoyer, Je ne le seray pas moins de profiter des ocasions qui pourront vous faire connoistre combien je suis veritablement, Monsieur, vostre tres humble et tres obeissant serviteur. M r de Leibnitz. 5 L’on vous vous K, korr. Hrsg. Brosseau. 1 aucune . . . mois: Leibniz’ letzter Brief datiert vom 26. November 1701; vgl. N. 376. 2 la miene: nicht gefunden. 2 f. la vostre: nicht gefunden; hierzu war wohl Beischluss der Z. 14 erwähnte Brief an Th. Burnett (N. 468). 5 lettres: nicht gefunden; zu den Verhandlungen mit E. Edelinck vgl. bereits N. 298. 9 Graveur: J. U. Kraus. 18. 7. 2005
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Es ist bekant, wie die Publicisten insgemein behaupten, daß die praetension, so das<br />
Reich auff das regnum Arelatense hat, noch nicht gäntzlich verlohren sey, sonderlich sich<br />
darauff beziehende, weil in allen Capitulationibus Caesareis von Carolo V. an biß auff<br />
den Keyßer Ferdinandum II. inclusive durch beybehaltung des Archicancellariatus per<br />
Galliam et Regnum Arelatense, welches recht dem alten herkommen und der güldnen 5<br />
Bull gemäs der Churfürst von Trier sich zueignet, die praetension auff gemeltes Reich<br />
praeserviret worden, also daß dieselbe weder Jure proscriptionis erlassen, noch sonsten<br />
pro derelicto zu achten. Alldieweilen nun aber des Archicancellariatus Regni Arelatensis<br />
von Zeit der erwahlung Ferdinandi III. biß auff den jetzigen Römischen König Josephum<br />
nicht mehr in denen Capitulationibus gedacht worden, und mithin diese praetension 10<br />
scheinet gänzlich erloschen zu seyn, also entstehet die Frage: was doch für eine ursach<br />
dieses veränderten Chur Trierischen praedicats seyn möchte und ob dieser veränderung<br />
ungeachtet das Reich die von Franckreich abgerißene Stück des Arelatischen Reichs bey<br />
sich ereignenden favorablen conjuncturen wieder fordern könne?<br />
485. CHRISTOPHE BROSSEAU AN LEIBNIZ 15<br />
Paris, 20. März 1702. [376.]<br />
Überlieferung: K Abfertigung: LBr. 119 Bl. 346–347. 1 Bog. 8 o . 3 S. Eigh. Anschrift<br />
De Paris ce 20 e mars 1702.<br />
Vous ne m’avez point accusé, Monsieur, la réception des livres que je vous ay envoyez<br />
1 Publicisten . . . behaupten: Vgl. z. B. B. v. Mallinckrot, De Archicancellariis Sacri Romani<br />
Imperii, 1640, S. 45–47; H. Conring, Dissertatio de Officialibus Imperii Romano-Germanici, 1669,<br />
§ X. 1 praetension: Schon Kaiser Karl IV. hatte 1378 dem französischen Thronfolger (Karl V.) das<br />
immerwährende Reichsvikariat für das Königreich Arles übertragen. Faktisch gehörte das Arelat seitdem<br />
zu Frankreich. 3 Capitulationibus: die Wahlkapitulation Karls V. vom 3. Juli 1519; vgl. Deutsche<br />
Reichstagsakten unter Karl V., Bd 1, bearb. von A. Kluckhohn, Gotha 1893 (Nachdruck Göttingen<br />
1962), S. 864–876, hier S. 865. Zur Wahlkapitulation Ferdinands I. vom 14. März 1558 vgl. Deutsche<br />
Reichstagsakten. Reichsversammlungen 1556–1662, Kurfürstentag zu Frankfurt 1558 und Reichstag zu<br />
Augsburg 1559 , Erster Teilband, bearb. von J. Leeb, Göttingen 1999, Nr. 46, S. 442–453, hier S. 444.<br />
5 f. güldnen Bull gemäs: vgl. Goldene Bulle, Art. [10] (MGH Constitutiones et Acta publica Imperatorum<br />
et Regum, Bd 11, 1978–1992, S. 570 u. S. 571).<br />
Zu N. 485: Beilage waren N. 486 und N. 487.<br />
18. 7. 2005
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