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N. 364 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 649 Camin, und machte Feuer an, und ließ der Frau Zorninn herunter sagen, wann sie gegeßen hätten, möchten sie oben kommen, Er wolthe ihnen etwas zeigen. Nach dem gebeth gieng H. Zorn, seine Frau, und zwey bekandte Prediger hinauf zu Böttchern, dieser zeigete das Feuer, und den Schmeltztiegel, und fragte, ob man diesen trauen wolthe 15 ; einer gab zur antwort: Ja, in dem Schmeltztiegel wird nichts seyn; darauf zeigete Böttcher ein 5 stückchen bley von 3. Loth, und fragte, ob man dieses nehmen wolle; einer aber sagte, Nein, wir wißen nicht was er hinein gethan hat, wir wollen ein anderes bley aus der Apothecken hohlen laßen; Böttcher sprach hierauf: So ist es besser, wir nehmen Geld, denn das ist schon von seinen Schlacken gereiniget, so darff man das Geld nicht erst auf den Test setzen; Worauf ein Prediger 13. Zweygroschen Stücken aus der Tasche zog 16 , 10 welche am Gewichte gleich 3. Loth ausmacheten, und gab sie Böttchern, welcher sie in den Schmeltztiegel legte und Feuer gab; Weil aber der Windoffen nicht wohl ziehen wolthe, so wehrete es über 2. Stunden, bis es schmeltzete; inzwischen zog Böttcher ein damit er sich ins kunfftige enthalte möge von der Chymi ungütlich zu sprechen. Man hatte fast daruber gelachet, und gesagt, was er denn wohl zeigen wolte, darauff er gesagt, sie würden es sehen. H. Winkler hatte sich mit ihm in einig gesprach eingelaßen, und gesagt der Rechte weg gold zu machen sey daß man seines beruffes fleißig abwarte, er habe aber geantwortet, daß wem Gott darinn eine besondere gnade gethan, der hatte berufs gnug, und was etwa sonst für worthe gefallen seyn mögen. Hat auch den locum auß der Apocalypsi angefuhret, umb zu zeigen, daß die Kunst in Gottes worth gegrundet, nehmlich das Gold der Stadt Gottes seye durchsichtig wie glaß, doch sey nicht von gemeinem Golde sondern von dem auro vivo philosophorum zuverstehn, so andere Materien zu Gold machen und sich vermehren könne. Darüber H. Winkler sich gewundert und gegen H. Zorn gesagt, es seye viel, daß der junge Mensch so raisonnire, er habe selbst den locum nie also betrachtet. 15 (14) H. Zorn hat mir es anders erzehlet, nehmlich nicht Bötticher sondern er selbst hatte einen schmelztiegel unter einer großen anzahl derselbigen genommen und zur Probe dargegeben. 16 (15) Ich erinnere mich nicht ob nun der H. Prediger oder H. Zorn die 13 stuck Münze hehrgegeben. Es wäre auch nachzufragen, ob man sie Böttichern in die Hande geben, umb sie in Schmelztiegel zu thun, oder ob ein ander sie hinein gethan. 3 Prediger: J. Porst und J. J. Winkler. 21 f. locum . . . Apocalypsi: Offenbarung, 21, 18. 18. 7. 2005

650 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 364 silbernes Büchschen aus der Tasche, und aus demselben langete er herfür seinen lapidem, dieser war roth alß ein Rubin, durchsichtig alß ein glaß, in der größe v. dicke war es so viel alß der Vierthe Theil von einer welschen Nußschale 17 ; Von dieser tinctur brach er ein wenig ab, etwa so viel alß eine halbe Linse oder halbes Pfefferkorn, und gab es hin, 5 v. sprach, dieses nehme jemand, und wickele es in ein Papier, denn es ist klein und möchte verlohren werden; Weil aber der Windoffen nicht viel nütze war, wehrte es sehr lange, bis die zwey groschen Stücke zerschmoltzen, alß sie aber geschmoltzen waren, ward das bißchen Tinctur mit dem Papier hineingeworffen, darauf gab Böttcher dem Schmeltztiegel starck Feuer oben und unten bey nahe einer Stunde lang, endlich goß 10 er es aus in ein eingesetztes gewicht, da war es das reineste und feineste Gold, v. war am gewichte nicht ein gran abgegangen. Die Personen, so dazumahl gegenwärtig waren, wunderten sich zwar, machten aber weiter nichts daraus, eine unter denenselben sagte; die Kunst ist gut gnug, ich weiß aber noch eine beßere; alß sie gefraget wurde, sprach sie: Singe, beth, und geh auf Gottes Wegen, verricht das deine nur getreu. Etliche Tage 15 hernach vermahnete ein Prediger 18 , welcher dabey gewesen, Böttchern, Er möchte doch 17 (16) Ich vermeine wohl H. Zorn gehohret zu haben, daß der junge Mensch nicht mehr damahls sehen laßen, als er wircklich zur projection brauchen wollen, so er ihm auch in die Hand geben und sey es durchsichtig gewesen. Er hat mir auch nicht gesagt, daß nach hinein geworffener tinctur es noch eine stunde gewehret, sondern viel mehr, daß die tinctur erst hinein geworffen worden, als es gnugsam gefloßen, da hatte es nur noch ein wenig gewallet, wäre darauff gestanden, und in ein hohles gewicht außgegoßen worden. Und hatte sich das Gewicht der 3 loth wieder gefunden. Er hat es darauff der Fr. Zornin zum andenken vor eine ihm geschenckte bibel verehret. 18 (17) Daß der Prediger so dabey gewesen, Bottichern etliche tage hernach zugeredet, stehe auch in Zweifel, weil von H. Zorn ve[r]standen, daß der Mensch damahls abschied von ihm genommen, und des andern tages frühe auß dem Hause gangen, so daß man seines orths ihn nicht wieder gesehen. Sorge also, daß das weitlauffige raisonnement zwischen ihm und dem Prediger von iemand ex ingenio suppliret worden. Damahls hatte man, nach H. Zorns erzehlen eben von der Sach kein werck gemacht, und viel mehr gezweifelt ob es etwa nur ein aurum sophisticum sey. 14 Singe . . . getreu: 7. Strophe aus dem Kirchenlied von Georg Neumark ” Wer nur den lieben Gott läßt walten‘‘. 18. 7. 2005

650 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 364<br />

silbernes Büchschen aus der Tasche, und aus demselben langete er herfür seinen lapidem,<br />

dieser war roth alß ein Rubin, durchsichtig alß ein glaß, in der größe v. dicke war es so<br />

viel alß der Vierthe Theil von einer welschen Nußschale 17 ; Von dieser tinctur brach er<br />

ein wenig ab, etwa so viel alß eine halbe Linse oder halbes Pfefferkorn, und gab es hin,<br />

5 v. sprach, dieses nehme jemand, und wickele es in ein Papier, denn es ist klein und<br />

möchte verlohren werden; Weil aber der Windoffen nicht viel nütze war, wehrte es sehr<br />

lange, bis die zwey groschen Stücke zerschmoltzen, alß sie aber geschmoltzen waren,<br />

ward das bißchen Tinctur mit dem Papier hineingeworffen, darauf gab Böttcher dem<br />

Schmeltztiegel starck Feuer oben und unten bey nahe einer Stunde lang, endlich goß<br />

10 er es aus in ein eingesetztes gewicht, da war es das reineste und feineste Gold, v. war<br />

am gewichte nicht ein gran abgegangen. Die Personen, so dazumahl gegenwärtig waren,<br />

wunderten sich zwar, machten aber weiter nichts daraus, eine unter denenselben sagte;<br />

die Kunst ist gut gnug, ich weiß aber noch eine beßere; alß sie gefraget wurde, sprach<br />

sie: Singe, beth, und geh auf Gottes Wegen, verricht das deine nur getreu. Etliche Tage<br />

15 hernach vermahnete ein Prediger 18 , welcher dabey gewesen, Böttchern, Er möchte doch<br />

17 (16) Ich vermeine wohl H. Zorn gehohret zu haben, daß der junge Mensch nicht<br />

mehr damahls sehen laßen, als er wircklich zur projection brauchen wollen, so er ihm<br />

auch in die Hand geben und sey es durchsichtig gewesen. Er hat mir auch nicht gesagt,<br />

daß nach hinein geworffener tinctur es noch eine stunde gewehret, sondern viel mehr,<br />

daß die tinctur erst hinein geworffen worden, als es gnugsam gefloßen, da hatte es nur<br />

noch ein wenig gewallet, wäre darauff gestanden, und in ein hohles gewicht außgegoßen<br />

worden. Und hatte sich das Gewicht der 3 loth wieder gefunden. Er hat es darauff der<br />

Fr. Zornin zum andenken vor eine ihm geschenckte bibel verehret.<br />

18 (17) Daß der Prediger so dabey gewesen, Bottichern etliche tage hernach zugeredet,<br />

stehe auch in Zweifel, weil von H. Zorn ve[r]standen, daß der Mensch damahls<br />

abschied von ihm genommen, und des andern tages frühe auß dem Hause gangen, so<br />

daß man seines orths ihn nicht wieder gesehen. Sorge also, daß das weitlauffige raisonnement<br />

zwischen ihm und dem Prediger von iemand ex ingenio suppliret worden. Damahls<br />

hatte man, nach H. Zorns erzehlen eben von der Sach kein werck gemacht, und viel mehr<br />

gezweifelt ob es etwa nur ein aurum sophisticum sey.<br />

14 Singe . . . getreu: 7. Strophe aus dem Kirchenlied von Georg Neumark ” Wer nur den lieben Gott<br />

läßt walten‘‘.<br />

18. 7. 2005

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