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N. 364 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 643 keiner extremitaten bedürffe. Es köndten auch kräfftige officia cum ostensione virium conjugiret werden. Sonderlich wäre zu dencken ob und wie von wegen Kaysers, England und Holland dem hochfürstl. Hause Wolfenbutel annehmliche vorschläge zu thun, umb seine trouppen zu der guthen parthey herzugeben. 5 Quaeritur ob zu gleich darauff zu dringen, daß man an seiten Wolfenbutel die neue Chur erkenne, oder ob man umb mehrern glimpfs halben davon abstrahiren will. Jenes wäre das sicherste, wenn zu hoffen, daß dadurch auch in dieser Sach die majora in Collegio principum zu erhalten, also die Reichs declaration mit dem Neuen Churwesen (als deßen beylegung zur wiederbringung der einigkeit im Reich hochst nöthig) zu gleich zur 10 richtigkeit zu bringen. 364. LEIBNIZ FÜR KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE UND KURFÜRST GE- ORG LUDWIG Anmerkungen zu einem Bericht über den Goldmacher J. F. Böttger. [Berlin, November 1701]. 15 Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 4 Nr. 535 Bl. 126–127. 1 Bog. 2 o . 3 S. Mit wenigen Streichungen und Ergänzungen. (= Anmerkungen zu Ebd. Cal. Br. 4 Nr. 535 Bl. 200–205). Der anonyme Historische Bericht von dem sogenannten Goldmacher in Berlin, Johann Friedrich ” Böttcher‘‘, zu dem Leibniz seine Anmerkungen macht, ist in zwei Fassungen von verschiedenen, nicht 20 identifizierten Schreiberhänden überliefert: 1. Hannover Niedersächs. Landesbibl. Ms XIX 1084 a Bl. 1 bis 3. 2 Bog. 2o . 6 S. fadengeheftet mit der Bemerkung von anderer Hand oben auf Bl. 1 ro : Haec ” Historia accidit Berolini 1701. atque ubi sequitur, Serenissimae Prussiae Reginae missa est‘‘; 2. Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 4 Nr. 535 Bl. 200–205. 3 Bog. 2o . 11 S. Fortlaufende Zahlen von Leibniz’ Hand am linken Rand der 2. Fassung markieren die Textpassagen, die Leibniz in L mit 25 gleicher Zählung kommentiert. Wir drucken Leibniz’ Anmerkungen als Fußnoten zu diesem Exemplar des Historischen Berichts‘‘. Als mögliche Adressatin der Leibnizschen Anmerkungen kommt zum einen ” Königin Sophie Charlotte in Betracht, von der Leibniz den Bericht‘‘ wohl erhalten hat. Darauf deutet ” u. a. die Anspielung in N. 378 auf eine als bekannt vorausgesetzte Äußerung Böttgers zur Apokalypse hin, die Leibniz in seiner Anm. (13) erwähnt. Zum anderen geht aus N. 378 hervor, dass auch Kurfürst 30 Georg Ludwig Anfang Dezember 1701 ausführlich über Böttger und seine Goldmacherversuche informiert wurde. Die Überlieferung im Niedersächs. Hauptstaatsarchiv macht ebenfalls diesen Adressaten wahrscheinlich. Als weitere Interessenten für den Bericht‘‘ und Leibniz’ Anmerkungen sind Kurfürstin ” 18. 7. 2005

644 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 364 Sophie (vgl. N. 46) und A. Janulli (vgl. N. 378) in Erwägung zu ziehen. Die Datierung ergibt sich aus der Tatsache, dass der ” Historische Bericht‘‘ Böttgers Flucht aus Berlin (26. Oktober) erwähnt, Leibniz von Böttgers Ankunft in Wittenberg (30. Oktober) Kenntnis hat (vgl. Punkt (18) von Leibniz’ Anmerkungen) und Leibniz in N. 46 Kurfürstin Sophie berichtet, er wolle selbst mit Augenzeugen der Böttgerschen 5 Experimente sprechen und darüber Bericht erstatten. In N. 68 berichtet Leibniz dann Sophie, er habe ausführlich mit dem Apotheker Zorn gesprochen. Historischer Bericht von dem sogenannten Goldmacher in Berlin, Johann Friedrich Böttcher, so viel er selbst erzehlet, und man von andern glaubwürdigen Personen, mit welchen er umbgegangen, erfahren können 1 . 10 Johann Friederich Böttcher ist gebohren in Schläitz einem Städchen im Vogtlande unter den H. Graffen von Reuß gehörig; Sein Vater hat daselbst etwas bey der Müntze bedienet, nach des Vaters tod hat seine Mutter den Conducteur in Magdeburg, Jobst Friederich Tiemann geheyrathet, woselbst auch der Sohn Joh. Fried. Böttcher erzogen worden; Im 14 ten Jahre seines Althers ist er von seiner Mutter nach Berlin gebracht 15 worden 2 zu H. Friederich Zorn die Apothecker Kunst bey demselben zu lernen. In seinen ersten Lehrjahren war er gar liederlich und schmutzig, nachgehends aber hat sich an ihm ein scharffes ingenium vermercken laßen, und Er selbst hat angefangen alle Dinge genau zu untersuchen. Einsmahls kahm jemand in die Apotheck, und alß sie untereinander vom Goldmachen discurrirten, sprach selbige person: die Goldmacher sind gar sonderliche 20 Leuthe, sie wißen wann sie sterben sollen; ein ander sagte: Woher wißet ihr das? 3 Jener 1 Bey dem Historischen Bericht von dem angegebenen zu Berlin gewesenen Adepto Böttichern finde ich ein und anders aus dem jenigen, so mir die darinn angeführte testes oculares selbst gesagt, zu erinnern. 2 (1) Sind die Zeiten nicht eigentlich ausgedruckt, als in welchem Jahr der junge Mensch nach Berlin kommen, wann er das buch des Schweizers erhalten, wann er aus dem Hause seines Lehr Herrn sich in noch wehrender Lehre absentiret, und wann er endtlich die Proben gethan. Ich erinnere mich nicht, daß H. Zorn gesagt, als ob ihn seine Mutter nach Berlin bracht, sondern nur, daß ihn ein apotheker zu Magdeb. an ihn recommendiret, doch kan beydes wohl seyn. 11 Vater: Joh. A. Böttger starb 1682. 12 Mutter: Ursula Böttger, geb. Pflug. 25 apotheker: nicht identifiziert. 18 jemand: F. W. Köpke, ein Apotheker. Vgl. C. A. Engelhardt, J. F. Böttger, Erfinder des sächsischen Porzellans, Leipzig 1837, S. 4. 18. 7. 2005

N. 364 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 643<br />

keiner extremitaten bedürffe.<br />

Es köndten auch kräfftige officia cum ostensione virium conjugiret werden.<br />

Sonderlich wäre zu dencken ob und wie von wegen Kaysers, England und Holland<br />

dem hochfürstl. Hause Wolfenbutel annehmliche vorschläge zu thun, umb seine trouppen<br />

zu der guthen parthey herzugeben. 5<br />

Quaeritur ob zu gleich darauff zu dringen, daß man an seiten Wolfenbutel die neue<br />

Chur erkenne, oder ob man umb mehrern glimpfs halben davon abstrahiren will. Jenes<br />

wäre das sicherste, wenn zu hoffen, daß dadurch auch in dieser Sach die majora in Collegio<br />

principum zu erhalten, also die Reichs declaration mit dem Neuen Churwesen (als<br />

deßen beylegung zur wiederbringung der einigkeit im Reich hochst nöthig) zu gleich zur 10<br />

richtigkeit zu bringen.<br />

364. LEIBNIZ FÜR KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE UND KURFÜRST GE-<br />

ORG LUDWIG<br />

Anmerkungen zu einem Bericht über den Goldmacher J. F. Böttger.<br />

[Berlin, November 1701]. 15<br />

Überlieferung: L Konzept: Hannover Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 4 Nr. 535<br />

Bl. 126–127. 1 Bog. 2 o . 3 S. Mit wenigen Streichungen und Ergänzungen. (= Anmerkungen<br />

zu Ebd. Cal. Br. 4 Nr. 535 Bl. 200–205).<br />

Der anonyme Historische Bericht von dem sogenannten Goldmacher in Berlin, Johann Friedrich<br />

”<br />

Böttcher‘‘, zu dem Leibniz seine Anmerkungen macht, ist in zwei Fassungen von verschiedenen, nicht 20<br />

identifizierten Schreiberhänden überliefert: 1. Hannover Niedersächs. Landesbibl. Ms XIX 1084 a Bl. 1<br />

bis 3. 2 Bog. 2o . 6 S. fadengeheftet mit der Bemerkung von anderer Hand oben auf Bl. 1 ro : Haec<br />

”<br />

Historia accidit Berolini 1701. atque ubi sequitur, Serenissimae Prussiae Reginae missa est‘‘; 2. Hannover<br />

Niedersächs. Hauptstaatsarchiv Cal. Br. 4 Nr. 535 Bl. 200–205. 3 Bog. 2o . 11 S. Fortlaufende Zahlen<br />

von Leibniz’ Hand am linken Rand der 2. Fassung markieren die Textpassagen, die Leibniz in L mit 25<br />

gleicher Zählung kommentiert. Wir drucken Leibniz’ Anmerkungen als Fußnoten zu diesem Exemplar<br />

des Historischen Berichts‘‘. Als mögliche Adressatin der Leibnizschen Anmerkungen kommt zum einen<br />

”<br />

Königin Sophie Charlotte in Betracht, von der Leibniz den Bericht‘‘ wohl erhalten hat. Darauf deutet<br />

”<br />

u. a. die Anspielung in N. 378 auf eine als bekannt vorausgesetzte Äußerung Böttgers zur Apokalypse<br />

hin, die Leibniz in seiner Anm. (13) erwähnt. Zum anderen geht aus N. 378 hervor, dass auch Kurfürst 30<br />

Georg Ludwig Anfang Dezember 1701 ausführlich über Böttger und seine Goldmacherversuche informiert<br />

wurde. Die Überlieferung im Niedersächs. Hauptstaatsarchiv macht ebenfalls diesen Adressaten<br />

wahrscheinlich. Als weitere Interessenten für den Bericht‘‘ und Leibniz’ Anmerkungen sind Kurfürstin<br />

”<br />

18. 7. 2005

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