Swissmedic Vigilance-News Edition 30 – Mai 2023
In dieser Ausgabe: • Immuncheckpoint-Inhibitoren: schwangerschaftsbezogene Outcomes • JAK-Inhibitoren: Massnahmen zur Risikominimierung / Individualisierte Dosierung • COVID-19-Impfstoffe: Myokarditis bei älteren Patienten / Unerwünschte Wirkungen nach Impfung mit bivalenten Impfstoffen • Haemovigilance: Fehltransfusionen und Beinahe-Fehler
In dieser Ausgabe:
• Immuncheckpoint-Inhibitoren: schwangerschaftsbezogene Outcomes
• JAK-Inhibitoren: Massnahmen zur Risikominimierung / Individualisierte Dosierung
• COVID-19-Impfstoffe: Myokarditis bei älteren Patienten / Unerwünschte Wirkungen nach Impfung mit bivalenten Impfstoffen
• Haemovigilance: Fehltransfusionen und Beinahe-Fehler
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JAK-Inhibitoren: Braucht es individualisierte Dosierungen?<br />
Jérémie Tachet, Doktorand der Pharmazie; Prof. Dr. med. François Girardin, MSc, eMBA<br />
Regionales Pharmacovigilance-Zentrum, Abteilung Klinische Pharmakologie,<br />
Universitätsspital Lausanne (CHUV), Schweiz<br />
Januskinasen (JAK) sind Nicht-Rezeptor-Tyrosinkinasen<br />
mit mehreren Domänen, die zentrale<br />
Funktionen bei der zellulären Signaltransduktion<br />
haben und einzigartige Möglichkeiten zur Modulation<br />
und langfristigen Kontrolle pathogener<br />
Immunreaktionen bei verschiedenen Erkrankungen<br />
bieten (1). JAK-Inhibitoren (JAKi) werden bei<br />
zahlreichen entzündlichen und onkologischen<br />
Erkrankungen eingesetzt, z. B. bei chronisch-entzündlichen<br />
Darmerkrankungen, rheumatoider Arthritis,<br />
immunvermittelten Gelenkerkrankungen<br />
(z. B. Spondyloarthritis), zahlreichen Autoimmunerkrankungen<br />
der Haut, myeloproliferativen<br />
Neoplasien, Polycythaemia vera, essentieller<br />
Thrombozythämie und neuerdings auch bei der<br />
Graft-versus-Host-Reaktion (GvHR). Die ersten in<br />
der Schweiz zugelassenen JAKi waren Ruxolitinib<br />
(Jakavi ® , 2012) und Tofacitinib (Xeljanz ® , 2013).<br />
Die Affinität des jeweiligen JAKi zum Rezeptor<br />
spielt eine Schlüsselrolle bei der Wahl dieser hochselektiven<br />
Arzneimittel in Bezug auf Wirkstoffeigenschaften<br />
und spezifischem Krankheitsbild. Alle<br />
zur Behandlung chronischer Entzündungskrankheiten<br />
angewendeten JAKi hemmen zumindest<br />
teilweise die JAK1-Isoform: Diese spezifische Hemmung<br />
könnte mit einem Klasseneffekt in Bezug<br />
auf ihre Sicherheit verbunden sein (1).<br />
Die schnelle Synthese (2<strong>–</strong>4h) der Isoformen JAK1,<br />
JAK2 und TYK2 hat Auswirkungen auf das Spektrum<br />
der JAKi-Eigenschaften und ihre Wirkungsdauer (2).<br />
Die Hemmung eines oder mehrerer JAK-Isomere<br />
führt zu einer breiten Palette biologischer Reaktionen<br />
(d. h. erwünschte und unerwünschte Wirkungen).<br />
Die Pharmakodynamik der JAKi wird durch ihre<br />
pharmakokinetischen Eigenschaften beeinflusst,<br />
wie z. B. die biologische Halbwertszeit, die maximale<br />
Konzentration, die Zeit bis zum Erreichen<br />
der maximalen Konzentration am Zielort und die<br />
Ausscheidungswege sowie die Bindungsart und die<br />
Affinität zu den vier Isomeren.<br />
JAKi sind eine chemisch heterogene Gruppe von<br />
Wirkstoffen mit unterschiedlichen pharmakokinetischen<br />
und pharmakodynamischen Eigenschaften,<br />
welche die physiologischen Wirkungen festlegen:<br />
Die Beziehungen zwischen Konzentration und<br />
Wirkung sowie zwischen Konzentration und unerwünschten<br />
Arzneimittelwirkungen (UAW) sind<br />
substanzspezifisch. Wirksamkeit und unerwünschte<br />
Wirkungen hängen im Wesentlichen von der<br />
Konzentration-Wirkungs-Beziehung ab, aufgrund<br />
derer die Arzneimitteldosierung so bestimmt wird,<br />
dass die beabsichtigten Konzentrationen innerhalb<br />
der therapeutischen Breite erreicht werden.<br />
So wurde beispielsweise bei Patienten mit Colitis<br />
ulcerosa und rheumatoider Arthritis, die mit<br />
Upadacitinib behandelt wurden, ein Zusammenhang<br />
zwischen Plasmaspiegeln und Wirksamkeit<br />
festgestellt. Ähnliche Zusammenhänge wurden für<br />
schwere Infektionen, erhöhte Werte für Lebertransaminasen<br />
oder CPK, Lymphopenie und eine Abnahme<br />
des Hämoglobins festgestellt (3<strong>–</strong>5).<br />
Neuartige Mechanismen der Immunsuppression<br />
bergen das unvermeidbare Risiko, dass entweder<br />
eine unzureichenden Wirksamkeit erreicht oder<br />
toxische Wirkungen verursacht werden, was eine<br />
Optimierung der Dosierung für eine Vielzahl von<br />
Nicht-Standard-Patienten erforderlich macht. Fragen<br />
zur Sicherheit von JAKi (z. B. Zunahme von<br />
kardiovaskulären Ereignissen, Krebserkrankungen,<br />
opportunistischen Infektionen, Reaktivierung von<br />
Herpes zoster, chronischer Virushepatitis und latenter<br />
Tuberkulose) werden in einem separaten<br />
Artikel dieses <strong>News</strong>letters behandelt.<br />
<strong>Swissmedic</strong> <strong>Vigilance</strong>-<strong>News</strong> | <strong>Edition</strong> <strong>30</strong> <strong>–</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
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