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10/05/2012 - Myclipp

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nimmt Röttgen für sich in Anspruch, zu den<br />

Modernisieren und Vordenkern der CDU zu gehören.<br />

Nach der Bundestagswahl 20<strong>05</strong> war Röttgen als<br />

Kanzleramtsminister im Gespräch. Es wäre der große<br />

Karrieresprung gewesen. Dann aber zog Kanzlerin<br />

Merkel ihm Thomas de Maizière vor. Wie sehr Röttgen<br />

das gewurmt haben muss, wurde deutlich als er 2006<br />

Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Industrie werden wollte. Verwunderung rief er dann<br />

über die Parteigrenzen hinweg hervor, als er glaubte,<br />

neben dem Cheflobbyisten-Posten sein<br />

Bundestagsmandat behalten zu können. Röttgen<br />

entschied sich schließlich gegen die Wirtschaft und für<br />

die Politik und blieb als Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer eines der einflussreichsten Mitglieder<br />

der CDU/CSU-Fraktion. Als die Kanzlerin ihn<br />

schließlich 2009 zum Bundesumweltminister machte,<br />

konnte man das als besondere Auszeichnung deuten,<br />

schließlich war das Umweltressort auch für Frau<br />

Merkel einst Karrieresprungbrett gewesen.<br />

Röttgen spielte volles Risiko<br />

Manche halten Norbert Röttgen für den größten<br />

Denker der CDU seit Kurt Biedenkopf. Tatsächlich<br />

kann Röttgen im Bundestag oder auf Parteitagen<br />

luzide Reden zu den Krisen unserer Zeit halten. Nach<br />

dem Reaktorunfall in Japan profilierte sich der<br />

Umweltminister, der die Atomkraft schon immer<br />

skeptisch sah, zudem in der Rolle des Vaters der<br />

Energiewende. Im Fall einer Niederlage der Union bei<br />

der Bundestagswahl 2013 hätte sich Röttgen<br />

Hoffnungen auf den CDU-Bundesvorsitz und den<br />

Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag machen<br />

können. Für seinen weiteren Aufstieg in Berlin<br />

brauchte Röttgen aber eine Hausmacht. Im Herbst<br />

20<strong>10</strong> gelang es ihm, sich im Ringen um den Vorsitz<br />

des größten CDU-Landesverbandes per<br />

Basisentscheid gegen Armin Laschet durchzusetzen.<br />

Die CDU-Mitglieder hatten sich von dem Argument<br />

überzeugen lassen, die Partei werde von der<br />

bundespolitischen Prominenz Röttgens profitieren. Es<br />

war die Neuauflage eines großen Missverständnisses.<br />

Denn die CDU in Nordrhein-Westfalen hatte schon<br />

einmal keine guten Erfahrungen mit einem<br />

Bundespolitiker gemacht - auch unter Norbert Blüm<br />

verharrte sie ohne Machtperspektive im<br />

30-Prozent-Turm.<br />

Röttgen spielte volles Risiko, als er die Führung des<br />

Landesverbands übernahm. Ihm war bewusst, dass es<br />

wegen der Fragilität der rot-grünen<br />

Minderheitsregierung jederzeit zu einer Neuwahl<br />

kommen konnte. Sein Kalkül schien, die Regierung<br />

Kraft werde jedenfalls bis nach der Bundestagswahl<br />

2013 Bestand haben. Jedenfalls hat Röttgen die<br />

Minderheitsregierung sogar aktiv stabilisiert - mit Hilfe<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung/ - Politik, Qui, <strong>10</strong> de Maio de <strong>2012</strong><br />

CLIPPING INTERNACIONAL (Europäischen Gerichtshof )<br />

des im Sommer 2011 zwischen CDU, SPD und<br />

Grünen geschlossenen Schulfriedens.<br />

Zu sehr Kopfmensch<br />

Nun aber muss Röttgen einen Wahlkampf führen, den<br />

er nie hat führen wollen. So sagen es Parteifreunde.<br />

Oft hat man bei Röttgen in diesen Tagen den<br />

Eindruck, er sei zur falschen Zeit am falschen Ort.<br />

Statt in Rio, Tokio oder New York auf internationalen<br />

Gipfeln das Weltklima zu retten, steht er nun wie Ende<br />

April im siegerländischen Netphen auf den Plätzen<br />

nordrhein-westfälischer Mittelstädte. Die Sonne<br />

scheint, vor dem alten Feuerwehrhaus sitzen die Leute<br />

auf Bierbänken, im Hintergrund brutzeln schon die<br />

Bratwürste. Röttgen spricht von seiner Generation,<br />

den Babyboomern, die die Pflicht hätten aufzuhören<br />

„mit dem Schuldenmachen, als gäbe es kein Morgen“,<br />

und von ökologischen Schulden, die es ebenfalls<br />

abzutragen gelte. Er wirft der Regierung Kraft Ideenund<br />

Konzeptlosigkeit vor. Am Ende macht sich der<br />

Spitzenkandidat selbst Mut. Entscheidend sei, dass<br />

am 13. Mai, „unsere Anhänger zur Wahl gehen, dann<br />

haben wir die Nase vorn“.<br />

Genau das ist das Problem: Die Motivation des<br />

eigenen Lagers. Die Leute klatschen bei Röttgens<br />

Auftritten immer sehr freundlich. Der Funke aber will<br />

nicht recht überspringen. Röttgen ist zu sehr<br />

Kopfmensch. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat<br />

es mit ihrer landesmütterlichen Art leicht gegen<br />

Röttgen. Der CDU-Mann kommt (interessanter Weise<br />

ähnlich wie seinerzeit Blüm im Wahlkampf gegen<br />

Johannes Rau) nur auf Sympathiewerte um die 20<br />

Prozent, während die Sozialdemokratin mittlerweile je<br />

nach Umfrage Werte von mehr als 60 Prozent erzielt.<br />

Eine Erhebung des WDR ergab, dass die Leute nicht<br />

nur glauben, Frau Kraft sei mit den Problemen der<br />

Bürger besser vertraut, setzte sich stärker für soziale<br />

Gerechtigkeit ein und sei die stärkere<br />

Führungspersönlichkeit als Röttgen. Sie sind sogar<br />

davon überzeugt, die Ministerpräsidentin verstehe<br />

mehr von Haushalts- und Finanzpolitik als ihr<br />

CDU-Herausforderer.<br />

Das heißt: Es gelingt der CDU nicht, mit ihrem<br />

zentralen Slogan „Verantwortung statt Verschuldung“<br />

durchzudringen. Obwohl Umfragen ergeben, das<br />

Konsolidierung ganz oben auf der Prioritätenliste der<br />

Bürger steht, ist Röttgen zwischenzeitlich so ängstlich<br />

geworden, dass er kurzerhand zwei zentrale<br />

Haushaltssanierungsvorschläge seiner Fraktion (die<br />

Wiedereinführung der Gebühren für das Studium und<br />

das dritte Kindergartenjahr) abräumte, um nicht als<br />

kalter Sparkommissar dazustehen. Und auch für eine<br />

höhere Pendlerpauschale hat er sich mittlerweile<br />

eingesetzt, was Bundesfinanzminister Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) mit den Worten kommentierte, es sei<br />

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