10/05/2012 - Myclipp
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Frankfurter Allgemeine Zeitung/ - Politik, Qua, 16 de Maio de <strong>2012</strong><br />
CLIPPING INTERNACIONAL (Verfassungsgericht)<br />
Frankfurt Polizei räumt Occupy-Camp<br />
Mit einem größeren Aufgebot hat die Polizei am<br />
Mittwochmorgen das Occupy-Camp in Frankfurt<br />
geräumt. Etwa 30 Mannschaftswagen fuhren vor das<br />
Zeltlager nahe der Europäischen Zentralbank.<br />
Nachdem die Aktivisten mehreren Aufforderungen, das<br />
Camp freiwillig zu verlassen, nicht folgten, fing die<br />
Polizei an, die Bankenkritiker aus dem Camp zu<br />
führen. Bis zum Mittag wurden rund 340 Personen<br />
herausgeführt, vereinzelt auch von den Beamten<br />
herausgetragen.Das Camp wurde bis zum Mittag<br />
weitgehend geräumt. Die Aktion verlief großteils<br />
friedlich. Ein Aktivist fand sogar lobende Worte für die<br />
Polizei, sie trage zur Deeskalation bei. Rund <strong>10</strong>0<br />
Zeltstadtbewohner hatten zunächst eine Sitzblockade<br />
begonnen, um gegen die erwartete Räumung passiven<br />
Widerstand zu leisten. Später sammelte sich der „harte<br />
Kern“im Zeltlager, einige von ihnen waren vermummt.<br />
Ein Planschbecken wurde mit Farbe gefüllt, die<br />
verbleibenden Bewohner fingen an, Polizisten mit<br />
weißer und rosa Farbe zu besprühen. Ein Sprecher<br />
der Protestbewegung hatte am Morgen noch betont,<br />
die Camp-Bewohner wollten friedlich und nicht<br />
aggressiv auf die angekündigte Räumung des Camps<br />
reagieren.Gegen Mittag wurde auch die Entscheidung<br />
des Verwaltungsgerichtshofs in Kassel bekannt, den<br />
für Mittwoch Abend geplanten „Rave against the<br />
Troika“ zu verbieten. Hintergrund ist, dass der Rave<br />
aus Sicht der Sicherheitsbehörden als erste potentielle<br />
Eskalationsstufe galt.Trotz der Entscheidung des<br />
hessischen Verwaltungsgerichtshofs, den „Rave<br />
against the Troika“ zu verbieten, richtet sich die Polizei<br />
darauf ein, dass dennoch mehrere hundert<br />
Kapitalismus-Gegner versuchen werden, am Abend zu<br />
demonstrieren. Die Polizei kündigte am Nachmittag<br />
an, an der Hauptwache, wo die Auftaktkundgebung<br />
stattfinden soll, mit einem Großaufgebot präsent zu<br />
sein. Sollten die Demonstranten die Entscheidung des<br />
Gerichts nicht akzeptieren, werde man Platzverweise<br />
aussprechen, teilte ein Polizeisprecher mit. Anreisende<br />
Demonstranten werde man gegebenenfalls auffordern,<br />
umzuekehren. Der Frankfurter Ordnungsdezernent<br />
Markus Frank (CDU) wertete die Entscheidung des<br />
Verwaltungsgerichtshofs als „Urteil von grundlegender<br />
Bedeutung“, gerade für Großstädte wie Frankfurt.<br />
„Friedliche Proteste werden in dieser Stadt immer<br />
möglich sein“, sagte Frank. „Aber Blockaden und<br />
Krawallen wurde der Riegel vorgeschoben. Das stärkt<br />
diejenigen, die friedlich demonstrieren<br />
wollen.“Unterdessen richtete die Polizei schon am<br />
Vormittag eine riesige Schutzzone rund um das<br />
Frankfurter Bankenviertel ein. Die Beamten<br />
befürchten, dass trotz der ebenfalls verbotenen<br />
Blockaden dennoch Aktivisten versuchen werden, in<br />
unmittelbare Nähe der Kreditinstitute heranzukommen,<br />
um dort zu protestieren. Die Polizei war in der<br />
gesamten Innenstadt mit einem massiven Aufgebot<br />
präsent.“Die Occupy-Anhänger zelten seit acht<br />
Monaten in der Grünanlage vor dem EZB-Hochhaus<br />
mitten im Frankfurter Bankenviertel. Geräumt werden<br />
soll das Camp nur vorübergehend: Die Aktivisten<br />
sollen ihre Zelte vor der EZB über das lange<br />
Himmelfahrtswochenende zeitweilig verlassen, weil die<br />
Polizei wegen der geplanten Blockupy-Proteste<br />
gewaltätige Auseinandersetzungen fürchtet. Die Stadt<br />
hat von Mittwoch bis Sonntag jedem den Aufenthalt im<br />
Lager verboten.Unter dem Motto „Blockupy“ haben<br />
rund 40 Organisationen für Mittwoch bis Samstag zu<br />
Protesten gegen die Krisenpolitik von EU, EZB und<br />
IWF in der Frankfurter Innenstadt aufgerufen.<br />
Unterstützt wird die Bewegung unter anderem von<br />
Occupy, den Gewerkschaften, des<br />
globalisierungskritischen Netzwerks Attac und von<br />
linken Initiativen und Parteien. Unter anderem will die<br />
„Blockupy“-Bewegung am Donnerstag Plätze in der<br />
Innenstadt besetzen und am Freitag die EZB und<br />
weite Teile des Bankenviertels lahmlegen.Eigentlich<br />
sollten die Blockupy-Proteste am heutigen Mittwoch<br />
mit einer Kundgebung und einem Techno-Zug - einem<br />
sogenannten Rave - durch die Frankfurter Innenstadt<br />
beginnen. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof<br />
(VGH) hat allerdings am Mittwoch ein umfassendes<br />
Verbot der Stadt Frankfurt für die<br />
kapitalismuskritischen „Blockupy“-Aktionstage<br />
bestätigt. Demnach sind am (heutigen) Mittwoch,<br />
Donnerstag und Freitag keine Veranstaltungen erlaubt,<br />
wie der VGH am Mittwoch in Kassel mitteilte. Die<br />
Vorinstanz, das Verwaltungsgericht Frankfurt, hatte<br />
noch zwei Veranstaltungen am Mittwoch für zulässig<br />
erachtet. Das sah der VGH nun anders. Die<br />
hessischen Linken kündigten an, vor das<br />
Bundesverfassungsgericht zu ziehen.Die Veranstalter<br />
erwarten ursprünglich über das lange<br />
Himmelfahrtswochenende bis zu 30.000<br />
Demonstranten in der Mainmetropole. Die Polizei<br />
rechnet mit gewaltsamen Ausschreitungen. Im März<br />
hatten gewaltätige Kapitalismus-Kritiker in der<br />
Frankfurter Innenstadt randaliert und Schaufenster<br />
eingeschlagen. Die Polizei hatte damals über 400<br />
Menschen in Gewahrsam genommen.Rund um die<br />
Europäische Zentralbank rüsten sich Restaurants,<br />
Einzelhändler und vor allem Banken auf den Ansturm<br />
der Kapitalismuskritiker. Geschäfte vergittern ihre<br />
Fenster, bitten ihre Mitarbeiter, möglichst unauffällig in<br />
Freizeitkleidung zur Arbeit zu kommen oder schicken<br />
ihre Angestellten gleich ganz nach Hause. Zwei U- und<br />
S-Bahn-Stationen im Bankenviertel sind<br />
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