10/05/2012 - Myclipp
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Financial Times Deutschland/ - Nachrichten, Qua, 16 de Maio de <strong>2012</strong><br />
CLIPPING INTERNACIONAL (Supreme Court)<br />
George Bushs früherer Berater Karl Rove<br />
finanziert multimediale Attacken auf<br />
US-Präsident Barack Obama - und tastet<br />
sich sogar an junge Wähler heran.<br />
Mehr als 15 Billionen Dollar Staatsschulden? Das ist<br />
nicht cool. Nach dem College ohne Job dastehen?<br />
Auch nicht gerade der Hit. Wieder bei den Eltern<br />
einziehen? Geht gar nicht. "Wir wollen auf unseren<br />
eigenen Füßen stehen, aber die Wirtschaft wirft uns<br />
zurück", fasst die Internetseite, die am Montag an den<br />
Start ging, das Gefühl vieler junger US-Amerikaner<br />
zusammen. Und wer hat Schuld? Barack Obama. "Vor<br />
vier Jahren haben viele von uns für Hoffnung und<br />
Wandel gestimmt und wir warten immer noch darauf<br />
zu sehen, was das heißen sollte." Die Macher der<br />
Seite haben sogar einen Namen für die hoffnungslose<br />
Jugend erfunden: Die Crossroads Generation, die<br />
Generation am Scheideweg. Vier Jahre nach der Wahl<br />
des Hoffnungsträgers Obama sinnen republikanische<br />
Politstrategen auf Rache. An vorderster Front kämpft<br />
ein alter Bekannter. Crossroads steht auch für<br />
"American Crossroads", das politische Aktionskomitee<br />
von Karl Rove. Der frühere Berater von George W.<br />
Bush hat sich mit republikanischen<br />
Jugendorganisationen zusammen getan, um den<br />
demokratischen Präsidenten von seinem Sockel zu<br />
stürzen. 750.000 Dollar hat das Gemeinschaftsprojekt.<br />
50.000 Dollar fließen in die erste Anzeigenkampagne<br />
in sozialen Medien. Im Visier: Junge Wähler in Wahl<br />
entscheidenden Staaten wie Ohio und Virginia. Für<br />
Rove sind diese Ausgaben allerdings nur Kleingeld. Er<br />
will mehr als hier und dort ein paar junge Wähler ins<br />
republikanische Lager ziehen. Er zielt auf die<br />
Demontage des Mythos Obama. Die mit seiner Hilfe<br />
gegründeten Spendenorganisationen American<br />
Crossroads und Crossroads GPS haben seit Anfang<br />
2011 mehr als <strong>10</strong>0 Mio. Dollar eingenommen. Roves<br />
Partner Ed Gillespie berät auch den republikanischen<br />
Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Der frühere<br />
Bush-Einflüsterer Rove galt als der Mann, der das<br />
Wahlkampfgeschäft revolutioniert hatte - bis Obama<br />
die Republikaner 2008 das Fürchten lehrte. Das Team<br />
Obama übernahm die Rove'schen Methoden - die<br />
messerscharfe Analyse von Zielgruppen und das<br />
Sammeln von Namenslisten - und übertrug sie ins<br />
Internetzeitalter. Obamas Fans trugen sich online auf<br />
seine Email-Listen ein und übermittelten ihre Spenden<br />
elektronisch. Die Opposition hat in diesem Jahr<br />
multimedial aufgerüstet. Die Wahlwerbespots, die<br />
American Crossroads seit Ende letzten Jahres<br />
produziert, operieren mit gekonnten Schnitten,<br />
Blenden und Montagen. "Operation Hot Mic"<br />
schlachtete im März den Wortwechsel zwischen<br />
Obama und Russlands damaligem Präsidenten Dimitri<br />
Medwedew aus, der über ein offenes Mikrofon an die<br />
Öffentlichkeit gelangt war. "Nach der Wahl habe ich<br />
mehr Flexibilität", sagte Obama darin. Der Spot mit<br />
dem Motto "Man tritt nur zwei Mal an" ist mit der Musik<br />
der James-Bond-Filme unterlegt und suggeriert, dass<br />
der Demokrat mit bösen Mächten im Geschäft sei, die<br />
die Welt unterjochen wollen.Man könnte sagen, die<br />
Spots seien cool - wenn das Wort in konservativen<br />
Kreisen nicht so ein Schimpfwort wäre. Vor zwei<br />
Wochen hatte ein American-Crossroads-Video den<br />
Präsidenten als einen Superstar verhöhnt, der in einer<br />
Glitzerwelt lebt, während die amerikanische Jugend in<br />
schwarz und weiß unter Arbeitslosigkeit und der Last<br />
ihrer Studentenkredite leidet. Mit ihren Positionen zu<br />
sozialen Themen können die Konservativen bei jungen<br />
Menschen nicht punkten. Auf dieser Bühne hat Obama<br />
der Opposition erst letzte Woche wieder die Show<br />
gestohlen, als er sich als Befürworter der Homo-Ehe<br />
outete. Da ist es besser, die Schulabgänger und<br />
Studenten an ihre wirtschaftliche Misere zu erinnern.<br />
Dass junge Wähler in Scharen von Obama zu Romney<br />
ziehen, ist dennoch unwahrscheinlich. 66 Prozent der<br />
18 bis 29-Jährigen hatten 2008 den Demokraten<br />
gewählt. Obamas Vorsprung bei dieser Wählergruppe<br />
ist in aktuellen Umfragen geschrumpft, aber immer<br />
noch beträchtlich. Das beste Szenario für die<br />
Republikaner ist, dass die Jugend <strong>2012</strong> frustriert zu<br />
Hause bleibt. Das mag erklären, warum die<br />
Internetseite von Crossroads Generation zwar im<br />
coolen Design daher kommt, aber sehr billig produziert<br />
ist. Klickt man auf einen der Kurzfilme, in denen<br />
anonyme junge Menschen von ihren Sorgen berichten,<br />
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