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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 81<br />

Hermann Weber (in Zusammenarbeit mit Gerda Weber): Damals, als ich Wunderlich hieß. Vom<br />

Parteihochschüler zum kritischen Sozialisten. Die SED-Parteihochschule »Karl Marx« bis 1949.<br />

Berlin, Aufbau Verlag 2002, 445 S.<br />

Rundfunkbeitrag von Karl Wilhelm Fricke, Köln. Moderation von Marcus Heumann 68<br />

Der Mannheimer Politikwissenschaftler Hermann Weber, meine Damen und Herren, dürfte für die<br />

Stammhörer unseres Senders ein alter Bekannter sein. Als Verfasser vieler Standardwerke zur Geschichte der<br />

DDR ist sein Expertenwissen besonders in unseren zeithistorischen Sendungen immer wieder gefragt – zumal<br />

Weber von 1947 bis 1949 als Student der Parteihochschule »Karl Marx« in Kleinmachnow die Stalinisierung der<br />

SED selbst miterlebt hat. 1949 wurde Weber von der FDJ zur »Westarbeit« in die Bundesrepublik geschickt –<br />

aber schon kurz darauf vom damaligen FDJ-Chef Erich Honecker geschasst. 1954 wurden er und seine Frau aus<br />

der westdeutschen KPD ausgeschlossen, und schon 1955 trat Hermann Weber der SPD bei. Nun hat er unter<br />

dem Titel »Damals, als ich Wunderlich hieß« so etwas wie seine Memoiren vorgelegt – damit zugleich aber auch<br />

eine wissenschaftlich wertvolle Studie insbesondere über die Frühzeit der SED. »Die Absichten Hermann<br />

Webers und die Absichten der europäischen Reaktion, die Absichten, wie sie Hitler einst auch zu verwirklichen<br />

versuchte, sind die gleichen. Damit ist Weber nicht nur als Feind der Sowjetunion, als Feind der<br />

Kommunistischen Partei, als Feind jeden Fortschritts entlarvt, er ist auch entlarvt als bewußtes Werkzeug der<br />

Kriegstreiber. Weber ist in einer Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Mannheim-Sandh<strong>of</strong>en einstimmig aus<br />

der KPD ausgeschlossen worden.«<br />

Ein Zitat aus dem KPD-Blatt »Badisches Volksecho« vom 22. September 1954. Hermann Weber gibt das<br />

unsägliche Verdikt als Faksimile in seinem jüngsten Buch wieder. Bis zum Parteiausschluß galt er als<br />

zuverlässiger Genosse, den die KPD für so förderungswürdig hielt, daß sie den damals 19jährigen 1947 zum<br />

Studium an die Parteihochschule »Karl Marx« in Liebenwalde/Kreis Oranienburg delegierte. Hier in diesem<br />

Elite-Internat der SED, das im Februar 1948 nach Kleinmachnow im Kreis Potsdam umgesetzt wurde,<br />

absolvierte Hermann Weber den ersten Zwei-Jahres-Kurs zur Ausbildung ideologisch gestählter Parteikader,<br />

den die SED in der Nachkriegszeit eingerichtet hatte. Von den insgesamt 79 Parteihochschülern seines<br />

Lehrganges kamen sieben aus dem Westen, aus Mannheim außer Hermann Weber noch Herbert Mies, beide<br />

damals Freunde und Genossen der KPD, die sich später für politisch gegensätzliche Lager entschieden.<br />

Während Mies Partei-Karriere machte, zuletzt als langjähriger DKP-Chef, und heute vor den Scherben einer<br />

gescheiterten Politik steht, wurde Hermann Weber als Universitätspr<strong>of</strong>essor in Mannheim zum Nestor der<br />

deutschen Kommunismusforschung.<br />

Der Titel seines druckfrischen Buches »Damals, als ich Wunderlich hieß« erklärt sich aus dem Decknamen<br />

»Wunderlich«, den die SED ihm aus konspirativen Gründen oktroyiert hatte. Grundthema seiner Erinnerungen<br />

ist der Wandel vom Parteihochschüler zum kritischen Sozialisten. Seine Intention charakterisiert der Autor<br />

68 Gesendet am 25.3.2002. Deutschlandradio. Politische Literatur. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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