25.01.2013 Views

The International Newsletter of Communist Studies Online IX

The International Newsletter of Communist Studies Online IX

The International Newsletter of Communist Studies Online IX

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 79<br />

Untersuchung belegt Poljan mit der ausführlichen Kommentierung der Forschungsliteratur zu diesem <strong>The</strong>ma,<br />

dessen wichtigste Protagonisten Robert Conquest (»Soviet Deportations <strong>of</strong> Nationalities«, London 1960) aus<br />

westlicher Perspektive und Aleksander Nekric (»<strong>The</strong> Punished Peoples. <strong>The</strong> Deportation and Fate <strong>of</strong> Soviet<br />

Minorities at the End <strong>of</strong> the Second World War«, New York 1979) aus exilrussischer Sicht waren. Poljan stützt<br />

sich bei seinen Untersuchungen auf die nach 1991 in der Russischen Föderativen Republik einsetzende<br />

umfangreiche Forschung zur Zwangsdeportation, russische Archive und neuere amerikanische wie auch<br />

deutschsprachige Literatur. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Autor dem territorialen Aspekt und den<br />

historisch-geografischen Besonderheiten der Zwangsdeportations-Prozesse.<br />

Im Rahmen des ersten Kapitels untersucht Poljan systematisch alle Zwangsdeporta<br />

tionsprozesse aus zwei Zeitperioden. Für die Zeit von 1919 bis 1939 macht er vier Phasen aus: a) die<br />

Umsiedlungen und Deportationen von 1919 bis 1929, b) die sog. Kulakenverbannung, c) die<br />

»Kulakenverbannung« und die Folgen der Hungerkatastrophen (1932–1934) und d) die Grenzbereinigungen<br />

und andere Zwangsmigrationen (1934– 1939). Besonders die Darstellung der Phase d) bringt neuere<br />

Erkenntnisse. Sie beruhen auf den Details über die Aussiedlung sog. regimefeindlicher Kräfte aus grenznahen<br />

Gebieten (Leningrad), von ethnisch verwandten Gruppen (Ausweisung der finnischstämmigen Bevölkerung<br />

aus Karelien) oder von politisch unzuverlässigen Ethnien wie den im Südosten von Sibirien lebenden etwa<br />

130 000 Koreanern, die 1937 nach Kasachstan deportiert wurden.<br />

Unvergleichbar größere Menschenmengen wurden während der Deportationen im Zeitraum von 1939 bis 1953<br />

bewegt. Poljan unterscheidet zwischen den sog. Stichproben-Deportationen (aus verschiedenen sozialen<br />

Schichten und aus politisch unzuverlässigen Kreisen wurden willkürlich Menschen verschleppt) aus den von<br />

der Roten Armee annektierten Territorien Polens, der baltischen Länder und Rumäniens 1939 bis 1941, den<br />

totalen präventiven Deportationen der Sowjetdeutschen, Finnen und Griechen 1941 bis 1942, den<br />

»Vergeltungs«-Deportationen der Völker des Kaukasus und der Krim 1943 –1944, den Kompensations-<br />

Deportationen 1941–1946 und den ethnischen Deportationen nach 1945 bis 1953. Die zuletzt genannten<br />

Zwangsvertreibungen (Litauer, Letten, Esten, Ukrainer) riefen den bewaffneten, zähen Widerstand der<br />

Betr<strong>of</strong>fenen hervor, der von sowjetischen Spezialabteilungen <strong>of</strong>t bis zum Ende der 40er Jahre unterdrückt<br />

wurde. Zu den besonderen Verdiensten der Untersuchung gehört die geografische Ortung der in verschiedene<br />

Regionen der UdSSR vertriebenen Völker. Tabellen und Umrißkarten (S. 148 f.) geben Aufschluß über die<br />

Anzahl der Deportierten in den sowjetischen Großregionen zwischen 1938 und 1958 wie auch die quantitative<br />

Belastung von Städten, in denen am Stichtag 1. Juli 1970 Deportierte hausten.<br />

Poljan bezieht auch die formale Rehabilitierung der Sowjetdeutschen, der Krimtataren und der Mescheten in<br />

seine Darstellung ein, wobei er die Repatriierung der Kalmyken und der vier nordkaukasischen Völker<br />

(Tschetschenen, Inguschen, Kabardiner und Balkaren) detailliert untersucht. Ein Beispiel für die zynische<br />

Administration der Stalinisten ist die Auflösung der tschetschenisch-inguschischen ASSR 1944, wodurch die<br />

benachbarten Osseten einen großen Landstrich erhielten, der nach der Rückkehr der Inguschen nicht mehr

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!