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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 75<br />

Geschichte des Kriegsgefangenenlagers der Deutschen Wehrmacht ein. Zahlreiche Kontakte zu ehemaligen<br />

Gefangenen werden in verschiedene Länder geknüpft. Zur Recherche besucht Kilian sogar nun zugängliche<br />

Archive in Moskau. Es entsteht eine umfassende Geschichte des Lagers. Hermann Weber, der Nestor der DDR-<br />

Forschung, lernt Achim Kilian als peniblen Historiker schätzen. Er steuert zu dem schließlich von ihm<br />

herausgebrachten Band »Einzuweisen zur völligen Isolierung – NKWD-Speziallager Mühlberg/Elbe 1945–1948«<br />

das Vorwort bei. Trotz einer immer wiederkehrenden schweren Krankheit folgen – stets unterstützt von seiner<br />

Ehefrau – zahlreiche Aufsätze, er arbeitet an dem dreibändigen Standardwerk zur Geschichte der Speziallager<br />

in der SBZ mit. Zuletzt erscheint von ihm »Mühlberg 1939–1948. Ein Gefangenenlager mitten in Deutschland«.<br />

Seine eigenen Erfahrungen läßt er dabei kaum durchscheinen. Er versteht sich als Chronist.<br />

Man könnte sagen, der Lebenslauf von Achim Kilian ähnelt den vielen Biographien der sogenannten »HJ-<br />

Generation«: Hitler-Jugend, Kriegsteilnahme, Gefangenschaft, Aufbau und berufliche Karriere. Herausragend<br />

aber war seine von tiefem Humanismus geprägte Suche nach der Geschichte, nach den Menschen jenseits aller<br />

Grenzen, die sein Leben mitbestimmt und mit-geschrieben haben. Eine Geschichte, die ihren Anfang nahm in<br />

der Verführung und dem Mißbrauch einer Generation, die sich fortsetzte in Kriegs- und Lagererfahrungen.<br />

Dieser Umgang – nach Fakten suchend, penibel, <strong>of</strong>fen, fordernd und auch streitbar, aber immer ohne<br />

Feindbild oder Haß – bleibt allen, die ihn kannten, als Beispiel in Erinnerung. Mich hat er tief beeindruckt.<br />

Nach langer und schwerer Krankheit ist Achim Kilian am 4.Oktober 2002 gestorben.<br />

Dieter Nelles: Widerstand und internationale Solidarität. Die <strong>International</strong>e Transportarbeiter-<br />

Föderation (ITF) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Essen, Klartext, 2001. 457 S.<br />

(Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Schriftenreihe A: Darstellungen Bd. 18).<br />

Von Reiner Tosstorff, Mainz<br />

Dieter Nelles’ Arbeit ist zum einen ein Beitrag zur Organisationsgeschichte der <strong>International</strong>en<br />

Transportarbeiter-Föderation (ITF) und deren Rolle im deutschen Widerstand nach 1933. Zum anderen ist sie<br />

auch ein Beitrag zur Sozialgeschichte der internationalen Arbeiterbewegung, da sie in überzeugender Weise<br />

den Großteil dieser Aktivitäten in eine syndikalistische Dimension einordnet. Die Beziehungen zur<br />

Kommunismusgeschichte ergeben sich daraus, daß die wichtigsten Seeleutekader der KPD 1935 mit der Partei<br />

brachen und ihre Arbeit im Rahmen der ITF fortsetzten. Die KPD konnte sie aufgrund ihrer Verankerung und<br />

ihres Einflusses nicht frontal angreifen, daher orientierte sie sich im wesentlichen auf ihre »Umarmung« im<br />

Rahmen der Volksfronttaktik.<br />

Die <strong>International</strong>e Transportarbeiterföderation war zwar ein von sozialdemokratischen Organisationen<br />

dominiertes, mit dem <strong>International</strong>en Gewerkschaftsbund (»Amsterdamer <strong>International</strong>e«) verbundenes<br />

<strong>International</strong>es Berufssekretariat (eine Branchen-Gewerkschaftsinternationale), sie wurde jedoch von einem

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