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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 74<br />

verdächtigt und am 25. Juli 1945 im Vogtland in russische Haft genommen. Auf dem Umweg über mehrere<br />

Gefängnisse wurde er in Mühlberg zur Internierung eingeliefert. Ohne je vor Gericht gestellt zu werden, wurde<br />

er am 6. August 1948 entlassen.<br />

Ein Schicksal von Tausenden. Für den Autor wurde es zur selbst auferlegten Verpflichtung, die Geschichte des<br />

Lagers in ihrer Gesamtheit aufzuarbeiten. So entstand eine Mühlberg-Monographie, die in der<br />

Kriegsgefangenen- und Interniertengeschichtsforschung von Bestand sein wird, die aber zugleich einen<br />

wissenschaftlichen Beitrag zur vergleichenden Diktaturforschung überhaupt darstellt – und ein mahnendes<br />

»Nie wieder«.<br />

Der Autor ist am 4. Oktober 2002 im 76. Lebensjahr gestorben. Eine Rezension ist kein Nachruf. Gleichwohl sei<br />

eine Bemerkung erlaubt: Mit seinem letzten Buch hat sich Achim Kilian selbst ein bleibendes Erinnerungsmal<br />

gesetzt.<br />

Achim Kilian (1926–2002)<br />

Ein Nachruf von Andreas Eberhardt 67<br />

Das Bewegende bei der Beschäftigung mit der Vergangenheit sei gewesen, »sich selber dann zu finden«. Das<br />

erzählte mir Achim Kilian in einem langen Gespräch über seine Recherchen zum Lager Mühlberg/Elbe, das<br />

zunächst ein Gefangenenlager der Deutschen Wehrmacht gewesen war, und dann von der sowjetischen<br />

Militäradministration bis 1948 als Speziallager genutzt wurde. Achim Kilian, geboren am 31. 12. 1926 in<br />

Oelsnitz, wurde dort zwischen 1945 und 1948 gefangengehalten.<br />

Zunächst als Schüler in der Hitler-Jugend, war er als junger Mann noch 1944 zur Wehrmacht eingezogen<br />

worden und am Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft gekommen. Aus ihr wurde er sehr schnell wieder<br />

entlassen, aber nach Abzug der Amerikaner und dem Einrücken der Roten Armee als vemeintlicher »Werwolf«<br />

denunziert und vom sowjetischen NKWD inhaftiert. Weder ein Haftbefehl noch eine Anklage wurden ihm<br />

jemals vorgelegt.<br />

Er übersteht die schwere Zeit im Lager, die geprägt war von mangelhafter Ernährung und Hygiene, Enge,<br />

erzwungener Untätigkeit und dem Tod zahlreicher Mitgefangener. Neben den schrecklichen Erfahrungen<br />

bewahrt er sich aber auch die Erinnerungen an Beispiele menschlichen Verhaltens durch sowjetische<br />

Bewacher. Nach der Entlassung verläßt er bald die sowjetisch besetzte Zone, will verlorene Zeit aufholen,<br />

erarbeitet sich ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in den USA, studiert an der TH Stuttgart, später in<br />

Mannheim. Über die Zeit in Mühlberg spricht er eigentlich nur in Arkansas, danach widmet er sich Ausbildung<br />

und Beruf. Als Diplom-Kaufmann wurde er schließlich Geschäftsführer in einem großen Unternehmen.<br />

Die Feiern zum vierzigsten Jahrestag der DDR bedeuten einen ersten Einschnitt. Aber: »Ich habe bis zur Wende<br />

dieses <strong>The</strong>ma für mich behalten.« Nach seiner Pensionierung schreibt er seine 1948 zu Papier gebrachten<br />

Erinnerungen neu. Er beginnt, sich intensiv mit der Geschichte Mühlbergs zu befassen. Das schließt auch die<br />

67 Gegen Vergessen. Für Demokratie 34-35, Dezember 2002. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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