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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 65<br />

Section V<br />

Reviews and Reports on New Publications<br />

Corinna Kuhr-Korolev, Stefan Plaggenborg, Monica Wellmann (Hg.): Sowjetjugend 1917–1941.<br />

Generation zwischen Revolution und Resignation. Essen, Klartext Verlag, 2001. 310 S. Von<br />

Wolfgang Schlott, Bremen<br />

Der auf der Grundlage des Forschungsprojektes »Jugend und Gewalt in Sowjetrußland 1917–1932«<br />

entstandene Band besetzt eine Leerstelle in der intensiven kulturwissenschaftlichen Untersuchung der<br />

frühsowjetischen Gesellschaft (vgl. Sheila Fitzpatrick: Cultural Revolution in Russia 1928–1931, London 1978;<br />

id.: Education and Social Mobility in the Soviet Union 1921–1934, London 1979; Ann Todd Baum: Komsomol<br />

Participation in the Soviet First Five Year Plan, London 1987). Während die hier zitierten Publikationen die<br />

Jugend als gesellschaftliche Gruppe mit über 40% Anteil an der sowjetischen Gesamtbevölkerung in den späten<br />

20er Jahren zu den Trägern des entstehenden Stalinismus zählten, untersuchten die nach 1990 in Westeuropa<br />

und den USA publizierten Werke die weitverbreitete Unzufriedenheit der jugendlichen Bevölkerung mit der<br />

Politik der »Neuen Ökonomischen Politik«. Beide Forschungsansätze erwiesen sich nach Einschätzung von<br />

Corinna Kuhr-Korolev auf Grund nicht vorhandener Quellen, ideologischer Vorbelastung und einschränkender<br />

Betrachtungsweisen als nicht ausreichend, um das differenzierte Spektrum der jugendlichen<br />

Bevölkerungsgruppe umfassend einzuschätzen. Der erste Ansatz wertete jugendliche Kohorten als williges<br />

Unterstützungspotential für die kommunistischen Machthaber, der zweite ging von der revolutionären<br />

Einstellung der jungen Bürgerkriegskämpfer wie auch der idealistischen Einstellung jener Komsomolzen aus,<br />

die sich wegen ihrer fehlenden Kampferfahrung auf die reinen Ideale der kommunistischen Bewegung<br />

konzentrierten. In beiden perspektivischen Einstellungen blieb das relativ hohe Potential an Widerwille und<br />

Widerstand gegen das kommunistische Regime ausgeblendet. Heiko Haumann greift in seinem Beitrag<br />

»Jugend und Gewalt in Sowjetrußland zwischen Oktoberrevolution und Stalinismus im lebensweltlichen<br />

Zusammenhang« diesen Widerspruch mit Hilfe von zwei methodischen Vorüberlegungen auf. Er beschreibt<br />

zunächst eine Reihe von literarischen Quellen (»Selbstmörder« von Erdman, »Vierte Prosa« von Mandelstam), in<br />

denen subjektive Betr<strong>of</strong>fenheit und Lynchjustiz der frühen Sowjetmacht thematisiert werden. In einem zweiten<br />

Schritt verweist er auf Samuel Eisenstadts Untersuchung »Revolution und die Transformation von<br />

Gesellschaften«, in der als Folge von Umwälzungen nichtregulierte Aggressionen und Gewalt auftreten. Die<br />

dort gewonnenen Erkenntnisse (stark erhöhtes Gewaltpotential nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland)<br />

überträgt er auf die Sowjetunion der 20er Jahre, in der Partei und Komsomol die erhöhte Aggressivität der

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