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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 61<br />

Section IV<br />

Workshop – Projects in Progress<br />

Annette Leo, Berlin: »Wolfgang Steinitz (1905–1967). Jude, Bildungsbürger, Wissenschaftler,<br />

Kommunist«.<br />

Pr<strong>of</strong>. W. Benz, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin, erhält Fördermittel der<br />

Thyssen-Stiftung für das Forschungsprojekt »Wolfgang Steinitz (1905-1967). Jude, Bildungsbürger,<br />

Wissenschaftler, Kommunist«. Projektmitarbeiterin und Autorin der geplanten Biografie ist Dr. Annette Leo.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht der international angesehene Finnougrist, Volkskundler und<br />

Slawist Wolfgang Steinitz, der als Wissenschaftsorganisator und langjähriger Vizepräsident der Akademie der<br />

Wissenschaften der DDR eine Vielzahl von bedeutsamen Forschungsprojekten angestoßen hat. 66 Steinitz<br />

gehört zu jenem DDR-spezifischen Typ des jüdischen linken Intellektuellen der in den zwanziger Jahren<br />

politisiert und unter Sogwirkung der sozialistischen Idee von einer gerechten Ordnung zum Kommunisten<br />

wird. Anhand seiner Lebensgeschichte wird auch deutlich, wie bruchlos bei Vertretern dieser Generation<br />

kommunistisches Engagement und konspirative Tätigkeit für die Komintern bzw. einen sowjetischen<br />

Geheimdienst ineinander übergingen. Offensichtlich wurde die Biografie von Wolfgang Steinitz von diesen<br />

Verbindungen mehr geprägt als zunächst angenommen. Sein Emigrationsweg führte Steinitz während der<br />

nationalsozialistischen Zeit zunächst in die Sowjetunion. In den Wirren der »Säuberungszeit» wird er als<br />

unerwünschter Ausländer nach Schweden abgeschoben. Nach der Rückkehr aus dem Exil beteiligt er sich aktiv<br />

und enthusiastisch am Aufbau des Sozialismus in der SBZ/DDR. Von der Verfolgung und Ausgrenzung der<br />

Westemigranten und Juden Ende der vierziger/Anfang der fünfziger Jahre bleibt er verschont. Seine Kritik an<br />

der SED-Führung nach der Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni 1953 und sein selbstbewußtes und<br />

undogmatisches Auftreten machen ihn jedoch verdächtig und führen noch zu seiner Zeit als Mitglied des<br />

Zentralkomitees der SED zur geheimdienstlichen Bearbeitung im Rahmen eines »Operativ-Vorgangs«. Steinitz<br />

zieht sich daraufhin von seiner politischen Tätigkeit zurück und konzentriert sich auf seine wissenschaftliche<br />

Arbeit. Eine erneute Konfrontation mit der Staats- und Parteiführung im Zusammenhang mit seiner Weigerung,<br />

66 Siehe zur neueren biographischen Forschung über den betreffenden Personenkreis: Karin<br />

Hartewig: Zurückgekehrt. Die Geschichte der jüdischen Kommunisten in der DDR, Köln-<br />

Weimar- Wien, Böhlau, 2000; Mario Keßler: Exilerfahrung in Wissenschaft und Politik.<br />

Remigrierte Historiker in der frühen DDR, Köln-Weimar-Wien, Böhlau, 2001.

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