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The International Newsletter of Communist Studies Online IX

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong> 16/2003 87<br />

wissenschaftliche Benutzung noch immer nicht zugänglich ist, kann Könnemann seine Einschätzung vom<br />

»Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch« überzeugend belegen.<br />

Noch bemerkenswerter ist die <strong>The</strong>se, daß die Putschisten eine »Wirtschafts- und Militärkonvention« mit<br />

Sowjetrußland planten. Danach sollten »über alle ideologischen Gegensätze hinweg auf Kosten Polens<br />

weitgehende Vereinbarungen zwischen den russischen Revolutionären und den deutschen<br />

Gegenrevolutionären getr<strong>of</strong>fen werden«. Da Ludendorff aber im Februar 1920 öffentlich für einen<br />

gemeinsamen antisowjetischen Feldzug mit den Westmächten plädierte, düpierte er Moskau und es kam zu<br />

keiner Kooperation. Immerhin zeichneten sich spätere nationalbolschewistische Strategien und Ansätze der<br />

Zusammenarbeit zwischen Rechtsradikalen und Kommunisten (wie etwa der »Schlageter-Kurs« von 1923)<br />

schon früh ab.<br />

Die riesige Zahl der in diesem Band zusammengestellten Dokumente kann nicht nur neue Einsichten stützen.<br />

Natürlich bleibt zu berücksichtigen, daß die Dokumente aus sehr verschiedenen Provenienzen stammen, daher<br />

die Bedeutung oder der Wert durchaus unterschiedlich sind. Aber ohne Zweifel wird mit dieser Quellenedition<br />

das Wissen, aber auch die Einschätzung des Kapp-Putsches erheblich vorangebracht.<br />

Leider ist die Einleitung von Könnemann sehr knapp gehalten. Zwar kann er damit seine Sicht gut belegen,<br />

aber ein Problem bleibt verschwommen. Es geht um die Einschätzung der Radikalisierung der Gegner des<br />

Staatsstreichs. Wie kam es nach der raschen Beendigung des Generalstreiks durch die Gewerkschaften<br />

dennoch zur Fortführung der Kämpfe durch die Radikalen – bis hin zum Ruhrkrieg? Könnemann bringt (S. 158,<br />

Dokument 105) selbstverständlich die erste Stellungnahme der KPD-Führung. Deren politische Bedeutung und<br />

Gewicht neben SPD und USPD wird meist überschätzt. Auch in dieser Dokumentation wird die KPD zu stark<br />

hervorgehoben. Die Überschrift des Dokuments: »Verurteilung des Putsches durch die Zentrale der KPD«<br />

verdeckt ein Problem, denn die KPD war die einzige der drei »Arbeiterparteien«, die mit diesem Dokument<br />

vom 13. März 1920 zunächst den Generalstreik ablehnte. Gerade diese Tatsache brachte ja die SED-<br />

Geschichtsschreibung mit ihrer Legendenbildung in Schwierigkeiten.<br />

Für die Kommunismusforschung bleibt heute das Verhalten der früheren SED-Historiographie zum Kapp-<br />

Putsch interessant, denn bei den Legenden und Verfälschungen zeigte sich ihre Rolle als Instrument der Politik.<br />

Da »die Partei hat immer recht« ideologische Maxime der SED war, hatte diese <strong>The</strong>se auch für die Rolle der<br />

KPD im Kapp-Putsch zu gelten. Im »Grundriß« der Geschichte der Arbeiterbewegung von 1963 stellten es die<br />

Parteihistoriker so dar, als habe die KPD den Generalstreik seinerzeit mitinitiiert. Und auch 1966 fehlte der jetzt<br />

von Könnemann abgedruckte Aufruf vom 13. März 1920 in der Dokumentation der achtbändigen SED-<br />

Geschichte der Arbeiterbewegung. Er wurde zwar im gleichen Jahr in der Reihe »Dokumente und Materialien<br />

zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung« (Bd. 7) abgedruckt. Doch während die achtbändige<br />

Geschichte in einer Riesenauflage herauskam, erschien diese Reihe fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit.<br />

Deshalb wäre bei diesem Dokument jetzt ein entsprechender Hinweis nötig gewesen. Auf jeden Fall ist die<br />

Überschrift »Verurteilung des Putsches« irreführend. Die Richtigstellung der Rolle Ludendorffs beim

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