YEARBOOK OF THE ALAMIRE FOUNDATION

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192 BERNHOLD SCHMID Mensur in Nummer 21: Aus O| 3 2 wird O|. 20 Die Notenwerte bleiben dabei unverändert. Halbierte Notenwerte stehen indessen in der von Seth Calvisius herausgegebenen Biciniensammlung von 1612-2, und zwar nur in seiner Auswahl der textierten Bicinien, den Nummern 3: Oculus non vidit, 6: Qui sequitur me, 7: Iusti tulerunt und 11: Fulgebunt iusti. Die untextierten mit ihren insgesamt schnelleren Notenwerten – Calvisius nimmt alle in seine Sammlung auf – sind davon nicht betroffen. Beispiel 7a: Nummer 7 (Oberstimme), Anfang original (1577-2) Beispiel 7b: Nummer 7 (Oberstimme), Anfang Calvisius (1612-2/II) Diese Änderungen seien hier nicht im Detail diskutiert. Michael Praetorius berichtet im Syntagma Musicum, 21 daß im frühen 17. Jahrhundert aus dem C| unter Verkürzung der Notenwerte ein C gemacht wird. Merkwürdig ist im vorliegenden Fall, daß Este C einführt, die Notenwerte aber nicht verkürzt, während umgekehrt Calvisius die Werte halbiert, aber das ältere Mensurzeichen C| beibehält. 22 Auch in 1609-3 (Phalèses Auflage seines eigenen Drucks von 1590) werden Notenwerte verändert; diesmal jedoch nicht halbiert, sondern verdoppelt: In denjenigen untextierten Bicinien, die sich in ihrem Verlauf hinsichtlich der Werte deutlich beschleunigen, werden diese verdoppelt, um ein gleichmäßig durchgehaltenes Grundtempo zu erreichen. 20 Auch in anderen Drucken finden sich vereinzelt geänderte Mensurzeichen, vergleiche den kritischen Bericht zu LASSO, GA2 , Band 1. 21 M. PRAETORIUS, Syntagma Musicum III, Wolfenbüttel 1619, S.49–52. 22 Zu einem ähnlichen Fall vergleiche F. KÖRNDLE, Untersuchungen zu Leonhard Lechners ‚Missa secunda, Non fu mai cervo’, in Augsburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, [3], (1986), Tutzing, 1986, S. 107–111.

Beispiel 8a: Nummer 16, Takt 15-24 original (1577-2) Beispiel 8b: Nummer 16, Takt 15-24 Phalèse (1609-3) ZUR GEDRUCKTEN ÜBERLIEFERUNG VON LASSOS BICINIEN 193

192 BERNHOLD SCHMID<br />

Mensur in Nummer 21: Aus O| 3 2 wird O|. 20 Die Notenwerte bleiben dabei unverändert.<br />

Halbierte Notenwerte stehen indessen in der von Seth Calvisius herausgegebenen<br />

Biciniensammlung von 1612-2, und zwar nur in seiner Auswahl der textierten<br />

Bicinien, den Nummern 3: Oculus non vidit, 6: Qui sequitur me, 7: Iusti tulerunt und<br />

11: Fulgebunt iusti. Die untextierten mit ihren insgesamt schnelleren Notenwerten –<br />

Calvisius nimmt alle in seine Sammlung auf – sind davon nicht betroffen.<br />

Beispiel 7a: Nummer 7 (Oberstimme), Anfang original (1577-2)<br />

Beispiel 7b: Nummer 7 (Oberstimme), Anfang Calvisius (1612-2/II)<br />

Diese Änderungen seien hier nicht im Detail diskutiert. Michael Praetorius berichtet<br />

im Syntagma Musicum, 21 daß im frühen 17. Jahrhundert aus dem C| unter Verkürzung<br />

der Notenwerte ein C gemacht wird. Merkwürdig ist im vorliegenden Fall, daß Este<br />

C einführt, die Notenwerte aber nicht verkürzt, während umgekehrt Calvisius die<br />

Werte halbiert, aber das ältere Mensurzeichen C| beibehält. 22<br />

Auch in 1609-3 (Phalèses Auflage seines eigenen Drucks von 1590) werden<br />

Notenwerte verändert; diesmal jedoch nicht halbiert, sondern verdoppelt: In denjenigen<br />

untextierten Bicinien, die sich in ihrem Verlauf hinsichtlich der Werte deutlich<br />

beschleunigen, werden diese verdoppelt, um ein gleichmäßig durchgehaltenes Grundtempo<br />

zu erreichen.<br />

20 Auch in anderen Drucken finden sich vereinzelt geänderte Mensurzeichen, vergleiche den kritischen<br />

Bericht zu LASSO, GA2 , Band 1.<br />

21 M. PRAETORIUS, Syntagma Musicum III, Wolfenbüttel 1619, S.49–52.<br />

22 Zu einem ähnlichen Fall vergleiche F. KÖRNDLE, Untersuchungen zu Leonhard Lechners ‚Missa<br />

secunda, Non fu mai cervo’, in Augsburger Jahrbuch für Musikwissenschaft, [3], (1986), Tutzing, 1986,<br />

S. 107–111.

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