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YEARBOOK OF THE ALAMIRE FOUNDATION

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ZUR GEDRUCKTEN ÜBERLIEFERUNG VON LASSOS BICINIEN<br />

an die Imitation des Originals ist zu Beginn in vielen der 24 Stücke zu beobachten;<br />

wie hier werden dabei in der Regel Eingriffe nötig. Die streng kanonische Führung<br />

des Biciniums läßt sich von der dritten Stimme nirgends aufgreifen. Im folgenden<br />

paßt sich der Premier Dessus, wo möglich, dem Duktus der vorgegebenen Stimmen<br />

mehr oder weniger geschickt an: so in Takt 9/10 mit der Folge von drei Semiminimen<br />

und Minima nach einer Pause oder häufig als Parallelführung in Terzen beziehungsweise<br />

Sexten zu einer der vorgegebenen Stimmen. Wo das nicht möglich ist,<br />

geht die dritte Stimme eigene Wege ohne Berücksichtigung des vorgegebenen<br />

Materials. Auffallend ist, daß der Fluß, die Bewegtheit der Linienführung des<br />

Originals durch die dritte Stimme verlorengeht:<br />

Beispiel 3b: Nummer 22, Takt 8-9 als Umschrift in ein System<br />

� = Premier Dessus; � = Second Dessus; x = Taille]<br />

Das Beispiel zeigt, daß die dritte Stimme jeweils fehlende Töne des Dreiklangs<br />

ergänzt, so daß aus dem melodisch bewegten Verlauf durch eine Aneinanderreihung<br />

von Dreiklängen in nahezu identischer Lage ein klanglich kompakter Satz wird.<br />

Mitunter können dabei auch Quintparallelen zustande kommen (als Erklingen, nicht<br />

als Schrift), wie in Takt 39 aus Nummer 18:<br />

Beispiel 4: Nummer 18, Takt 39 Anfang; Umschrift in ein System<br />

Wie weit sich die dritte Stimme mitunter von der Vorlage entfernen kann, zeigt<br />

Beispiel 5 aus Serve bone et fidelis:<br />

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