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YEARBOOK OF THE ALAMIRE FOUNDATION

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180 BERNHOLD SCHMID<br />

cepta (quae nec multa nec difficilia adeò sunt) sed & artem ipsam canendi, pueri<br />

addiscere possunt. Im Druck wird dies in verkürzter Form ins Deutsche übersetzt:<br />

Zweystimmige Gesänglein, sampt einem kurtzen unterricht, wie man soll lernen<br />

singen, für die jungen Schuler [...]. Der der Titelformulierung nach zu schließen<br />

offenbar kurze (kurtze[r] unterricht), als Anhang gedruckte (adjuncta est) Lehrtext<br />

ist leider nicht erhalten. Von Lindners in zwei Stimmbüchern gedrucktem Werk existiert<br />

nur noch die ‘vox inferior’ ohne Textanhang, der mutmaßlich in der verschollenen<br />

‘vox superior’ abgedruckt war. Der Weißenburger Cantor Maternus Beringer,<br />

der schon 1605 eine kurze Musiklehre [...] der lieben Jugend zum besten [...] verfasst<br />

hatte, ließ 1610 ein umfangreicheres Werk folgen, [...] nach welches richtiger<br />

Anweisung ein junger, hierzu qualificirter Anfänger auß rechtem Grund gar leichtlich<br />

kann singen lernen [...], das als Anhang eine Anzahl von Lasso-Bicinien enthält. 7<br />

Schließlich sei noch ein von Seth Calvisius 1612 herausgegebener Druck genannt<br />

(1612-2): Biciniorum libri duo: [...] Omnis ad usum Studiosorum sese in hac arte<br />

exercentium oblectantium accomodata & edita heißt es im Haupttitel. Eine nahezu<br />

identische Formulierung ist dem zweiten Teil vorgeschaltet: [...] ad usum Studiosorum<br />

sese in hac arte exercentium accomodatarum. Wie bei Lindner ist hier ein Lehrtext<br />

angehängt, Canones de canendi, wie er schreibt; darin ist unter anderem eine<br />

Verzierungslehre mit zahlreichen Notenbeispielen enthalten. Das Gewicht liegt bei<br />

Calvisius und sicherlich auch bei Lindner (wiewohl wir dessen Text nicht kennen)<br />

auf der Biciniensammlung, der jeweils kurze Lehrtexte angehängt sind, während<br />

Gumpelzhaimers und Beringers Texte eher den Charakter von ausgewachsenen<br />

Lehrwerken mit jeweils umfangreichen Beispielsammlungen haben; Gumpelzhaimer<br />

beschränkt sich dabei nicht auf Bicinien.<br />

Wie sehr gerade die Zweistimmigkeit als geeignet für Lehrzwecke angesehen<br />

wurde, zeigt sich darin, daß oftmals zweistimmige Passagen aus Messen, Magnificat<br />

oder auch aus Lassos Bußpsalmenzyklus in Sammlungen und Lehrwerken wie den<br />

oben genannten Aufnahme fanden. So ging der fünfte Teil des Bußpsalms Putruerunt<br />

et corruptae in Lindners Sammlung von 1591 und in diejenige von Calvisius (1612)<br />

ein. Vers 6 Fecit potentiam und Vers 10 Sicut locutus est ad patres nostros aus dem<br />

Parodiemagnificat primi toni Si par souhait wurden ebenfalls von Lindner übernommen<br />

und Seth Calvisius nahm das Crucifixus, das Et iterum und das Benedictus<br />

aus Lassos Messe Il me suffit in seinen Druck auf, etc. Schließlich findet sich bei<br />

Gumpelzhaimer wie bei Lindner eine zweistimmige Reduktion der ursprünglich fünfstimmigen<br />

Motette Cantate Domino canticum novum mit zweitem Teil Viderunt<br />

7 Zu Beringer M. RUHNKE, Der Weissenburger Kantor Maternus Beringer, in Musik in Bayern, 22<br />

(1981), S. 89–98. Die Zitate aus den Titeln beider Traktate Beringers nach RUHNKE, Beringer, S.89<br />

und 90.

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