12.06.2024 Aufrufe

reisen EXLUSIV Sommer 2024

“Ich. Jetzt! Hier." Malediven Los Cabos Portugal Spanien Schweiz Schottland Schwarzwald Nord- und Ostsee und vieles mehr

“Ich. Jetzt! Hier."

Malediven
Los Cabos
Portugal
Spanien
Schweiz
Schottland
Schwarzwald
Nord- und Ostsee

und vieles mehr

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<strong>Sommer</strong> <strong>2024</strong><br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

ICH.<br />

JETZT!<br />

hIER.<br />

+ + +<br />

MALEDIVEN<br />

LOS CABOS<br />

MITTELMEER<br />

HOTELS<br />

PORTUGAL<br />

SPANIEN<br />

SCHWEIZ ASIEN<br />

KREUZFAHRT<br />

SCHOTTLAND<br />

SCHWARZWALD<br />

NORD- UND<br />

SKANDINAVIEN<br />

OSTSEE<br />

ISTANBUL


Finde das<br />

Außergewöhnliche<br />

Willkommen im Top End Australiens. Der 20.000 Quadratkilometer große Kakadu<br />

National Park – faszinierendes UNESCO Natur- und Kulturerbe mit mehr als<br />

5.000 Aboriginal-Felskunststätten – beeindruckt mit seinem Kulturreichtum und<br />

spektakulärer Natur. Seit über 65.000 Jahren ist der Park Heimat der Bininj- und<br />

Mungguy-Völker. Wer genau hinguckt, entdeckt zudem zahlreiche Tierarten,<br />

darunter Barramundi, Krokodile und eine einzigartige Vogelvielfalt.<br />

northernterritory.com/de


EDITORIAL<br />

ZWERGENAUFSTAND<br />

Neulich im Flugzeug von Äthiopien nach Frankfurt saß neben mir Omar. Ein<br />

groß gewachsener Herr aus Eritrea. Und Omar hat eine Leidenschaft, die<br />

ich nicht erwartete. Er ist Gartenzwerg-Experte und unterwegs zur Recherche-Mission<br />

in hessischen Laubengärten. Was er dort genau vorhat, habe<br />

ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Aber er hatte andererseits auch kein Verständnis<br />

für mein Unwissen zum Thema kulturell relevanter Gartendekoration. Seine Fragen,<br />

die er hatte, konnte ich ihm nicht beantworten, denn meine Berührungspunkte mit<br />

dem Thema gleichen meinem Verständnis für mathematisch komplexe Probleme.<br />

Also null. Für Omar undenkbar. Kopfschüttelnd nahm er neben mir Platz und sagte:<br />

»Very disappointed that you are not a fan.« Ich entschuldigte mich, es kam ein schlechtes<br />

Gewissen in mir hoch, bisher hatte ich den Zwerg für einen Spießer gehalten.<br />

Also stelle ich die Frage, was ich dringend wissen müsste?<br />

Urplötzlich war Omar nicht mehr enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Er war hellwach. Und<br />

weil ich bei einem Tomatensaft und äthiopischen Crackern so viel gelernt habe,<br />

möchte ich euch daran teilhaben lassen.<br />

Woher kommt der Gartenzwerg? Achtung, die erste Überraschung! Er kommt aus der<br />

Osttürkei und ist etwa 800 Jahre alt. »Damals wurden in den Bergwerken Pygmäen<br />

versklavt, denen übersinnliche Fähigkeiten nachgesagt wurden. Davor hatte man Angst.<br />

Um diese vermeintliche Magie im Zaum zu halten, wurden bemützte kleine Männer<br />

aus Ton hergestellt, die Familie und Haus schützen sollten.« Diese Figuren wurden<br />

dann von italienischen Kaufl euten entdeckt und so auch nach Deutschland verkauft.<br />

Nur ein echter Zwerg ist ein guter Zwerg! Omar mag kein Plastik. Die Zwerge sind zu<br />

leicht und sind auch nicht so schön anzusehen, sagte er. Ein echter Zwerg sollte aus<br />

Ton sein. So wie vor 800 Jahren. Denn nur dann wohnt in ihm eine Seele. Zudem<br />

darf der Gartenzwerg nicht größer als 69 Zentimeter sein. Er sollte auch einen Bart<br />

haben und männlich sein. Das hat einst die »Internationale Vereinigung zum Schutz<br />

der Gartenzwerge« bestimmt.<br />

Feminismus, nein danke! Omar möchte keine Zwerg-Dame. Zwerginnen gibt es erst –<br />

unglaublich! – seit 2000. Damals traute sich eine deutsche Manufaktur, eine Zwergin<br />

zu produzieren. Ich traue mich zu äußern, dass das doch jedem Gartenbesitzer selbst<br />

überlassen sei, ob er nun eine weibliche, männliche oder gar nicht binäre Figur in<br />

den Garten neben die Petersilie stellt. Omar was not amused. Er schüttelte vehement<br />

den Kopf und sagte: »Oh no! No no! Can’t do! It needs to be a male!«<br />

Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge, anela.k/Shutterstock.com<br />

Ich wünsche ihm, dass er auf seiner Tour durch deutsche Gärten nichts Überraschendes<br />

fi ndet. Einen tätowierten Zwerg beispielsweise, oder einen mit kurzen Hosen.<br />

Das würde Omar nicht gefallen. Meine kurze Recherche hat übrigens ergeben, dass<br />

es mittlerweile auch personalisierte Gartenzwerge gibt, die das Gesicht des Besitzers<br />

haben. Oder eben der Besitzerin.<br />

»I go and count« hat er mir zum Abschluss noch hinterhergerufen. Zwerg-Volkszählung<br />

eines eritreischen Mannes in hessischen Gärten. Ich bin ehrlich gesagt auf sein Ergebnis<br />

gespannt und warte noch auf seine E-Mail. Was soll ich sagen: Reisen bildet!<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

3


26<br />

SELLING<br />

SUNSET<br />

Wohin im Winter? Unser Vorschlag: Los Cabos<br />

im mexikanischen Bundesstaates Baja California<br />

Sur. Warum? Das Bild spricht für sich, oder?<br />

»Wenn man so will, ist es ein Sehnsuchts-<br />

Kreislauf: Rucksack packen, losziehen,<br />

heimkehren, Rucksack auspacken,<br />

Socken waschen, feststellen: Ich habe so vieles<br />

noch nicht gesehen. Rucksack packen ...«<br />

Harry Mitsidis<br />

Inhalt<br />

52<br />

SANDKASTENTRÄUME<br />

Schippe und Förmchen kann man getrost zu Hause lassen,<br />

dafür Wanderschuhe einpacken. Und die einzigartige<br />

Halbwüste Bardenas Reales in Spanien erkunden.


78<br />

ZUSAMMEN IST<br />

MAN WENIGER ALLEIN<br />

»Ich und meine besten<br />

19 Freunde genießen Ibiza in<br />

einer Villa am Meer.«<br />

MEXIKO<br />

EUROPA<br />

26 Los Cabos<br />

Schöne Unbekannte: Auf der Halbinsel Baja<br />

California lassen sich noch Orte erkunden,<br />

verschwiegene Buchten fi nden, Wale beobachten<br />

und – wer mag – bis spät in die Nacht feiern.<br />

52 Spanien<br />

Die schönste Sandburg lässt sich im<br />

Biosphärenreservat Bardenas Reales in<br />

Navarra fi nden. Reporterin Anja hat für<br />

uns mal nachgebuddelt.<br />

78 Villen zum Mieten<br />

Urlauben mit der ganzen Familie in einer<br />

Villa? Boho oder puristisch, aber stets mit<br />

Stil: Hier sind die schönsten Herbergen!<br />

Fotos: Norbert Eisele-Hein, Tom Dick, Federico Luraghi<br />

36 Hoher Norden<br />

Sieben Facetten vom <strong>Sommer</strong>glück: Zwischen<br />

grandiosen Stränden, leiser Wattlandschaft und<br />

den weltbesten Fischbrötchen stellen wir euch<br />

unsere Lieblingsorte an der Nord- und Ostsee vor.<br />

46 Schwarzwald<br />

Genießertipp: Auf der Käseroute quer durch den<br />

malerischen Schwarzwald schlemmt man sich<br />

vom Bauernhof zur Käserei.<br />

STANDARDS<br />

DEUTSCHLAND<br />

03 Editorial<br />

06 Reisenews<br />

08 Take away<br />

09 Da wollen wir hin<br />

10 Esskalation<br />

14 Für kleine Weltenbummler<br />

16 Städtetipp Tallinn<br />

18 Events<br />

20 Was gibt’s Altes, Herr Bender?<br />

21 Vorfreude<br />

34 Autorinnen<br />

114 Gewinnspiel & Impressum<br />

60 Schweiz<br />

Wir machen es wie die Schweizer, wir<br />

fahren der Sonne hinterher – und ab in<br />

das Tessin. Wein und gute Aussichten<br />

inklusive.<br />

66 Schottland<br />

Redakteurin Jasmin hat im schottischen<br />

Braemar Mut bewiesen und ist ... fi ndet<br />

es selbst heraus!<br />

72 Portugal<br />

Aveiro: Wo Portugal tatsächlich noch<br />

unbekannt ist. Trotz Traumstränden.<br />

beauty<br />

109<br />

Schrubb dich, sonn dich!<br />

Die besten Peelings zur Vorbereitung für<br />

die Bräune. Darauf folgt Tagespflege<br />

mit Lichtschutzfaktor.<br />

90 Singapur<br />

Innen ist das gigantische Marina Bay<br />

Sands erstaunlich lebendig. Und die<br />

weltberühmte Dachterrasse mit ihrem<br />

gigantösen Infi nitypool setzt dem ganzen<br />

die Krone auf.<br />

94 Malediven<br />

Wer einen unvergesslichen Logenplatz<br />

am Indischen Ozean sucht, kann im The<br />

Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands<br />

ein rundes Wunder erleben.<br />

100 Bozen<br />

Jedes Zimmer ist ein Blickfang. Das<br />

Parkhotel Mondschein in Bozen ist ein<br />

Retro-Traum.<br />

104 Athen<br />

Mein lieber Scholli, ab ins Dolli:<br />

Geradezu verboten glamourös fand unser<br />

Redakteur Frank das The Dolli<br />

at Acropolis.<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

5


eisenews<br />

LUFTIBUS<br />

Es geht hoch hinaus. Wem der klassische Nordseeurlaub einfach zu langweilig<br />

ist, der kann sich das Jahr 2025 schon mal dick im Kalender anstreichen.<br />

Dann nämlich startet erstmals die Weltraumkapsel Céleste in die Stratosphäre,<br />

25 Kilometer über dem Meeresspiegel. Die futuristisch anmutende Kapsel bietet<br />

dabei Raum für sechs (kaufkräftige) Abenteurer, die es sich in den drei bequem<br />

und luxuriös ausgestatteten Kabinen bequem machen können. Beim Interieur<br />

hat man sich – thematisch passend – an handelsüblichen Privatjets orientiert.<br />

Je 90 Minuten dauern Auf- und Abstieg, genauso lange verweilt die Kapsel über<br />

den Wolken. Damit der Magen nicht knurrt, wird außerdem feinste Küche mit<br />

Weinbegleitung serviert. Alles andere als Astronautennahrung. Umweltschonend<br />

ist das Angebot auch noch, denn der Aufstieg gelingt allein mit Gasen. 60 Flüge<br />

pro Jahr plant Veranstalter Farret d’Astiès, der die Kapsel gemeinsam mit der<br />

französischen Raumfahrtbehörde konzipiert hat. 170.000 Euro pro Nase kostet<br />

der Spaß. www.zephalto.com<br />

6<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Zum Darwinschmelzen<br />

Große Natur im kleinen Kreis. Der Reiseveranstalter andBeyond lässt im Juni<br />

seine Expeditionsyacht vom Stapel, auf der zwölf Reisende die märchenhafte<br />

Schönheit der Galapagosinseln entdecken können. Sechs Suiten und Kabinen<br />

bieten genug Platz und lassen es an Luxus nicht mangeln. Auf der einwöchigen<br />

Tour werden die Gäste von zwei professionellen Guides begleitet, außerdem<br />

wird es dank Aktivitäten vom Inselwandern übers Bird-Watching bis zum<br />

Schnorcheln garantiert nicht langweilig. www.andbeyond.com<br />

Fotos: Daniel Mirlea (2), Zephalto (2), Maridav/Shutterstock.com, andBeyond<br />

Auf Du und Du mit dem Bären. Oder dem<br />

Wolf. Oder dem Luchs. Um Menschen diese<br />

einmalige Erfahrung zu ermöglichen, hat<br />

die Stiftung Conservation Carpathia in<br />

Rumänien ein naturnahes Reisepaket geschnürt.<br />

Während einer dreitägigen geführten<br />

Tour geht es auf die Pirsch, um atemberaubende<br />

Ausblicke in einer der letzten<br />

wilden Regionen Europas zu genießen. Und<br />

das mit gutem Gewissen: Bis zu 70 Prozent<br />

der Erlöse werden in den Schutz der Region<br />

investiert. https://travelcarpathia.com<br />

Besuch bei Bärbel<br />

7


takeaway<br />

Wenn unterwegs der kleine<br />

Hunger kommt: Der neue Napf<br />

»Dog Bowl to go Tura« ist das<br />

perfekte Reiseaccessoire für<br />

Vierbeiner. Er lässt sich unkompliziert<br />

ein- oder ausklappen, ist<br />

platzsparend und eignet sich für<br />

Wasser wie für Trocken- oder<br />

Nassfutter. Von Palopa, um € 30<br />

TOLLER HECHT.<br />

DANK GEFLECHT.<br />

Wer das Modell »1303S« von Bottega Veneta<br />

trägt, fällt auf. Und heimst jede Menge Komplimente<br />

ein. Aus Spritzguss gefertigte Brille im<br />

ikonischen Intrecciato-Muster. Um € 400<br />

LÄUFT RUND.<br />

FÜR DEN HUND.<br />

BEGLEITER NACH HONGKONG.<br />

IST DIESER KING KONG.<br />

FÜR FORSCHE.<br />

DER HACKENPORSCHE! .<br />

Ob als Strand-, Shopping-<br />

oder Sportbegleiter: Die<br />

universelle Tote Bag von<br />

Sieger by Souleway<br />

ist vielseitig<br />

einsetzbar,<br />

wasserabweisend<br />

und<br />

absolut lässig.<br />

SbS Utility Bag,<br />

Marvellous<br />

Monkey, € 189<br />

Mit dem »Roadster Hardcase 4W Trolley<br />

S« auf der Überholspur – ob am Flughafen<br />

oder am Bahnhof. Ultraleicht und inspiriert<br />

von den Farben des Porsche 911 rollen die<br />

kugelgelagerten Räder lautlos und easy.<br />

Von Porsche, € 489<br />

FÜR DIE SCHLAPPEN.<br />

MÜSST IHR WAS BERAPPEN.<br />

JEDER KUSS.<br />

EIN GENUSS.<br />

Das Must-have auf jeder<br />

Reisepackliste: unisex, zeitlos<br />

und unendlich kombinierbar.<br />

Die edle 1774-Kollektion ist<br />

eine Hommage an die New<br />

Yorker Szene in der Downtown<br />

vom Manhattan der 1970erund<br />

1980er-Jahre. Spaziere<br />

heute stilecht mit den Birkenstocks<br />

»222 West« durch<br />

Manhattan! € 480<br />

Für filmreife Küsse beim<br />

Sonnenuntergang auf<br />

Mauritius oder den<br />

Malediven: Die Whitening<br />

Toothpaste »Of Course<br />

I Still Luv You« von<br />

Selahatin verleiht frischen<br />

Atem dank Eisenkraut,<br />

Bergamotte, Kardamom<br />

und Kiefer. 65 ml, € 22<br />

Fotos: PR (6)<br />

8<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


da wollen wir hin<br />

Ein Märchenschloss am Fuß der österreichischen Alpen nahe Salzburg, umgeben von türkisfarbenem<br />

Wasser und tiefen Wäldern. Klingt wie in einem Sissi-Film? Zumindest wurde im Schloss Fuschl 1955 für<br />

den ersten Sissi-Film mit Romy Schneider gedreht. Doch die Geschichte des Schlosses reicht bis ins 15.<br />

Jahrhundert zurück. Seitdem ist es das Wahrzeichen der Region, wo einst Erzbischöfe und Adelige ein<br />

und aus gingen. In den 1950er-Jahren wurde das Schloss Fuschl in ein Hotel umfunktioniert, das bei<br />

Filmstars und Politikern aus aller Welt sehr beliebt war. Kein Wunder, denn nicht nur die Geschichte ist<br />

einzigartig, auch die Lage auf einer kleinen Landzunge ist einmalig malerisch und idyllisch. Seit Kurzem<br />

wurde das geschichtsträchtige Schloss in die Neuzeit katapultiert. Die Luxushotelmarke Rosewood Hotels<br />

& Resorts hat mit viel Feingefühl für den historischen Charme die Luxusherberge umfassend renoviert.<br />

Am 1. Juli checken die ersten Hotelgäste in die 98 eleganten Gästezimmer ein. Am hoteleigenen<br />

Strand am Fuschlsee entspannen, sich im Außenpool des Asaya Spas verwöhnen lassen oder sich den<br />

kulinarischen Hochgenüssen in den fünf Restaurants hingeben hat definitiv etwas von märchenhaftem<br />

Sissi-Film – nur neu interpretiert. Wir würden sofort an<strong>reisen</strong> wollen! Ab € 800 die Nacht im DZ,<br />

www.rosewoodhotels.com<br />

SCHLOSS FUSCHL Österreich<br />

Fotos: Hero Image<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

9


esskalation<br />

Vorzügliches Essen genießen und dabei den Blick über die Weiten des Mittelmeers<br />

und des Traumstrands Cala Nova auf Ibiza schweifen lassen – diese traumhafte<br />

Urlaubsfantasie wird im Atzaró Beach Wirklichkeit. Der Beach Club mit hauseigenem<br />

Restaurant ruft durch seinen gekonnt umgesetzten Boho-Style mit viel<br />

Bast allerbeste 70er-Jahre-Erinnerungen hervor, in denen die vorzügliche Küche<br />

umso mehr zum Tragen kommt. Und davon gibt es reichlich. Das Speisekonzept<br />

könnte auch »Tausende tolle Kleinigkeiten« lauten. Auf die Teller(chen) kommen<br />

mediterrane Köstlichkeiten, die quer über den ganzen Tisch verteilt und dann<br />

nach Herzenslust kombiniert werden. Wie wäre es mit libanesischem Labneh mit<br />

getrockneten Tomaten, dazu gerösteter Kürbis und ein kunterbunter Salat mit<br />

Fenchel, Sellerie, Äpfeln, Orange, Cranberrys und Granatapfelkernen? Und keine<br />

Sorge: Auch für den Nachtisch ist selbstverständlich gesorgt. So lassen sich laue<br />

<strong>Sommer</strong>abende am Mittelmeer verbringen. www.atzarobeach.com<br />

<strong>Sommer</strong>, Sonne, SEETEUFEL<br />

Fotos: PR (2), Sayana Cairo, Ana Lui, Ian Dooley, Tourism Ireland<br />

10<br />

sommer <strong>2024</strong>


Hot on HERE<br />

Mit scharf? Ja scharf! Der<br />

Kärntner Tommy Hlatky erweitert<br />

sein Sortiment »Tom’s<br />

Hot Stuff« um die Currysauce<br />

»Brennstoff«. Und die hat es<br />

in sich. So sehr, dass sie sich<br />

gleich den ersten Platz bei den<br />

European Hot Sauce Awards<br />

<strong>2024</strong> gesichert hat. Wer zuerst<br />

zur Milch greift, hat verloren.<br />

Um € 6.<br />

https://shop.tomshotstuff.at<br />

Ohne Gin MIT SINN<br />

In der neu eröffneten Dubliner Bar »Board« gehen ausschließlich<br />

Drinks ohne Prozente über den Tresen – ob nun<br />

Bloody Mary oder Espresso Martini. Sogar alkoholfreies<br />

Guinness (ist das erlaubt?) wird verzapft. Und in der urigen<br />

Pub-Atmo im Stadtteil Harold’s Cross, mit Livemusik und<br />

Brettspielauswahl, schmeckt das gleich doppelt so gut.<br />

https://boarddublin.com<br />

Was die Weisen SPEISEN<br />

Eis A mit Sternchen: An der Gelato-Uni Carpigiani bei<br />

Bologna werdet ihr in fünf Tagen zum echten Gelato-<br />

Profi ausgebildet. Für besonders Eilige lohnt sich aber<br />

auch schon der Besuch im Gelato-Museum gleich<br />

neben der Uni. Teil der geführten Tour sind ein Eis-<br />

Tasting und ein Eismach-Kurs. www.gelatomuseum.com<br />

True<br />

COLOURS<br />

Aus dem Kran schmeckt<br />

es doch am besten. Und<br />

damit auch das Auge<br />

mittrinkt, sollte das gute<br />

Kraneberger unserer<br />

Meinung nach in angemessenen<br />

Gefäßen daherkommen.<br />

Zum Beispiel<br />

in denen der belgischen<br />

Designerin Isabelle De<br />

Pauw. Die edlen Gläser<br />

gibt es in sieben Farben.<br />

Je Glas € 98,<br />

https://paveau.com<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 11


esskalation<br />

Parfum<br />

DE PÂTISSERIE<br />

Olfaktorischer Kurztrip nach Paris<br />

gefällig? Mit der Duftkerzen-Edition<br />

»Café à la Diptyque« haben frankophile<br />

Heimeinrichter nun die Möglichkeit,<br />

die Luft der eigenen vier<br />

Wände zu veredeln. Wahlweise mit<br />

den Sorten »Biscuit«, »Fruits Confits«,<br />

»Café« oder »Chantilly«. Aber Achtung:<br />

Macht gleichzeitig Appetit.<br />

Box mit diesen drei Kerzen € 120,<br />

www.diptyqueparis.com<br />

Die Perle DER NATUR<br />

Shake it,<br />

TIL U MAKE IT<br />

So bekommt man gern Grüße. Die<br />

vorgemischten Cocktails von Nio<br />

kommen im ungewohnten, aber<br />

nicht unpraktischen Quadratformat<br />

daher. Aufschneiden, einschütten,<br />

genießen. Kosmopolitisch geht<br />

es in der neuen Postcards-Edition<br />

zu, mit je vier Drinks – inspiriert<br />

durch Frankreich, Japan und<br />

Venedig. Box € 32,<br />

https://niococktails.de<br />

Eine Region lernt man ja am besten<br />

über die Küche kennen. In der Bretagne<br />

geht das nun auch fein kuratiert, denn<br />

im Februar hat in Le Tour-du-Parc das<br />

Austernzentrum Ostréapolis eröffnet.<br />

Unter dem Motto »entdecken, schmecken,<br />

verstehen« dreht sich alles um die edle<br />

Muschel, die die bretonische Küche seit<br />

jeher prägt. www.bretagne-<strong>reisen</strong>.de<br />

öelchen LIEGEN<br />

Im <strong>Sommer</strong> mögen wir es bunt. Das<br />

ist auch das Motto der hübschen<br />

Einrichtungsaccessoires von Hübsch.<br />

Ganz besonders gefällt uns das<br />

Lollipop-Salatbesteck »Crave«.<br />

Einfach schön verspielt. Um € 23,<br />

https://hubsch-interior.com<br />

Fotos: PR (3), Alexandre Lamoureux, Fink, Schloss Frankenberg/Dominic Heidl, Estudio Mierteran 2017/estudio@mierteran.com<br />

12<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


estauranttipps<br />

Le Frankenberg,<br />

WEIGENHEIM<br />

Bereits im März wurden die Michelin-Sterne<br />

für <strong>2024</strong> vergeben und einer der begehrten<br />

Himmelskörper landete in Weigenheim. Ausgezeichnet<br />

wurden Küche und Küchenchef<br />

des Hotelrestaurants Le Frankenberg, in dem<br />

Spitzenkoch Steffen Szabo eine Melange aus<br />

fränkischer und französischer Küche auf die<br />

Teller zaubert. Es ist nicht der erste Stern, mit<br />

dem der gebürtige Franke ausgezeichnet wurde.<br />

Bereits 2016 stand der damals 25-Jährige im<br />

Guide Michelin. Im Schloss Frankenberg werden<br />

die feinen Acht-Gänge-Menüs Szabos Donnerstag-<br />

bis Samstagabend angeboten, samstags<br />

steht zusätzlich ein Gourmetlunch auf dem<br />

Programm.<br />

https://schloss-frankenberg.de/restaurant/<br />

Die Klosterküche folgt einer<br />

langen Tradition der Mönche.<br />

losterküche im fink BRIXEN<br />

»Aus dem Einfachen das Beste kreieren.« Was auch<br />

der Grundsatz einer studentischen WG-Küche sein<br />

könnte, ist im Fall des Laubenrestaurants im 2023<br />

eröffneten Brixener Boutiquehotel fink der Garant<br />

für raffinierte und unvergleichlich leckere Gerichte.<br />

Küchenchef Florian Fink nutzt für seine kulinarischen<br />

Kreationen weitestgehend Zutaten pflanzlichen<br />

Ursprungs, viele unmittelbar aus der Region<br />

und biologisch angebaut. Alle sechs Wochen wird<br />

die Speisekarte neu aufgestellt, immer nach Saison.<br />

Das edle und zurückhaltende Ambiente in dem vorbildlich<br />

restaurierten mittelalterlichen Laubenhaus<br />

rundet die gastronomische Erfahrung stilvoll ab.<br />

www.fink1896.it/de/restaurant<br />

Spitzenkoch Steffen Szabo aus dem<br />

Le Frankenberg in Weigenheim.<br />

El Pimpi, MÁLAGA<br />

Essen bei den Stars: Im Fall des El Pimpi in<br />

Málaga handelt es sich bei dem Star um keinen<br />

Geringeren als Antonio Banderas, der als<br />

Mitinhaber in dem 50 Jahre alten Traditionshaus<br />

gleichsam als Gastgeber auftritt. »El Pimpi« heißt<br />

so viel wie Streuner oder Lebenskünstler, und<br />

dementsprechend ist die Atmosphäre locker,<br />

unmittelbar und ungezwungen. In den typisch<br />

andalusischen Genuss, für den die Bodega über<br />

die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist – ob nun<br />

offen gegrillte Sardinen oder die Gazpacho-Variante<br />

Salmorejo –, kommen nun auch die Gäste<br />

im Puente Romano Beach Resort. Denn neben<br />

illustren Restaurants wie Nobu oder Coya hat<br />

hier im Mai auch ein Ableger des El Pimpi<br />

eröffnet. Buen provecho!<br />

www.puenteromano.com/dining-drinks/el-pimpi/<br />

Im El Pimpi ist man zu Gast bei<br />

Hollywoodstar Antonio Banderas.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

13


kleine weltenbummler<br />

Zauberraum,<br />

Urlaubstraum<br />

Klettern, toben<br />

und gemeinsam<br />

Zeit verbringen – ein<br />

Urlaub im Familien Natur<br />

Resort Moar Gut in Großarl<br />

im Salzburger Land macht alle<br />

Beteiligten glücklich. Hier verlebt<br />

jedes Familienmitglied (von Kleinkind<br />

bis Teenager, inklusive der mitgereisten<br />

Großeltern und des Hunds) eine erholsame<br />

Zeit und findet das, was ihm Spaß macht. Die<br />

Kleinsten entspannen im Baby-Spa bei Massage<br />

und Floating, danach haben sich die Eltern eine Auszeit<br />

im Erwachsenen-Spa verdient – und selbst die Teenies<br />

genießen zufrieden im neuen Exer-Gaming-Room mit LED-<br />

Videowand und Gamingtisch die Zeit. Morgen früh geht es dann<br />

mit der ganzen Familie auf eine Wandertour. Nacht im DZ für zwei<br />

Erwachsene und Baby ab € 725. www.moargut.com<br />

Teppich-tier, wünsch’ ich mir!<br />

Bitte nicht füttern, auch wenn der Tiger noch so<br />

freundlich schaut. Kuscheln ist jedoch jederzeit<br />

erlaubt. Im Kinderzimmer verwandelt sich der<br />

»Teppich-Tiger« zur Schmusekatze. Stubenrein<br />

ist er auch. Von Sula World. 45 x 90 cm, € 135,<br />

www.sulaworld.com<br />

14 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


FETE<br />

MIT<br />

RAKETE<br />

Wo soll es hingehen?<br />

Zum Mond natürlich!<br />

Mit dem Super-Sofa in<br />

Form einer Mondrakete<br />

von Circu werden<br />

Kindheitsträume wahr.<br />

Einsteigen und von<br />

fernen Galaxien träumen.<br />

Modell: Rocky<br />

Rocket, € 28.090.<br />

Fotos: PR (3), Moar Gut, Mirae Campbell 2023, www.heilwald-heringsdorf.de<br />

Statt in den<br />

Urlaub fahr'n,<br />

spiel‘ ich mit der<br />

Landebahn<br />

Poncho tragen,<br />

Abenteuer wagen<br />

Kuscheliger wird‘s nicht: Ob im Urlaub oder nachmittags auf<br />

dem Spielplatz, der Honcho Poncho hält warm, ist wasserabweisend<br />

und klein zusammenpackbar. Und lässt sich spielend<br />

leicht in eine Decke verwandeln. Von Therm-a-Rest, um € 80.<br />

Bitte die Landebahn frei machen, der<br />

Flieger hebt ab! Mit dem Flughafen aus<br />

Holz begeben sich kleine Pilotinnen und<br />

Piloten fantasievoll auf Reisen. Wohin<br />

der nächste Flug geht? Na, in den Urlaub<br />

natürlich! Von Flexa, ab zwei Jahren, € 45.<br />

Heilen & Verweilen !<br />

In der Natur zu sein, hat heilende Wirkung. Auch schon<br />

für die Kleinsten. Im Kinderheilwald in Heringsdorf auf<br />

Usedom können Kinder durchatmen. Und sich nach<br />

Lust und Laune bewegen. Klettern, Schaukeln,<br />

barfuß gehen, im Moos liegen oder Geräusche erkennen<br />

– im Wald gibt es jede Menge spannender Dinge<br />

zum Entdecken und Ausprobieren. Der Kinderheilwald<br />

Heringsdorf ist der Erste seiner Art in Europa.<br />

www.heilwald-heringsdorf.de/Der-Kinderheilwald<br />

15


städtetipp<br />

TALLINN<br />

VON DER MALERISCHEN ALTSTADT ÜBER DIE IMPOSANTE<br />

ALEXANDER-NEWSKI-KATHEDRALE BIS HIN ZUM ATEMBE-<br />

RAUBENDEN PANORAMABLICK VOM TOOMPEA-HÜGEL –<br />

DIE HAUPTSTADT ESTLANDS IST DAS PERFEKTE ZIEL<br />

FÜR EIN LANGES WOCHENENDE.<br />

BITTE MIT<br />

AUSSICHT<br />

Bei gutem Wetter gibt es eine<br />

Social-Media-Warteschlange.<br />

Denn die Aussichtsplattform<br />

»Kohtuotsa«, an der Nordseite<br />

des Tallinner Dombergs, ist ein<br />

beliebter Instagram-Spot. Doch<br />

auch für alle anderen gilt: Von<br />

hier eröffnet sich ein fantastischer<br />

Ausblick auf die roten<br />

Dächer der Altstadt und die<br />

stolzen Kirchen. Im Hintergrund<br />

sieht man den Finnischen Meerbusen,<br />

den Hafen und Pirita. Es<br />

ist schon sehr schön hier!<br />

POFFERTJES Á<br />

LA ESTLAND<br />

Kleine Pfannkuchen kennen wir in Deutsch-<br />

land meist aus den Niederlanden. Da heißen<br />

sie Poffertjes und erfreuen sich großer<br />

Beliebtheit. Das ist in Estland nicht anders.<br />

Es gibt sogar eine kleine Pfannkuchenkette<br />

namens Kooker, die mit viel Liebe köstliche<br />

Minipfannkuchen zubereitet. Diese<br />

schmecken etwas fester und gehaltvoller<br />

als der niederländische<br />

Kollege. Sie werden bei Kooker<br />

mit selbst gemachten Marmeladen<br />

und Soßen serviert. Die<br />

kleine Pfannkuchentheke am<br />

Rathausplatz ist eine gute<br />

Adresse. Auch die berlimo ist<br />

Rhabarlegendär.<br />

16 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV


Text: Jennifer Latuperisa-Andresen, Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen (5), Tallinn City Tourist Office & Convention Bureau(1), Marriott Bonvoy International<br />

DER KGB UND<br />

DAS HOTEL VIRU<br />

Zu Sowjetzeiten wurden Gäste aus dem Westen im Hotel Viru<br />

untergebracht, und zwar ausschließlich dort. Denn so hatte<br />

der KGB, der damalige Geheimdienst der Sowjetunion, die<br />

Chance, die Gäste zu belauschen und zu bespitzeln. Wer sich<br />

für die geheime Geschichte der Stadt interessiert, kann an<br />

einer Führung durch das KGB-Museum teilnehmen, das sich<br />

im 23. Stock des Sokos Hotel Viru befindet. Viel zu sehen gibt<br />

es nicht, aber den Erzählungen von Guide Pawel zu lauschen,<br />

lässt die Geschichte lebendig werden. Sehr spannend – und<br />

ganz nebenbei ist die Aussicht auch nicht schlecht.<br />

ESTNISCHES DESIGN<br />

Die pure Einkaufsfreude wartet im Estnischen Designhaus.<br />

Abseits der weltweit großen Brands bekommt man hier<br />

eine vielfältige Auswahl an kunsthandwerklichen Produkten<br />

von estnischen Designern, wobei die Verkaufserlöse in<br />

Projekte investiert werden, die estnische Kultur fördern.<br />

100 kreative Persönlichkeiten stellen hier aus. Es gibt von<br />

Accessoires über Mode bis zu Feinheiten fürs Interieur<br />

alles, was das stilsichere Herz begehrt.<br />

SCHLAFEN IM<br />

TELEGRAFENAMT<br />

NOA<br />

CHEF’S HALL<br />

Hallo, Geschmacksexplosion!<br />

Die Muschel Beurre Blanc<br />

im zweitbesten Restaurant<br />

Estlands ist so gut, dass<br />

man sie heimlich abfüllen<br />

und mit nach Hause nehmen<br />

mag. Doch das ist nur<br />

ein Highlight von vielen.<br />

Das Restaurant, dotiert mit<br />

einem Michelin-Stern, liegt<br />

malerisch an der Ostsee.<br />

Wer hier am Abend Platz<br />

nimmt, bekommt eine ganz<br />

besondere Goldene Stunde<br />

geboten. Mit Cocktails der<br />

Extraklasse und hängenden<br />

Amuse-Bouches. Beim<br />

Tasting-Menü – es gibt<br />

keine Wahl – offenbart jeder<br />

Bissen eine neue Nuance<br />

und lässt in eine Welt kulinarischer<br />

Genüsse eintauchen.<br />

Übrigens hat Tim Mälzer<br />

hier in der letzten Staffel<br />

von Kitchen Impossible ein<br />

Gericht nachkochen müssen.<br />

Es war eine Herausforderung<br />

und wir wissen, warum.<br />

Das ein oder andere Telefon lässt vermuten, dass das<br />

Hotel Telegraaf eine ganz besondere Geschichte hat. Das<br />

Gebäude aus dem Jahre 1878, in dem sich einst die Zentrale<br />

von Eesti Telegraaf befand, wurde renoviert und zu einem<br />

luxuriösen Fünf-Sterne-Hotel umgewandelt. Die Lage? Exzellent!<br />

Mitten in der Tallinner Altstadt. Zur Überraschung gibt<br />

es auch einen Spa, inklusive Pool, Sauna und Behandlungen.<br />

Nur zum Frühstück würden wir empfehlen woanders einzukehren.<br />

Das geht besser!<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

17


events<br />

WAS FÜR.<br />

EIN ZIRKUS!.<br />

Wenn Akrobaten abenteuerlich<br />

durch die Lüfte fliegen, ist man<br />

im Cirque du Soleil gelandet. Mit<br />

der Show »Corteo« entführt der<br />

Zirkus in die Fantasiewelt des<br />

Clowns Mauro. Dieser ist gerade<br />

gestorben, doch sein Geist ist noch<br />

da. Seine Freunde veranstalten<br />

für ihn eine festliche Parade mit<br />

Pauken und Trompeten, eben eine<br />

»Corteo«. Und so schwingen sich<br />

tollkühne Akrobaten in barocken<br />

Kostümen in schwindelerregende<br />

Höhen, jonglieren, balancieren,<br />

tanzen. Beeindruckend und<br />

faszinierend.<br />

www.cirquedusoleil.com/de/corteo<br />

Die ikonische Musik der US-Fantasy-<br />

Zeichentrickserie wird zum Leben<br />

erweckt mit »Avatar – Der Herr der<br />

Elemente In Concert«. Die spektakuläre<br />

Show kommt nun auch<br />

nach Deutschland. Dabei steht die<br />

Musik in perfekter Harmonie mit<br />

den Höhepunkten und Lieblingsmomenten<br />

der Zeichentrickserie, die<br />

drei Staffeln lang auf Nickelodeon<br />

ausgestrahlt wurde. Ein Fest für<br />

die Ohren! www.reservix.de<br />

PURE MAGIE!.<br />

18<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Text: Ulrike Herder; Fotos: Ulrike Herder (3), Warner Bros. Studio Tour London – The Making of Harry (2), Maja Prgomet maja.prgomet@gmail.com, PR<br />

Laut knarzend schließt sich der alte Kleiderschrank. Dann hallt<br />

der Zauberspruch »Riddikulus« durch den Raum. Spätestens jetzt<br />

bekommt man Gänsehaut. Denn es fühlt sich an, als wäre man in<br />

eine Zeitkapsel gestiegen und geradewegs in einem Filmset der<br />

Harry-Potter-Filmreihe gelandet. Genauer: In den Moment, als<br />

Harry und seine Mitschüler den Riddikulus-Zauber am Irrwicht mit<br />

Professor Lupin üben, der oben auf der Treppe über das Geschehen<br />

wacht. Für nicht eingefleischte Potter-Fans: Irrwichte sind Nichtwesen<br />

und der Riddikulus-Zauber verwandelt sie in etwas Lächerliches,<br />

worüber man lachen muss, womit der Irrwicht besiegt wird.<br />

Gleich um die Ecke begibt sich der »Fahrende Ritter« mit lautem<br />

Getöse auf eine rasante Fahrt durch die Nacht. Die Betten und der<br />

Kronleuchter im Inneren des lilafarbenen Busses rutschen und<br />

schwingen bedenklich hin und her. Schräg gegenüber sitzen dann<br />

die drei Hauptdarsteller – Harry, Hermine und Ron (als Puppen versteht<br />

sich) – bei einer Tasse Tee im Klassenzimmer für Wahrsagerei<br />

und stecken die Köpfe zusammen. Dabei gleicht das Klassenzimmer<br />

der exzentrischen Professorin Trelawney eher einer orientalischen<br />

Teestube mit reichlich rotem Samt und arabischen Lampen.<br />

Harry-Potter-Fans mögen es schon längst erkannt haben: All das<br />

sind Szenen aus dem dritten Film der Potter-Reihe »Harry Potter<br />

and the Prisoner of Azkaban«, auf Deutsch: »Harry Potter und der<br />

Gefangene von Askaban«. Zum 20-jährigen Jubiläum des dritten<br />

Teils haben die Macher der Warner Bros. Studio Tour London ihre<br />

Ausstellung um Sets, Originalkostüme und Requisiten ergänzt.<br />

Die Sonderausstellung heißt: »Return to Azkaban«.<br />

Die Ausstellung, die sich über 14.000 Quadratmeter – zwei Hallen<br />

und einen kleinen Außenbereich – verteilt, gibt es nunmehr<br />

seit zwölf Jahren. Einst als Versuch gestartet ist ihr Erfolg<br />

ungebrochen. Bis zu 4.550 Besucher am Tag unter der Woche<br />

und bis zu 8.000 am Wochenende tauchen in die Welt<br />

des wohl berühmtesten Zauberlehrlings der Welt ein. Die<br />

Tickets sind oft erst mit einem Vorlauf von drei Monaten<br />

überhaupt erhältlich. Die Harry-Potter-Welt ist eine Welt,<br />

die sich stetig verändert. Die Sets werden ergänzt, wie<br />

jetzt zum Jubiläum des dritten Teils, und je nach Jahreszeit<br />

angepasst. Das Material scheint schier unendlich.<br />

Kein Wunder, denn es braucht nicht viel Zeit in der Ausstellung,<br />

bis man eins erkennt: Alle Beteiligten an den Harry-Potter-Filmen<br />

haben sich mit solch einer Hingabe und Liebe fürs Detail dieser<br />

Zauberwelt gewidmet, die das Herz berührt.<br />

Angefangen bei Kleinigkeiten wie dem ausgestellten Schmuck<br />

von Schauspielerin Evanna Lynch, die im Film die Schülerin Luna<br />

Lovegood verkörpert. Den gesamten Schmuck, den sie bei den<br />

Drehs trug, hat sie selbst gebastelt. Oder die Hütte von Hagrid,<br />

dem Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, die in der<br />

Studioumgebung nicht »echt wirkte« und kurzerhand mitten in die<br />

wilde Natur der Highlands ausgeflogen wurde. Wer genau hinschaut,<br />

sieht sogar noch die Haken auf dem Dach der gemütlichen<br />

Holzhütte. Oder der Laden für magische Scherzartikel der Zwillinge<br />

Weasley (Rons Brüder) in der Winkelgasse, der mit 40.000 Requisiten<br />

und 140 verschiedenen Designs gefüllt ist. Im Film ist er genau<br />

90 Sekunden zu sehen.<br />

Eine Liebe und Hingabe fürs Detail, die belohnt wird – mit Fans, die<br />

ebenso vernarrt sind in diese Zauberwelt. Familien, die allesamt<br />

in Gryffindor-Robe vor den Sets posieren. Kleine Besucher, die wie<br />

hypnotisiert mit großen Augen und schwingendem Zauberstab<br />

durch die Hallen spazieren. Teenager in Slytherin-Schuluniform, die<br />

lachend vorbeiziehen und nach dem »Goldenen Schnatz« Ausschau<br />

halten. Der wichtigste Ball im Quidditch-Spiel ist in der Ausstellung<br />

mehrfach versteckt als eine Art Rallye. Was für ein Spektakel diese<br />

Ausstellung! Und auch für Nicht-Harry-Potter-Fans ein zauberhaftes<br />

Erlebnis, in das man wahrlich abtauchen kann!<br />

INFO. Die Warner Bros. Studio Tour befindet sich in Leavesden,<br />

32 Kilometer nordwestlich von London. Von dort aus fährt ein<br />

Schnellzug (ca. 20 Minuten ab Euston) oder ein Shuttlebus<br />

(ca. 15 Minuten). Tickets für Erwachsene € 62, für Kinder € 50<br />

(bis vier Jahre kostenlos). Studio Tour Drive, Leavesden,<br />

WD25 7LR, www.wbstudiotour.co.uk/de<br />

EINE ZAUBERWELT,.<br />

DIE VERZAUBERT.<br />

frühling 2016<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

19


KOLUMNE | Historische Dönekes<br />

Dem Himmel so nah<br />

Unser Redaktionshistoriker Konrad sammelt auf Tour<br />

zwangsläufig allerhand Geschichten. Die lassen sich leider –<br />

Anweisung der Chefredaktion – nicht immer in einer Reportage<br />

unterbringen. Auf dieser hart erkämpften Seite darf er dafür seine<br />

liebsten historischen Anekdoten zum Besten geben. Dönekes halt.<br />

Was gibt’s Altes,<br />

Herr Bender?!<br />

Jeden Morgen das Gleiche: Mein Handy klingelt, raus aus<br />

den Federn. Bei der Klamottenwahl auch der Blick auf<br />

den Bildschirm: Was sagt die Wetter-App? Blouson oder<br />

Regenjacke? Wo genau die Sonne jetzt gerade aufgegangen<br />

ist, in welcher Mondphase wir uns befinden oder wo die<br />

Plejaden gerade stehen, darüber hingegen mache ich mir, man<br />

sehe es mir nach, eher selten Gedanken.<br />

Doch noch bis vor gar nicht so langer Zeit war das korrekte<br />

Bestimmen der Jahreszeit und damit der Entscheidung, wann<br />

der richtige Zeitpunkt für Aussaat und Ernte gekommen ist,<br />

für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Wer darüber Bescheid<br />

wusste, bestimmte über das Wohlergehen einer ganzen Gemeinschaft<br />

und hatte dementsprechend auch sehr viel Macht.<br />

Findige Kenner prähistorischer Leckerbissen werden es schon<br />

geahnt haben: Hier geht es um die Himmelsscheibe von Nebra.<br />

Dieser Sensationsfund wurde am 4. Juli 1999 von zwei Hobby-<br />

Archäologen mit nicht ganz lauteren Motiven gemacht. Mittels<br />

Metalldetektor brachten die beiden Männer nebst bronzezeitlichen<br />

Schwertern, Beilen und Bruchstücken von Armreifen auch<br />

eine kreisrunde Bronzeplatte mit goldenen Einlassungen darauf<br />

aus einem lange verschlossenen Grab ans Tageslicht.<br />

Anstatt nun aber in bester Indiana-Jones-Manier den Fund<br />

ins nächste Museum zu verfrachten, verscherbelten die beiden<br />

Sondengänger die Himmelsscheibe mitsamt Hortfund für geradezu<br />

läppische 31.000 Deutsche Mark an einen Kölner Händler.<br />

Nach geltendem Recht gehört der Fund aber eigentlich dem<br />

Land Sachsen-Anhalt, sodass die Liste interessierter Käufer<br />

recht bald erheblich kürzer wurde. Die Himmelsscheibe und<br />

der gesamte Hortfund wurden schließlich, nach dreijähriger<br />

Odyssee, in einer filmreifen Undercover-Aktion sichergestellt,<br />

Hehler und Raubgräber dingfest gemacht und ein Jahr später<br />

amtlich verurteilt.<br />

Ende gut, alles gut. Die Scheibe konnte endlich angemessen<br />

behandelt und untersucht werden. Gut 4.000 Jahre hat der Dis-<br />

kus auf dem Buckel, seine Herstellung fällt damit in die<br />

Bronzezeit. Bis heute ist die Himmelsscheibe von Nebra damit<br />

die wohl älteste Darstellung des Himmels. Sonne, Mond und<br />

Sterne – unter anderem die Plejaden – in trauter Einsamkeit<br />

vereint. Und als ob das noch nicht beeindruckend genug wäre,<br />

lassen sich mit dem Edeldiskus und entsprechendem how auch noch vier äußerst wichtige Tage im Jahr bestimmen:<br />

die <strong>Sommer</strong>- und Wintersonnenwende sowie die Tagundnachtgleiche<br />

zu Frühlings- und Herbstanfang. Da wären wir<br />

wieder beim Erntejahr.<br />

Know-<br />

Der Bestattete dürfte also ein ziemlich hohes Tier gewe-<br />

sen sein. Sonst wäre er wohl kaum mit diesem Artefakt und<br />

einer amtlichen Waffen- und Schmucksammlung begraben<br />

worden. Da muss ich ehrlich mit mir sein: Über das Wohlergehen<br />

meiner Erntegemeinschaft bestimme ich (zum Glück)<br />

nicht. Dafür liegen in meiner gut gepolsterten Ruhestätte<br />

aber auch keine hartkantigen Bronzeschmuckstücke herum.<br />

Wenn da nur nicht immer dieser Wecker wäre…<br />

Die Himmelsscheibe mit Hortfund ist heute im Landes-<br />

museum für Vorgeschichte Halle (Saale) ausgestellt. In Nebra<br />

selbst lohnt sich das preisgekrönte Besucherzentrum<br />

Arche Nebra, in dem ihr einen eindrücklichen Einblick in<br />

das Leben der Menschen der Bronzezeit erhaltet.<br />

Fotos: LDA Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták, aquatarkus/Shutterstock.com; Illustration: Anastasiia Yurevych/Shutterstock.com, Eroshka/Shutterstock.com<br />

20


VORFREUDE<br />

Rückzugsorte inmitten grandioser Natur, die gestresste Seelen erden<br />

und das Herz erfüllen. Zurück in die Zivilisation? Das kann warten!<br />

WEM<br />

DAS<br />

WASSER<br />

BIS<br />

ZUM<br />

HALS<br />

STEHT<br />

Foto: Tourism Western Australia<br />

… der hat unfassbares Glück, denn zwischen März und August begegnen Taucher und Schnorchler<br />

im Ningaloo-Riff in Westaustralien Walhaien. Ein Erlebnis mit Gänsehautgarantie. Fast lautlos gleiten<br />

die friedlichen Giganten, die bis zu 16 Meter lang und etwa 30 Tonnen schwer werden können,<br />

neben einem her. Vom jährlichen Laichen der mehr als 200 Korallenarten angelockt, umschiffen<br />

sie elegant das Riff und lassen sich den fetten Krill schmecken. Um auf sie zu treffen, müssen<br />

Schnorchler und Taucher mit einem Boot weit hinaus in den Ningaloo Marine Park. Dann gilt: hinter<br />

dem Walhai oder seitlich neben ihm schwimmen, auf keinen Fall berühren und nicht vors Maul<br />

schwimmen. Ein einmaliges Erlebnis! www.westernaustralia.com<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

21


WER<br />

DIE<br />

NACHT<br />

ZUM<br />

TAG<br />

MACHT<br />

22 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


VORFREUDE | Oregon<br />

Foto: Joey Hamilton/Travel Oregon, Jack Wonderly/Travel Southern Oregon<br />

… wird belohnt, denn er bekommt ein<br />

Naturspektakel der Extraklasse geboten. Das<br />

Outback im Süden Oregons ist ein abgelegenes,<br />

dünn besiedeltes Gebiet, wo Wildpferde,<br />

Dickhornschafe und Pronghorns, eine Antilopenart,<br />

zwischen Flüssen und Bergketten<br />

leben. Am Tag schon sehenswert, verwandelt<br />

sich das Gebiet nachts zum Paradies für<br />

Sternengucker. Seit Kurzem darf sich das<br />

Gebiet als weltweit größtes Schutzgebiet<br />

für klaren, dunklen Himmel mit der Zertifizierung<br />

»Dark Sky Sanctuary« schmücken.<br />

Vergeben wird der Titel von der Organisation<br />

DarkSky International, die sich weltweit für<br />

die Anerkennung und Erhaltung des dunklen<br />

Himmels einsetzt. Und wenn dann die Sterne<br />

über einem zum Greifen nah sind, mutiert<br />

man doch gerne zur Nachteule.<br />

www.southernoregon.org<br />

23


VORFREUDE | Schweden<br />

WER IM<br />

GLASHAUS<br />

SITZT …<br />

… der lebt gesünder. Denn Zeit inmitten Schwedens Natur zu verbringen, holt gestresste<br />

Gemüter sozusagen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das geht jedenfalls aus<br />

einer schwedischen Fallstudie hervor. Dafür wohnten fünf Teilnehmer mit extrem stressigen<br />

Jobs in speziell angefertigten Hütten aus Glas mitten in Schwedens Wäldern. Ihr Wohlbefinden<br />

und ihre Gesundheit überprüften dabei Forscher. Schon nach 72 Stunden sanken bei allen<br />

Teilnehmern der Blutdruck sowie die Herzfrequenz, und das Wohlbefinden verbesserte sich<br />

zusehends. Und sie fühlten sich kreativer. Wir wussten schon immer: Schwedens Natur ist<br />

einfach großartig. Gestresst? Also ab nach Schweden und sich mitten in die Natur einmieten.<br />

Wie beispielsweise ins abgelegene Trakt Forest Hotel. https://traktforesthotel.com<br />

24<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


Foto: Anna-Lena Lundqvist/Visit Schweden<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

25


text & fotos<br />

BNorbert Eisele-Hein<br />

WALE! WEITE!<br />

WAHNSINN!<br />

WO ELEFANTENKAKTEEN SICH ZU WÄLDERN<br />

VEREINEN UND BUCKELWALE VOR FREUDE IN<br />

DIE LUFT SPRINGEN, TREFFEN INMITTEN EINER DRAMATISCH-<br />

SCHÖNEN NATUR ABENTEURER UND KITESURFER AUF<br />

SPRINGBREAKER UND VISIONÄRE. WILLKOMMEN IN LOS CABOS!<br />

26


MEXIKO | Los Cabos<br />

Eine Wucht, diese Bucht:<br />

Die Hauptstadt Funchal verdankt ihren Namen<br />

dem wilden Fenchel, überall wuchs.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 27


MEXIKO | Los Cabos<br />

Buckelwale werden<br />

in San José del Cabo<br />

mit Luftballons auf<br />

Hauswände gehievt.<br />

»Es ist wirklich verrückt. Noch vor der Jahrtausendwende<br />

konnten wir hier einen gebrauchten Ford Mustang oder<br />

einen coolen Chevy gegen ein schönes Stück Land eintauschen.<br />

2002 gab es in La Ventana gerade einmal fünf Familien<br />

und einen kleinen Hardware-Store für die Fischer«,<br />

erinnert sich Carlos Pazuelos, 42, der Operations Manager<br />

des Boutiquehotels Todo Bien. »Nur die Hauptstraße war<br />

asphaltiert, alles andere waren staubige Schotterpisten.<br />

Für Camper, Kiteboarder und Mountainbiker war die südliche<br />

Ecke im mexikanischen Bundesland Baja California<br />

Sur immer schon ein Geheimtipp.« Durch Covid-19 aber<br />

entdeckten mehr und mehr Menschen die naturgeprägte<br />

Landzunge. »Hier waren alle ständig an der frischen Luft,<br />

keiner trug Maske. Und klar, die Freaks blieben und fanden<br />

Gefallen an diesem Lifestyle. Die Preise schnellten in den<br />

Himmel.«<br />

Außerhalb der Ortschaften führt er uns durch einen bizarren<br />

Wald mit bis zu 15 Meter hohen Cardón-Kakteen.<br />

Pachycereus pringlei, der lateinische Name »Elefantenkaktus«<br />

passt perfekt. Die größten Kakteen der Welt, die<br />

wie mutierte Kandelaber wirken, werden bis zu 25 Tonnen<br />

schwer und Hunderte Jahre alt. Der verschlungene Pfad ist<br />

vorbildlich markiert. Trailrunner überholen uns keuchend.<br />

Mountainbiker driften durch die sandigen Kurven. Kapitale<br />

Truthahngeier ruhen mit ausgebreiteten Flügeln auf<br />

den Cardónes, wirken gelangweilt. Auf einem kleinen Aussichtshügel<br />

lüftet Carlos das Geheimnis von La Ventana.<br />

»Hier seht ihr es: das Fenster, die Meerespassage zwischen<br />

dem Strand und den dahinterliegenden Gipfeln der Sierra<br />

de las Cacachilas und der Isla Cerralvo. Für die Blauwale<br />

ist La Ventana die erste ruhige Bucht auf ihrem Weg von<br />

Alaska in den Süden.« Auch andere Tiere steuern die Bucht<br />

an. Orcas, Mobula-Rochen oder Delfine lassen sich hier<br />

beobachten, die gegenüberliegende Isla Cerralvo wurde<br />

2005 Teil des Unesco-Welterbes. Kiter schwören auf den<br />

Nordwind, der in der Sierra Fahrt aufnimmt. »Noch seht<br />

ihr das Meer flach wie eine Flunder daliegen, aber gegen<br />

Mittag fängt es an zu wehen.« Die Thermik sorgt für eine<br />

konstante Kiter-Düse, wie es sie sonst nur in Kapstadt und<br />

in Tarifa gibt.<br />

Beim Streifzug durch die rapide wachsende Gemeinde<br />

La Ventana begeistern Dutzende prächtige Wandmalereien.<br />

Kakteen und Kiter, Biker und Buckelwale, die fast in<br />

Lebensgröße auf dem Mauerwerk landen. Unter der Projektleitung<br />

von Streetart-Künstlerin Sarah Vargas werden<br />

gerade die Wände eines Oxxo-Supermarkts verschönert.<br />

Ihr geht es um nicht weniger als den Erhalt der kompletten<br />

kulturellen Identität: »Dazu gehört natürlich die komplette<br />

Flora und Fauna der Baja. Diesen Markt werden schon<br />

bald ein krachend roter Kardinalsvogel und ein heimischer<br />

Hirsch schmücken.«<br />

Dieses Bewusstsein ist auch der Walmart-Erbin Christy<br />

Walton wichtig. Mit der Rancho Cacachilas oberhalb La Ventanas<br />

versucht sie seit 2008, in der kargen Bergwelt sanften<br />

Ökotourismus mit der Prämisse maximaler Nachhaltigkeit<br />

zu verwirklichen, erklärt Guide Said Estrella bei einer<br />

Tour über die 17.000 Hektar große Ranch. »Wir weiden in<br />

dem hügeligen Gelände Rinder, unterhalten 100 Kilometer<br />

Wanderwege und 60 Kilometer Biketrails, die zu den<br />

schönsten Mexikos zählen«, erklärt der ehemalige Englischlehrer<br />

aus Mexiko-Stadt.<br />

Nicht nur Rinder, auch Ziegen und Pferde werden auf der<br />

Ranch gehalten, Gemüse und Gewürze naturvereinbar angebaut.<br />

»Unsere Glamping-Zeltgäste schwärmen von unseren<br />

Bio-Produkten. Die Käsekultur für unsere Ziegenmilch<br />

kam eigentlich schon mit den Spaniern. Meist wurde aber<br />

nur kurz haltbarer Frischkäse produziert. Wir haben mithilfe<br />

von Schweizer Käsemeistern Sorten mit diversen Reifeund<br />

Härtegraden entwickelt, den wir mit unserem Gemüse<br />

auf den umliegenden Märkten verkaufen können«, zählt der<br />

Guide auf. Schon steht ein Brett mit klassischem Frischkäse,<br />

einem in Asche gewendeten Panela Blanco, einem Girasole-Weichkäse<br />

mit cremigem Kern und einem würzigen Hartkäse<br />

auf dem wuchtigen Holztisch. Dazu werden Honig,<br />

Feigenmarmelade und sogar Wein gereicht – köstlich. Alles<br />

aus eigener Produktion. Mitten in der kargen Kaktuswüste.<br />

28<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


San José del Cabo feiert eine ganzjährige Fiesta – die<br />

Gassen mit ihren Boutiquen und Galerienhängen voller<br />

bunter Wimpel. Am Strand und in den Hotels feiern die<br />

Touristen wie Einheimische. Stille Zuschauer: die Murales.<br />

Die Wandmalereien sind omnipräsent in der Stadt.<br />

Was dem Wiener sein<br />

Schnitzel und dem Berliner die<br />

Bulette ist dem Madeirenser<br />

sein Fleischspieß.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

29


Vier Köpfe für Los Cabos: Mariana Cobarbiez demonstriert die Welt<br />

der Wale, Mark Spahr vom Cafe El Triunfo seinen Verkaufsschlager:<br />

Sauerteigbrot. Said Estrella referiert über das Leben der »Vaqueros«,<br />

der mexikanischen Cowboys und die Kunst der Sattlerei. Und der ewig<br />

jung wirkende José Castellano Hernandez zeigt stolz seinen Bulli.<br />

30<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


MEXIKO | Los Cabos<br />

EL TRIUNFO SCHEINT SO EIN MIRAKULÖSER<br />

SEHNSUCHTSORT FÜR NEUSTARTS ZU SEIN.<br />

Im »Packing Room« erklärt uns Said die Arbeit der »Vaqueros«,<br />

der mexikanischen Cowboys. Zeigt uns, aus wie vielen<br />

Schichten dickstem Leder die Sättel und »Armas«, also<br />

der Flankenschutz für Pferd und Reiter gegen die Kakteen,<br />

beschaffen sein müssen. »Für den Sattelrumpf verwenden<br />

wir das Holz der Cardón-Kakteen, die hier zu Abertausenden<br />

an den Hängen gedeihen.« Manche Sättel sind<br />

wahre Kunstwerke, mit aufwendiger Schmuckornamentik.<br />

Ein Handwerk, das leider ausstirbt. Said ist dennoch stolz<br />

darauf, Teil eines so großartig durchdachten Nachhaltigkeitsprojekts<br />

zu sein. In seine Heimat, nach Mexiko-Stadt,<br />

fährt er nur noch, um seine Eltern zu besuchen. Er liebt es<br />

hier.<br />

Auch in El Triunfo, knappe 40 Kilometer westlich im<br />

Inneren der Halbinsel, gedeihen fast schon skurrile Projekte.<br />

An den Goldrausch des 19. Jahrhunderts erinnert<br />

heute nur noch ein knapp 50 Meter hoher Schornstein der<br />

damaligen Bergbaugesellschaft. Der 68-jährige José Castellano<br />

Hernandez zählt zu den letzten der 380 verbliebenen<br />

Seelen. 2015 war er mit seinem alten Bully auf Durchreise,<br />

als er dem morbiden Charme El Triunfos verfiel. Seine Lebensgeschichte<br />

liest sich wie die Blaupause des »American<br />

Dream«. »Mit 17 bin ich mit einigen Freunden illegal in<br />

die USA. Zuerst habe ich in Los Angeles in Fast-Food-Läden<br />

geputzt, später gekellnert, habe stets gespart und mich<br />

hochgearbeitet, bis ich selbst zwei Restaurants übernommen<br />

habe«, offenbart der so jugendlich wirkende Selfmademan.<br />

Nachdem José seine Restaurants verkauft hatte,<br />

tingelte er drei Jahre mit seinem Camper durch Mexiko,<br />

bevor er in El Triunfo noch einmal voll durchstartete. Seine<br />

riesige Anlage mit individuell ausgestatteten Cabañas, rustikalen<br />

Blockhütten im Vaquero-Style, lassen Wildwestfans<br />

mit der Zunge schnalzen. Nebenbei baut José noch eine<br />

alte Mine zum Museum um, errichtet bereits seine fünfte<br />

Zip-Line und auch seine Eisdiele läuft prima.<br />

El Triunfo scheint so ein mirakulöser Sehnsuchtsort für<br />

Neustarts zu sein. Auch der Bäckermeister Mark Spahr ist<br />

hat sich in dem kleinen Kaff auf der Pazifikseite der Baja California<br />

Sur verwirklicht. »Hier habe ich meine Traumlocation<br />

für mein ›Cafe El Triunfo‹ gefunden.« Breite Schultern,<br />

geflochtener Wikingerbart, großflächige Tattoos – Mark ist<br />

ein Typ, der sofort ins Auge sticht. Der Harley-Fan hat eine<br />

bewegende Drogenvergangenheit hinter sich. Herausgeholfen<br />

haben Therapie – und das Backhandwerk, das er sich<br />

auf langen Reisen angeeignet hat. Für seine Croissants,<br />

Brioches und seinen spektakulären Torten kommt die Kundschaft<br />

auch die 75 Kilometer lange Bergroute von Todos<br />

Santos herübergefahren. Ganz schön beeindruckend.<br />

Stets mit grandiosen Ausblicken auf den Pazifik geht<br />

es weiter nach Cabo San Lucas, dem touristischen Epizentrum<br />

der Baja California Sur. Dem Eingang zum sogenannten<br />

»Tourist Corridor«, der bereits in den 1970er-Jahren<br />

als touristisches Großprojekt zur Entwicklung der Baja ersonnen<br />

wurde. Vielen Europäern unbekannt, ist Cabo für<br />

die Nordamerikaner ähnlich wie für uns die Kanaren oder<br />

Balearen. Der Ort wird von allen großen Drehkreuzen der<br />

USA angesteuert, ist ein geschätzter Kreuzfahrt-Hub und<br />

gilt für gut 400 Millionen Nordamerikaner als Nahziel.<br />

Sage und schreibe 18 Weltklasse-Golfplätze, mondäne<br />

Yachthäfen und Michelin-Sterne dotierte Gourmettempel<br />

locken jährlich an die vier Millionen Touristen an. Der betuchten<br />

Klientel – und davon gibt es hier reichlich – versprechen<br />

Charterboote beim Hochseefischen einen packenden<br />

Kampf mit dem begehrten Schwertfisch. Die Studierenden<br />

pilgern nicht nur zum Springbreak an den Milky<br />

Beach oder den Lovers Beach, um dort richtig abzufeiern.<br />

Monumental in den stahlblauen Himmel aufsteigende Felszacken<br />

markieren das Ende des niederkalifornischen Appendix.<br />

Mittendrin das berühmte El Arco, ein über 60 Meter<br />

hohes Felstor, das sogar mit dem SUP-Board durchfahren<br />

werden kann.<br />

Und die Gewässer rings um den südlichsten Sporn dieser<br />

einzigartigen Landzunge zählen zu den weltweit besten<br />

Plätzen für die Walbeobachtung. Ein Bootsausflug unter<br />

kundiger Führung ist also ein Muss. Die Marinebiologin<br />

Mariana Cobarbiez und die Meeresforscherin Belem Valencia<br />

führen die Touren von Cabo Nature. Mit ihrem kleinen<br />

Boot tuckern wir gemächlich aufs Meer hinaus. Anhand eines<br />

Spielzeugwals erklären sie uns unterhaltsam die Welt<br />

der Wale. »Die größten Säugetiere der Welt bringen hier im<br />

Winter ihre Kälber zur Welt und finden aufgrund der günstigen<br />

Strömung Nahrung im Überfluss«, startet Mariana<br />

ihren Vortrag, während wir im gleißenden Sonnenlicht schon<br />

die Atemfontänen der Wale sehen. Nur wenig später tum-<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

31


MEXIKO | Los Cabos<br />

meln sich die Meeresgiganten direkt neben uns, zeigen ihre<br />

mächtigen Rückenflossen. Buckelwalkälber springen fröhlich<br />

in die Höhe. Mariana lässt ein Unterwassermikrofon in<br />

die Tiefe gleiten. Gemeinsam lassen wir uns von den Walgesängen<br />

bezirzen. Wir alle lauschen gespannt verträumt<br />

der Wal-Oper.<br />

Auch San José am östlichen Ende des »Korridors« gleicht<br />

einem Kunstwerk. Kolonialer Altstadtkern, die alte Missionskirche<br />

vorbildlich restauriert. Die zahllosen Luxusboutiquen<br />

und noblen Restaurants, selbst die Souvenirkitschläden<br />

wurden architektonisch vorbildlich angepasst. Natürlich<br />

hat das alles seinen Preis. Ein mutiger Blick durch<br />

das Schaufenster von Maklern lässt einem trotz 30 Grad<br />

Celsius vorübergehend das Blut in den Adern gefrieren:<br />

Preise wie in Beverly Hills.<br />

Wer San José del Cabo Richtung Osten verlässt, stößt<br />

schon bald auf eine gut befahrbare Sandpiste Richtung Cabo<br />

Pulmo, die sich über hoch auftürmende Dünen schlängelt.<br />

Die Straße ist zwar noch nicht asphaltiert, aber schon stehen<br />

hier märchenhafte Villenanlagen. Kein Wunder: Der Panoramablick<br />

ist zum Niederknien schön und die Wale<br />

schwimmen direkt vor der Haustür. Auch Delfine surfen<br />

in der Brandung. Das Gebiet etwas weiter östlich wurde<br />

schon 1995 großflächig unter Schutz gestellt und die Baugenehmigungen<br />

wurden drastisch reduziert – auch auf Betreiben<br />

einer Bürgerinitiative. Seit 2005 ist das 173 Quadratkilometer<br />

große Biosphärenreservat des Nationalparks<br />

Cabo Pulmo auch Unesco-Weltnaturerbe. Der 90 Quadratkilometer<br />

große Meerespark darin beherbergt das älteste<br />

Hartkorallenriff Amerikas, weist die weltweit größte Vielfalt<br />

an Haien auf und begeistert Taucher mit knallroten<br />

Zackenbarschen. Schnorcheln und tauchen darf man allerdings<br />

nur mit zertifizierten Guides.<br />

Ob nun also gehobene Badeferien oder lieber ein Abenteuerurlaub.<br />

Partysause in Cabo oder Pioniergeist in kleinen,<br />

überraschend coolen, Orten wie El Triunfo. Auf einer<br />

Rundtour mit dem eigenen Fahrzeug ist alles arrangierbar.<br />

Liebend gerne natürlich mit einem alten Ford Mustang.<br />

Auch wenn einem dafür heute garantiert keiner mehr ein<br />

Grundstück vermacht.<br />

MITTENDRIN DAS BERÜHMTE EL ARCO.<br />

WAHRLICH, DAS ENDE DER BAJA IST MAGISCH.<br />

Foto: Los Cabos Tourism Board<br />

32<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


INFO<br />

Die Urlaubsregion Los Cabos ist ein ganzjähriges<br />

Reiseziel mit sehr kurzem, kühlen Winter, gefolgt<br />

von einem langen und intensiven Frühjahr und<br />

einem tropischen <strong>Sommer</strong>. Juli und August sind sehr<br />

heiße Monate mit über 45 Grad Celsius im Landesinneren.<br />

Die beste Reisezeit, für eine Rundreise auf<br />

der Halbinsel Baja California, ist Mitte Oktober bis<br />

Mai. www.visitloscabos.travel/<br />

ANREISE Ab November Nonstop-Flug mit Condor von<br />

Frankfurt a. M. nach Los Cabos. Tickets ab € 350<br />

pro Strecke buchbar. www.condor.com<br />

Mark Spahrs Cafe El Triunfo fungiert<br />

mit seinen großflächigen Kunstwerken<br />

auch als Galerie.<br />

33


AUTOR:INNEN<br />

Jasmin Faust<br />

Jasmins Herz muss viel<br />

aushalten, denn sie verliebt<br />

sich in (fast) jedes<br />

Land, in dem sie unterwegs<br />

ist, und würde am<br />

liebsten gleich für immer<br />

dort bleiben. Die Schönheit<br />

des Reisens findet<br />

sie überall, in der Landschaft<br />

des Schwarzwalds,<br />

den Städten Mexikos oder<br />

in den Wüsten Jordaniens.<br />

Hauptsache Natur, Menschen<br />

und ein bisschen<br />

Abenteuer. Immer mit<br />

dabei: viel Neugierde auf<br />

Neues.<br />

»Was der Schwarzwald und<br />

Schottland gemeinsam<br />

haben? Beide beginnen mit<br />

S und hören mit Schönheit<br />

auf. Letzteres im übertragenen<br />

Sinn natürlich. Doch es<br />

gibt noch mehr Gemeinsamkeiten,<br />

insbesondere<br />

die Menschen, die mit<br />

Stolz und Liebe Besuchern<br />

alles über ihre Heimat<br />

erzählen. Und stolz können<br />

sie auch sein. Denn Natur,<br />

Landschaft und auch die<br />

Geschichten sind sowohl<br />

im Schwarzwald als auch<br />

in Schottland fantastisch.<br />

Hach, einfach dort bleiben,<br />

das wär’s! Im Wechsel<br />

natürlich.«<br />

Instagram @_howtogetlost_<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Und Action! So könnte<br />

Norberts Lebensmotto<br />

lauten. Entweder er sitzt<br />

auf einem Bike zwischen<br />

haushohen Kakteen oder<br />

paddelt mit Delfinen um<br />

die Wette. Wenn er es<br />

ruhig angehen lässt, ist<br />

er wahrscheinlich nur auf<br />

einem Klettersteig der<br />

Superlative unterwegs.<br />

Für uns war er an der<br />

Baja California in Mexiko.<br />

Natürlich hat er auch da<br />

sein Outdoorparadies<br />

gefunden.<br />

»Verträumte Käffer, einsame<br />

Postkartenstrände<br />

und eine facettenreiche<br />

Unterwasserwelt haben<br />

mich nachhaltig fasziniert.<br />

Dazu gesellten sich Wale,<br />

die man hier im Winter aus<br />

nächster Nähe beobachten<br />

kann. Feiern kann man hier<br />

auch. Los Cabos ist ein<br />

echter Party-Hotspot und<br />

auf einem Roadtrip lässt<br />

sich beides miteinander<br />

kombinieren. Schön: Ab<br />

November wird es einen<br />

neuen Flug von Frankfurt<br />

am Main geben. Das katapultiert<br />

meinen Geheimtipp<br />

wohl auf die Bucketlist der<br />

deutschen Reisenden.«<br />

Instagram @<strong>reisen</strong>_exclusiv<br />

Anja Kocherscheidt<br />

Eins steht fest: Wenn es<br />

irgendwo gute Storys<br />

gibt, dann mit Sicherheit<br />

an der Bar. Bei einem kühlen<br />

Cerveza in Navarra bekam<br />

Anja von Barkeeper<br />

Raúl genau das – und ein<br />

ungeplantes Abenteuer<br />

obendrein.<br />

»Ob die Legenden um den<br />

Outlaw Sanchicorrota stimmen,<br />

lässt sich nicht mit<br />

letzter Gewissheit sagen.<br />

Sehr real und definitiv unvergesslich<br />

sind jedoch die<br />

monumentalen Landschaften<br />

der Bardenas Reales<br />

und die dort herrschende,<br />

fast schon ohrenbetäubende<br />

Stille. Ein Once-in-a-<br />

Lifetime-Erlebnis!«<br />

Instagram @heinzhh<br />

Frank Störbrauck<br />

Zuletzt war Redakteur<br />

Frank zweimal für uns<br />

innerhalb Europas unterwegs.<br />

Zunächst in Aveiro<br />

an der portugiesischen<br />

Atlantikküste, wenig später<br />

in Athen. Zwei recht<br />

unterschiedliche Ziele,<br />

die aber eins gemeinsam<br />

haben: Aufgrund ihrer<br />

spätsommerlichen Temperaturen<br />

sind sie perfekt<br />

für alle, die im September<br />

oder Oktober noch einmal<br />

den <strong>Sommer</strong> verlängern<br />

möchten.<br />

»Die kilometerlangen<br />

Sandstrände bei Aveiro sind<br />

eine wunderbare Alternative<br />

zur überlaufenen Algarve.<br />

Athen empfiehlt sich im Oktober,<br />

wenn es nicht mehr<br />

ganz so heiß ist, die Sonne<br />

aber noch zuverlässig vom<br />

blauen Himmel scheint.«<br />

Instagram @yourselfmales<br />

Konrad Bender<br />

Redakteur Konrad ist<br />

eigentlich nicht so der<br />

Sonnenanbeter. Vor dem<br />

nassen Frühling in diesem<br />

Jahr ist er aber Richtung<br />

Süden geflohen – ins<br />

sonnige Tessin an den<br />

Luganer See.<br />

»Prächtige Jahrhundertwendebauten<br />

mit farbenfrohen<br />

Fassaden zieren die Straßen,<br />

in den Laubengängen<br />

reihen sich Luxusgeschäfte<br />

aneinander wie Perlen auf<br />

einer Schnur. Und als ich<br />

schließlich an der Uferpromenade<br />

ankomme, sehe<br />

ich gleich mehrere Anleger,<br />

an denen kleinere und<br />

größere Sport- und Segelboote<br />

sanft auf dem Wasser<br />

wiegen. Lugano wäre der<br />

perfekte Drehort für einen<br />

James-Bond-Film.«<br />

Instagram<br />

@wiederroboterausfuturama<br />

mir fehlen die Worte ...<br />

Fotos: privat; Illustration: rangsan paidaen/Shutterstock.com<br />

34<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


DEUTSCHLAND<br />

SCHÖNER ALS<br />

IM ASHRAM<br />

Auf die Matte, fertig, los: Im Allgäu warten jede Menge besonderer Yoga-Spots<br />

auf Urlauber. Ob auf dem Hirschberg mit atemberaubendem Gipfelpanorama,<br />

Yoga auf dem SUP-Board auf dem Forggensee oder in einem der Yoga-Hotels wie<br />

dem Hubertus Mountain Refugio Allgäu in Balderschwang. Dort liegt auf den<br />

Zimmern eine Matte bereit, um an den täglichen Yoga-Sessions teilzunehmen.<br />

www.allgaeu.de<br />

Fotos: Allgäu GmbH/Erika Dürr, Wilmina/Robert Rieger, Chris Kleer/Schwarzwald Tourismus<br />

BESSER ALS ALCATRAZ<br />

Hinter urigen Backsteinmauern und einem atmosphärischen Innenhof, der<br />

mit funkelnden Lichterketten geschmückt ist, vermutet man nicht gerade<br />

ein ehemaliges Frauengefängnis und Gerichtsgebäude aus dem Jahr 1896.<br />

Im Wilmina Hotel in Westberlin fi nden sich viele Reminiszenzen an die Vergangenheit:<br />

dicke Stahltüren, die typische Architektur der Gefängnisfl ure<br />

und 44 Gästezimmer, die aus ehemaligen Gefängniszellen entstanden sind.<br />

Doch keine Sorge: Die Zellen wurden erweitert und miteinander verbunden,<br />

um einladende, luftige Gästezimmer in schlichter Eleganz zu schaffen. Ein<br />

Rückzugsort voller Leben, Gemeinschaft und Wärme. Ab € 180 im DZ,<br />

https://wilmina.com<br />

KÖSTLICHER ALS FRANKREICH<br />

Die Badische Weinstraße steht seit 70 Jahren für unzählige Weinerlebnisse:<br />

Gegründet 1954 am Westrand der Ferienregion Schwarzwald,<br />

windet sie sich mittlerweile auf mehr als 500 Kilometern durch die<br />

sonnendurchfl uteten Hügel und Täler der badischen Weinbauregionen.<br />

Die Genießerroute bietet im Jubiläumsjahr vielfältige Erkundungsmöglichkeiten<br />

– sei es bei Wanderungen, auf Radwegen, bei Weinfesten,<br />

neuen Events wie »Pinot and Rock« oder exklusiven Erlebnistouren.<br />

www.badische-weinstrasse.de<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

35


DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />

WIR LIEBEN STRAND.<br />

..<br />

DIE STEIFE BRISE.<br />

..<br />

EIN FISCHBROTCHEN AUF DIE HAND.<br />

DIE FUSSE HOCHLEGEN IM STRANDKORB.<br />

WANDERUNGEN, WAHLWEISE WATT<br />

UND GANZ VIEL WONNE.<br />

DAS SIND UNSERE<br />

LIEBLINGSORTE.<br />

36<br />

sommer <strong>2024</strong>


Nordisch<br />

by<br />

Nature<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

37


sylt<br />

AUTOR HARALD LIEBT DIE INSEL IN DER<br />

Harald Braun<br />

NORDSEE. WIE OFT ER SCHON DORT WAR?<br />

ES GEHT IMMER NOCH EIN BISSCHEN MEHR.<br />

..<br />

ZURUCK NACH<br />

WESTERLAND (AUCH.)<br />

So viele Möglichkeiten, Sylt lieben zu lernen. Und immer ist<br />

es eine andere Insel. Zumindest in den Erinnerungen jener,<br />

die auf Deutschlands mondänster Nordseeinsel eine schöne<br />

Zeit verbracht haben und sich in dieses Gesamtkunstwerk<br />

aus Wind, Wasser und knorriger Folklore verliebt<br />

haben. Die Wanderstrecke zwischen Rantum und Hörnum<br />

zum Beispiel, an der Südspitze der Insel. Menschen stemmen<br />

sich gegen den Wind, die Jacken aufgebläht wie Fallschirme,<br />

rote Wangen, tränende Augen. Die Brandung der<br />

nahen Nordsee verschluckt das eigene Keuchen. Der Weg<br />

führt vorbei an Dünen, reetgedeckten Hobbit-Häusern und<br />

den torfbraunen Pfützen des Wattenmeers, vorbei auch am<br />

Designplattenbau des Hapimag-Resorts und dem Budersand,<br />

der gelungenen Version eines modernen Luxushotels<br />

mitten in der Sylter Natur. Auf solch einem Spaziergang ist<br />

viel zu sehen und fast alles zu spüren, was Sylt ausmacht:<br />

die klare Luft, die Weite, die Aura kerniger Gesundheit, die<br />

Frische. Sylt pustet Seele und Körper durch.<br />

Dieses Sylt allerdings meint Gunter Sachs nicht, der<br />

einst über seinen Lieblingsort sagte: »Ich fühle mich in<br />

Kampen auf Sylt ein bisschen wie ein Affe im Zoo, aber<br />

mit lieben Besuchern.« Dieses Sylt, das Sachs meint, verfügt<br />

über eine Whiskymeile namens Strönwai, eine hohe<br />

Dichte an roten Cordhosenträgern und den Hobokenweg,<br />

in dem die Häuser zweistellige Millionenbeträge kosten.<br />

Im <strong>Sommer</strong> verkehrt man je nach Tageszeit in der Kupferkanne,<br />

einem Traditionscafé in Kampen mit Blick aufs<br />

Wattenmeer und die Hünengräber, nicht nur wegen der<br />

hausgemachten Blechkuchen, aber auch. Oder setzt sich<br />

in den Sportwagen mit dem Sylt-Aufkleber an der Heckscheibe<br />

und mischt sich in Herbert Secklers Sansibar unter<br />

Menschen, die Prosecco zum Frühstück für ein Menschenrecht<br />

halten. Deutschlands berühmteste Bretterbude in<br />

den Rantumer Dünen ist ein grandioser VIP-Spot für alle.<br />

Das Essen ist gut, die Weine sind hervorragend, die Preise<br />

lächerlich. Mehr von diesem Sylt geht nicht.<br />

Die anderen Sylts aber, die finden andere Liebhaber. Das<br />

stürmische List etwa als Paradies für Kitesurfer und Standort<br />

des wichtigen Erlebniszentrums Naturgewalten, natürlich<br />

auch der berühmte Ellenbogen mit Blick auf die dänische<br />

Insel Rømø. Oder nehmen wir Braderup, wo die größte zusammenhängende<br />

Heidefläche Schleswig-Holsteins blüht,<br />

ein vielfältiges Sammelsurium von Pflanzen und Tierwelt.<br />

Die zwölf Inselorte könnten unterschiedlicher nicht sein.<br />

Und jeder Ort hat seine Leute. Menschen (und Tiere), die<br />

sich darüber freuen, dass die Gemeinde Wenningstedt in<br />

der Nebensaison zweimal im Jahr zu den »Hundetagen« einlädt.<br />

Menschen, die in der wunderschönen »Sturmhaube«<br />

von Felix Knochenhauer luxuriös logieren und sich zum<br />

Lunch an Franzi Schuberts »Eintopf«-Foodstand treffen.<br />

Sylt verträgt Gegensätze. Nur eine einheitliche Formel, die<br />

Sylts Faszinosum für alle und immer erklären würde, die<br />

gibt es nicht. Nur dieses kalt-heiße Sylt-Gefühl, von dem<br />

so viele Besucher schwärmen. Was das ist: Erst zieht einen<br />

Sylt nach draußen, weil die klare Reizluft der Insel glücklich<br />

macht, selbst wenn es regnet oder so kalt ist, dass man Zuckerwatte<br />

atmet. Und dann, nach einer Stunde oder zwei,<br />

will man ganz dringend auch wieder hinein in eine geheizte<br />

Stube, mit klammen Fingern, laufender roter Nase und<br />

strahlenden Augen, bis man die Wärme spürt, die sich erst<br />

in den Zehen ausbreitet und sich dann ganz langsam bis<br />

in die Haarspitzen vorkämpft – und schon wieder glücklich<br />

macht. Heiß und kalt und heiß und kalt ...<br />

Apropos: Die Strandsauna Hörnum ist ganzjährig<br />

geöffnet. Wenn man ein wenig Glück hat, kann<br />

man dort beobachten, wie sich gerade noch vor<br />

Hitze dampfende Saunagänger im Adamskostüm<br />

bei Minusgraden in die Nordsee stürzen,<br />

vor Angstlust jauchzend. Wie sagte<br />

schon Thomas Mann über Sylt: »An diesem<br />

erschütternden Meere habe ich tief gelebt.«<br />

Wer wollte dem Mann widersprechen?<br />

38<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />

GROSS, ..<br />

GROSSER,<br />

SEENPLATTE<br />

Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist der größte Binnensee<br />

im ganzen Land? Die Müritz! Ja, tatsächlich, denn<br />

die 112 Quadratkilometer Seenfläche liegen komplett in<br />

Deutschland – im Vergleich zum Bodensee. Er ist nicht nur<br />

groß, sondern auch unglaublich schön. Man fühlt sich tatsächlich<br />

ein wenig wie am Meer, wenn man an den malerischen<br />

Sandstränden, gerahmt von Schilf, am Ufer der<br />

Müritz steht und die seichten Wellen die Füße kitzeln.<br />

Die gesamte Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern ist<br />

Hoch die Spieße – und die Tassen: ein einziges Poncha, Naturparadies: ein Mix Familien schippern mit dem<br />

aus Zitronensaft, Honig und Hausboot Zuckerrohrschnaps, von Ankerplatz zu Ankerplatz, Freunde ziehen<br />

sowie Espetadas (Fleischspieße) sind ein Muss.<br />

mit dem Kanu, Segelboot oder SUP von See zu See und<br />

Camp zu Camp. Denn: Durch viele kleine Kanäle ist die<br />

Müritz mit den umliegenden Seen wie dem Kölpinsee, dem<br />

Leppinsee und unzähligen weiteren verbunden. Durch<br />

dichtes Blätterdach gleitet man von einer Welt in die<br />

nächste – eine malerischer als die andere. Mit etwas Glück<br />

Was dem Wiener sein<br />

Schnitzel und dem Berliner<br />

die Bulette ist dem Madeirenser<br />

sein Fleischspieß.<br />

entdeckt man dabei sogar Biber oder Seeadler im Nationalpark<br />

Müritz! Stege laden zum Picknick ein, und wer<br />

eine Abkühlung braucht, springt einfach ins kühle Nass.<br />

Persönlicher Tipp: Die Fischbrötchen beim Müritzfischer<br />

sind einfach köstlich! Hier wird der Fisch noch frisch geangelt<br />

und selbst geräuchert.<br />

..<br />

Muritz<br />

sommer winter/frühjahr <strong>2024</strong> <strong>2024</strong><br />

39


DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />

flensburg<br />

FÜR UNSERE CHEFREDAKTEURIN EINES<br />

Jenny Latuperisa-Andresen<br />

DER SCHÖNSTEN ORTE DES LANDES –<br />

NEIN, MOMENT – DER WELT!<br />

Wer an Flensburg denkt, denkt vermutlich an Punkte. Und zwar die bösen, die<br />

man für Fehlverhalten hinter dem Steuer bekommt. Doch bitte: Flensburg ist<br />

eine der tollsten Städte Deutschlands. Sie liegt malerisch an der Förde und unmittelbar<br />

an der Grenze zu Dänemark. Der Nachbar ist spürbar. Insbesondere in<br />

Stilfragen ist das auch gut so.<br />

Wohin also gehen, wenn man in Flensburg ist? Allein die Altstadt überzeugt.<br />

Pittoresker könnte sie nicht sein. Über 700 Jahre Geschichte sprechen da aus den<br />

schiefen Giebeln und den engen Gassen. Backsteingotik hier, traditionsreiche<br />

Kaufmannshöfe da. Zum Sonnenuntergang empfehlen sich ein Bierchen und ein<br />

Fischbrötchen an der Hafenspitze. Und wer gerne einen Ausflug machen möchte,<br />

der sollte nach Holnis fahren. Die Halbinsel wurde bei der Verteilung der<br />

Schönheit reich beschenkt. Verwunschene Wanderwege, sattgrüne Wiesen und<br />

am Ende ein Selfie an der Nordspitze mit Blick auf die dänische Küste. Oder wie<br />

wäre es mit einer Bootsfahrt gen Glücksburg? Unterwegs auf der Flensburger<br />

Förde zu sein, lohnt sich immer. Und einen Pharisäer an Bord zu trinken, ist<br />

praktisch ein Muss für jeden Besucher im Norden. Ach ja, das ist ein Kakao mit<br />

Schuss, gerne Rum, und Sahne.<br />

Apropos Rum. Flensburgs historischer Reichtum kommt unter anderem<br />

vom Import des karibischen Rohrums, der hier vor Ort zu trinkbarem Rum verarbeitet<br />

wurde. Wer sich tiefergehend informieren möchte, sollte sich im historischen<br />

Rumkeller des Zollpackhauses umsehen. Ist auch ein guter Tipp für Regenwetter.<br />

Denn dafür ist die Wahrscheinlichkeit hoch. Nirgends jedoch klingt<br />

der Regen schöner als im Café Klatsch. Bestes Frühstück, bester Kuchen und<br />

Leckereien in besonderem Ambiente gibt es dort. Und wer einmal die Gabel im<br />

Gericht versenkt, der vergisst das Wetter. So wie man den Rest der Welt vergisst,<br />

wenn man im schönen Flensburg verweilt.<br />

40


Simone Sever<br />

DIE LIEBE HAT AUTORIN SIMONE<br />

NACH SIESEBY GEBRACHT.<br />

ZUM<br />

VERLIEBEN<br />

Sieseby<br />

Eine Dorfstraße mit Kirche und Friedhof, mit bildhübschen weißen reetgedeckten<br />

Häusern, mit zwei Restaurants, einem Hotel, einem Segeljugendclub<br />

und einem Briefkasten: willkommen im Herzen Siesebys, Schleswig-Holsteins<br />

bewohntem Flächendenkmal.<br />

Wäre man sachlich, würde man Sieseby als einen Ortsteil der Gemeinde<br />

Thumby im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein und<br />

die Schlei als »glaziale Rinne, eine durch Gletscher geformte geografische<br />

Struktur« erklären. Doch sachlich ist in diesem Fall überbewertet. Denn:<br />

Sieseby sollte man besser mit allen Sinnen und zu jeder Jahreszeit spüren.<br />

Warum? Weil im <strong>Sommer</strong> das Entkorken der Sekt- und das Ploppen<br />

der Bierflaschen am Steg eine so schöne Melodie spielen. Weil die Bank<br />

bei den drei Weiden ein so beschauliches Plätzchen ist. Weil die Stare<br />

– bevor sie ihre Schlafplätze im Uferschilf einnehmen – die imposantesten<br />

Formationen fliegen und weil sich die Sonnenuntergänge am Wasser<br />

in wahnwitzig kitschigen Farbpaletten präsentieren. Weil das Schilf im<br />

Wind wie eine Gruppe Tänzer anmutet, die die Choreografie des Herbststurms<br />

darbietet, und der Winter alles in schönstes Schneeweiß hüllt.<br />

Weil im Frühjahr auf dem Friedhof der Kirche aus dem 12. Jahrhundert<br />

die Krokusse so farbgewaltig aus der Erde herausplatzen, die 105 Meter<br />

lange Lindenbaumallee Spalier für die Verstorbenen steht und die Stille<br />

am frühen Morgen geradezu greifbar ist. Weil das Geläut der Kirchenglocken<br />

zur Mittagszeit eine so beruhigende und wiederkehrende Komponente<br />

ist. Weil an wolkenverhangenen Tagen das Gelb der Narzissen das<br />

Sonnenlicht zu ersetzen scheint und die Blüten der Kirschen, der Magnolien<br />

und der Rhododendren so bezaubernd die Nasen kitzeln und weil<br />

bei Höchsttemperaturen das Lachen und das Platschen der Arschbomben<br />

unten an der Schlei beinahe bis hoch zum Gasthof Alt Sieseby schallen.<br />

Wer wissen möchte, was das »G.A.S.« mit Jahreszahl an den Fassaden<br />

der reetgedeckten Häuser zu bedeuten hat, der findet beim Gasthof Alt<br />

Sieseby eine Informationstafel oder fragt einfach einen »Einheimischen«.<br />

Die erklären das gern mit frechem Grinsen: »G.A.S.«, so schmunzeln sie,<br />

steht für »Ganz armer Schlucker«. Wer’s glaubt!<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

41


DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />

Kilometerweite Dünenlandschaften, der wohl feinste Sand in unseren Breitengraden<br />

und eine Meer-Sand-Dünen-Farbkombination, die nahezu ausschließlich<br />

Postkartenmotive bietet: das kleine Eiland Amrum. Mitten im Nationalpark<br />

Wattenmeer gelegen, ist die viertgrößte der nordfriesischen Inseln ein Ruhe<br />

spendender Rückzugsort in bewegten Zeiten.<br />

Vor allem im <strong>Sommer</strong> ist es ein Fest für die Sinne, die nackten Füße in den<br />

geschmeidig weichen Kniepsand zu stecken. So nennen die Einheimischen den<br />

besonders feinen Sand, wie er nur hier auf Amrum und vielleicht noch auf Sylt<br />

vorkommt. (Aus der ewigen Diskussion, ob der Sand nun auf Sylt oder auf Amrum<br />

feiner ist, sollte man sich tunlichst raushalten.) Wenn die Millionen kleinen<br />

Sandkörner von der <strong>Sommer</strong>sonne aufgewärmt die Zehen umspielen, lässt das<br />

alles andere vergessen und spendet erstklassige Entspannung. Aber Achtung:<br />

Der Kniepsand findet sich auch noch Wochen später in Socken und Schuhen<br />

wieder. Ein kleines Andenken an einen tollen Urlaub.<br />

Absolut einzigartig auf Amrum ist die weitläufige Dünenlandschaft. Stellenweise<br />

gibt es nichts anderes zu sehen als den saftig grünen Strandhafer, der die<br />

sandigen Hügel bedeckt, im Wind wogt und in der Sonne tanzt. Das Betreten der<br />

Dünen ist aus Naturschutzgründen zwar verboten, das macht aber gar nichts.<br />

Denn durch die Dünen führen breite Wege aus aneinandergereihten Holzdielen,<br />

von denen aus sich dieses faszinierende Biotop beobachten lässt.<br />

Das dritte Naturspektakel im Bunde ist die Nordsee. Im <strong>Sommer</strong> hat das<br />

Wasser genau die richtige Temperatur für herrliche Badestunden in den steten<br />

Wogen der See. Oder aber man steckt die Füße bei Ebbe in den nicht minder<br />

warmen Wattboden. Auch noch beim zwanzigsten Mal verliert das Watt nicht<br />

seine Faszination. Nicht nur Nordseeneulinge sollten unbedingt an einer geführten<br />

Wanderung teilnehmen.<br />

Unser Geheimtipp: In den Amrumer Dünen lassen sich bei Dunkelheit hervorragend<br />

Sterne und Leuchtturmfeuer beobachten. Entweder auf eigene Faust<br />

auf Entdeckungstour gehen oder als Teil einer informativen Führung.<br />

42<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


amrum<br />

Konrad<br />

Bender<br />

amrumBEI STÜRMISCH KALTEM WETTER SCHALTET<br />

REDAKTEUR KONRAD IN DEN RELAXMODUS.<br />

ABER NICHT NUR DESWEGEN HAT ER SICH<br />

IN AMRUM AUF ANHIEB VERLIEBT!<br />

NATUR<br />

IM NORDEN<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

43


Marie Tysiak<br />

Anja Kocherscheidt<br />

FÜR WAHLKÖLNERIN UND REDAKTEURIN MARIE<br />

DIE ABSOLUTE NORDSEE-INSELSCHÖNHEIT.<br />

UND DAS LIEGT NICHT AN DER KÖLSCH-KNEIPE!<br />

juist<br />

WILDE WONNE<br />

Ich bin mir sicher: Juist ist die schönste der ostfriesischen Inseln im Wattenmeer vor<br />

der Küste Niedersachsens. Warum? Weil die Düneninsel von einem 17 Kilometer<br />

langen Sandstrand gesäumt wird! Beim Anflug mit der kleinen Propellermaschine<br />

der Inselflieger von Norddeich aus (Kostenpunkt ca. 50 Euro pro Person) hat man<br />

einen wahnsinnigen Blick auf das flache, grüne Juist, das sich wie ein schmaler<br />

Schutzwall zwischen Watt und Nordsee schmeißt. Zentral auf der Insel liegt die kleine<br />

Siedlung Juist samt Fischerhafen, an dessen Promenade im <strong>Sommer</strong> vor allem<br />

Familien ankommen, um sich auf der autofreien Insel eine entspannte Zeit zu<br />

machen. Und das kann man hier ganz vorzüglich! Wie wäre es mit Faulenzen im<br />

Strandkorb am endlosen Sandstrand? Eine Fahrradtour ans Ende der Insel zum<br />

einsamen Gasthof Domäne Bill zwischen den Dünen, wo man sich wirklich fühlt<br />

wie am Ende der Welt? Oder lieber ein Spaziergang zu den Seen und Salzwiesen<br />

im Inselinneren? Ein Besuch in der schönen Saunalandschaft, Muscheln schlürfen<br />

bei der Juister Auster oder ein typisch friesischer Tee beim Lütje Teehuus? Ich sage:<br />

Juist ist die schönste der ostfriesischen Inseln. Und als Lokalpatriotin muss ich<br />

noch hinzufügen: Es gibt sogar eine Kölsch-Kneipe auf der Insel! Persönlicher Tipp:<br />

Die Sonnenuntergänge am Strand von Juist sind einfach magisch. Am schönsten<br />

sogar, wenn noch etwas wilder Nordseewind dazukommt, der den Sand wie fliegende<br />

Wolken über den Strand jagt.<br />

Fotos: Privat (5), Simone Sever (2), T. Kaiser, TMV/Gross, Jennifer Latuperisa-Andresen, Jens Herrndorff, Ibrahim Rifath, TZ SPO/Drachenfest, YesPhotographers/Shutterstock.com, ABC vector/Shutterstock.com, sabinebraun.de<br />

DAS SURFER-FEELING, DIE<br />

FRISCHE BRISE UND SUNDOWNER<br />

BEI SONNENUNTERGANG MACHEN<br />

WAHLNORDLICHT ANJA IN SPO<br />

GLÜCKLICH.<br />

44<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


DEUTSCHLAND | Hoher Norden<br />

Sand, Sand, Sand – so weit das Auge reicht. Und das Allerbeste: Was im ersten Moment nach<br />

fernen Karibikstränden klingt, liegt in Wirklichkeit direkt vor der Haustür! Auf zwölf Kilometern<br />

Länge und bis zu zwei Kilometern Breite umarmt der gigantische weiße Nordseestrand das Örtchen<br />

St. Peter-Ording auf der Halbinsel Eiderstedt.<br />

Und wer jetzt denkt: »Nordsee? Ist das nicht eher was für Rentner?«, der lasse sich ruhig eines<br />

Besseren belehren. Denn verschnarchtes Küstenflair ist eindeutig Schnee von gestern. Heute<br />

machen szenige Hotels und Strandbars, die schicke Wellnessoase in der Dünentherme sowie<br />

die quirlige Vanlife-Community das Seebad zum angesagten »place to be«. So kann es an den<br />

Wochenenden und in der Saison in SPO, wie St. Peter-Ording unter Eingefleischten heißt, auch<br />

schon mal voll werden. Doch zum Glück bietet der XXL-Strand mehr als genug Platz, damit sich<br />

Kitesurfer, Reiter, Spaziergänger, Badegäste und Hundefreunde nicht auf die Füße treten.<br />

Wahrzeichen von St. Peter-Ording und ikonisches Fotomotiv sind die bis zu sieben Meter<br />

hohen Pfahlbauten. 1911 eröffnete mit der sogenannten »Giftbude« das erste Stelzengebäude des<br />

Orts, in dem Alkohol an die Gäste ausgeschenkt wurde. Schnell gab es Zuwachs, sodass heute<br />

fünf Pfahlbauten Restaurants und Strandbars beherbergen, in denen sich gemütliche Sundowner<br />

oder Snacks direkt am Meer genießen lassen.<br />

Ein gastronomisches Highlight: das Salt & Silver am Meer im Ortsteil Böhl. Nach einigen<br />

Jahren auf St. Pauli zog es die beiden kochverrückten Surfer und die Welt be<strong>reisen</strong>den Buchautoren<br />

Johannes Riffelmacher und Thomas Kosikowski an die Küste. Hier grillen sie bei spektakulärem<br />

Blick übers Wattenmeer über dem offenen Feuer Rinder und Lämmer von den hiesigen<br />

Salzwiesen sowie Fisch, den man mit gutem Gewissen genießen kann. Dazu gibt’s Muscheln<br />

und Austern aus der Nordsee sowie raffiniert zubereitetes Grünzeug von den Höfen im Umland.<br />

Wen die frische Brise und die endlosen Strandspaziergänge müde gemacht haben, der bleibt<br />

einfach länger. Geeignete Quartiere für jeden Geschmack gibt es in SPO viele: ob Ferienwohnung,<br />

Beach-Motel mit Surferflair oder das frisch wiedereröffnete Hotel Zweite Heimat. Letzteres<br />

trägt sein Credo schon im Namen und bietet jetzt 69 Stuben mit viel Platz, gemütlicher<br />

Einrichtung, großen Balkonen und zum Teil privatem Spa.<br />

LIEBLINGSORT<br />

st. peter ording<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

45


B<br />

text<br />

Jasmin Faust<br />

DEUTSCHLANDS BERÜHMTESTES MITTELGEBIRGE IST<br />

SPÄTESTENS SEIT DER SCHWARZWALDKLINIK FEST IN<br />

UNSEREN KÖPFEN VERANKERT. DER SCHWARZWALD<br />

IST ABER MEHR ALS BRINKMANN UND BOLLENHUT.<br />

REDAKTEURIN JASMIN FAUST HAT SICH AUF DIE<br />

KÄSEROUTE DURCH DEN SÜDSCHWARZWALD<br />

BEGEBEN. LECKER WAR ES.<br />

Schwarzwälder Schinken, Schwarzwälder Kirschtorte, Schwarzwaldforelle.<br />

Die Regionalität ist im Schwarzwald kulinarisch sogar fest im<br />

Namen verbaut. Aber auch bei weniger regional-plakativen Köstlichkeiten,<br />

wie Maultaschen, Flädlesuppe oder Käsespätzle, läuft nicht<br />

nur den Locals das Wasser im Mund zusammen.<br />

Apropos Käse. Zugegeben: Auf den ersten Blick ist Käse nicht das,<br />

was mir beim Gedanken an den Schwarzwald durch den Kopf schießt.<br />

Da würde ich mich gedanklich eher in Richtung Allgäu futtern. Neu<br />

ist die Käseherstellung im Schwarzwald aber nicht. Schon im Mittelalter<br />

wurde auf vielen Bauernhöfen aus Kuh- und Ziegenmilch Käse<br />

gemacht. Seitdem hat sich hier aber einiges getan. Auch im Schwarzwald.<br />

Käse ist heute nicht mehr nur Lebensmittel, er ist Genuss und<br />

bei vielen auch ein bisschen Lifestyle. Er spricht alle Geruchs- und<br />

Geschmacksknospen an. Im Guten wie im Schlechten. Er scheidet<br />

Geister und verbindet Brothälften.<br />

Und dennoch, das Mittelalter ist vorbei, lang leben die Schwarzwälder<br />

Käsetraditionen! Also wieder. Denn lange Zeit gerieten sie fast in<br />

Vergessenheit. Aber genauso wie leidige Modetrends: Alles kommt<br />

wieder. Hier zum Glück, möchte ich sagen. Denn Käse ist immer eine<br />

gute Idee. Finde ich jedenfalls.<br />

Und nicht nur ich. Das dachten sich auch einige Käsebetriebe im<br />

Naturpark Südschwarzwald und schlossen sich zu einer Käseroute<br />

46


DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />

Alles<br />

Käse<br />

im Schwarzwald<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

47


Unterwegs auf der<br />

Käse<br />

Was dem Wiener sein Schnitzel und dem Berliner die Bulette ist dem Madeirenser sein Fleischspieß.<br />

route<br />

48 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV


DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />

Liebt, was sie tut: Conni<br />

stellt von der Milch ihrer<br />

120 Kühe mit viel Hingabe<br />

köstlichen Käse her.<br />

zusammen. Und das ist mehr als ein wahr gewordener<br />

Traum für Laktosefans. Hier ist Wissen, Leidenschaft und<br />

Liebe im Spiel. Herausgekommen sind käsige Spezialitäten<br />

für jeden Geschmack oder Körper. Körper? Ja, dazu später<br />

mehr.<br />

Start meiner Tour auf der cremigen bis würzigen Käseroute<br />

ist der Hof-Peterle in Baiersbronn, genauer gesagt im<br />

idyllischen Murgtal ganz am Rand des Schwarzwalds. Dort<br />

hat Ziegenbauer Michael Peterle nach einer Station im Elsass<br />

seine Heimat gefunden. Seit 1993 führt er zusammen<br />

mit seiner Frau Katja den Hof. Dabei: viele Ziegen und Hühner<br />

und eben alles, was dazugehört. Viel Arbeit in erster Linie,<br />

denn der Hof ist ein Ein-Mann-und-eine-Frau-Betrieb.<br />

Etwa 40 Ziegen geben die Milch für den Schatz des Hofs.<br />

Und dieser Schatz ist ziemlich lecker, es ist nämlich Ziegenkäse<br />

mit Dost. Der »Baiersbronner Schatz« vom Hof-Peterle<br />

variiert in seinem Aroma je nach Zeitablauf von cremig-mild<br />

bis fest-würzig. »Das Aroma des Käses erinnert mich immer<br />

ein wenig an einen <strong>Sommer</strong>tag im Schwarzwald, wenn die<br />

Wiesen blühen und ich an einer warmen Sandsteinmauer<br />

am Waldrand vorbeilaufe«, sagt Michael und schmunzelt<br />

dabei. Ich auch. Denn vielleicht ist das eines der schönsten<br />

Zitate, das einen Käse beschreiben könnte. Wer jetzt direkt<br />

nach Baiersbronn möchte: Dieser »Baiersbronner Schatz« ist<br />

nur in den Monaten Mai bis Oktober erhältlich.<br />

Ich hänge dem Geschmack des Ziegenkäses noch ein<br />

bisschen nach, während ich schon auf dem Weg zur nächsten<br />

Station bin. Es geht zu »Connis Käsemanufaktur« auf<br />

dem Schwenkenhof nach Loßburg. Cornelia »Conni« Reich<br />

beeindruckt mich auf den ersten Blick. Konzentriert und<br />

ruhig erzählt sie ihre Geschichte, behält dabei aber all<br />

das Geschehen auf ihrem Hof im Blick. Eigentlich hat sie<br />

nicht so richtig Zeit, Fachfremden das Käsen zu erklären,<br />

denn die Kühe müssen gemolken werden. Aber sie lässt<br />

sich nicht aus der Ruhe bringen. Conni hat das Käsen in<br />

den Schweizer Bergen gelernt und dann in den Schwarzwald<br />

gebracht. »Wenn ich im Schwarzwald bin, muss ich<br />

auch was Schwarzwälderisches machen», dachte sie sich<br />

und entschied sich für Käse. Die Milch dafür bekommt sie<br />

von ihren 120 Kühen. Veredelt wird die handgeschöpfte<br />

Leckerei mit saisonalen Kräutern und Gewürzen aus biologischer<br />

Herkunft. Und ihr Blütenkäse sieht aus, wie er<br />

schmeckt: wunderbar! Den Käse verkauft Conni in ihrem<br />

Unverpacktladen, in dem es viel mehr gibt als »nur« Käse.<br />

Der Schwenkenhof liegt einsam, im Umland gibt es sehr<br />

wenig Infrastruktur. Und genau das macht Connis Laden<br />

zum Einkaufshotspot des Umlands. Während meines Besuchs<br />

dort war der Laden immer voll. Und Conni? Die<br />

steht mit leichtem Lächeln hinter der Theke und schneidet<br />

Käse. Und man sieht ihr an, wie viel Freude sie an dem<br />

hat, was sie tut. Das gilt nicht nur für den Laden, sondern<br />

für den ganzen Hof. Denn Entertainment gibt es auch auf<br />

dem Schwenkenhof: Bei ihrem Programm »KulturReich«<br />

kann man mit Yoga und Qigong den Darmtrakt wieder ins<br />

Gleichgewicht bringen, falls sich die Laktose doch zu langsam<br />

abbaut. Und im <strong>Sommer</strong> kann man beim Scheunenkino<br />

Käsewürfel statt Popcorn knabbern. Ich entscheide mich<br />

aber für das kleine Gartencafé im Baumhausstil. Denn nach<br />

dem ganzen Käse ist mir ein bisschen nach Kaffee. Oder<br />

nach etwas Süßem. Denn meine anderen Geschmacksnerven<br />

fühlen sich langsam vernachlässigt.<br />

Um mal ein bisschen die Hirnwindungen anstelle des<br />

Magens zu füttern, geht es am nächsten Tag zu einer persönlichen<br />

Premiere für mich. Ich werde meinen ersten Käse<br />

herstellen. Dafür muss ich nicht in die Schweizer Berge,<br />

sondern kann einfach in Schönwald im Schwarzwald vorbeischauen.<br />

Dort steht das 404 Jahre alte Küferhäusle, wo<br />

müden Wanderern nicht nur mit einer deftigen Vesperplatte<br />

wieder Energie zugefüttert wird, sondern Inhaber Martin<br />

Dengler auch das Käsen lehrt. Ich werde einen sogenannten<br />

»Küferella», einen Weichkäse nach Feta-Art machen. Martin<br />

Kuckuck<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

49


DEUTSCHLAND | Schwarzwald<br />

Der leckere Ziegenkäse vom<br />

Hof-Peterle schmeckt nicht nur<br />

Dreikäsehochs.<br />

Dengler ist ein gemütlicher Typ mit viel Käsewissen. Seine<br />

Leidenschaft führte ihn vom Hobby zum Beruf und im Allgäu<br />

schließlich zum Käsemeister. Im Käseworkshop lerne<br />

ich nicht nur, wann ich was genau wo einrühren muss, sondern<br />

auch viel über Molke im Speziellen. Früher ein unerwünschtes<br />

Nebenprodukt bei der Produktion, heute gesunder<br />

Allrounder. Man kann sie trinken oder darin baden wie<br />

Kleopatra. Martin hält auch Nischenwissen für mich bereit,<br />

mit dem ich künftig klugscheißen kann: Kleopatra hat nicht<br />

in Ziegenmilch gebadet, sondern in Molke. Denn die ist<br />

reich an Proteinen, Aminosäuren, Mineralien und Vitaminen.<br />

Nach meinem Workshop bin ich vielleicht immer noch<br />

sehr weit von der Käsemeisterin entfernt, aber ich halte<br />

meinen eigenen »Küferella« in der Hand. Und der schmeckt<br />

mir zu Hause sogar ganz gut. Rezepte gibt es nach dem<br />

Workshop, und mit meinem neuen Nischenwissen melde<br />

ich mich direkt beim nächsten Kneipenquiz an.<br />

Mit meinem frischen Käse in der Kühltasche geht es für<br />

mich weiter nach Hinterzarten zum Ospelehof. Was beim<br />

Ankommen ins Auge fällt: Hier steht ein Anwesen, wie ich<br />

es nicht schöner im Schwarzwald erwarten könnte. Holz,<br />

tiefgezogene Dächer, große Balkone, Geranien und hübsche<br />

Holzfenster. Leise dudelt die Titelmusik der Schwarzwaldklinik<br />

in meinem Hinterkopf und meine Fantasie macht<br />

einen kleinen Landschaftsflug über die Wiesen. Dieses idyllische<br />

Potenzial haben die Besitzer Martin und Jutta Braun<br />

genutzt und den seit 1901 in Familienbesitz befindlichen<br />

Hof mit viel Engagement und Einfallsreichtum breit aufgestellt.<br />

Ferienwohnungen, ein Bauernladen und natürlich<br />

eine Käserei. Eigene Rinder gibt es nicht, die Milch für<br />

ihre Molkereierzeugnisse wie Berg-, Schnitt-, Weich- und<br />

Frischkäse wird aus Partnerbetrieben angeliefert. Was nicht<br />

heißt, dass es auf dem Ospelehof keine Tiere gibt, aber<br />

Highlandrinder sind eben nicht zum Melken da. Auf dem<br />

Ospelehof geht das Thema Käse direkt noch einen Schritt<br />

weiter – wir erinnern uns: Kleopatra. Seit 2006 stellt Martin<br />

Braun unter einem hohen Anteil von Frischmolke Kosmetik<br />

her. Und die reicht von Cremes bis Badezusätzen. Ich stelle<br />

fest: Käse macht glücklich, Molke schön. Und gehe direkt<br />

mal im Hofladen auf Stöbertour.<br />

Zu guter Letzt reise ich nach Endingen am Kaiserstuhl –<br />

in die Toskana des Schwarzwalds. Die Region am Kaiserstuhl<br />

gilt als die wärmste in Deutschland. Und ich fühle mich in<br />

dem kleinen hübschen Städtchen direkt wohl. Ein laues Lüftchen,<br />

hübsche Häuser, enge Gassen und ein Käsekleinod der<br />

anderen Art: das Käsereimuseum von Fridtjov Bauser. Und<br />

der erklärt nicht nur die Welt des Käses und erzählt seine<br />

Geschichte, sondern gibt auch Käseworkshops. Und das alles<br />

mit so viel Witz und Charme, dass jeder direkt merkt: Hier ist<br />

nicht nur viel Leidenschaft zum Thema Käse, sondern auch<br />

Wissen und kritisches Hinterfragen zum Thema Verbrauch<br />

und Konsum dabei. Seine Führungen sind ein bisschen interaktiv<br />

und auf jeden Fall kurzweilig. Als ich einen Moment<br />

nicht aufpasse, halte ich plötzlich ein Stückchen getrockneten<br />

Kälbermagen in der Hand und bekomme erklärt, wie daraus<br />

Naturlab für die Käseherstellung produziert wird. Aber<br />

keine Sorge: Es fühlt sich nicht so eklig an, wie es klingt.<br />

Mit vollem Käseherz trete ich die Heimreise an. Zu<br />

Hause räume ich meinen selbst gemachten »Küferella« mit<br />

ein bisschen Stolz in den Kühlschrank. Dabei fällt mein<br />

Blick auf einen Kühlschrankmagneten, der mich schon<br />

lange begleitet: »Sie müssen ein Romantiker sein, um sich<br />

selbst, Ihr Geld und Ihre Zeit in Käse zu investieren.« Das<br />

hat Anthony Bourdain mal gesagt. Und es ist, als wäre er<br />

dafür durch den pittoresken Südschwarzwald gereist.<br />

INFO<br />

Infos zu den Höfen, Käsereien und zum Museum unter:<br />

Hof-Peterle in Baiersbronn: https://hof-peterle.com<br />

Connis Käsemanufaktur, Schwenkenhof in Loßburg:<br />

www.connis-kaesemanufaktur.de<br />

Den Käseworkshop im Küferhäusle gibt es pro Käsetopf<br />

und Person für € 64, www.kueferhaeusle.de<br />

Ospelehof in Hinterzarten: www.ospelehof.de<br />

Käsereimuseum von Fridtjov Bauser:<br />

https://kaeserei-museum.de<br />

Die Käseroute Südschwarzwald umfasst noch einige<br />

mehr Betriebe. Auf insgesamt 16 Stationen lässt es<br />

sich super durch allerlei Käsesorten probieren und<br />

nebenbei noch eine Menge Wissen anhäufen. Und das<br />

alles in schönster Kulisse. Mehr Infos zur Käseroute<br />

Südschwarzwald: www.naturpark-suedschwarzwald.de<br />

Käsegenuss auf Sterneniveau. Thomas Merkle ist<br />

nicht nur Genussbotschafter für das Land Baden-<br />

Württemberg, sondern tischt in seinem Restaurant<br />

»Pfarrwirtschaft« in Endingen einzigartige Köstlichkeiten<br />

aus regionalen Produkten mit modernem Touch auf.<br />

Käse ist auch dabei. www.merkles-restaurant.de<br />

Fotos: sweet marshmallow/Sutterstock.com, Funny Solution Studio/Shutterstock.com, Schwarzwald Tourismus, Jasmin Faust, Ulrike Klumpp; Illustrationen: KO-SIM/Shutterstock.com<br />

50<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


EUROPA<br />

Nicht bloß ein Luxushotel, sondern ein Ort, an dem Familien und Freunde zusammenkommen:<br />

Das ist das Capelongue, ein idyllisches Feriendorf in der Provence. Auf einem<br />

Hügel gelegen blicken die Gäste auf die Luberon-Berge und das alte Dorf Bonnieux.<br />

Außer dem Gesang der Zikaden herrscht hier absolute Ruhe. Inmitten üppiger Gärten<br />

aus Jasmin, Tamarisken, Rosmarin und Lavendelsträuchern, zwischen Obstbäumen und<br />

alten Steinmauern verbergen sich 57 Zimmer und Suiten, die in<br />

warmen Naturtönen mit Holzelementen<br />

gehalten sind. Diese reihen sich<br />

um den zentralen Platz, den Brunnen,<br />

die Buchhandlung und das Café. Auch<br />

vom Pool hat man einen wunderschönen<br />

Ausblick über die provenzalische<br />

Landschaft. Spa sowie zwei Restaurants,<br />

eines davon mit Michelin-Stern<br />

ausgezeichnet, kümmern sich um den<br />

Rest. Ab € 340 für zwei Personen.<br />

www.beaumier.com<br />

TRÈS JOLIE<br />

Fotos: PR, Travelcoup, Benoit Linero<br />

RUCKIZUCKI<br />

Koffer und Rucksack in einem: Die Vorderseite des<br />

»72-hour Backpack« von Carl Friedrik lässt sich vollständig<br />

öffnen wie bei einem Koffer. Fertig gepackt?<br />

Dann huckepack genommen und auf geht’s freihändig<br />

und stilvoll in den Wochenendtrip. € 595<br />

DAS GEHT FLUGS<br />

Privatjet fl iegen klingt wie ein teurer Spaß. Doch es gibt einen Trick. Der europaweite<br />

Privatjetanbieter Travelcoup hat eine »Empty Leg Plattform« gegründet. Reisende<br />

können einzelne Sitze in den privaten Jets für bis zu 22 Passagiere buchen. Damit<br />

möchte das Unternehmen Leerfl üge zwischen der Heimatbasis und anderen Flughäfen<br />

vermeiden. Travelcoup fl iegt im Charterdienst Mallorca und Ibiza von München und<br />

Zürich an. Flüge nach Mallorca starten ab € 695, nach Ibiza ab € 818 (jeweils pro<br />

Person und Strecke). www.travelcoup.com/empty-legs<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

51


AUF DEN SPUREN<br />

DES SPANISCHEN<br />

ROBIN HOOD<br />

DURCH EINE DER GRÖSSTEN<br />

HALBWÜSTEN EUROPAS<br />

52


EUROPA | Spanien<br />

text<br />

BAnja Kocherscheidt<br />

DIE BARDENAS REALES IN SPANIENS NORDOSTEN GELTEN<br />

ALS »MONUMENT VALLEY EUROPAS«. DIE SURREAL WIRKENDE<br />

MONDLANDSCHAFT MIT IHREN BIZARREN FELSFORMATIONEN IST<br />

NICHT NUR EUROPAS GRÖSSTE HALBWÜSTE, SONDERN AUCH<br />

SEHNSUCHTSZIEL FÜR VANLIFER, EINDRUCKSVOLLE KULISSE FÜR<br />

HOLLYWOODPRODUKTIONEN UND DORADO FÜR VOGELKUNDLER.<br />

IN VERGANGENEN JAHRHUNDERTEN JEDOCH MACHTEN DIE<br />

MENSCHEN EINEN WEITEN BOGEN UM DIE BARDENAS – DENN<br />

HIER VERSTECKTEN SICH OUTLAWS UND GEÄCHTETE. UND<br />

DEREN SPUREN LASSEN SICH NOCH HEUTE ERAHNEN …<br />

Hollywoodkulisse und Lost Place zugleich:<br />

Doch die meiste Zeit des Jahres gehören die<br />

Bardenas Reales den Schafen und ihren Hirten.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

53


EUROPA | Spanien<br />

Tudela im Nordosten Spaniens. Es ist Ende August, die Region<br />

ächzt unter Temperaturen um die 40 Grad Celsius.<br />

Hier in der kleinen Bar an der Plaza ist es angenehm kühl.<br />

Die Klimaanlage brummt und das frische Bier, das mir Raúl<br />

in einem eisgekühlten Glas reicht, befeuchtet meine trockene<br />

Kehle. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und<br />

werfe Raúl einen dankbaren Blick zu: »Wie haltet ihr das<br />

bloß aus?«<br />

»Ach, daran gewöhnt man sich«, zuckt der Kellner mit<br />

den Schultern. »Wir Menschen hier sind zäh – und das ist<br />

noch gar nichts. Früher gab es hier so eine Art Robin Hood,<br />

der hat sich jahrelang in den Bardenas durchgeschlagen.<br />

Das ist eine Leistung!«<br />

Robin Hood? Ich muss mich verhört haben. Hier in<br />

Spanien? »Nein, nein, das ist schon richtig«, erklärt mir<br />

Raúl lachend. »Aber natürlich nicht der mit den Strumpfhosen.«<br />

Tatsächlich meint der Barmann nicht den legendären<br />

Robin von Locksley, der mit seinen Männern im englischen<br />

Sherwood Forest hauste und für die Freiheit der Armen<br />

eintrat. Vielmehr, so erklärt er mir, ist die Rede von Sancho<br />

de Rota, einem ehemaligen Müller aus dem Städtchen<br />

Cascante im Süden Navarras. Dieser avancierte unter dem<br />

Beinamen Sanchicorrota im 15. Jahrhundert zum wohl berühmtesten<br />

Banditen der Region und soll so etwas wie Spaniens<br />

Gegenstück zu Robin Hood gewesen sein.<br />

Und da es hier keine weitläufigen Wälder gibt wie in<br />

England, wählte der ein anderes Versteck vor der Justiz: die<br />

Bardenas Reales, eine der monumentalsten und zugleich<br />

unwirtlichsten Landschaften Europas. Sie liegen nur wenige<br />

Kilometer von Tudela entfernt – logisch, dass ich mir das<br />

nicht entgehen lassen kann!<br />

Keine dreißig Autominuten später finde ich mich in einer<br />

fast surreal wirkenden, spröden Mondlandschaft wieder.<br />

Um mich herum Berge aus ockerfarbenem Lehm. Der<br />

Cierzo, ein heftiger und trockener Nordwestwind, hat sie<br />

zu spektakulären Formationen geschliffen. Sie sehen aus<br />

wie zu Stein gewordene Pyramiden, riesige Krater, teilweise<br />

auch wie zerbrechliche Türme. Regenfälle sind hier äußerst<br />

selten – was erklärt, dass sich nur ein paar zähe Pflanzen<br />

wie Rosmarin, Wacholder und Thymian trotzig der Sonne<br />

entgegenstrecken. Auch Esparto, ein silbrig-grünes Gras,<br />

Vegetation? Fehlanzeige!<br />

Nur ein paar sehr zähe<br />

Pflanzen trotzen der<br />

trockenen Mondlandschaft.<br />

54<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


sommer <strong>2024</strong> 55


ÜBER VIELE JAHRHUNDERTE<br />

GALTEN DIE BARDENAS<br />

ALS BANDITENLAND.<br />

Castildetierra, »Schloss aus<br />

Erde«, heißt der bekannteste<br />

Felsen der Bardenas Reales<br />

auf Deutsch.<br />

56<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


EUROPA | Spanien<br />

aus dem die Römer Seile fertigten, entdecke ich auf dem<br />

lehmigen Boden.<br />

Über viele Jahrhunderte galten die Bardenas, die heute<br />

von der Unesco als Biosphärenreservat geschützt sind,<br />

als Banditenland. Zahlreiche Outlaws versteckten sich hier<br />

vor dem Arm des Gesetzes, und Sanchicorrota, besagter<br />

Ex-Müller aus Cascante, von dem mir Raúl in Tudela erzählt<br />

hat, soll einer von ihnen gewesen sein. Kein Wunder<br />

also, dass Maultiertreiber, Postkutschen, Bischöfe und königliche<br />

Karawanen einen tunlichst großen Bogen um das<br />

schwer zugängliche Gebiet machten.<br />

Heute ist das freilich anders: Vanlifer, Fotografen und<br />

Hollywoodregisseure haben die Bardenas Reales als eindrucksvolle<br />

Kulisse entdeckt. James Bond war hier, im »Monument<br />

Valley Europas«, Fans der Erfolgsserie »Game of<br />

Thrones« erkennen das fiktive Dothrakische Meer wieder.<br />

Und auf Instagram posieren schöne, junge Menschen mit<br />

ihren Campern und Geländefahrzeugen vor den bizarren<br />

Felsen und unwirklich scheinenden Sonnenuntergängen.<br />

Doch wer in der monumentalen Landschaft vor allem<br />

eine Kulisse sieht, versäumt viel von ihrer historischen<br />

Tiefe. Während sich auf der Schotterpiste, die mich zum<br />

»Cabezo de Sanchicorrota« geführt hat, langsam der aufgewirbelte<br />

Staub legt, umgibt mich eine fast unwirkliche Stille.<br />

Vor mir ragt ein massiver Felsen auf, dahinter erstreckt<br />

sich eine lang gezogene, sichtbar in verschiedene Sedimentschichten<br />

unterteilte Formation. Diese als »El Rallon«<br />

bekannte Felsenkette zählt heute zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten<br />

der Region: Neben Geiern, Steinadlern und<br />

Eulen nisten hier auch Krähen, Turmfalken, Dohlen und<br />

Trauersteinschmätzer.<br />

Aber auch die Höhle von Sanchicorrota soll sich hier<br />

oben befunden haben, darum wage ich den Aufstieg über<br />

einen schmalen Pfad. Allerdings: Was aus der Entfernung<br />

wie eine bizarre Lehmformation wirkte, entpuppt sich bei<br />

näherer Betrachtung als scharfkantiges, fast wie mit Glassplittern<br />

gespicktes Kalkgestein. Der Fels fällt zu beiden<br />

Seiten nahezu senkrecht ab – nicht auszumalen, was es bedeutet,<br />

hier abzurutschen!<br />

Abenteuerlich wage ich mich voran, setze vorsichtig<br />

einen Fuß vor den anderen. Derweil k<strong>reisen</strong> über mir wie<br />

im Western ein paar Schmutzgeier, die sich – so mein Ein-<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

57


EUROPA | Spanien<br />

Futuristisch reduziert, spielt im Hotel Aire de Bardenas die Natur die Hauptrolle.<br />

druck – vermutlich schon auf eine köstliche Mahlzeit freuen.<br />

Ich versuche sie zu ignorieren und erreiche schließlich<br />

den Gipfel. Bei der Aussicht über die monumentale Mondlandschaft<br />

stockt mir der Atem.<br />

Und während ich den Blick schweifen lasse, entdecke<br />

ich im Licht der späten Nachmittagssonne tatsächlich den<br />

gewölbten Eingang zu einer kleinen Höhle. Ihre Decke<br />

scheint von Menschenhand geschaffen – vielleicht ist ja<br />

tatsächlich etwas dran an der Überlieferung, dass Sanchicorrota<br />

ein paar Dorfbewohner aus der Umgebung dafür<br />

angeheuert haben soll, ihm ein Versteck zu graben? Ein<br />

Schauer überläuft mich. Denn die Legende besagt ebenfalls,<br />

dass er sie anschließend getötet haben soll, damit sie<br />

seinen Aufenthaltsort nicht verraten konnten.<br />

Ich versuche, diese Erzählung mit dem heldenhaften<br />

Banditen in Einklang zu bringen, der die Reichen bestahl,<br />

um es den Armen zu geben – doch es will mir nicht gelingen.<br />

Zu groß sind die Widersprüche. Auch die ursprüngliche<br />

Anklage wegen Mords passt nicht zum heldenhaften Image<br />

des spanischen Robin Hood: So soll er einen Mann, der mit<br />

seinem Vater in einen Landstreit verwickelt war, sowie drei<br />

zu seiner Festnahme herbeigeeilte königliche Wachen auf<br />

dem Gewissen haben. Anschließend floh Sanchicorrota der<br />

Legende nach in die Bardenas und schloss sich dort jener<br />

Räuberbande an, die er später anführen sollte.<br />

Jahrelang foppte der selbst ernannte »König der Bardenas«<br />

die rund 200 Männer, die der damalige Herrscher Juan II.<br />

auf ihn angesetzt hatte: So beschlugen der listige Müller<br />

und seine 30 Getreuen etwa die Hufe ihrer Pferde verkehrt<br />

herum und führten die Häscher damit in die Irre.<br />

Als die vom König befehligte Gruppe Sanchicorrota<br />

schließlich doch aufspürte, soll dieser einen Dolch gezogen<br />

und sich selbst getötet haben, um nicht gefangen genommen<br />

zu werden. Zur Abschreckung wurde sein Leichnam<br />

in vielen an die Bardenas angrenzenden Gemeinden öffentlich<br />

zur Schau gestellt, bevor er in der Stadt Tudela am Galgen<br />

aufgehängt wurde.<br />

Bevor auch ich mich auf den Rückweg nach Tudela<br />

mache, genieße ich noch einmal die abendliche Stille über<br />

der Wüste. Denn abgesehen vom umstrittenen Militärgelände,<br />

das große Teile der Bardenas heute einnimmt, und<br />

gelegentlichen Überflügen durch Nato-Flieger geht es doch<br />

deutlich beschaulicher zu als zu Sanchicorrotas Zeiten:<br />

So leben im Biosphärenreservat vor allem Schafe – bis zu<br />

100.000 Tiere sollen jeden Herbst aus den 80 Kilometer<br />

nördlich gelegenen Pyrenäen ins Tal kommen. Jedes Jahr<br />

im April brechen die Hirten und ihre Tiere wieder auf und<br />

lassen die Halbwüste noch stiller zurück. Dann gehört das<br />

einmalige Terrain wieder ganz den Wanderern, Radfahrern<br />

und Vanlifern.<br />

Fotos: Aire de Bardenas (3), Bernard Hermant, Tom Dick, Nathan Thomassin<br />

58<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


INFO<br />

UNWIRKLICH<br />

SCHÖN: NICHTS ALS<br />

STEINE, STERNE,<br />

STILLE UND STAUB.<br />

Allgemeine Infos zur Region und zu den Bardenas Reales gibt<br />

es unter: www.spain.info oder www.bardenasreales.es<br />

ANREISE Von den meisten deutschen Flughäfen über Madrid,<br />

Bilbao und Barcelona. Von dort am besten mit dem Pkw bis<br />

nach Arguedas, dem Eingang zum Naturpark.<br />

SCHLAFEN Das von vier jungen Einheimischen mit viel Liebe<br />

zum Detail restaurierte Boutiquehotel »Santa Ana« ist das<br />

einzige mitten in der Altstadt von Tudela und kombiniert<br />

historische Gebäudesubstanz mit zahlreichen modernen<br />

Annehmlichkeiten.<br />

Zimmer um € 150 pro Nacht. Futuristisch mutet das Hotel<br />

»Aire de Bardenas« im Süden des Naturparks an – hier<br />

nächtigt man in Würfeln oder transparenten Bubbles mit<br />

Blick auf die unwirkliche Umgebung und den einmaligen<br />

Sternenhimmel. Um € 300 pro Nacht.<br />

TOUREN Geführte Touren auf Englisch und Spanisch bieten<br />

Stefania und Paco von www.activaexperience.com. Zur Auswahl<br />

stehen Allradfahrzeuge, Buggys oder auch E-Bikes.<br />

ESSEN Aufgrund seiner Lage im fruchtbaren Schwemmland<br />

des Ebro ist Tudela berühmt für seinen Gemüse- und Weinanbau.<br />

Spezialitäten sind im Mai und Juni der weiße und<br />

grüne Spargel, rote Paprika und Artischocken. Besonders<br />

lecker: der lokale Gemüseeintopf Menestra sowie die<br />

Ribera-Weine der Umgebung.<br />

59


Zu Gast<br />

in der Schweizer<br />

Sonnenstube<br />

Alles nur Fassade? Mit viel dahinter!<br />

Das Stadtbild Luganos ist geprägt von<br />

den immer noch reizvollen Fassaden<br />

der Jahrhundertwende.<br />

60


EUROPA | Tessin<br />

text<br />

BKonrad Bender<br />

Wohl bekomms!<br />

Donnerstags ist Apéro-<br />

Abend in Lugano, die<br />

schweizerisch-italienische<br />

Variante des Aperitifs.<br />

Tessin<br />

UNSER REDAKTEUR KONRAD IST NORMALERWEISE<br />

NICHT SO DER SONNENANBETER. DA DAS FRÜHJAHR ZU HAUSE<br />

ABER SOGAR IHM ZU NASS UND KALT WAR, IST ER IN DEN<br />

ITALIENISCHEN, SONNENGEKÜSSTEN TEIL DER SCHWEIZ<br />

GEFAHREN: INS TESSIN, AN DEN IMMER<br />

BLAUEN LUGANER SEE.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

61


Wer gibt den Ton an? Merlot ist<br />

die Weinsorte schlechthin im<br />

Tessin. In manchen Winzereien<br />

wird der edle Tropfen noch<br />

wie zur Römerzeit in tönernen<br />

Amphoren veredelt.<br />

mManchmal ist so ein kleines bisschen Häme ja okay. Unter<br />

guten Freunden. Zum Beispiel, wenn man wie ich gerade<br />

schon seinen zweiten Cappuccino in einem schnuckeligen<br />

Café am Luganer See schlürft und sich dabei die südalpine<br />

Sonne auf den Pelz brennen lässt. Während die Daheimgebliebenen<br />

über mieses Aprilwetter klagen. Tja. Mal ist<br />

man der Hund, und mal der Baum.<br />

Ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der vor dem<br />

schlechten Wetter durch den Gotthardtunnel geflohen<br />

ist. Als ich in Lugano, der größten Stadt am Luganer See,<br />

ankomme und einen ersten Gang durch die verwinkelten<br />

Gässchen mache, merke ich schnell: Die Stadt ist voll mit<br />

Deutschschweizern. Das Tessin gilt auch als Sonnenstube<br />

der Schweiz und wenn in den nördlichen Kantonen<br />

schlechtes Wetter herrscht, strömen die Eidgenossen in<br />

Scharen Richtung Süden.<br />

So herrscht also reges Treiben in diesem ehemaligen<br />

Fischerörtchen, das heute ein bildhübscher Zweitwohnsitz<br />

für die Reichen und Schönen ist. Von der eher einfachen<br />

Vergangenheit merkt man heute nicht mehr viel. Prächtige<br />

Jahrhundertwendebauten mit farbenfrohen Fassaden<br />

zieren die Straßen, in den Laubengängen reihen sich Luxusgeschäfte<br />

aneinander wie Perlen auf einer Schnur. Und<br />

als ich schließlich an der Uferpromenade ankomme, sehe<br />

ich gleich mehrere Anleger, an denen kleinere und größere<br />

Sport- und Segelboote sanft auf dem Wasser wiegen. Lugano<br />

wäre der perfekte Drehort für einen James-Bond-Film.<br />

Wie es dazu gekommen ist, das erklärt mir die Gästeführerin<br />

Letizia Bettoli. »Der große Wandel kam im 19.<br />

Jahrhundert, vor allem mit der Fertigstellung des Gotthardtunnels<br />

1880.« Zwar gehört das Tessin bereits seit 1503<br />

zur Eidgenossenschaft, zunächst als Vogtei und seit 1803<br />

dann als ebenbürtiger Kanton. Die Nähe zu Italien und der<br />

italienischen Kultur ist aber immer noch allgegenwärtig.<br />

Und das schätzten und schätzen eben auch die nördlichen<br />

Eidgenossen, sodass sich Lugano durch die bessere Anbindung<br />

von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

zum Zentrum des Tessiner Tourismus entwickelte. »Heute<br />

hört man im <strong>Sommer</strong> fast nur Deutsch«, lacht Letizia.<br />

Tatsächlich ist das Tessin nur einer von zwei Kantonen, in<br />

denen Italienisch Amtssprache ist.<br />

In der Entwicklung zur Tourismushochburg wurde um<br />

die Jahrhundertwende auch der Großteil der Altstadt im<br />

zeitgenössischen Stil umgestaltet. Einige Überbleibsel findet<br />

man aber noch in einigen Ecken der Stadt. So etwa die<br />

von außen unscheinbare Kirche Santa Maria degli Angioli<br />

direkt an der Uferpromenade. Als ich eintrete und meine<br />

Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, erblicke ich<br />

eine gigantische Kreuzigungsszene, fast zehn Meter in der<br />

Breite, mit mehr als 100 Figuren. Gemalt wurde das imposante<br />

Fresko von Bernardino Luini, einem Schüler Leonardo<br />

da Vincis. Nicht nur ist es aus sich heraus ein sehenswerter<br />

Kunstschatz, sondern auch das älteste Renaissancefresko<br />

der Schweiz. Ich merke: Lugano hat auch innere Werte.<br />

Die entdecke ich auch, als ich mich abends in der Stadt<br />

herumtreibe. In den warmen Monaten wird jeden Donnerstagabend<br />

in den Bars, Bistros und Restaurants der<br />

Stadt der Apéro zelebriert. Terrassen und Innenräume sind<br />

gefüllt mit Einheimischen und Touristen gleichermaßen.<br />

Auch bei der Schweizer Variante des Aperitifs trinkt man<br />

gerne Wein und im Tessin ist man besonders stolz auf die<br />

heimischen Tropfen. Vorrangig Merlot. Den gibt es, wie ich<br />

mit Erstaunen feststelle, auch als Weißwein.<br />

Um herauszufinden, wie dieses Wunder in Flaschenform<br />

zustande kommt, fahre ich in das Dorf Morcote. Das<br />

wurde 2016 zum schönsten Dorf der Schweiz gewählt.<br />

Völlig zu Recht, merke ich schnell. Die vielen kleinen Häuser,<br />

die sich am südlichen Fuß des Monte Arbòstora den<br />

Hang hinauf aneinanderschmiegen, sehen aus wie gemalt.<br />

Gemeinsam mit der kleinen Barockkirche und der alten<br />

Burg weit über dem Ort bilden sie ein Postkartenmotiv, bei<br />

dessen Anblick jedem Romantiker das Herz aus der Brust<br />

springt.<br />

Rund um die Burg, dem Castello di Morcote, betreibt<br />

Gaby Gianini seit mehr als 20 Jahren eine Bio-Winzerei.<br />

Die Tochter eines Tessiners und einer Deutschen hat das<br />

Weingut von ihrem Großvater übernommen und über die<br />

Jahre mit Erfolg ausgebaut. »Wir waren die Ersten, die im<br />

Tessin nach Bio-Maßstäben angebaut haben«, erzählt Gaby.<br />

»Heute arbeiten wir seit drei Jahren biodynamisch. Unsere<br />

besten Mitarbeiter sind unsere Regenwürmer.«<br />

Wie aber wird denn jetzt aus der dunklen Rebe ein<br />

weißer Merlot? Das erklärt mir Mitarbeiterin Kate in den<br />

heiligen Hallen des Weinguts, der Kelterei. »Was dem Merlot<br />

seine sonst charakteristische Farbe gibt, sind die Häute<br />

der einzelnen Trauben. Um zu verhindern, dass sie mit<br />

in den Saft gelangen, müssen wir sie so sanft wie möglich<br />

pressen.« Und so gelangt dann zwar der Saft, nicht aber<br />

die Farbe in den zu gärenden Saft. Der Merlot wird weiß.<br />

Wieder was gelernt. Der Wein eignet sich hervorragend als<br />

Mitbringsel, denn die Schweizer exportieren gerade einmal<br />

zwei Prozent ihres Weins ins Ausland.<br />

Wer sich für den Herstellungsprozess interessiert, kann<br />

sich auf eine geführte Tour durch die Weinberge und das<br />

Weingut machen – Verkostung natürlich inklusive. 2019<br />

haben Gaby und ihr Team sogar ein eigenes Boutiquehotel<br />

62<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


EUROPA | Tessin<br />

Jedes Dorf<br />

am Luganer See:<br />

eine Postkarte!<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

63


EUROPA | Tessin<br />

im Dorf eröffnet. In dem ehemaligen Klostergebäude war<br />

zeitweise auch eine Architekturschule untergebracht. Das<br />

sieht man am eleganten Interieur heute noch. Die verschiedenen<br />

Stile harmonieren hervorragend miteinander, ob<br />

nun hölzerne Kassettendecke, moderne Stahl-Glas-Treppe<br />

oder überraschend gut gelungener Nacktbetonanbau. Nur<br />

zwölf Zimmer finden in dem historischen Bau Platz, die<br />

aber sind mit Liebe zum Detail eingerichtet. Ich checke<br />

hier zwar nicht ein, Architektur ist aber das richtige Stichwort<br />

für meinen nächsten Ausflug.<br />

Denn nun geht es für mich hoch hinaus. In Capolago,<br />

am südlichsten Zipfel des Luganer Sees, nehme ich die Zahnradbahn<br />

hinauf zum Gipfel des Monte Generoso. Knapp 40<br />

Minuten dauert die gemütliche Fahrt hinauf, aus den Boxen<br />

klingt leiser Italoschlager und vor jedem Tunnel wird<br />

laut das Horn geblasen. Da kommt Stimmung auf. Schon<br />

aus der Bahn heraus reichen sich die Traumansichten die<br />

Klinke in die Hand. Doch das ist alles nichts gegen das, was<br />

der Gipfel bereithält.<br />

Oben angekommen sehe ich beim Ausstieg gleich, was<br />

von unten noch wie ein auf dem Gipfel gelandetes, fremdartiges<br />

Raumschiff aussah: die »Fiore di pietra«, die Steinblume<br />

vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta. Tatsächlich<br />

erhebt sich der massive Bau wie eine steinerne Knospe, nur<br />

knapp unter dem eigentlichen Gipfel des Monte Generoso,<br />

und prägt das Panorama von hier oben noch mehr als beim<br />

Blick unten aus dem Tal.<br />

Waghalsig: Mit der »Fiore di pietra« hat<br />

der Tessiner Architekt Mario Botta den<br />

Monte Generoso nachhaltig geprägt.<br />

64 <strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Fotos: Konrad Bender (3), Natalie Behn, YueStock/Shutterstock.com<br />

Der außergewöhnliche Bau wurde natürlich nicht nur aus<br />

Jux und Tollerei errichtet. In den Alpen hat es Tradition,<br />

dass auf einem Gipfel auch ein Gasthaus betrieben wird.<br />

Doch die alte Hütte auf dem Monte Generoso war Anfang<br />

des 21. Jahrhunderts deutlich in die Jahre gekommen, sodass<br />

die Betreibergenossenschaft der Bergbahn beschloss,<br />

dem berühmten Sohn der Region den Auftrag für ein einzigartiges<br />

Wahrzeichen zu erteilen. 2017 wurde die »Fiore<br />

di pietra« eingeweiht. Der Bau beherbergt ein Restaurant,<br />

ein kleines Infozentrum zur Geschichte der Bauarbeiten<br />

und eine Dachterrasse. Für private Veranstaltungen und<br />

sogar Hochzeiten steht ein eigener Saal zur Verfügung.<br />

Ich mache mich die restlichen gut 100 Meter hinauf bis<br />

zum Gipfel. Von hier, in 1.700 Metern Höhe, genieße ich<br />

einen wahrhaftig atemberaubenden Blick auf das Tessin.<br />

Ich sehe den strahlend blauen Luganer See, kann den Lago<br />

Maggiore in der Ferne erahnen und da, schüchtern hinter<br />

ein paar Wolken, lugt sogar das Matterhorn hervor. Das<br />

erinnert mich daran, dass ich morgen die Heimfahrt Richtung<br />

Norden antrete, zurück ins kalte, nasse Deutschland.<br />

Doch heute genieße ich noch die wärmenden Strahlen hier<br />

in der Sonnenstube der Schweiz.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen zum Tessin beim<br />

Tourismusbüro unter: www.ticino.ch/de<br />

Führungen und Weinverkostungen im Castello di<br />

Morcote sind buchbar unter:<br />

www.castellodimorcote.ch/de<br />

Boutiquehotel Relais Castello di Morcote:<br />

www.relaiscastellodimorcote.ch/de<br />

Tickets für die Zahnradbahn zum Monte Generoso<br />

sowie Informationen zur Gastronomie und dem Veranstaltungsprogramm<br />

in der Fiore di pietra gibt es unter:<br />

www.montegeneroso.ch/de<br />

2017 wurde die »Fiore di pietra« eingeweiht.<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

65


EUROPA | Schottland<br />

text<br />

BJasmin Faust<br />

Schottland,<br />

ach<br />

Schottland!<br />

Dieser Titel ist vielleicht wenig originell, aber<br />

die wunderschöne Landschaft der schottischen<br />

Highlands hat leider dazu geführt, dass Redak-<br />

teurin Jasmin Faust bei ihrem ersten Aufenthalt<br />

dort einen Teil ihres Sprachschatzes verloren hat.<br />

Anfänglich jedenfalls. Mittlerweile<br />

hat sie ihn wiedergefunden.<br />

66<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


sommer <strong>2024</strong><br />

67


E<br />

»Es kann nur einen geben.« Das kommt mir in den Sinn<br />

und schon sehe ich Christopher Lambert auf einer sehr<br />

baufälligen historischen Ruine stehen, während er sein<br />

Schwert gen Himmel streckt. Ich bin ein Kind der Filmwelt<br />

der 1980er- und 1990er-Jahre, jüngere Generationen mögen<br />

sich vielleicht nicht mehr an die Highlander-Trilogie<br />

erinnern, bei mir ist aber jede Szene schlagartig da. Und<br />

inmitten der grün-braunen hügeligen Landschaft der bezopfte<br />

Christopher Lambert mit seinem Silberblick. Gut,<br />

ich schweife ein bisschen ab.<br />

Was der Filmtitel schon verrät: Ich bin in den Highlands.<br />

Oder besser auf dem Weg dahin. Irgendwo zwischen Edinburgh<br />

und Braemar, meinem Zielort in … Nun ja, den Highlands.<br />

Ich möchte mich jetzt schon einmal dafür entschuldigen,<br />

dass dieses Wort in diesem Text unverhältnismäßig<br />

oft vorkommt, aber es beschreibt die Landschaft eben in so<br />

einfacher wie auch treffender Art und Weise. Und die Landschaft,<br />

durch die ich fahre, sieht eben ziemlich genau so<br />

aus, als würde Christopher Lambert um seinen Kopf kämpfen.<br />

Oder wahlweise Mel Gibson mit schottischem Flaggen-Make-up<br />

um die Unabhängigkeit seines Volks. Braveheart<br />

ist übrigens auch ein Film aus den 1990er-Jahren.<br />

Unterwegs eine kurze Warnung zu den »bumpy streets«<br />

vom Fahrer und schon schlängeln wir uns auf ebendiesen<br />

fast zwei Stunden lang vom Flughafen Edinburgh durch die<br />

schottische Landschaft. Sowohl »bumpy« als auch »schlängeln«<br />

sind hier durchaus wörtlich zu nehmen. Bei der Fahrt<br />

durch die atemberaubende Landschaft ist es zuweilen nötig,<br />

meinen Blick mal starr geradeaus auf den Hinterkopf<br />

des Fahrers zu halten, um meinem Magen ein bisschen<br />

Ruhe zu gönnen. Hier stelle ich schon einmal fest: Ich bin<br />

wahrscheinlich ein bisschen weniger abgehärtet als die<br />

Helden aus den Filmen. Das besorgt mich ein wenig, denn<br />

ich habe während meines Aufenthalts noch etwas sehr Spezielles<br />

vor, wofür ein bisschen (mehr) Überwindung nötig<br />

sein wird. Aber dazu komme ich noch.<br />

Die »bumpy streets« haben irgendwann ein Ende und<br />

ich erreiche Braemar, ein idyllisches 600-Seelen-Dorf mitten<br />

in den Highlands. Das Örtchen liegt in der schottischen<br />

Region Fife. Zurückgehend auf den namensgebenden Duke<br />

of Fife zieht sich die Region von der Ostküste bis in die<br />

Highlands und durfte sich in früheren Zeiten sogar mal als<br />

Königreich bezeichnen. Und die Monarchie zieht es immer<br />

noch hier hin, denn mitten in der schönsten Landschaft<br />

liegt Balmoral, der <strong>Sommer</strong>sitz der britischen Königsfamilie.<br />

Und gerade die verstorbene Queen Elizabeth ist hier<br />

sehr gerne hingekommen. Hier hat sie sich frei gefühlt,<br />

sagt man. Ein Blick auf die Weite der Landschaft und ich<br />

weiß genau, was sie meint. Auch fernab eines Lebens mit<br />

königlichem Hofprotokoll und royalen Pflichten.<br />

Ihre Liebe für Schottland hat sie wahrscheinlich schon<br />

von ihrer Ur-Ur-Großmutter Queen Victoria. Und sie an<br />

ihren Sohn, den heutigen King Charles, weitergegeben. So<br />

kann es durchaus mal vorkommen, dass einem beim Wandern<br />

ein älterer Herr entgegenkommt, der einem vielleicht<br />

irgendwie bekannt vorkommt. Kleiner Funfact nebenbei:<br />

King Charles trägt bei seinen Aufenthalten in den Highlands<br />

fast ausschließlich einen Kilt, erzählt man mir später.<br />

Ich finde, das macht es vielleicht ein bisschen leichter, die<br />

Begegnung einzuordnen, und beschließe, bei meinen Wanderungen<br />

mal die Augen offen zu halten.<br />

Ob es nun wirklich nur einen Highlander geben kann,<br />

weiß man hier nicht so richtig, aber Geschichten zum und<br />

mit dem Königshaus hat in Braemar jeder. Irgendwer hat<br />

schon mal auf Balmoral gearbeitet oder kennt zumindest<br />

jemanden sehr gut, der der Queen vielleicht mal die royale<br />

Garderobe herausgelegt hat. In Restaurants und Pubs<br />

weiß man von spontanen Besuchen der Palastbewohner<br />

zu berichten und spätestens beim jährlichen Event der<br />

Superlative wird’s königlich, denn das kleine Örtchen ist<br />

Austragungsort der jährlichen Highland Games, dem sogenannten<br />

»Braemar Gathering«. Und das gilt als das traditionsreichste<br />

Event Schottlands. Baumstämme und Hämmer<br />

werfende Schotten, die sich darüber hinaus auch im<br />

Steinstoßen und Sackhüpfen messen, werden dort von der<br />

königlichen Familie aus ihrer Loge heraus bejubelt.<br />

Zurück zu meinem Besuch. Ich bin zwar nicht zum<br />

Sackhüpfen da, wohl aber für die Landschaft und ihre<br />

Ruhe. Wandern, Berge gucken, wandern, Berge gucken, so<br />

ist mein Plan für die nächsten Tage. Eigentlich ganz einfach.<br />

Und doch wird daraus gegen Ende meiner Reise eine<br />

Art Selbsterfahrung, mit der ich so nicht gerechnet hätte.<br />

Es ist meine erste Reise nach Schottland. Und eins kann<br />

ich nach den ersten Minuten schon sagen: Es ist genau so,<br />

wie ich es mir nach diversen Kinofilmen vorgestellt habe.<br />

Und sogar noch ein bisschen schöner.<br />

Meine erste Wanderung führt mich durch das kleine<br />

Örtchen und wieder hinaus. Was nur wenige Wimpernschläge<br />

dauert, weil Braemar eben so klein und beschaulich<br />

ist. Für mich ist es gerade genau das Richtige. Ich will<br />

Ruhe, Weite und Natur. Endlich mal wieder durchatmen,<br />

was im Stadtalltag eben nicht so einfach möglich ist. Ich<br />

freue mich auf Wanderungen, Aussichten und viel frische<br />

Luft. Und hier enttäuscht mich Schottland absolut nicht.<br />

Gefühlt fünfmal geblinzelt und schon stehe ich auf dem<br />

Berg Morrone auf fast 859 Metern Höhe. Na ja, es hat ein<br />

bisschen mehr Mühe gekostet, als fünfmal zu blinzeln, aber<br />

die Aussicht ist jede Mühe wert. Queen Victoria hat hier<br />

oben gerne mit Prinz Albert gesessen und eben genau diesen<br />

Blick genossen, den ich auch gerade sehe. Ein bisschen<br />

fühle ich ihren Geist, bilde ich mir ein.<br />

Wer übrigens weniger etwas von dieser Aussicht hat?<br />

Die Bergläufer des »Braemar Gathering«. Die müssen hier<br />

nämlich bestenfalls in Rekordgeschwindigkeit hoch- und<br />

68<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


EUROPA | Schottland<br />

Was dem Wiener sein<br />

Schnitzel und dem Berliner die<br />

Bulette ist dem Madeirenser<br />

sein Fleischspieß.<br />

Treffen mit King Charles<br />

oder Christopher Lambert.<br />

Doch Moment, es kann<br />

nur einen geben.<br />

Was dem Wiener<br />

sein Schnitzel und<br />

dem Berliner die<br />

Bulette ist dem<br />

Madeirenser sein<br />

Fleischspieß.<br />

Auf Schloss Balmoral in den Highlands<br />

verbringen King Charles und Camilla<br />

traditionell ihre <strong>Sommer</strong>ferien.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 69


EUROPA | Schottland<br />

Wild Swimming?<br />

Why not?<br />

Faszinierendes Farbenmeer: In den schottischen<br />

Highlands scheint es hinter dem Horizont sogar<br />

noch weiter zu gehen.<br />

70<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


Fotos: Jasmin Faust (2), Vectorchoice/Shutterstock.com, Forever Callie Media/Shutterstock.com, Martin Bennie, Vladimir Fedotov, Joachim Pressl, eaters collective, jazman/Shutterstock.com<br />

wieder herunterlaufen. Ich bin froh, dass ich mir meine<br />

Wandergeschwindigkeit selbst aussuchen kann, und genieße<br />

jeden Schritt und Tritt. Ich frage mich, ob es noch<br />

schöner werden kann. Ja, kann es.<br />

Das wird mir Annie Armstrong am nächsten Tag zeigen.<br />

Annie hat Zoologie in St. Andrews studiert, ja, dort, wo<br />

Prince William auch studiert und seine Kate kennengelernt<br />

hat. Annie hat schon als Kind die Wälder der Highlands<br />

erkundet. Ihre Liebe zu der Natur, den Outdooraktivitäten<br />

und der schottischen Kultur brachte sie dazu, ihr eigenes<br />

Unternehmen zu gründen. Mit »Wild Braemar« kann sie<br />

nun all ihre Leidenschaften verbinden und vermitteln. So<br />

nun auch mir.<br />

Wir wandern erst ein Stück durch die wunderschöne<br />

Landschaft an den Ausläufern des Cairngorm-Nationalparks.<br />

Gefühlt brauche ich ewig für diese kurze Wanderung,<br />

weil ich einfach alle paar Meter stehen bleiben und<br />

mich kneifen muss, dass ich das gerade erleben darf. Ich<br />

atme immer wieder tief durch. Mehr als atmen, kneifen,<br />

gehen und mich umschauen muss ich gerade nicht machen.<br />

Und das tut so gut. Wenn mir nicht immer wieder<br />

kurz durch den Kopf schießen würde, was Annie und ich<br />

heute noch vorhaben.<br />

Annie ist nämlich auch qualifizierter Open-Water-<br />

Swimming-Guide. Im Film Highlander wird Christopher<br />

Lambert von Sean Connery im Rahmen seiner Ausbildung<br />

zum Unsterblichen (ja, ich bin mir bewusst, wie das klingt,<br />

wenn man den Film nicht kennt) von einem Boot in einen<br />

See geschubst. Der Highlander kann nicht schwimmen,<br />

aber eben auch nicht sterben. Also geht er auf dem Grund<br />

des Sees spazieren und genießt die Aussicht. So wie ich gerade,<br />

nur halt unter Wasser. Kalt scheint ihm dabei nicht zu<br />

sein. Vermutlich, weil er es, wie Annie, schon seit der Kindheit<br />

gewohnt ist, in Gebirgsflüssen und -seen zu baden.<br />

Im Gegensatz zu mir. Bei vier Grad Außen- und Wassertemperatur<br />

muss ich schon ein bisschen überlegen, ob<br />

mir wirklich nach einem Bad zumute ist. Und das, obwohl<br />

Annie alles so schön hergerichtet hat. Da ist ein gemütliches<br />

Zelt mit einem kleinen Ofen, vielen Kissen, Bü-<br />

chern und Decken. Hier könnte ich schon ein paar Tage<br />

verbringen. Nebenan ein zu einer Sauna umgebauter Pferdeanhänger.<br />

Beides an einem wunderschönen Flusslauf inmitten<br />

der Berge. Und genau in diesem Flusslauf soll ich<br />

nun schwimmen gehen. Wandern und saunen, kein Problem.<br />

Aber Wild Swimming bei ein bisschen Schneetreiben?<br />

Ich bin unsicher. Aber weil ich schon mal da bin,<br />

überwinde ich mich. Recherche für diese Story muss ja<br />

schließlich auch sein. Ich nehme also allen Mut zusammen,<br />

spüre meinen inneren Highlander und tauche bis über die<br />

Schultern ins kalte Wasser. Dabei halte ich mit dem ersten<br />

Kälteschock die Luft an, erinnere mich, dass Atmen eine<br />

ganz gute Idee wäre, und beginne irgendwie hektisch zu<br />

hecheln. Ich merke kaum, dass mein Bewegungsapparat<br />

schon aus dem Wasser flüchtet. Nicht so richtig glamourös,<br />

aber ich bin sicher, darauf schaut hier gerade niemand. Ist<br />

ja auch mein erstes Mal.<br />

Immerhin traue ich mich zweimal. Doch eins steht bei<br />

aller Liebe zu schottischen Traditionen fest: Mein neues<br />

Hobby wird es wahrscheinlich nicht werden. Ich bin eher<br />

der Warmwassertyp. Aber ich bin auch ein bisschen Highlander(in).<br />

Nur halt ohne Schwert, Baumstammwerfen<br />

und Kampfeslust. Damit kann ich aber gut leben.<br />

INFO<br />

Weitere Informationen zu Schottland und der<br />

Region Fife gibt es unter: www.visitscotland.com<br />

Schlafen Das Fünf-Sterne-Hotel The Fife Arms lebt<br />

den schottischen Charme mit royalem Touch und<br />

steckt bis in die kleinste Ecke voller Kunst. DZ ab<br />

€ 658, www.thefifearms.com<br />

Touren Annie Armstrong bietet mit ihrem Unternehmen<br />

»Wild Braemar« geführte Wandertouren<br />

und andere Outdoor-Experiences an.<br />

www.wildbraemar.com<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

71


EUROPA | Aveiro<br />

Macht Laune: eine Gondelfahrt<br />

mit den »Moliceiros« auf den<br />

Kanälen von Aveiro.<br />

72


text<br />

BFrank Störbrauck<br />

Auf einen apéro<br />

nach Aveiro<br />

AN DER MÜNDUNG DES RIO VOUGA TREFFEN<br />

CHILLIGES LEBENSGEFÜHL AUF SÜSSE OVOS MOLOS<br />

UND EINE KILOMETERLANGE DÜNENLANDSCHAFT:<br />

WILLKOMMEN IN AVEIRO, EINER DER SCHÖNSTEN<br />

STÄDTE IN PORTUGAL.<br />

SSonnenbrille, sportlich-lässige Radlerkleidung, die Sonnenmilch<br />

akkurat im Gesicht verteilt: Wer Miguel Caçador<br />

auf dem Holzsteg am Strand in Barra sieht, könnte meinen,<br />

es sei Hochsommer. Gut, in Sachen Temperatur käme<br />

das hin: 27 Grad zeigt das Thermometer an. Wäre da<br />

nicht dieser Wind. »Mit kräftigem Wind musst du hier<br />

zuweilen rechnen«, sagt Miguel. Für den speziellen Wind<br />

haben sie hier an Portugals Nordküste sogar einen eigenen<br />

Namen: die Nortada, der Nordwind. Der Wind entsteht<br />

vor allem durch ein Hitzetief über der Iberischen<br />

Halbinsel und ein Azorenhoch über dem Atlantik. Und<br />

der kann sich zuweilen etwas länger hier einnisten: »Das<br />

können bis zu neun Tage am Stück sein«, sagt Miguel lachend.<br />

Der 48-Jährige ist in der Region geboren. Er arbeitet<br />

in der Werft vor den Toren der Stadt, sieht sich aber<br />

auch als Botschafter Aveiros und führt Besucher durch<br />

eine der schönsten Regionen Portugals.<br />

Miguels Heimat ist eine Gegend, die vom Pauschalreise-Tourismus<br />

bislang eher wenig beachtet wurde, ganz<br />

im Gegensatz zur überlaufenen Algarve im Süden. Dabei<br />

bietet Aveiro, rund 80.000 Menschen leben in der Stadt,<br />

alles, was es für den gelungenen Portugal-Urlaub braucht:<br />

pittoreske Kanäle im Zentrum, die ihr den Spitznamen<br />

»Venedig Portugals« einbrachten, eine mediterrane Küche,<br />

kilometerlange Strände und Dünen vor der Haustür und<br />

das ganze Jahr über viel Sonnenschein. Remmidemmi<br />

ist hier nur im August, wenn das ganze Land Ferien hat<br />

und mit Kind und Kegel die Küste einnimmt. Die Anreise<br />

ist bequem: Wer von Lissabon herkommt, ist mit dem<br />

Auto zweieinhalb Stunden unterwegs. Von Porto aus ist<br />

es sogar nur weniger als eine Stunde. Auch die Zugverbindungen<br />

sind exzellent: Von beiden Städten aus muss<br />

man nicht einmal umsteigen, wenn man sich nach Aveiro<br />

aufmacht.<br />

Diese Vorzüge locken vor allem Individualtouristen<br />

an. All-inclusive-Bunker gibt es hier nicht. Abschalten,<br />

die Natur und das Meer genießen, das ist das Credo der<br />

meisten Touristen. Auch für mich. Es ist Samstagmittag,<br />

Miguel zeigt mir den Strand in Barra. Als wir ankommen,<br />

haben schon Dutzende Besucher ihr Refugium abgesteckt.<br />

Familien packen ihre Kühltaschen und Decken<br />

aus, zwei Pärchen spielen unter Gejohle Frisbee, ein paar<br />

männliche Jugendliche wagen sich mit einem Surfbrett<br />

aufs Wasser. In der Ferne treiben ein paar Segelschiffe<br />

winter/frühjahr sommer <strong>2024</strong> <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

73


»Wer die<br />

Geschichte<br />

Aveiros<br />

verstehen<br />

möchte,<br />

kommt<br />

um den<br />

Bacalhau<br />

nicht<br />

herum.«<br />

über den Atlantik. Vielleicht sind es die vielen fröhlichen<br />

Menschen, vielleicht ist es das Meer, aber meine Tristesse<br />

über den bevorstehenden Herbst ist wie weggepustet.<br />

Dass Miguel und ich mit dem Fahrrad von Aveiro aus<br />

hergeradelt sind, war eine gute Idee. Fast könnte man sagen,<br />

der Weg war das Ziel unserer gemächlichen 60-Minuten-Tour:<br />

Entspannt ging es vorbei an Lagunen und<br />

Sümpfen, in denen sich Flamingos, Störche und Reiher<br />

tummeln. An den Salinen von Aveiro, auf denen noch<br />

heute fleißige Arbeiter Salz produzieren. Und an den großen<br />

Kai-Anlagen der einst florierenden Hochseefischerei.<br />

Noch heute legen die verrosteten Schiffe im Hafen Zeugnis<br />

davon ab.<br />

»Von Ílhavo, einer Kleinstadt vor den Toren Aveiros,<br />

segelten die Schiffe in den Nordatlantik und ins Nordpolarmeer.<br />

Die Portugiesen waren seinerzeit die Ersten,<br />

die Kabeljau vor der Küste Neufundlands fischten«, erzählt<br />

Miguel wenig später, als wir auf der Avenida dos<br />

Bacalhoeiros im Nachbarort Gafanha da Nazaré einen<br />

Zwischenstopp einlegen. Hier wird unter einer Brücke<br />

Wandmalerei gezeigt, die der Künstler António Conceição<br />

mit viel Liebe zum Detail angefertigt hat. Sie stellt<br />

die verschiedenen Phasen des Kabeljaufangs dar – und ist<br />

vor allem eine Hommage an die Frauen, die oft auch in<br />

der Kabeljauindustrie arbeiteten.<br />

»Wer die Geschichte Aveiros verstehen möchte, kommt<br />

um den Bacalhau nicht herum«, sagt Miguel. Seinen An-<br />

Bildschön gestrandet:<br />

Rund um Aveiro haben<br />

Besucher drei wunderschöne<br />

Strände zur Auswahl – wie den<br />

Dünenstrand von São Jacinto.<br />

74


EUROPA | Aveiro<br />

fang nahm die Geschichte des Kabeljaus zu Beginn des<br />

16. Jahrhunderts als eine Expedition portugiesischer<br />

Seeleute auf dem vermeintlichen Weg nach Indien den<br />

Fischreichtum vor der Küste Neufundlands entdeckte. Es<br />

war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Mehrere Hundert<br />

Schiffe stachen in der Folgezeit in See und bescherten<br />

der Region mit ihren Fängen Wohlstand. Die Verarbeitung<br />

des Kabeljaus begann schon auf den Schiffen,<br />

auf denen er gleich nach dem Fang gesalzen wurde. So<br />

blieb der Kabeljau lange haltbar und behielt sein Aroma.<br />

Zurück in der Region Aveiro wurde der Fisch vom Salz<br />

befreit und anschließend im Freien getrocknet. Bis heute<br />

steht der Bacalhau ganz oben auf den Speisekarten der<br />

Restaurants in ganz Portugal.<br />

Wer sich während seines Aveiro-Besuchs lieber am<br />

Strand in der Sonne brutzeln lassen möchte, hat die Qual<br />

der Wahl. Neben dem Strand in Barra lockt der im benachbarten<br />

Dorf Costa Nova. Hauptattraktion ist hier für<br />

viele aber nicht der Strand, sondern die mit kunterbunten<br />

Streifen bemalten Häuser. Die Häuser mit den spitzen<br />

Giebeln dienten den lokalen Fischern einst als Lager-,<br />

später dann als <strong>Sommer</strong>häuser. Als wir dort einen Zwischenstopp<br />

einlegen, posieren bereits viele junge Touristen<br />

vor den Häuschen und sammeln neues Futter für die<br />

nächste Instagram-Story. »Der Grund für die farbenfrohe<br />

Dekoration war allerdings nicht, dass unter den Fischern<br />

unentdeckte Künstler am Werk waren«, erzählt Miguel<br />

schmunzelnd. Vielmehr hatte die Bemalung einen ernsten<br />

Hintergrund: Bei Nebel erleichterte die farbige Markierung<br />

den Seeleuten die Orientierung und half ihnen,<br />

ihr eigenes Häuschen zu finden. Inzwischen wurden die<br />

meisten von ihnen in Urlaubsdomizile umgewandelt.<br />

Die Versuchung ist groß, nur an den Küsten von Barra<br />

und Costa Nova zu bleiben. Besonders für diejenigen,<br />

die sich im Urlaub einfach nur den ganzen Tag am Strand<br />

in der Sonne fläzen wollen. Aber es ist das Zentrum<br />

Aveiros, das einen Besuch so besonders macht. Die Stadt<br />

wirbt – nicht ganz unbescheiden – damit, das »Venedig<br />

Portugals« zu sein. Die passende Kulisse dafür bieten die<br />

kilometerlangen Kanäle, die die Stadt durchziehen. Auf<br />

diesen spielen die »Moliceiros« die Hauptrolle. Die eigenwillig<br />

geformten und fantasievoll – zuweilen auch frivol<br />

– bemalten Boote sind die Hauptattraktion der Stadt. Im<br />

Stundentakt trudeln auf der Rua do Clube dos Galitos die<br />

Reisebusse ein, vollgepackt mit Tagestouristen, die einmal<br />

die portugiesische Venedig-Gondelversion auf dem<br />

Kanal erleben wollen.<br />

Aber was hat es mit den Booten auf sich? »Früher<br />

holten die Besatzungen der Boote Algen aus dem Wasser<br />

der Lagune, die getrocknet und als Dünger in der Landwirtschaft<br />

verwendet wurden«, erzählt Miguel. Jahrzehntelang<br />

fristen sie in der Folge ein trauriges Dasein, bis vor<br />

ein paar Jahren ein gewiefter Geschäftsmann auf die Idee<br />

kam, den Booten ein frisches Antlitz zu verleihen, um<br />

damit Besucher durch die Kanäle zu tuckern. Heute glänzen<br />

die Boote wie nagelneu und chauffieren die Touristen<br />

vorbei an den imposanten Fassaden der Häuser aus der<br />

Zeit der Jugendstilarchitektur. Hingucker sind die kunstvollen<br />

Schmiedearbeiten und elegant geformten Balkone.<br />

Eines der schönsten Gebäude beherbergt ein liebevoll gestaltetes<br />

Jugendstilmuseum.<br />

Nur wenige Meter vom Kanal entfernt, können sich<br />

Besucher an einer süßen Verführung versuchen, für die<br />

die Stadt in Portugal bekannt ist: den Ovos Moles (»weiche<br />

Eier«). Die süße Spezialität aus triefend viel Eigelb<br />

und Zucker wird nahezu in jeder Konditorei in der Stadt<br />

angeboten. Der Ursprung der Ovos Moles reicht bis ins<br />

16. Jahrhundert zurück, lange vor der Gründung der<br />

Stadt. Einer der Legenden zufolge stammt die Rezeptur<br />

von einer Nonne aus einem Kloster. Erste Adresse in<br />

Aveiro, um die Kalorienbombe zu naschen, ist die Confeitaria<br />

Peixinho in der Rua de Coimbra im Zentrum. Sie<br />

wirbt damit, die älteste Konditorei der Stadt zu sein, die<br />

Ovos Moles backt.<br />

Und das hat sich herumgesprochen: Im kleinen Verkaufsraum<br />

drängeln sich Touristen aus aller Welt. Ein<br />

wildes Sprachengewirr durchhallt den Raum. Alle wollen<br />

sie die Leckerei probieren. Kein Wunder, es duftet verführerisch.<br />

Angeboten werden sie in vielen Variationen,<br />

mit Sahne, Pudding, Schokolade oder Hafer. Da ist für<br />

jede Naschkatze etwas dabei. Mitarbeiterin Sónia reicht<br />

Bitte durchstreifen: das<br />

benachbarte Dorf Costa Nova<br />

mit seinen bunten Häusern.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

75


EUROPA | Aveiro<br />

mir eine traditionelle Version der Ovos Moles. »Wir backen nach dem jahrhundertealten<br />

Originalrezept«, sagt Sónia. Verraten wird das natürlich nicht<br />

– da kann ich noch so sehr meinen Och-bitte-ich-sage-auch-nichts-weiter-<br />

Blick aufsetzen ...<br />

Ich bin jetzt hungrig wie ein Wolf und möchte meine Ovos Moles so<br />

schnell wie möglich verputzen. Ein feines Plätzchen dazu bietet sich unten<br />

am Kanal. Meine Ovos Moles wecken die Neugier anderer Touristen. Ein<br />

amerikanisches Pärchen, mit dem ich ins Gespräch komme, will wissen,<br />

was ich denn da in der Hand habe. Die Blicke der beiden signalisieren mir,<br />

dass sie nur zu gern ein Stückchen davon haben möchten. Das aber kommt<br />

nicht in die Tüte. Dieser Moment gehört mir ganz allein. Hmmm ... Das zergeht<br />

auf der Zunge. Die Ovos Moles sind eine echte »delicia«, wie sie hier in<br />

Portugal sagen. Nach dem ersten Bissen nehme ich mir vor, Nachschub für<br />

die Heimreise zu besorgen.<br />

Aber erst einmal verweile ich noch ein halbes Stündchen allein am Ufer.<br />

Beobachte amüsiert die Touristen, die in den »Moliceiros« im Minutentakt<br />

vorbeiziehen und alle möglichen Verrenkungen machen, um das perfekte<br />

Selfie zu schießen. Und wenn dann plötzlich die Sonne aus den Wolken<br />

hervorlugt und die Kanäle samt Jugendstilhäusern in eine kleine Märchenkulisse<br />

verwandelt, dann weiß ich: Es war eine feine Idee, den <strong>Sommer</strong> in<br />

Aveiro zu verlängern.<br />

Einer geht<br />

noch: die Ovos<br />

Moles sind ein<br />

Hochgenuss<br />

INFO<br />

ANREISE Lufthansa, Eurowings, Tap Air<br />

Portugal und Ryanair fliegen von vielen<br />

deutschen Flughäfen direkt zum Francisco<br />

Sá Carneiro Airport in Porto. Von dort fahren<br />

Busse ins Stadtzentrum Portos zum Bahnhof<br />

Porto-Campanhã. Anschließend geht es mit<br />

dem Zug in etwas mehr als einer Stunde nach<br />

Aveiro. Alternativ mit einem Mietwagen vom<br />

Flughafen über die Autobahn in rund einer<br />

Stunde nach Aveiro.<br />

ÜBERNACHTEN Hotel Moliceiro, Rua Doutor<br />

Barbosa de Magalhães 15/17, 3800-154<br />

Aveiro. Vier-Sterne-Hotel im Jugendstil, direkt<br />

vor dem Park Jardim do Rossio und dem Canal<br />

Central im Zentrum der Stadt gelegen. Preis<br />

pro Zimmer pro Nacht ab € 115 im Winter und<br />

ab € 180 im <strong>Sommer</strong>. www.hotelmoliceiro.pt<br />

RESTAURANTS Das Restaurant Cais do Pescado<br />

am Mercantéis-Kanal ist der ideale Ort<br />

für alle, die Fisch und Meeresfrüchte lieben.<br />

Untergebracht ist das angesagte Restaurant in<br />

einem historischen Gebäude und bietet eine<br />

gemütliche Atmosphäre. Die Dekoration ist<br />

von den Elementen des Meeres inspiriert. Auf<br />

der Speisekarte finden sich portugiesisches<br />

Soulfood wie Bacalhau à Brás – und als Nachspeise<br />

natürlich die berühmten Ovos Moles<br />

nach Art des Hauses. https://sorrisoseaplausos.pt/cais-do-pescado/<br />

UNTERWEGS Wer kein E-Bike benötigt, kann<br />

sich in Aveiro zwischen zehn und 19 Uhr<br />

kostenlos ein Fahrrad ausleihen. An den sogenannten<br />

BUGA-Stationen stehen insgesamt<br />

rund 250 Fahrräder bereit. Nach der Registrierung<br />

erhält man den Zugangscode.<br />

https://buga.cm-aveiro.pt/<br />

Wer ein E-Bike oder ein auf die eigenen<br />

Bedürfnisse zugeschnittenes Fahrrad möchte,<br />

schaut im familiengeführten Geschäft<br />

BICLARIA - Bike Rental & Tours vorbei.<br />

www.biclaria.pt<br />

INFOS Viele weitere nützliche Informationen<br />

über Aveiro und die Region hält die Website<br />

von Center of Portugal bereit.<br />

https://centerofportugal.com<br />

Fotos: BooFamily/Shutterstock.com, Ricardo Resende, Hector Martinez, rfranca/Shutterstock.com<br />

76<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


HOTEL<br />

IRIS FÜR<br />

DIE IRIS<br />

Wenn einen auf Reisen die<br />

Müdigkeit überfällt: Die<br />

»Ethno Floral Eyemask«<br />

von Simone Bruns fühlt<br />

sich kuschelweich an und<br />

verdeckt gekonnt Licht und<br />

Mit<strong>reisen</strong>de. € 119<br />

OBEN OHNE<br />

Einziehen in ein Haus zum Ausziehen. Zumindest auf Zeit.<br />

Die Cabin Anna ist das innovativste und schönste Tiny House,<br />

das es derzeit gibt. Bei Sonnenschein einfach öffnen, bei<br />

schlechtem Wetter im Handumdrehen zuziehen. Drinnen und<br />

draußen verschmelzen und es scheint, als wohne man mitten<br />

in der Natur. Die Anforderung für den Kauf (es gibt nur<br />

zehn Stück): Die Hütte muss im Grünen stehen. Wer sich<br />

die stolzen 437.000 Euro (ohne Versand und Aufbau wohlgemerkt)<br />

nicht leisten kann: Der Prototyp und fünf weitere<br />

Cabins stehen auf dem niederländischen Campingplatz Hartje<br />

Groen und können gemietet werden. www.cabin-anna.com<br />

POOLPOSITION<br />

Das neue Haus von Hotelier<br />

Dakis Joannou tanzt aus der<br />

Reihe. Er wollte mit dem<br />

Noūs Santorini ein Hotel<br />

schaffen, das keine Aussicht<br />

auf die Caldera braucht und<br />

dennoch absolutes Inselerlebnis<br />

bietet. Das Herzstück<br />

der griechischen Herberge ist<br />

ein 50 Meter langer L-förmiger<br />

Infinitypool. Die Zimmer,<br />

Suiten und Bungalows sind<br />

ebenfalls in einem klaren,<br />

modernen Stil gehalten,<br />

mit viel Wärme in Form von<br />

organischen Materialien und<br />

Plüschbetten. Hinzu kommt<br />

ein Spa, das sämtliche Wellnessträume<br />

erfüllt. Ab € 314<br />

die Nacht im DZ,<br />

www.yeshotels.gr<br />

Fotos: Cabin Anna (2), PR (2)<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 77


HOTEL<br />

EINE<br />

VILLA<br />

AM<br />

MEER<br />

Poolposition: Orte zum Abhängen gibt es in der<br />

Fincadelica Xarraca reichlich – einer stilvoller als<br />

der andere!<br />

78<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


text<br />

Marie Tysiak<br />

Im ruhigen Norden der Baleareninsel Ibiza hat dieses Frühjahr<br />

nach aufwendigen Renovierungen die Fincadelica Xarraca eröffnet.<br />

Die Villa thront mächtig und verspielt zugleich auf den Felsen über<br />

der kleinen, gleichnamigen Bucht. Platz bietet das Luxus-Hideaway<br />

für bis zu 20 Personen. Wer sich einmal wie ein echter Promi fühlen<br />

möchte, lädt all seine Liebsten ein und genießt auf 3.000 Quadratmetern<br />

Privatsphäre die spanische Mittelmeersonne in der schönsten<br />

Villa am Meer. Redakteurin Marie Tysiak hat vorgetestet und gleich<br />

ein paar Alternativen an anderen Orten im Gepäck.<br />

FINCADELICA XARRACA Ibiza<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

79


HOTEL<br />

Die Niederländerin Carmen<br />

Straatsma kam eher zufällig zu<br />

ihrem neuen Job als Innenarchitektin.<br />

Die Villa in Xarraca<br />

ist eines ihrer ersten Projeket –<br />

doch der Mix aus Vintage-<br />

Fundstücken mit modernen<br />

Designelementen lässt die<br />

schönsten Boho-Träume<br />

wahr werden.<br />

WO (DESIGN-)TRÄUME WAHR WERDEN<br />

EINE STÜRMISCHE BEGRÜSSUNG<br />

Ein knorriger Gigant von Olivenbaum begrüßt mich im<br />

Rondell vor dem Haus wie eine alte Bekannte. Der Wind<br />

peitscht mir den Regen ins Gesicht – schnell schlüpfe ich<br />

durch den Torbogen und die gigantische Glastür. Brr, das<br />

hatte ich mir anders vorgestellt Mitte Februar auf Ibiza!<br />

Doch das Innere des Hauses empfängt mich hingegen<br />

warm. Es fühlt sich ein wenig an, als stünde ich in einem<br />

Traum. Alles ist in einem hellen Beige gehalten, die Wände,<br />

die Decke – sogar der Boden. Kanten gibt es keine, dafür<br />

sind alle Ecken abgerundet. Einzig eine große, verspielte<br />

Lampe, umschlungen von einem Geflecht aus dünnen<br />

Ästen, baumelt von der Decke und wirft den runden Raum<br />

in ein wohliges Licht. Ich stehe im Flur der Villa Fincadelica<br />

Xarraca, von hier führen in alle Winkel des Hauses<br />

Treppen und Türen zu einigen der neun Schlafzimmer. Die<br />

anderen Räumlichkeiten verteilen sich auf mehreren Ebenen<br />

und Türmen über das 3.000 Quadratmeter große Areal<br />

– ein wahres Labyrinth. Abgerundete Treppenstufen geleiten<br />

mich nun durch einen hellen Tunnel hinab ins Herz des<br />

Hauses, meine Hand gleitet sanft über das kurvige Messing,<br />

das als Treppengeländer dient.<br />

EIN OFFENES GEHEIMNIS<br />

Ein großformatiges Gemälde und ein weiteres Kunstwerk<br />

in Form einer überdimensionalen Sanduhr, die perfekt<br />

platziert den Flur der unteren Etage schmücken, weisen<br />

mir den Weg. Durch die Bibliothek, wo plötzlich jedes einzelne<br />

wunderschöne Möbelstück und jeder einzelne ästhetische<br />

Bildband im Bücherregal um meine Aufmerksamkeit<br />

buhlen, gelange ich in den Wohn- und Essbereich. Anstelle<br />

von Türen führen großzügige Torbogen Raum für Raum<br />

weiter, kreisrunde Öffnungen in den Wänden verbinden<br />

alles miteinander und lassen das Licht seine eigenen Wege<br />

durch das Haus wandeln. Das fällt durch die große Fensterfront<br />

großzügig herein, hinter der das Meer wild im Sturm<br />

braust. Klare Trennungen, Ecken oder Kanten sucht man in<br />

der verspielten Villa vergebens!<br />

Ich stehe in der unglaublich ästhetischen, wahr gewordenen<br />

Vision der Innenarchitektin Carmen Straatsma. Die<br />

Niederländerin wurde gleich zu Beginn der Renovierungen<br />

in den Prozess involviert – und hat im wahrsten Sinne des<br />

Wortes in diesem Haus, das vorher lange im Privatbesitz<br />

eines deutschen Geschäftsmanns war, Mauern versetzt.<br />

Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Der Mix<br />

aus handverlesenen Vintage-Pieces, Designklassikern aus<br />

aller Welt und Schmuckstücken von unbekannten Manufakturen,<br />

die Carmen einfach berührt haben, harmoniert so<br />

perfekt, dass der Begriff »instagrammable« für das Innere<br />

der Fincadelica Xarraca eine Untertreibung ist. Ich wusste<br />

nicht, dass es solch wahnsinnig schöne Dinge auf dieser<br />

Welt gibt. Jeder Gegenstand, der mit Bedacht sorgfältig gewählt<br />

wurde, könnte sicher seine ganz eigene Geschichte<br />

erzählen. Da ist es gar nicht schlimm, dass es heute den<br />

Rest des Nachmittags stürmen soll und ich es mir auf den<br />

stilvollen Loungesofas vor dem Kamin gemütlich machen<br />

und in den Büchern schmökern kann. Vielleicht schaue ich<br />

später noch einen Film auf dem gigantischen Smart-TV, das<br />

sich samt kuschelweicher Sitzkissen im Club-Room mit<br />

Blick auf den tosenden Ozean befindet.<br />

VON DER SONNE GEWECKT<br />

Kein Weckerklingeln. Stattdessen werde ich heute sanft<br />

vom leichten Rauschen der Wellen und dem Licht, das<br />

großzügig in mein Zimmer fällt, geweckt. Über Nacht<br />

habe ich absichtlich die Balkontür aufgelassen, um die mediterrane<br />

Brise hereinzulassen. Etwas tanzt vor meinem<br />

geschlossenen Augenlid. Die Sonne! Ich bin sofort hellwach.<br />

Der Sturm von gestern, der dem Meer etwas Wildes<br />

und dem Haus unglaubliche Gemütlichkeit verliehen hat,<br />

ist vorbei. Jetzt stehe ich auf dem kleinen französischen<br />

Balkon meines Zimmers im runden Turm und schaue ins<br />

Blau. Blauer Himmel, blaues Meer, blauer Pool. Die zarte<br />

Frühlingssonne im Norden der Baleareninsel wärmt sogar<br />

schon am Morgen meine nackten Füße. Unter mir die rot<br />

gestreiften Liegen mit Retrocharme um den – wie könnte<br />

es anders sein – abgerundeten Pool, Palmen wanken<br />

leicht im heute schwachen Wind. Dahinter erstreckt sich<br />

der Strand, meditativ rollen die Wellen heran, die mich so<br />

sanft geweckt haben. Heute wird ein Pool- und Strandtag –<br />

ganz klar! Doch erst einmal: Frühstück!<br />

80<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


BLAUER HIMMEL,<br />

BLAUES MEER,<br />

BLAUER POOL.<br />

HEUTE WIRD<br />

AM POOL GECHILLT –<br />

GANZ KLAR!<br />

81


HOTEL<br />

MIT IHREM BEIGEN, FRISCHEN ANSTRICH,<br />

DEN KLEINEN, VERSPIELTEN FENSTERN<br />

UND ABGERUNDETEN ECKEN ERINNERT<br />

DIE FINCADELICA XARRACA AN EINE<br />

LEBENSGROSSE SANDBURG.<br />

82


Feurig: Der israelische<br />

Koch Avi Razon versteht<br />

sein Handwerk – so wie<br />

hier beim BBQ-Lunch.<br />

Seine mediterranen<br />

Köstlichkeiten durften<br />

schon Staatschefs,<br />

Spitzensportler und<br />

Weltstars genießen,<br />

wie der Instagram-<br />

Account verrät.<br />

EIN HIDEAWAY MIT PROMI-POTENZIAL<br />

ABER BITTE MIT PRIVATKOCH!<br />

Ein Frühstücksservice samt Pancakes, frisch gepresstem<br />

Orangensaft, Avocadotoast, Eggs Benedict, frischem Joghurt<br />

oder auch einfach einem butterweichen Croissant<br />

mit frischem Latte macchiato ist immer in der Miete der<br />

Fincadelica Xarraca enthalten. Im Bademantel – schließlich<br />

nächtige ich in meiner privaten Villa – suche ich meinen<br />

Weg in die Gemeinschaftsräume. Auf Wunsch kocht auch<br />

gerne ein Privatkoch die gesamte Zeit für die Gäste der Villa.<br />

Wenn man Glück hat, ist der Israeli Avi Razon verfügbar<br />

(Fincadelica vermittelt gerne). Denn der junge Koch ist<br />

nicht nur unglaublich sympathisch und kauft seine Zutaten<br />

frisch auf den Märkten der Insel – er weiß auch, die Gäste<br />

nach Strich und Faden mit seinen köstlichen Gerichten zu<br />

verwöhnen. Das volle Potenzial seiner Künste, besonders<br />

der israelischen Küche, hat Avi gestern schon bei hausgeschmortem<br />

Lamm mit Tahin und geröstetem Blumenkohl<br />

zum Besten gegeben!<br />

Der fruchtige Aperitivo schmeckt köstlich, die Sonne geht<br />

gerade dramatisch hinter der felsigen Küste unter, das<br />

tief stehende Licht taucht die Kakteen rund um die Sunset-Terrasse<br />

in diese mediterrane Wärme, wie es sie so nur<br />

am Mittelmeer zu finden gibt. Gerade habe ich eine sehr<br />

wohltuende Yoga-Session im Club Room absolviert. Kurzerhand<br />

wurde die Bar mit Räucherstäbchen dekoriert und<br />

der Billardtisch für den Moment zur Seite geschoben und<br />

eine der besten Yoga-Lehrerinnen der Insel hatte genug<br />

Platz für einen kleinen Kurs für die Gäste der Villa. Mein<br />

Körper und Geist fühlten sich seit Jahren nicht so gut. Ja,<br />

der Luxus in der Fincadelica Xarraca ist tiefenentspannend.<br />

Echtes Runterkommen ohne viel Bling-Bling. Genau dieser<br />

»Barefoot Luxury« ist es, den immer mehr Menschen suchen<br />

– und den man im Norden von Ibiza findet. Im Kreis<br />

seiner Liebsten einen unvergesslichen Urlaub verbringen,<br />

bei dem die Zeit stillsteht. Denn, wenn ich eines im Leben<br />

lerne, dann ist es doch, dass Zeit zusammen das Kostbarste<br />

ist. Man merkt nicht einmal, wie man in diesen Momenten<br />

Erinnerungen für die Ewigkeit schafft. Und dafür kann<br />

ich mir keinen schöneren Ort vorstellen als die Fincadelica<br />

Xarraca, die schönste Sandburg am Meer.<br />

Fotos: Federico Luraghi (6), Marie Tysiak (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />

EINE LEBENSGROSSE SANDBURG<br />

Erschöpft von einer vormittäglichen Runde SUP, bei der<br />

ich die kleinen Höhlen in den Klippen erkundet habe, fläze<br />

ich im weichen Sand. Die Fincadelica Xarraca thront zur<br />

Rechten der kleinen Bucht auf den rauen Felsen, zu deren<br />

Füßen ein paar einsame Fischerboote vor Anker liegen.<br />

Von hier unten wirkt das Anwesen noch eindrucksvoller.<br />

Die verschiedenen Ebenen fügen sich zu einem magischen<br />

Ganzen, hier und da ragt ein Kaktus dazwischen empor.<br />

Und mittendrin der rustikale, so Ibiza-typische Turm, in<br />

dem sich auf der obersten Etage mein kreisrundes Zimmer<br />

befindet. Mit ihrem beigen, frischen Anstrich, den kleinen,<br />

verspielten Fenstern und abgerundeten Ecken erinnert die<br />

Fincadelica Xarraca an eine lebensgroße Sandburg. Der<br />

Duft von BBQ steigt mir in die Nase, ich erinnere mich,<br />

dass Avi heute angekündigt hat, im mediterranen Garten<br />

zum Lunch zu grillen! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen<br />

und nehme die wenigen Stufen des privaten Beach-Zugangs<br />

zur Villa hinauf.<br />

INFO<br />

Die Villa in Xarraca ist die zweite Villa der The Fincadelica<br />

Collection, beide stehen im Norden der Insel Ibiza und sind<br />

jeweils nur komplett zu mieten. Hier werden alle Wünsche wahr,<br />

ob Familienzusammenkunft, Geburtstag, Zeit mit Freunden,<br />

privates Yoga-Retreat oder die Feier deines Lebens. Mitgründerin<br />

und Ibiza-Expertin Serena Cook organisiert mit Liebe zum<br />

Detail alles, was drum herum gewünscht wird. Neun Schlafzimmer<br />

(eines davon ein Familienzimmer) bieten Platz für bis zu 20<br />

Personen. Auf 3.000 Quadratmetern mit privatem Strandzugang,<br />

eigenem Pool (unbeheizt) und Kaminen in jedem Zimmer<br />

bietet die Villa genug Platz für reichlich Privatsphäre und ist das<br />

ganze Jahr verfügbar. Die gesamte Villa Fincadelica Xarraca<br />

kostet für eine Woche ab ca. € 70.000 (in der Nebensaison) für<br />

alle 20 Personen, inklusive House Manager, Ansprechpartner<br />

vor Ort, Frühstücksservice und Reinigung. Ein Koch und weitere<br />

Services können gern hinzugebucht werden.<br />

Für Buchungen: reservations@fi ncadelica.com<br />

www.fi ncadelicaibiza.com<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

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DREI AUF EINEN STREICH<br />

Vals, Schweiz, vier bis acht Gäste<br />

Im Osten der Schweiz, nahe des schnuckeligen Bergdorfs Vals im Kanton Graubünden, liegen die Ferienhäuser der Familie<br />

Zumthor auf 1.526 Metern. Ja – die Familie des berühmten Architekten Peter Zumthor. Er hat die drei Holzchalets Oberhus, Unterhus<br />

und Türmlihus (zwischen 130 und 160 Quadratmetern) höchstpersönlich entworfen. Sie versprühen dementsprechend die puristische<br />

Gemütlichkeit, die wir von dem Stararchitekten gewohnt sind. Komplett aus Holz und mit bodentiefen Fenstern fühlt man<br />

sich sofort mit der umliegenden Bergwelt verbunden. Im <strong>Sommer</strong> lädt die Terrasse mit Blick auf die Gipfel zum Frühstücken an der<br />

frischen Luft ein, im Winter das Sofa vor dem Kamin. Zwei – oder je nach Ferienwohnung drei – Schlafzimmer bieten ausreichend<br />

Platz für die ganze Familie. Egal ob im <strong>Sommer</strong> zum Wandern, Radfahren und Bummeln oder im Winter zum Skifahren (die Skipiste<br />

von Gadastatt liegt direkt an den Ferienhäusern!) – in diesen luxuriösen Chalets entflieht man garantiert dem Alltag. Das Türmlihus<br />

kommt zudem mit eigener Sauna daher! Einen kleinen Haken gibt es nur: Man mag einfach nicht mehr fort! Übrigens liegt am Fuß<br />

des Berges in Vals die wunderschöne Therme, die ebenfalls von Peter Zumthor entworfen wurde.<br />

Eine Woche kostet in der Nebensaison ab etwa € 3.100. https://zumthorferienhaeuser.ch<br />

VALS<br />

Fotos: Ralph Feiner (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />

84<br />

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sommer <strong>2024</strong>


Purismus trifft Panorama: Bodentiefe Fenster geben von allen Winkeln der Häuser den Ausblick auf die Berge frei.<br />

Dass in der Schlichtheit die Schönheit liegt, dafür ist der berühmte Schweizer Architekt Peter Zumthor bekannt.<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 85


MEDITERRANES GLÜCK HOCH ZWEI<br />

Sizilien, Italien, vier Gäste<br />

Der Duft von frischen Zitronen, historische Trockenmauern um Olivenhaine und überall verwinkelte Ecken,<br />

an denen man sich niederlassen kann: Die Finca Nido d’Estia ist ein wahr gewordener Mittelmeertraum. Im<br />

Süden von Sizilien gelegen, ist dieses Ferienhaus de luxe perfekt für eine Familie mit zwei Kindern – dank eines<br />

Doppelzimmers und eines Zweibettzimmers. Ein wunderschön gestalteter Pool im Garten oder der nahe Strand<br />

sorgen für Abkühlung an warmen <strong>Sommer</strong>tagen, einzigartige Altstädte wie in Ragusa, Scicli oder Modica locken<br />

am lauen Abend für einen Bummel, wobei man die Villa eigentlich gar nicht verlassen mag: schattige Liegestühle<br />

zwischen Johannisbrotbäumen, das kristallblaue Wasser des Pools, das rustikale und dabei doch sehr<br />

farbenfrohe Gebäude, gemütliche Loungemöbel – hier ist man im Urlaub! Und dank der hohen Gewölbedecken<br />

und der zwei Badezimmer hat eine vierköpfige Familie hier mehr als genug Platz. Es darf gern noch größer sein?<br />

Kein Problem. Gleich nebenan liegt die große Schwester, Masseria d’Estia. Um all seine Liebsten mitzubringen,<br />

können auch beide Villen gerne gemietet werden.<br />

Eine Woche im Nido d’Estia für bis zu vier Gäste kostet ab € 3.320 pro Woche.<br />

Eine Woche im Masseria d’Estia für bis zu zehn Gäste kostet ab € 5.560 pro Woche.<br />

www.thethinkingtraveller.com/italy/sicily/villas/nido-d-estia<br />

www.thethinkingtraveller.com/italy/sicily/villas/masseria-d-estia<br />

Fotos: Benedetto Tarantino (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />

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sommer <strong>2024</strong>


SIZILIEN<br />

Die Finca Nido d Estia mit eigenem Pool im Süden<br />

von Sizilien ist der perfekte Mittelmeer-Traum für<br />

eine vierköpfige Familie.<br />

herbst 2020 87


SAU<br />

WOHNEN, WO DER WEIN WÄCHST<br />

Sausal, Österreich, zwei bis vier Gäste<br />

Weinliebhaber aufgepasst! Im luxuriösen Feriendomizil Liebstöckl<br />

Sausal von PURESLeben in Alleinlage südlich von Graz in der<br />

Steiermark wohnt ihr gleich zwischen den Weinbergen an der<br />

Sausaler Weinstraße. Wirklich, mehr Weinblick geht nicht, denn<br />

zu allen Seiten führen die Reben malerisch den Berg hinunter. Die<br />

190 Quadratmeter auf zwei Etagen sind modern eingerichtet, Holz,<br />

Glas und Samt fügen sich stilvoll zusammen. In den Boxspringbetten<br />

der drei Schlafzimmer mit je eigenem Bad schläft es sich<br />

vorzüglich! Gemütliche Sofas und Schaukelstühle in gleich mehreren<br />

Wohnbereichen, ein großräumiger Patio mit Pool bieten genug<br />

Freiraum für eine Familie, Freundesgruppe oder zwei befreundete<br />

Paare. Eine voll ausgestattete Küche lädt zu ausgedehnten Kochabenden<br />

ein und vor dem frei schwebenden Kamin lässt sich der<br />

ein oder andere edle Tropfen der Region genießen. Auch eine<br />

private Sauna gehört zum Inventar und ein eigener Weingarten<br />

mit 1.000 Quadratmetern umgibt das Hideaway. Hier lässt es sich<br />

also zu jeder Jahreszeit herrlich urlauben. Prost!<br />

Bitte Platz nehmen: In der luxuriösen<br />

Ferienwohnung Liebstöckl<br />

Sausal kann man es sich zu jeder<br />

Jahreszeit gemütlich machen. Und<br />

dazu ein Gläschen Wein gleich aus<br />

der Region trinken – mit Blick auf<br />

die Weinreben. Hach.<br />

Eine Woche kostet ab etwa € 5.000. PURESLeben verfügt über<br />

viele weitere Luxusferienhäuser in verschiedenen Größen in<br />

Österreich. www.liebstoeckl.com, www.puresleben.at<br />

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sommer <strong>2024</strong>


SAL<br />

MALLORCA<br />

Fotos: Günter Standl (2), Bella Residencia Immobilienverwaltungs GmbH (2), Kapreski/Shutterstock.com<br />

ZWISCHEN YACHTHAFEN UND<br />

GOLFPLÄTZEN AUF MALLORCA<br />

Mallorca, Spanien, maximal sechs Personen<br />

Wer es modern und clean mag, für den ist die Villa Riviera in<br />

Costa d’en Blanes im Südwesten von Mallorca der perfekte<br />

Rückzugsort. Ganz neu im Programm des Luxusferienhäuser-Anbieters<br />

The Private Hideaway, verdient diese 280 Quadratmeter<br />

große Villa auf zwei Ebenen mit gleich fünf Suiten<br />

diesen Titel absolut. Von der Veranda mit dem beheizbaren<br />

Salzwasserpool hat man einen herrlichen Blick auf das Meer<br />

und den umliegenden 1.000 Quadratmeter großen Garten.<br />

Eine Sauna sorgt zusätzlich für reichlich Entspannung – sowieso:<br />

Entschleunigung ist hier ein Leichtes! Der noble Yachthafen<br />

Puerto Portals für einen kleinen Segeltörn liegt nicht weit<br />

entfernt, auch einige Golfplätze finden sich in unmittelbarer<br />

Nähe. Mit dem inkludierten Elektro-Golfcart samt Straßenzulassung<br />

ist man schnell überall. Egal also, ob man lieber in den<br />

schnuckeligen Bars und Restaurants der Gegend einkehrt oder<br />

gemeinsam in der voll ausgestatteten Küche kocht – Freunde<br />

und Familien fühlen sich hier einfach wohl. Ein Conciergeservice,<br />

der bei allen Unternehmungen auf der Insel behilflich ist,<br />

und viele weitere Extras, wie zum Beispiel die Nutzung des<br />

Tennisplatzes, Fitnessstudios oder eine umfassende Baby- und<br />

Kinderausstattung, sind im Preis bereits enthalten.<br />

Eine Woche für maximal sechs Personen (plus Kinder und<br />

gegebenenfalls Personal) kostet ab € 5.978.<br />

www.theprivatehideaway.com/villa-riviera<br />

herbst 2020<br />

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HOTEL<br />

VON AUSSEN HUI,<br />

VON INNEN GIGANTISCH<br />

Jeder hat es schon einmal gesehen: das Trio aus silberglänzenden<br />

Hochhäusern, auf dem ein gigantisches Schiff zu ruhen scheint,<br />

das in Wahrheit der berühmteste Infinitypool der Welt ist. Redakteurin<br />

Marie Tysiak war zu Gast im Marina Bay Sands in Singapur,<br />

wo nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint.<br />

text<br />

Marie Tysiak<br />

MARINA BAY SANDS Singapur<br />

90<br />

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sommer <strong>2024</strong>


Alles im Blick: In der Ferne recken sich die<br />

bis zu 50 Meter hohen »Supertrees« gen<br />

Himmel, bepflanzt mit mehr als 700 Arten<br />

von Bromelien, Farnen und Orchideen. Sie<br />

sind Teil der »Gardens by the Bay«.<br />

Mein Hals ist verrenkt. Dennoch schaffe<br />

ich es nicht, meinen Kopf weit genug in<br />

den Nacken zu werfen, um vor dem Eingang<br />

das ganze Gebäude in den Blick zu<br />

nehmen. Das Marina Bay Sands, das seit<br />

2010 die Skyline von Singapur und die<br />

weltweite Hotellerie maßgeblich prägt, ist einfach zu groß.<br />

Ich schreite durch die Eingangstür unter Turm eins und<br />

stehe in der gigantischen Halle, die alle drei Türme verbindet.<br />

Architekt Moshe Safdie aus Boston hat hier eine wahre<br />

Meisterleistung innen wie außen geschaffen: Etage für<br />

Etage sind wie Spielkarten aufeinandergestapelt, das leicht<br />

geneigte Konstrukt wurde von einem Feng-Shui-Meister<br />

abgesegnet. In der Halle selbst befinden sich viele Pop-ups,<br />

allen voran die berühmte Patisserie Origin Bloom. Allein<br />

in der Eingangshalle kann man sich Tage aufhalten, wenn<br />

man jeden Shop und jedes Restaurant besucht.<br />

Ein Dutzend Rezeptionsschalter bedienen die Schlange<br />

der neu angekommenen Hotelgäste. Kein Wunder: Das<br />

Marina Bay Sands verfügt über rund 1.890 Zimmer, verteilt<br />

auf 55 Etagen in drei Türmen. Dank meines Premium-Services,<br />

der sehr zu empfehlen ist, dauert mein Check-in nur<br />

wenige Minuten (wer mag, kann auch einfach erst im Zimmer<br />

einchecken, ebenso steht ein Serviceteam per Whats-<br />

App den gesamten Aufenthalt zur Verfügung). Und schon<br />

stehe ich mit meiner Zimmerkarte, auf der die berühmteste<br />

Hotelfassade der Welt gedruckt ist, am Aufzug. Hier muss<br />

man gut aufpassen, welchen Lift man nimmt, schließlich<br />

sind die Türme nur ganz oben und ganz unten verbunden.<br />

Ich wohne für die kommenden zwei Tage in Turm eins, Etage<br />

9, Zimmer 960. Blick: direkt auf die Skyline.<br />

Mit dem Schließen der Aufzugtüren und der einkehrenden<br />

Ruhe stellt sich dieses wohltuende Gefühl ein,<br />

das gewisse Hotels ausstrahlen, die wahren Komfort und<br />

Klasse verstehen. Mit einem leichten »Klick« öffnet sich die<br />

Zimmertür meines Sands Premier Rooms. Beim Betreten<br />

schwingt automatisch der Vorhang auf und gibt wie versprochen<br />

den Blick auf die Skyline von Singapur frei. Wow.<br />

Doch das »Wow« gilt nicht nur der phänomenalen Aussicht,<br />

die sich dank der bodentiefen Fenster präsentiert.<br />

Auch das Innere des Zimmers des Marina Bay Sands kann<br />

sich sehen lassen. Was mich als Erstes an meinem Zimmer<br />

überrascht, ist die Größe: 5 Quadratmeter im Durchschnitt<br />

(das ist keine Suite, sondern eine Premium-Zimmer-Kategorie!).<br />

Die Badewanne ist groß genug für zwei,<br />

dazu eine Regendusche, mehrere breite Waschbecken und<br />

eine Spiegelfront. Hier könnte sich eine fünfköpfige Familie<br />

gleichzeitig frisch machen, ohne sich in die Quere zu<br />

kommen. Auch das kuschelweiche Bett wirkt fast wie ein<br />

Familienbett – hier verliert man schnell den Überblick, ob<br />

noch jemand anderes in der Luxus-Frette-Bettwäsche des<br />

Kingsizebetts liegt. Der Smart-TV (inklusive Netflix und<br />

Co.), der zu Movie-Nights mit Pizza vom Roomservice und<br />

Drinks der eigenen Cocktailbar einlädt, misst ein stolzes<br />

Maß von 75 Zoll. Soll heißen, der Fernseher ist so breit, wie<br />

ich groß bin. Auf so einem großen Fernseher habe ich tat-<br />

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91 91


HOTEL<br />

sächlich noch nie einen Film geschaut. Eigene Fitnessprogramme<br />

und unzählige Apps darauf machen das Gym im<br />

55. Stock fast überflüssig. Doch die Aussicht ist dort gigantisch,<br />

ebenso wie vom ausgezeichneten Banyan Tree Spa.<br />

Gigantisch lässt sich auf das gesamte Marina Bay Sands<br />

übertragen. Denn, was ich vorher nicht wusste: Zum Marina<br />

Bay Sands gehören nicht nur die drei Hochhäuser samt<br />

Aussichtsplattform und Pool auf der Cé La Vi SkyBar – und<br />

das vorgelagerte Einkaufszentrum The Shoppes at Marina<br />

Bay Sands samt 270 Shops und Restaurants (sehr zu<br />

empfehlen: Bread Street Kitchen von Gordon Ramsay!),<br />

Shopping-Conciergeservice und sogar eigenen Kanälen,<br />

auf denen man im Stil von Venedig mit dem Boot herumschippern<br />

kann. Auch das berühmte Casino mit mehr als<br />

2.000 Automaten und 600 Spieltischen im Untergeschoss<br />

der Mall, ein Theater, ein Kino, das ArtScience Museum<br />

mit spannenden digitalen Ausstellungen in dem Gebäude<br />

in Form einer weißen Lotusblüte und eben über 80 (!) Restaurants<br />

für alle Geschmäcker (auch Wolfgang Puck hat ein<br />

Restaurant im Marina Bay Sands!) sind Teil des Resorts,<br />

das sich auf einer Fläche von mehr als 15 Hektar an die<br />

Mündung des Singapore Rivers schmiegt. Jeden Abend<br />

wird in der Bucht kostenfrei die schönste Fountain-Wasser-Show<br />

Spectra gezeigt und mit Musik untermalt.<br />

AUF DER HOHEN KANTE:<br />

IN 200 METERN HÖHE SCHWIMMEN DIE GÄSTE<br />

AUF AUGENHÖHE MIT DEN WOLKENKRATZERN.<br />

Fotos: Marina Bay Sands (3), Kapreski/Shutterstock.com<br />

92<br />

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sommer <strong>2024</strong>


Und wir haben noch nicht über den berühmtesten Ort<br />

im Hotelkomplex gesprochen: die Dachterrasse mit dem<br />

knapp 150 Meter langen größten Infinitypool auf einer<br />

Höhe von 200 Metern. Ich schlüpfe also in meinen Bikini,<br />

Flip-Flops und Bademantel. Der Aufzug bringt mich in<br />

Windeseile zur 57. Etage. Oben angekommen im Sands<br />

SkyPark staune ich nicht schlecht, dass hier mehr passiert<br />

als schwimmen und chillen. Denn auf der begrünten<br />

Dachterrasse, die über 300 Meter lang und dabei sehr<br />

schmal ist, finden sich Restaurants (das Rise ist perfekt<br />

fürs Frühstück!), Bars, ein Nachtclub und eben der gigantische<br />

Pool, der fast die gesamte Länge des Roofs einnimmt.<br />

Nicht so leicht, eine Liege zu ergattern. Um fünf<br />

Uhr am Nachmittag ist der Pool mehr als gut besucht, obwohl<br />

er ausschließlich den Hotelgästen vorbehalten ist.<br />

Ein Erlebnis. Dieser Pool, der dreifach olympische<br />

Maße hat. Neben einem Bereich für Kleinkinder ist ein<br />

Drittel des Poolbereichs auch für größere Kinder zugänglich,<br />

die restlichen zwei Drittel sind »adults only«. Dass<br />

ich im Familienbereich gelandet bin, stört mich nicht.<br />

Hier hält nur ab und an jemand – okay, vielleicht jeder<br />

Zweite, inklusive mir – sein Handy in der Hand, um diesen<br />

wahrlich gigantischen Ausblick und Moment festzuhalten.<br />

Ein paar Kinder planschen in ersten Schwimmversuchen<br />

umher und sorgen für Urlaubsgefühl pur.<br />

Am letzten Abend kehre ich ins Wakuda ein. Das japanische<br />

Fusion-Restaurant liegt zentral in der Eingangs-<br />

halle. Beim Betreten des hölzernen, verschachtelten Baus<br />

gleitet man – wie so oft in den letzten Tagen – in eine neue<br />

Welt. Gedimmtes, stilvolles Licht, der Blick in einen bewachsenen<br />

Hinterhof, die lange Theke, hinter der Spitzenköche<br />

in Perfektion die kleinen Happen zubereiten. Fast<br />

alle Tische sind besetzt, Drinks werden ausgeschenkt –<br />

doch der Raum scheint die Geräusche auf eine angenehme<br />

Weise zu verschlucken. Serviert wird im Kaiseki-Stil – fünf<br />

Köstlichkeiten, die der zweifache Michelin-Sterne-Koch<br />

Tetsuya persönlich kreiert hat. Von mariniertem Thunfisch<br />

über frischen Seeigel, Wagy-Rind zu Tempura und feinstem<br />

Sushi. Jeder der kleinen Gänge zergeht auf der Zunge.<br />

Ich möchte nicht, dass das Servieren aufhört. Ich könnte<br />

hier ewig schlemmen. Dazu die köstlichen Cocktails. Auf<br />

diese schönen Tage im Rausch des Marina Bay Sands!<br />

Schon von außen ist das Resort eine Wucht, doch von<br />

innen ist es einfach noch 55 Level gigantischer. Tausende<br />

kleine Welten, die einen schnell für eine Woche verschlucken<br />

können, fügen sich hier zu einem großen unglaublich<br />

eindrucksvollen Ganzen. Wie nichts sonst steht das Marina<br />

Bay Sands als Sinnbild für die moderne Entwicklung Singapurs,<br />

die zweifelsohne zukunftsweisend ist.<br />

INFO<br />

Marina Bay Sands. 10 Bayfront Ave, Singapore 018956.<br />

Die Sands Premier Rooms mit Premium-Service starten<br />

ab ca. € 875 die Nacht, www.marinabaysands.com<br />

93


HOTEL<br />

text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Ehrlich gesagt, habe ich in der Headline schon untertrieben.<br />

Hier im The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands läuft nicht nur<br />

alles rund. Hier läuft alles auf Hochtouren. Das einzige Ziel:<br />

neue Maßstäbe für den perfekten Hotelaufenthalt setzen.<br />

EINE<br />

RUNDE<br />

SACHE<br />

THE RITZ-CARLTON MALDIVES Fari Islands<br />

94<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


Villa Kunterrund:<br />

Die Villen sind<br />

nicht nur ein Hingucker,<br />

sondern auch<br />

eine Wohlfühloase.<br />

Wunschlos glücklich<br />

ist hier keine<br />

Ausnahme, sondern<br />

Standard.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

95


HOTEL<br />

Das Spa ist das architektonische<br />

Meisterwerk<br />

des Resorts: Umkreist<br />

von den Over-Water-<br />

Villen, scheint der mit<br />

Holz verkleidete Rundbau<br />

in der Mitte über<br />

allem zu schweben.<br />

Es tut mir leid. Ich gebe es besser jetzt gleich zu<br />

Beginn des Texts zu: Ich bin geflasht. Dieses Hotel<br />

hat mich berührt. Es hat mich verwöhnt. Es<br />

hat mich verstanden. Und irgendwie hat es mich<br />

auch gesehen. Das klingt jetzt esoterisch. Aber<br />

wer mich kennt, der weiß, dass ich das nicht bin. Aber weil<br />

dies ja ein journalistisches Medium ist, wollte ich gern am<br />

Anfang klarstellen, dass ich nicht investigativ die Matratzen<br />

mit einer Schwarzlichtlampe beleuchtet habe und auch<br />

nicht versucht habe, in der letzten Schrankritze nach Staub<br />

zu suchen. Dies ist kein investigativer Text. Dies ist eine<br />

Lobhudelei. Und zwar gilt das für jede hier erlebte Minute<br />

und für jede besuchte Ecke des Resorts.<br />

Doch eventuell habe ich nun das Interesse dafür geweckt,<br />

warum es hier so phänomenal ist. Das mag ich gerne im<br />

Detail erläutern. Ich muss nur eben das Wörterbuch der<br />

positiven Adjektive aus dem Schrank holen. Die sind hier<br />

vonnöten.<br />

Bei der Ankunft im Paradies – ja, das ist wohl im Allgemeinen<br />

die erste Assoziation für Malediven-Reisende – wartet<br />

schon ein Schnellboot am Steg des Velana-International-<br />

Flughafens. Unser Gepäck ist bereits verladen. Wir müssen<br />

nur noch an Bord Platz nehmen, uns für einen Softdrink<br />

entscheiden, die Bento-Box der kleinen kulinarischen Verführungen<br />

öffnen und ganz langsam in der Traumwelt der<br />

unzähligen Inseln ankommen.<br />

Wobei meine Aufregung schon maximal hoch ist, als<br />

ich die modernen runden Over-Water-Villen am Horizont<br />

erblicke. Dass mein Herz mit einer derartigen Vorfreude<br />

auf ein Hotel reagiert, ist selten. Wahrscheinlich sehe ich<br />

zu viele davon in einem Jahr. Hier ist das anders. Wie sagen<br />

wir im Ruhrgebiet so schön: Ich hab’ Puls. Und wie!<br />

Denn das Resort ist bildschön. Etwas ganz Besonderes.<br />

Die ersten Schritte auf dem Areal werden mit einem Laut<br />

aus einer großen Muschel untermalt, während ein kühles<br />

Handtuch gereicht wird. Mit dem Buggy geht es über die drei<br />

Inseln zur Orientierung. Mein Kopf kommt nicht so richtig<br />

hinterher. Ich sehe die Blicke der anderen Gäste und fühle<br />

mich beobachtet. Erst zur Abreise werde ich verstehen, was<br />

mir diese diversen Augen sagen wollen. Der obligatorische<br />

Check-in findet, ganz privat, in der gebuchten Villa statt.<br />

Nach einer kurzen gefühlsbedingten Eingewöhnungsphase.<br />

Könnte sein, dass ich Tränen in den Augen habe. Vor Glück<br />

selbstverständlich und der plötzlichen Gewissheit, dass der<br />

Moment des Check-outs ein ganz schwieriger werden wird.<br />

Die insgesamt 100 Villen sind wirklich sexy. Sie sind rund<br />

und die bodentiefen verglasten Terrassentüren lassen sich<br />

komplett zurückschieben, sodass den wichtigsten Schritten<br />

des Urlaubs – vom Bett zum Daybed oder wahlweise vom<br />

Bett in den privaten Plunge-Pool – nichts mehr im Weg<br />

steht. Indoor-Outdoor-Wohngefühl in Perfektion. Das gilt<br />

für die Strandvillen sowie für die Überwasser-Variante.<br />

Unsere Over-Water-Villa wird just bei Einzug von einem<br />

Stachelrochen besucht. Es wären nur ein paar Schritte zu<br />

ihm hinab ins Meer. Allerdings habe ich ihn viel zu spät<br />

entdeckt. Viel zu lange sah er für mein ungeübtes Auge aus<br />

wie ein Stein. In den nächsten Tagen lerne ich, dass sich<br />

insbesondere Stachelrochen hier wohlfühlen. Sie kommen<br />

immer wieder mal vorbei und sehen nach dem Rechten.<br />

Die Wahl der Wasserquellen ist enorm. Es gibt eine<br />

riesige Dusche und eine zusätzliche Outdoordusche. Wer<br />

mag, kann auch ein Bad nehmen und aufs Meer blicken<br />

oder statt auf die Natur auf den großen Fernseher schauen.<br />

Doch den braucht hier eigentlich keiner. Zum Soundtrack<br />

des Meers schläft es sich wunderbar. Mit oder ohne<br />

Tür. Und ganz nebenbei gibt sich auch das Bett die größte<br />

Mühe. Es zeigt sich permanent von seiner gemütlichsten<br />

Seite. Himmlisch.<br />

Bei dem Wort himmlisch fallen mir gleich mehrere Orte<br />

ein, die wir als Nächstes in Gedanken besuchen sollten. Das<br />

Spa beispielsweise oder aber die Restaurants. Dazu komme<br />

ich aber lieber später und nehme euch erst einmal mit<br />

in die Tiefe. Wer gerne schnorchelt – ich habe ein kleines<br />

Manko gefunden –, hat hier nicht gerade das allerbeste<br />

Hausriff vor der Traumvilla. Das liegt daran, dass die Inseln<br />

»man-made« sind, also aufgeschüttet. Wer also mit<br />

Mantas schnorcheln mag oder mit Schildkröten, der sollte<br />

einen Ausflug buchen. Diese wiederum sind derart gut<br />

organisiert, wie ich es selten bei einem Ausflug dieser Art<br />

erlebt habe. Bisher hat mir noch nie ein Schnorchelguide<br />

die Haare einzeln aus der Schnorchelbrille gezogen. Und<br />

er hat mich auch während des Ausflugs nie aus den Augen<br />

96<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Wer im The Ritz-Carlton<br />

Maldives, Fari Islands<br />

verweilt, wünscht sich<br />

eine Extrarunde im<br />

Urlaubsparadies.<br />

INDOOR-OUTDOOR-WOHNGEFÜHL IN PERFEKTION.<br />

DAS GILT FÜR DIE STRANDVILLEN SOWIE<br />

FÜR DIE ÜBERWASSER-VARIANTE.<br />

97


HOTEL<br />

So schließt sich der Kreis: entspannte Stunden<br />

mit eisgekühltem Martini am Infinitypool – und<br />

der ist ... auch rund.<br />

ES SIND WELTKLASSEKÖSTLICHKEITEN,<br />

DIE DORT IN LEGERER ATMOSPHÄRE<br />

SERVIERT WERDEN.<br />

98<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


DIE MITARBEITER DES RESORTS<br />

MACHEN DIESES HOTEL WOHL ZU EINEM<br />

DER BESTEN DER WELT.<br />

Fotos: Jennifer Latuperisa-Andresen, The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands (3), Kapreski/Shutterstock<br />

gelassen. Auf drei Gäste kam jeweils ein Guide. Sorgenfrei<br />

neben den Schildkröten gleiten. Herrlich!<br />

Diese Situation versinnbildlicht den gesamten Service<br />

des Ritz-Carlton. Es klingt ein wenig abgedroschen. Aber<br />

es ist wahr. Die Mitarbeiter des Resorts machen dieses Hotel<br />

wohl zu einem der besten der Welt. Das Housekeeping<br />

hinterlässt süße Botschaften oder auch mal eine Illustration<br />

beim Turn-down-Service. Vorbeigehende Gäste werden<br />

immer mit einer liebenswürdigen Geste, rechte Hand am<br />

Herzen und einem Nicken, begrüßt. Die Butler, jede Villa<br />

hat einen, werden als »Aris Meeha« bezeichnet. Der Name<br />

ist eine Hommage an die maledivische Sprache Dhivehi<br />

und bedeutet »engster Vertrauter des Königs«. Sie sind die<br />

Vermittler für alle Bedürfnisse der Gäste.<br />

Und diese Bedürfnisse werden erhört. Speziell in der Kulinarik.<br />

Wer mit Diätplänen anreist, wird sicher zufrieden<br />

sein, aber den ein oder anderen unvergesslichen Glücksmoment<br />

verpassen.<br />

Beispielsweise die Gambas al ajillo beim Lunch in der<br />

Beach Shack! Wer denkt, wir Europäer sind so nah am Mittelmeer,<br />

dass ein Konsum von Tapas auf den Malediven nicht<br />

nötig wäre, irrt. Und zwar gewaltig. Es sind Weltklasseköstlichkeiten,<br />

die dort in legerer Atmosphäre serviert werden.<br />

Dabei hat man als Gast die Füße im Sand, den Strand vor<br />

Augen und am besten einen leichten Rosé an den Lippen.<br />

Es ist eine Entscheidungshilfe, dass die Beach Shack am<br />

Abend geschlossen hat und nur zur maledivischen Nacht<br />

öffnet. Die wiederum ist nicht unbedingt ihr Geld wert. Da<br />

lohnt es sich, die Gunst der Stunde zu nutzen, um einen<br />

Tisch in den anderen Restaurants zu ergattern.<br />

Beispielsweise für den gebratenen Reis im Summer<br />

Pavilion. Dieses Restaurant ist ein Ableger des mit einem<br />

Michelin-Stern ausgezeichneten kantonesischen Restaurants<br />

in Singapur. Wer mag, sollte sich quer durch die Dim<br />

Sums probieren, allein weil die Soßen unfassbar köstlich<br />

sind. Oder für ein Wagyu-Nigiri in die Eau Bar. Die hier<br />

servierten Sushiplatten stehen dem hochgelobten Nobu in<br />

nichts nach.<br />

Jetzt wird es komplizierter. Es gibt sieben Bootsminuten<br />

entfernt ein kulinarisches Dorf. Das wiederum liegt<br />

auf der Nachbarinsel, auf der sich auch das Patina Resort<br />

befindet. In diesem kulinarischen Dorf gibt es zahlreiche<br />

Optionen, die Öffnungszeiten variieren je nach Wochentag,<br />

es lohnt sich, sich vorher zu informieren. Aber am meisten<br />

lohnt es sich, dem Restaurant Arabesque einen Besuch abzustatten.<br />

Und zwar mit leerem Magen. Denn die dortige<br />

Küche, die sich zwischen Nordindien und dem Nahen Osten<br />

lokalisieren lässt, ist unglaublich. Allein für die Küche<br />

des ägyptischen Kochs Mohammed Negm Eldin empfiehlt<br />

sich die Anreise auf die Malediven. Jeder Bissen, ich wiederhole,<br />

jeder Bissen ist eine Offenbarung. Sterneküche<br />

braucht es da nicht. Er kocht mit Herz und Seele.<br />

Und ja, für ein relativ neues Resort, es wurde erst 2021<br />

eröffnet, hat dieses Haus sehr viel Seele. Die spürt man<br />

beispielsweise im liebevoll gestalteten Ritz Kids Club. Hier<br />

können Kinder nicht nur spielen, sondern auch etwas über<br />

die Meereswelt oder die maledivische Kultur lernen. Seele<br />

hat auch das Spa, ein Schönheitstempel, der in Form eines<br />

Kreises über dem Meer thront. Das Spa wirkt ein wenig wie<br />

ein gelandetes Ufo. Mit an Bord des Spaceships sind die<br />

geschicktesten Hände des Universums, die garantiert jede<br />

Verspannung finden und zu beheben wissen.<br />

Das Spa-Menü definiert Gelassenheit in einer international<br />

verständlichen Sprache der Wohltat. Kräuterstempel<br />

hier, Thaimassage da. Detox-Wraps, Schönheitsrituale, Hot<br />

Stones, Shiatsu oder ein Bartritual für die Herren. Dabei<br />

findet die Anwendung jeweils in einer der Suiten statt, in<br />

der auch immer Pärchen Platz haben. Praktischerweise. So<br />

darf individuell entspannt werden, aber dennoch Zeit zu<br />

zweit verbracht werden. Es gibt auch für Signature-Anwendungen,<br />

die etwas aufwendiger sind, eine Suite, in der man<br />

einfach stundenlang verweilen kann.<br />

Und wer mag, kann morgens zum kostenlosen oga-Kurs<br />

unter der aufgehenden Sonne gehen. Wenn man es denn<br />

schafft aus dem Bett herauszukriechen. Das wiederum ist<br />

eine echte Herausforderung.<br />

Und irgendwann kommt der Tag. Der Tag, an dem das<br />

Strandoutfit im Koffer landet. Der Tag, an dem ich zum<br />

letzten Mal ins Meer hopse. Der Tag, an dem ich das letzte<br />

Mal im La Locanda zum Frühstücksbüfett schreite und mir<br />

einen Crpe bestelle. Da kommt der Tag, an dem ich am<br />

Wegesrand stehe und die Menschen im Buggy anstarre, die<br />

gerade angereist sind. Neid kommt auf. Ich möchte mit den<br />

Frischankömmlingen tauschen. Und zwar sofort.<br />

INFO<br />

The Ritz-Carlton Maldives, Fari Islands. North Male<br />

Atoll, Fari Islands, Male, Maldiven, 20013.<br />

https://fari-islands.com<br />

Die Preise starten ab € 1.408 die Nacht inkl. Frühstück.<br />

Wer Transfer und Vollpension dazu bucht, zahlt ab<br />

€ 1.608 die Nacht (beides ohne Steuern).<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

99


HOTEL<br />

text<br />

Konrad Bender<br />

M NDSÜCHTIG<br />

Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick. So ging es unserem<br />

Redakteur Konrad bei seinem Aufenthalt im Parkhotel Mondschein<br />

in Bozen. Das elegante Designhotel ist ein echter Hingucker –<br />

ob nun bei Vollmond oder im strahlenden Sonnenschein.<br />

Nanu, ich war doch eben noch mitten in der<br />

Stadt?! Durch ein kleines Tor und einen<br />

weitläufigen Garten schlängelt sich der Weg<br />

zum Eingang des Parkhotels Mondschein in<br />

Bozen. Vom geselligen Trubel, der mich gerade<br />

noch umgeben hat, keine Spur mehr.<br />

Stattdessen wohlige Ruhe in dieser grünen Augenweide,<br />

aus der sich direkt vor mir der Jahrhundertwendebau mit<br />

seinem warm tönernen Anstrich erhebt, mit strahlend weißen<br />

Fensterrahmen und halb von saftiggrünem Efeu bewachsen.<br />

Eine traumhafte Farbkombination, charaktervoll<br />

und doch nicht aufdringlich.<br />

Das Traditionshotel blickt auf eine bewegte Geschichte<br />

zurück, halb mittelalterliches Gasthaus, halb kleines Grandhotel<br />

mit Belle-poque-Charme, bestens gelegen an der<br />

100<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


PARKHOTEL MONDSCHEIN<br />

Bozen<br />

101


HOTEL<br />

DAS PARKHOTEL IST DAS WOHNZIMMER DER BOZENER.<br />

ABENDS VERMISCHEN SICH AUSWÄRTIGE UND<br />

EINHEIMISCHE NACHTSCHWÄRMER ZU EINEM<br />

VIELSPRACHIGEN, GESELLIGEN MIX.<br />

Fotos: Çirağan Palace Kempinski (5)<br />

102<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Bock auf Schaumparty?<br />

Oldschool trifft Hipster. Alleinstehende<br />

Badewannen erobern<br />

jedes Interieurherz, oder?<br />

Fotos: Parkhotel Mondschein (9), Kapreski/Shutterstock.com, Daniel Fung/Shutterstock.com<br />

Brenner-Route. Im Mai 2022 wurde das Mondschein nach<br />

aufwendigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet und<br />

präsentiert sich nun als Topadresse mitten in der Bozener<br />

Altstadt, nicht einmal zehn Minuten vom Hauptbahnhof<br />

entfernt. Perfekt für einen kleinen Wochenendausflug.<br />

Schon beim Anblick der Gäste, die sich auf der Terrasse<br />

einen nachmittäglichen Imbiss genehmigen oder bereits<br />

am ersten Spritz des Tages nippen, stellt sich Entspannung<br />

ein. In dieser Atmosphäre kann man gar nicht anders, als<br />

mondän und gelassen zu wirken. Meine Ohren erreicht ein<br />

Stimmgewirr verschiedener deutscher Dialekte. Münchner,<br />

Österreicher, Schweizer sind hier traut vereint, aber natürlich<br />

ist auch Italienisch zu hören sowie die Lingua franca<br />

des Reisens, Englisch. Es geht kosmopolitisch zu in der<br />

Hauptstadt Südtirols.<br />

Das Innenleben des Parkhotels ist ebenfalls eine helle<br />

Augenweide. Das merke ich schnell, als ich mich an der edlen<br />

Mid-Century-Bar vorbei in Richtung Rezeption bewege.<br />

Auch hier ist das Farb- und Gestaltungsschema unübersehbar.<br />

Dunkle Holztöne, elegante Messingelemente, altrosa<br />

Polstermöbel. Akzente setzen die zeitgenössischen Kunstwerke<br />

der Malerin Irene Fernndez Arcas und der Fotografin<br />

Karla Hiraldo Voleau, die im ganzen Hotel zu finden sind.<br />

Nun aber aufs Zimmer! Edle Parkettböden, elegante,<br />

waldgrüne Tapeten und dunkle Holzmöbel setzen den feinen<br />

Stil fort, der mir im Mondschein in jedem Winkel begegnet.<br />

Doch zuallererst bewundere ich den fantastischen<br />

Ausblick auf die Dolomiten, die sich beim Blick aus dem<br />

Fenster in all ihrer Pracht präsentieren. Als Nächstes werfe<br />

ich mich auf das wolkig-weiche Kingsizebett und schaue<br />

mich um. Kleine Details wie die feine Stuckdecke, der fein<br />

aufgearbeitete Antik-Beistelltisch oder die charmante Du-<br />

scharmatur mit Emaille-Einlassungen fügen sich perfekt<br />

in den Jahrhundertwendestil des Hotels.<br />

Während meines sonnigen Südtiroler Wochenendes begleitet<br />

mich das Mondschein wie ein verlässlicher Freund.<br />

Ich möchte den Tag mit einer Runde Yoga starten? Kein<br />

Problem, im eleganten Yoga-Studio mit Parkett und Kreuzgewölbe<br />

bietet Managerin Arianna täglich drei bis vier<br />

Kurse an. Mein Hemd muss für ein Dinner noch gebügelt<br />

werden? Ruckzuck erledigt vom erstklassigen Hausservice.<br />

Und der Espresso an der Bar zwischen Shopping-Trip<br />

und nachmittäglichem Ausflug in die Berge<br />

schmeckt sowieso hervorragend. An der Bar komme ich<br />

auch schnell ins Gespräch mit anderen Gästen und merke<br />

schnell: Das Parkhotel ist auch das Wohnzimmer der<br />

Bozener. Gerade abends vermischen sich auswärtige und<br />

einheimische Nachtschwärmer zu einem vielsprachigen,<br />

geselligen Mix.<br />

Doch nach zwei Nächten – so will es die kalendarische<br />

Ordnung – ist das Wochenende auch schon wieder vorbei.<br />

Etwas wehmütig lasse ich mir während der letzten Stunden<br />

vor meiner Rückfahrt auf der Terrasse die Sonne auf<br />

den Pelz scheinen und schlürfe meine zweite Hauslimo.<br />

Süßsaure Grapefruit. Beim nächsten Mal, das steht für<br />

mich fest, checke ich definitiv länger als nur für ein Wochenende<br />

im Mondschein ein.<br />

INFO<br />

Parkhotel Mondschein, Piavestrasse 15, 39100<br />

Bozen, Südtirol/Italien<br />

Übernachtung ab € 190 im Doppelzimmer zzgl. € 25<br />

p.P. für Frühstück. www.parkhotelmondschein.com<br />

103


HOTEL<br />

Infinitypool mit Aussicht: Der Blick<br />

vom Pool auf der Dachterrasse auf die<br />

Akropolis ist ein Träumchen.<br />

104<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


ZU FÜSSEN DER<br />

THE DOLLI Athen<br />

text<br />

Frank Störbrauck<br />

Akropolis, Agora, Theater des Dionysos, Nationalgarten:<br />

Wer Athen besucht, dem wird ganz schwindelig angesichts der vielen<br />

geschichtsträchtigen Orte, die es in der Stadt zu sehen gibt. Wie gut,<br />

dass es mittendrin eine Oase der Ruhe gibt: das Boutiquehotel »The Dolli«.<br />

Von der Dachterrasse des Hauses genießt man einen spektakulären Blick.<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

105


HOTEL<br />

Meine Güte. Nun irre ich schon seit 20 Minuten<br />

durch die Gegend. Dabei hatte mich<br />

Google Maps schon so gut wie ans Ziel gelotst.<br />

Nur wenige Meter, dann soll ich da<br />

sein, las ich noch erleichtert vor einer Minute.<br />

Doch jetzt bin ich wieder 300 Meter entfernt. Ich ziehe<br />

mich in einen Hauseingang zurück und atme erst einmal<br />

tief durch.<br />

Wer zum ersten Mal – samt Koffer im Schlepptau – rund<br />

um die Metrostation Monastiraki durch die Athener Innenstadt<br />

zieht, an einem Samstagabend noch dazu, hat es nicht<br />

leicht. Die Straßen sind eng und voll, die Bürgersteige im<br />

Miniformat sowieso. Die letzten Shopping-Queens sind<br />

noch da, die ersten Nachtschwärmer schon da. Und das<br />

Ziel meiner Odyssee durch das Gewusel, das Dolli-Hotel,<br />

irgendwo hier mittendrin. Eine Frau mittleren Alters, die<br />

neben mir ein Eis schleckt, scheint meine Lage erkannt zu<br />

haben. »Where do you want to go?«, fragt sie cool. »Dolli«,<br />

antworte ich, »Dolli Hotel.« Sie weiß sofort Bescheid. »Oh,<br />

that’s just around the corner. Then just down the street«,<br />

sagt sie. Ich nicke kurz, ziehe davon, da ruft sie mir noch<br />

ein »excellent choice« hinterher.<br />

Wenige Minuten später dann erblicke ich es. Die Fassade<br />

des im neoklassizistischen Stil errichteten Dolli-Hotels<br />

mit seinen wunderschönen Bögen, Linien und imposanten<br />

Fenstern ist schon von Weitem ein Hingucker. Dann mal<br />

nichts wie hinein in die gute Stube. Kaum hat mir der Portier<br />

die Tür zur Empfangshalle geöffnet, beginnt eine Reise<br />

in die Vergangenheit. Zumindest optisch. Die stuckverzierte<br />

Decke der Lobby von mehr als zehn Metern Höhe sorgt<br />

für den ersten Wow-Moment. Auf den Marmortischen und<br />

dem Kaminsims tummeln sich antike griechische Keramiken.<br />

Schwanweiße Fauteuils und tiefe, sehr tiefe, Pacha-Sofas<br />

laden dazu ein, ein kleines Verschnaufpäuschen einzulegen.<br />

Highlight der Lobby aber sind zwei große antike<br />

Atlasstatuen. Die eine trägt die Welt, die andere das Universum<br />

auf ihren Schultern. Im Hintergrund plätschern leise<br />

Housemusic-Sounds aus den Lautsprechern. Sehr fein.<br />

Der erste Eindruck passt.<br />

Dann fällt mein Blick auf einen wuchtigen Holztisch,<br />

auf dem mehr als ein Dutzend verschiedene Leckereien<br />

platziert sind. Obstbeerentörtchen, feine Marzipanpralinen<br />

und Pistazienkekse lassen das Wasser in meinem Mund<br />

zusammenlaufen. Bevor ich mir aber die kleinen Kalorienbömbchen<br />

vorknöpfe, muss ich den Check-in hinter mich<br />

bringen. Eine Mitarbeiterin der Rezeption eilt herbei, serviert<br />

ein Glas Champagner zur Begrüßung und erkundigt<br />

sich nach dem Befinden (sehr gut, danke) und der Anreise<br />

(och ja, muss, ne). Der Check-in dauert leider etwas länger<br />

als gedacht. Statt den Gast nach der langen Anreise mit<br />

möglichst wenig Check-in-Prozedere zu behelligen, wird<br />

einem ein Tablet in die Hand gedrückt, auf dessen Tastatur<br />

man das Check-in-Formular selbst ausfüllen darf – und<br />

leicht übermüdet und verzweifelt nach deutschen Umlauten<br />

und dem @-Zeichen sucht.<br />

Am nächsten Mittag begegne ich Mitarbeiterin Vania<br />

Micha in der Lobby. Das 1925 vom griechischen Architekten<br />

Andreas Kriezis erbaute Gebäude war ursprünglich<br />

als Wohnsitz für seine beiden Töchter konzipiert, erzählt<br />

sie. Sie zogen aber nie ein das Gebäude fungierte in der<br />

Folge als Kaufhaus, in dem verschiedene Möbel- und Einrichtungsfirmen<br />

untergebracht waren. Das letzte Unternehmen<br />

zog Anfang der 2000er-Jahre aus. Das Gebäude<br />

schloss seine Türen und stand jahrelang leer – bis es von<br />

Mari Daskalantonakis, Chefin der familiengeführten Grecotel-Hotelgruppe,<br />

entdeckt wurde. Das Hotelunternehmen<br />

betreibt rund 40 Vier- und Fünfsternehotels und -resorts<br />

in Griechenland.<br />

Von 2018 an wurde in dem Gebäude fünf Jahre lang gehämmert,<br />

gehandwerkt und designt. Genauso wie es sich<br />

Daskalantonakis vorgestellt hat. Und sie ist es auch, die<br />

dem Hotel nicht nur den drolligen Namen, sondern auch<br />

ihren persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Das ist überall<br />

im Hotel zu sehen und zu spüren, von den Antiquitäten<br />

aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus ihrer persönlichen<br />

Sammlung bis hin zu den Möbeln lokaler Handwerker. Die<br />

exquisite Ausstattung des Hauses ist das eine. Der Ausblick<br />

aber das andere, sagt Vania Micha mit einem Lächeln.<br />

Ob ich nicht Lust hätte, mal einen Blick auf die Dachterrasse<br />

zu werfen. Jup. Habe ich.<br />

Als wir oben ankommen, stockt mir fast der Atem. Ich<br />

habe in meinem Leben schon viele Restaurant-Dachterrassen<br />

besucht und dabei die Aussicht genossen. Aber das<br />

hier spielt in einer anderen Liga. In nur rund 500 Metern<br />

Luftlinie ist das Parthenon der Akropolis in voller Pracht<br />

zu sehen. Der neben dem Restaurant liegende Infinitypool<br />

erzeugt durch die Spiegelung die Illusion, dass der Parthenon<br />

förmlich im Wasser schwebt. Das ist wirklich wow.<br />

Solch ein spektakulärer Ausblick auf das einstige Zentrum<br />

des religiösen Lebens im mächtigen Stadtstaat Athen haut<br />

einen förmlich vom Hocker.<br />

Vania Micha und ich nehmen Platz im Restaurant Dollis,<br />

das am frühen Mittag noch so gut wie leer ist. Die Sonne<br />

scheint vom strahlend blauen Himmel und ich bin überrascht,<br />

wie sommerlich warm es Ende Oktober in Athen<br />

noch ist. Wegen der vielen blühenden Jasminpflanzen, die<br />

Fotos: Grecotels S.A./The Dolli at Acropolis(4), Kapreski/Shutterstock.com<br />

106<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


Edler Marmor und<br />

sorgsam kuratierte<br />

Kunst bezirzen den<br />

Besucher in der Lobby.<br />

Auch die Zimmer und<br />

Suiten, einige davon<br />

mit Aussicht auf die<br />

Akropolis, versprechen<br />

Luxus pur.<br />

NATÜRLICHE KURVEN KUNSTVOLL IN SZENE GESETZT:<br />

DAS DOLLI INSPIRIERT FÜR DAS EIGENHEIM UNGEMEIN.<br />

ABER ACHTUNG: KÖNNTE TEUER WERDEN!<br />

107


HOTEL<br />

das gesamte Restaurant umranken, liegt ein herrlich süßlich-blumiger<br />

Duft in der Luft. Am Nachbartisch sitzt eine<br />

junge Dame mit großer Sonnenbrille und Jeanskleid und<br />

blättert in der Vogue. Ein Ort, an dem man stundenlang<br />

verweilen könnte, um sich an diesem famosen Ausblick auf<br />

die Akropolis zu ergötzen.<br />

Nikos, der Kellner, begrüßt mich auf Deutsch. Er hat<br />

anderthalb Jahre in Hamburg gelebt, berichtet er – und<br />

empfiehlt zur Einstimmung erst einmal einen Cocktail. Ist<br />

ja schließlich Wochenende. Der herbeigezauberte Cocktail<br />

»The Dolli«, ein Mix aus dem Likör Skinos Mastiha, der<br />

japanischen Zitrusfrucht uzu, dem Reiswein Mirin und<br />

Maracujasaft, schmeckt herrlich erfrischend. Zur Vorspeise<br />

kommt eine leichte Avocado mit Salatherzen, Basilikum,<br />

Estragon und Limette um die Ecke.<br />

Für den Hauptgang fällt die Auswahl nicht schwer – die<br />

ist auf der Mittagskarte nämlich überraschend übersichtlich.<br />

Neben gegrilltem Hühnchen mit Süßkartoffelpüree<br />

und Tarragonsoße empfiehlt die Küche Sashimi und Sushi.<br />

Da nehme ich doch lieber Teriyaki-Lachs mit Mangotatar,<br />

Koriander und Ingwer. Den komponiert das Team um Küchenchef<br />

Spyros Varelas nicht nur kunstvoll auf den Teller,<br />

auch geschmacklich weiß das Lachsgericht mit seiner milden<br />

Note zu überzeugen. Und auch der Service im Dollis<br />

überzeugt – kompetent, zugewandt und immer mit einem<br />

Lächeln. Das übrigens lässt sich vom Team des ganzen<br />

Hauses sagen. So gesehen ist ein Aufenthalt im »The Dolli«<br />

eine gute Wahl. Eine »excellent choice« eben.<br />

INFO<br />

The Dolli, Mitropoleos 49, 10556 Athen.<br />

Tel. +30 216 0047000<br />

Preis pro Nacht für zwei Gäste: ab rund € 730.<br />

www.thedolli.com<br />

SOLCH EIN SPEKTAKULÄRER<br />

AUSBLICK IN ATHEN HAUT<br />

EINEN FÖRMLICH<br />

VOM HOCKER.<br />

Speis und Trank gleich vor<br />

der Römischen Agora: Im<br />

Restaurant Dolli’s bekommt<br />

der Ausdruck »Das Auge<br />

isst mit« eine völlig neue<br />

Bedeutung.<br />

108<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV<br />

sommer <strong>2024</strong>


BEAUTY<br />

KISS ME<br />

Wer viel reist, braucht für<br />

seine Haut vor allem eins:<br />

Feuchtigkeit. Die Wunderwaffe<br />

für sämtliche rissigen<br />

Körperstellen ist das<br />

Superbalm von Lanolips. Es<br />

hilft bei extrem trockenen<br />

und rissigen Lippen, Hautstellen,<br />

Nagelhäuten und<br />

Ellenbogen, ohne zu kleben<br />

und zu fetten. »The Original<br />

101 Ointment Multipurpose<br />

Superbalm«, 15 g, um € 15<br />

ZUR RUHE KOMMEN<br />

FREISCHWIMMER<br />

Fotos: Martin Morrell, Krallerhof, PR<br />

Ein Wellnessurlaub, aus dem man Entspannung<br />

mit zurück in den Alltag nimmt, aber auch langfristig<br />

Strategien, die die Lebensqualität für die ganze<br />

Familie verbessern? Der Krallerhof im österreichischen<br />

Leogang bietet mit seinem neuen Programm Regeneration<br />

& Longevity genau das an: Von Emotionscoaching für die<br />

ganze Familie, um besser mit Herausforderungen umzugehen,<br />

bis Retreats für Erwachsene zum Thema Biohacking für ein gesundes, langes<br />

Leben. Allerdings sind allein schon wenige Stunden im Spa Atmosphere die<br />

pure Wonne. Entworfen von Stararchitekt Hadi Teherani erholen sich die Gäste<br />

auf 2.500 Quadratmetern und schwimmen im 5.500 Quadratmeter großen<br />

Naturbadesee oder im 50 Meter langen Infinitypool. www.krallerhof.com/de<br />

Ein Sprung ins kalte Wasser<br />

ist in Singapur stets eine<br />

willkommene Abkühlung. Vor<br />

allem, wenn man so stilvoll<br />

und hoch über den Dächern<br />

der Megametropole abtaucht<br />

wie im neuen Spa Como<br />

Shambhala Singapore. Dort<br />

ziehen die Gäste nun ihre Bahnen<br />

in einem Tauchbad, das<br />

Eisplatten erzeugt. Wem das<br />

eine Spur zu frisch ist, der entspannt<br />

im Pool, gönnt sich ein<br />

wohltuendes Treatment, nimmt<br />

an Yoga- und Pilates-Kursen<br />

teil oder genießt einfach auf<br />

einer Liege die Aussicht über<br />

die Stadt und die ruhige und<br />

sehr luxuriöse Atmosphäre.<br />

www.comoshambhala.com/<br />

singapore<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV 109


Erst<br />

schrubb dich ...<br />

Saubertrick von Kopf bis Fuß:<br />

Bimsstein und Bambus reinigen und<br />

glätten die Haut. Grünes Zitrusaroma<br />

belebt die Sinne. Von Aēsop,<br />

180 ml, € 37<br />

Strahl doch mal! Mit »The<br />

Porefessional Wow Polish« von<br />

Benefit Cosmetics ein Leichtes.<br />

Das Enzympeeling-Puder<br />

erfrischt die Haut sofort<br />

und lässt sie ebenmäßiger<br />

erscheinen. 45 g, € 52<br />

Japanische Maienkirsche,<br />

schwarzes Reisextrakt und<br />

Kakaobutter zaubern weiche,<br />

gepflegte Haut. »Pink Sugar<br />

Scrub« von Rituals, 250 g,<br />

um € 17<br />

Immer im Reisegepäck dabei:<br />

Die Peelingmaske von Lierac<br />

entfernt Unreinheiten und lässt<br />

den Teint leuchten. »The Scrub<br />

Mask«, 75 ml, um € 20<br />

Glatte Sache: supersanftes<br />

Peelingpuder für empfindliche<br />

Gesichtshaut. »Enzyme Peel«<br />

von Declaré, 50 g, um € 34<br />

110


IN WENIGEN MINUTEN STRAHLENDE<br />

UND GLATTE HAUT: DIESE PEELINGS BEREITEN<br />

DIE HAUT BESTENS AUF DIE SONNE VOR.<br />

LIFESTYLE<br />

Offenbarung: befreit die<br />

sensible Gesichtshaut sanft<br />

von rauen Stellen für einen<br />

strahlenden Teint.<br />

Gesichtspeeling von<br />

Dr. Barbara Sturm, 100 ml,<br />

€ 60<br />

Mit Wow-Effekt:<br />

Das Körperpeeling »Rituel<br />

Douceur Gommage Crème<br />

Fondant Corps« von Payot<br />

duftet herrlich nach Pistazie<br />

und Mandeln, massiert wohltuend<br />

die Haut und begeistert mit<br />

zartem Ergebnis.<br />

200 ml, € 32<br />

Der Strandurlaub kann<br />

kommen: Das »Exfoliating<br />

Guarana Mousse« von Juvena<br />

zaubert babyzarte Haut und<br />

sorgt für ein frisches<br />

Hautgefühl. 125 ml, € 48<br />

Auch die Kopfhaut freut sich<br />

stets über einen Frischekick.<br />

Vulkanasche, Himalaja-Salz<br />

und grüne Tonerde befreien<br />

von abgestorbenen Hautschuppen<br />

und Talg. »Tea Tree<br />

Special Detox Foaming Salt<br />

Scrub« von Paul Mitchell, 184 g,<br />

um € 36<br />

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Ulrike Herder<br />

Für rosige Zeiten: Peeling-Gel<br />

mit natürlichem Fruchtsäure-<br />

Mix und Pflanzenextrakten<br />

von Annemarie Börlind. Ideal<br />

für unreine Haut. Fruchtsäure-Peeling,<br />

30 ml, um € 30<br />

Soo zart: Rizinus- und Kaktusöl<br />

peelen und pflegen. Gesichtsunreinheiten<br />

ade! »The Beautifier<br />

Face Wash & Peeling Gel« von<br />

hej organic, 125 ml, um € 7<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

111


DANN<br />

SONN DICH!<br />

Schattenplatz für die Haut:<br />

Die leichte Tagescreme von Muti<br />

wirkt der Hautalterung entgegen<br />

und schützt mit Lichtschutzfaktor<br />

20. »Anti-Age Day Cream SPF 20«,<br />

50 ml, um € 44<br />

Glätteisen: Sheabutter regeneriert,<br />

Macadamianuss bekämpft Falten.<br />

Die Anti-Aging-Ta-gespflege von<br />

Eisenberg Paris ist ein Glücksfall<br />

für die Haut. »La Protection Idéale«<br />

mit SPF 30, 50 ml, € 131<br />

Ist doch sonnenklar! Die sanfte<br />

Emulsion bewahrt die Haut vor<br />

schädlichen Alltagseinflüssen.<br />

ȃmulsion Protectrice Phyto<br />

Cellulaire SPF20« von Sophie’s<br />

Garden, 50 ml, € 290<br />

Sonnenbrand? Nicht mit mir!<br />

Die Tagescreme von Shiseido<br />

spendet Feuchtigkeit, zieht<br />

schnell ein und mildert Falten.<br />

»Wrinkle Smoothing Day<br />

Cream SPF 25«, 50 ml, € 108<br />

112


LIFESTYLE<br />

DOPPELT HÄLT BESSER:<br />

DIESE TAGESCREMES PFLEGT UND<br />

SCHÜTZT DIE HAUT VOR UV-STRAHLEN.<br />

Kein Grund rot, zu werden!<br />

Schon gar nicht, wenn man die<br />

»A4 Day Watch« aufgetragen<br />

hat – Anti-Aging-Pflege plus<br />

täglicher UV-A-/ UV-B-Schutz<br />

gegen lichtbedingte Hautalterung<br />

mit LSF 30. 50 ml, € 179<br />

Sonnen-Einmaleins: Je höher<br />

der Lichtschutzfaktor, umso<br />

besser: »Sun Drops SPF 50«<br />

von Dr. Barbara Sturm mit<br />

rotem Ginseng, Rapssamen-,<br />

Mangosamen- und Aprikosenkernöl.<br />

10 ml, € 50<br />

Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen; Text: Ulrike Herder<br />

Täglicher Sundowner: Die<br />

rosé getönte Feuchtigkeitscreme<br />

mit SPF 20 von Korres<br />

versorgt die Haut mit einer<br />

großen Portion Feuchtigkeit.<br />

»White Pine Luminous<br />

Awakening Moisturizer SPF 20«,<br />

40 ml, um € 57<br />

sommer <strong>2024</strong><br />

113


CHECK OUT<br />

GEWINN-<br />

SPIEL<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint viermal im Jahr bei der<br />

ella Verlag und Medien GmbH<br />

Headquarters Hürth 3<br />

50354 Hürth<br />

Tel.: 02233 460 15-0<br />

Fax: 02233 460 15-24<br />

info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

Wellness-Aufenthalt im Gräflicher Park<br />

Health & Balance Resort zu gewinnen<br />

Inmitten der kraftspendenden Natur eines der schönsten<br />

englischen Landschaftsparks Deutschlands mit über<br />

200.000 Pflanzen, Quellen und Moorteichen steht das<br />

Gräflicher Park Health & Balance Resort seit über 240<br />

Jahren für Wellness für Körper und Seele, für traditionelle<br />

Heilkunde und exzellente Kulinarik. In den sechs<br />

individuellen Logierhäusern spiegelt sich der gräfliche<br />

Stil in jedem der 135 Zimmer und Suiten wider. Das Wellnesshotel<br />

in Bad Driburg mit Golf- und Tennisanlage,<br />

Fitnesscenter und vielen weiteren Sport- und Freizeitaktivitäten<br />

verzaubert seine Gäste mit einer ganz besonderen<br />

Atmosphäre. Im preisgekrönten GARTEN SPA<br />

kann man sich auf 1.800 Quadratmetern verwöhnen lassen – bei wohltuenden<br />

Beauty- und Wellnessanwendungen, im ganzjährig beheizten Außenpool oder in<br />

den verschiedenen Saunen und Dampfbädern. Eine große Geschmacksvielfalt<br />

und Frische bringen die beiden hauseigenen Restaurants »Caspar’s« und »Pferdestall«<br />

auf den Teller. Weitere Infos: www.graeflicher-park.de<br />

Wir verlosen 2 Übernachtungen für 2 Personen inklusive Halbpension und 3 Stunden<br />

in der Privat Spa (buchbar auf Anfrage und nach Verfügbarkeit).<br />

Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet bitte eine Frage unter:<br />

www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com/graeflicher-park<br />

Einsendeschluss ist der 30.08.<strong>2024</strong>.<br />

Chefredakteurin<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Art Director<br />

Alessandro Riggio<br />

Redaktion<br />

Ulrike Herder, Konrad Bender,<br />

Jasmin Faust, Marie Tysiak,<br />

Frank Störbrauck<br />

Reporter:innen dieser Ausgabe<br />

Jan Malte Andresen<br />

Harald Braun<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Anja Kocherscheidt<br />

Alina-Sophia Riemann<br />

Simone Sever<br />

Anzeigenleitung<br />

Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />

Anzeigen<br />

Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />

Marketing & Kooperationen<br />

Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />

Bianca Feider, bf@ella-verlag.com<br />

Korrekturen<br />

Bärbel Philipp, textperlen.de<br />

Titelbild Saud Edum<br />

Druck Bonifatius, Paderborn<br />

Vertrieb<br />

VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />

114<br />

<strong>reisen</strong> EXCLUSIV


GEHEN SIE MIT<br />

UNS AUF REISEN!<br />

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