KÄNGURUplus 2024/25
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: – Freizeit: Ich bin Fan, ich bin Nerd – Familienleben: Organspende – Berufe-Check: Mediengestalter:in – Berufe-Check: Hörakustiker:in
Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:
– Freizeit: Ich bin Fan, ich bin Nerd
– Familienleben: Organspende
– Berufe-Check: Mediengestalter:in
– Berufe-Check: Hörakustiker:in
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<strong>2024</strong>/20<strong>25</strong><br />
FREIZEIT<br />
Ich bin Fan, ich bin Nerd<br />
FAMILIENLEBEN<br />
Organspende<br />
BERUFE-CHECK<br />
Mediengestalter:in,<br />
Hörakustiker:in
KBS_unverschaemt_Advertorial_02_<strong>2024</strong>_A4_RZ.indd 1 22.02.24 12:02<br />
#unverschaemt<br />
#unverschaemt<br />
Verantwortungsvoll: Gemeinsam<br />
Verantwortungsvoll: für unsere Gesundheit Gemeinsam<br />
für unsere Gesundheit<br />
Das Präventionsprojekt #unverschaemt zielt darauf ab,<br />
Jugendliche und junge Erwachsene in Sachen Sexualität und<br />
Das sexueller Präventionsprojekt Gesundheit zu #unverschaemt beraten. zielt darauf ab,<br />
Jugendliche und junge Erwachsene in Sachen Sexualität und<br />
sexueller Gesundheit zu beraten.<br />
Gibt’s das noch? Steigende<br />
Gibt’s STI Zahlen das noch? in Deutschland Steigende<br />
STI Zahlen in Deutschland<br />
Syphilis, das Wort habt ihr vielleicht schon einmal<br />
im Geschichtsunterricht gehört – Beethoven,<br />
das Katharina Wort habt die ihr Große, vielleicht Schopen-<br />
schon ein-<br />
Syphilis,<br />
mal hauer im Geschichtsunterricht und viele weitere historische gehört – Beethoven,<br />
Persönlichkeiten Katharina die hatten Große, sie Schopenhauer<br />
ist diese und Erkrankung viele weitere eigentlich historische noch<br />
wohl. Aber<br />
Persönlichkeiten aktuell? Leider ja, hatten denn seit sie wohl. dem Jahr Aber<br />
2000 ist diese steigen Erkrankung die Syphilis-Fälle eigentlich wieder noch<br />
weltweit, aktuell? Leider auch in ja, Deutschland. denn seit dem Und Jahr mit<br />
ihnen 2000 auch steigen viele die andere Syphilis-Fälle sexuell übertragbare<br />
weltweit, Infektionen auch (STI) in Deutschland. wie der Tripper Und und mit<br />
wieder<br />
Chlamydien. ihnen auch viele andere sexuell übertragbare<br />
Infektionen (STI) wie der Tripper und<br />
Die Zahl von Chlamydien.<br />
rund 300.000 Chlamydien-Neuinfektionen pro<br />
Jahr ist dabei noch nicht einmal genau, da Chlamydien nicht<br />
Die meldepflichtig Zahl von rund sind 300.000 und es Chlamydien-Neuinfektionen daher vermutlich sogar noch pro mehr<br />
Jahr Infektionen ist dabei pro noch Jahr nicht sind. einmal Dass diese genau, Vermutung da Chlamydien stimmt, nicht<br />
meldepflichtig zeigen uns auch sind die und Zahlen es daher in unseren vermutlich europäischen sogar noch Nachbarländern<br />
und pro auch Jahr sind. die bei Dass uns diese in der Vermutung #unverschaemten stimmt, Be-<br />
mehr<br />
Infektionen<br />
zeigen ratung uns in Bochum auch die in Zahlen der Testung in unseren erhobenen europäischen Zahlen weisen Nachbarländern<br />
diese Richtung. und Knapp auch die 10 bei Prozent uns in der der Testungen #unverschaemten sind positiv, Be-<br />
in<br />
ratung darunter in Chlamydien, Bochum in der Tripper Testung und erhobenen auch Syphilis. Zahlen weisen in<br />
diese Richtung. Knapp 10 Prozent der Testungen sind positiv,<br />
darunter Die gute Nachricht: Chlamydien, Früh Tripper erkannt und können auch Syphilis. die meisten STI<br />
gut behandelt werden. Allerdings verursachen etwa<br />
Die 80 Prozent gute Nachricht: der Infektionen Früh erkannt kaum bis können gar keine die meisten STI<br />
gut Symptome behandelt – ihr werden. merkt es Allerdings also wahrscheinlich<br />
Prozent nicht der Infektionen einmal, wenn kaum ihr bis infi-gar keine<br />
verursachen etwa<br />
80<br />
Symptome ziert seid. Umso – ihr merkt wichtiger es also ist es, wahrscheinlich<br />
Infektion so nicht schnell einmal, wie wenn möglich ihr infi-<br />
die<br />
ziert festzustellen seid. Umso – und wichtiger das geht ist am es, die<br />
Infektion besten durch so schnell einen Test. wie möglich<br />
festzustellen – und das geht am<br />
besten durch einen Test.<br />
Wie kann ich mich und andere<br />
Wie schützen? kann ich mich und andere<br />
schützen?<br />
Gesundheit ist von zentraler Bedeutung und der Gang zum<br />
Arzt oder zur Ärztin bei sexuell übertragenen Infektionen<br />
Gesundheit sollte genauso ist von selbstverständlich zentraler Bedeutung sein wie und bei der Erkältungen.<br />
Gang zum<br />
Arzt Mit #unverschaemt oder zur Ärztin bei ermutigen sexuell übertragenen wir dazu, Verantwortung Infektionen für<br />
die sollte eigene genauso Gesundheit selbstverständlich zu übernehmen. sein wie Wir bei möchten Erkältungen. euch<br />
dazu Mit #unverschaemt einladen, euch aktiv ermutigen am Dialog wir dazu, beteiligen, Verantwortung Fragen für zu<br />
die stellen eigene und Gesundheit euch über STI zu übernehmen. zu informieren. Wir Durch möchten eine offene euch<br />
dazu Diskussion einladen, können euch wir aktiv Tabus am brechen Dialog zu und beteiligen, einen schamfreien Fragen zu<br />
stellen Umgang und mit euch sexueller über STI Gesundheit zu informieren. ermöglichen. Durch eine offene<br />
Diskussion können wir Tabus brechen und einen schamfreien<br />
Umgang mit sexueller Gesundheit ermöglichen.<br />
Wer steckt hinter #unverschaemt?<br />
Wer Als eine steckt der großen hinter Krankenkassen #unverschaemt?<br />
Deutschlands setzt sich<br />
die KNAPPSCHAFT schon seit vielen Jahren für die Gesundheitsförderung<br />
eine großen von jungen Krankenkassen Menschen Deutschlands ein und hat mit setzt ihrem sich<br />
Als<br />
die Hauptsitz KNAPPSCHAFT in Bochum schon schon seit immer vielen einen Jahren ganz für besonderen<br />
die Gesundheitsförderung<br />
Bezug zum Ruhrgebiet. von jungen Das Menschen WIR - Walk ein In und Ruhr, hat Zentrum mit ihrem für<br />
Hauptsitz Sexuelle Gesundheit in Bochum schon und Medizin, immer einen ist eine ganz innovative besonderen und<br />
Bezug in Deutschland zum Ruhrgebiet. einzigartige Das WIR Einrichtung - Walk In mitten Ruhr, in Zentrum Bochum. für<br />
Sexuelle Institutionsübergreifend Gesundheit und bringt Medizin, das ist WIR, eine dessen innovative Ambulanz und<br />
in zum Deutschland Katholischen einzigartige Klinikum Bochum Einrichtung (KKB) mitten gehört, in Bochum. Beratung,<br />
Institutionsübergreifend Information, medizinische bringt Behandlung, das WIR, Prävention, dessen Ambulanz Psychotherapie<br />
Katholischen und Selbsthilfe Klinikum unter Bochum einem (KKB) Dach gehört, zusammen. Beratung,<br />
zum<br />
Information, medizinische Behandlung, Prävention, Psychotherapie<br />
und Selbsthilfe unter einem Dach zusammen.<br />
Die Sprechstunde<br />
Die Sprechstunde<br />
Zu den wöchentlichen Sprechzeiten sind die<br />
Sexual Health Adviser für Termine verfügbar<br />
Zu den wöchentlichen Sprechzeiten sind die<br />
Sexual Health Adviser für Termine verfügbar<br />
Dienstag 13:00 – 15:00 Uhr<br />
Donnerstag 14:00 – 16:00 Uhr<br />
Dienstag 13:00 15:00 Uhr<br />
Donnerstag Telefon 14:00 0234 -509 – 16:00 8963 Uhr<br />
Mail sha@klinikum-bochum.de<br />
Telefon 0234 -509 8963<br />
Mail sha@klinikum-bochum.de<br />
Weitere Infos unter<br />
www.wir-ruhr.de/unverschaemt<br />
Weitere Infos unter<br />
www.wir-ruhr.de/unverschaemt<br />
WALK IN RUHR<br />
ZENTRUM<br />
WALK FÜR SEXUELLE IN RUHR<br />
GESUNDHEI T<br />
UND ZENTRUM MEDIZIN<br />
FÜR SEXUELLE<br />
GESUNDHEI T<br />
UND MEDIZIN
INHALT / EDITORIAL<br />
INHALT<br />
FAMILIENLEBEN<br />
04 Organspende<br />
Auf Leben und …<br />
© Sonja Hoffmann<br />
12 Buchtipps für Eltern<br />
FREIZEIT<br />
14 Ich bin Fan, ich bin Nerd<br />
Von der Fähigkeit, sich zu begeistern<br />
18 Lust auf Ehrenamt?<br />
ZUKUNFT<br />
19 Berufsorientierungsmessen – Traumjob finden<br />
20 Berufe-Check: Hörakustiker:in<br />
22 Berufe-Check: Mediengestalter:in<br />
Das nächste<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong><br />
erscheint im<br />
Frühjahr 20<strong>25</strong>.<br />
22<br />
Liebe Leser:innen,<br />
seit meinem 14. Lebensjahr habe ich einen<br />
Organspende-Ausweis in meinem Portemonnaie.<br />
Es ist nicht derselbe Ausweis wie damals, denn<br />
seitdem sind schon über zwanzig Jahre vergangen<br />
und ich habe den Ausweis in dieser Zeit einoder<br />
zweimal verloren. Aber ich habe mir immer<br />
wieder einen neuen Organspende-Ausweis<br />
bestellt, denn seit ich zum ersten Mal mit dem<br />
Thema konfrontiert wurde, bin ich fest davon<br />
überzeugt, dass es die richtige Entscheidung für<br />
mich ist, Organspenderin zu sein. Wohlgemerkt:<br />
für mich. Es ist eine persönliche Entscheidung.<br />
Andere Menschen entscheiden sich bewusst dagegen<br />
und wieder andere haben sich noch nicht<br />
damit auseinandergesetzt. Einerseits verständlich,<br />
denn wer denkt schon gerne über das eigene Lebensende<br />
nach. Aber andererseits ist es ein wichtiges<br />
Thema, das mehr Aufmerksamkeit verdient.<br />
Darum haben wir uns ent schieden, uns in dieser<br />
Ausgabe damit zu beschäftigen. Unsere Autorin<br />
Hanka Meves-Fricke hat recherchiert und dabei<br />
vor allem einen Blick darauf geworfen, wie junge<br />
Menschen dem Thema begegnen – sowohl als<br />
Spender:innen als auch als Empfänger:innen.<br />
Außerdem geht es in dieser Ausgabe um das<br />
Fansein und um die Fähigkeit, sich zu begeistern.<br />
Autorin Annika Krause hat dafür mit jungen<br />
Menschen gesprochen, die voll in ihrer Begeisterung<br />
für ihr Hobby aufgehen. In unseren Berufe-<br />
Checks berichten dieses Mal zwei Auszubildende<br />
von ihrer Arbeit als Hörakustikerin und als<br />
Mediengestalterin.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
INGA DREWS UND<br />
DAS <strong>KÄNGURUplus</strong>-TEAM<br />
IMPRESSUM<br />
Sonderveröffentlichung<br />
Känguru Colonia Verlag GmbH<br />
Hansemannstr. 17–21<br />
50823 Köln<br />
Tel. 0221 – 99 88 21-0<br />
www.kaenguru-online.de<br />
Auflage<br />
35.000<br />
<strong>25</strong>.000 Teilbeilage im<br />
April <strong>2024</strong> in KÄNGURU<br />
Stadtmagazin für<br />
Familien in Köln/Bonn,<br />
10.000 freie Verteilung<br />
Redaktionsleitung<br />
Inga Drews (V. i. s. d. P.)<br />
Mitarbeit<br />
Wenke Atkins<br />
Sue Herrmann<br />
Golrokh Esmaili<br />
Sonja Hoffmann<br />
Hanka Meves-Fricke<br />
Annika Krause<br />
Mediaberatung<br />
Sonja Bouchireb<br />
bouchireb@kaenguru-online.de<br />
Mareike Krus<br />
krus@kaenguru-online.de<br />
Yasemin Sistig<br />
sistig@kaenguru-online.de<br />
Gestaltung<br />
Bianca Werninghaus,<br />
www.designfee.com<br />
Lektorat<br />
Kirsten Nagel<br />
Druck<br />
Weiss-Druck GmbH & Co. KG<br />
Titelfoto<br />
© unsplash.com_madalyn-cox<br />
Bildnachweise am Foto<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24<br />
3
FAMILIENLEBEN<br />
Text: Hanka Meves-Fricke<br />
AUF<br />
LEBEN<br />
© adobestock.com/foto.katarinka<br />
UND<br />
…<br />
4 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
DABEI HELFEN,<br />
DASS SIE IHREN<br />
ATEM HÖRT ?<br />
IST JETZT DEIN JOB !<br />
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Im Jahr 2023 wurden in<br />
Deutschland mehr als<br />
2.800 Organe transplantiert.<br />
Das heißt, dass über<br />
2.000 Menschen die Chance<br />
auf „einen Alltag“ haben,<br />
wie es Lukas ausgedrückt hat.<br />
Er wartet auf eine Nierenspende<br />
und spricht im Podcast<br />
„Sag mal …: Über Organspende<br />
reden“ offen darüber, wie es<br />
ihm geht. In diesem Podcast<br />
kommen junge Menschen<br />
zu Wort, die sich mit dem<br />
Thema beschäftigen, aber<br />
auch diejenigen, die mit<br />
einem Spenderorgan leben.<br />
Das Team um Moderatorin<br />
Elena Bavandpoori lädt<br />
zudem Ärzt:innen und<br />
Fachleute aus der Lebendspende<br />
kommission und aus<br />
Ethikkommissionen zum<br />
Gespräch ein. Fragen wie<br />
Gerechtigkeit, religiöse<br />
Bezüge und ganz persönliche<br />
Entscheidungen stehen<br />
im Mittelpunkt.<br />
Mach eine Ausbildung<br />
zum Hörakustiker (m/w/d) !<br />
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koettgen-hoerrevolution.de/azubis<br />
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Menschen? Du möchtest<br />
etwas Sinnvolles machen<br />
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Wenn Du gerne Kontakt mit Jugendlichen und<br />
Erwachsenen hast und Freude an Ästhetik hast,<br />
bist Du in unserem Team genau richtig!<br />
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Praxis in Köln, die ihren Beruf mit einer<br />
großen Begeisterung praktiziert.<br />
Eine gute Stimmung im gesamten<br />
Team ist uns sehr wichtig, ebenso wie<br />
eine wertschätzende Atmosphäre<br />
allen Mitarbeitern gegenüber.<br />
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#die_kieferorthopaedie<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 5
FAMILIENLEBEN<br />
Wir haben uns den Pod -<br />
cast angehört und mit<br />
Menschen gesprochen,<br />
die sich aus verschiedenen<br />
Gründen mit Organ -<br />
spende beschäftigen.<br />
Dabei haben wir festgestellt,<br />
dass es ein vielschichtiges<br />
und herausforderndes<br />
Thema ist.<br />
WARUM DRÜBER REDEN?<br />
Wer sich mit dem Thema Organspende<br />
beschäftigt, denkt zugleich über seine<br />
eigene Sterblichkeit nach. Das kann<br />
unangenehm sein. Darauf weist die Medizinethikerin<br />
Prof. Dr. Silke Schicktanz<br />
im Podcast hin. Dennoch meinen die<br />
Jugendlichen in der Diskussion, dass<br />
sie das Thema wichtig und auch in der<br />
Schule richtig angesiedelt finden. Doch<br />
auch für Lehrer:innen ist dies eine Herausforderung.<br />
Im Podcast „Sag mal …“<br />
gehen die Jugendlichen sehr offen mit<br />
dem Thema um. Sie sprechen über<br />
Ängste und ihr Interesse am Thema und<br />
machen damit deutlich, dass ein so intensiver<br />
Austausch über Pro und Kontra<br />
für eine persönliche Entscheidungsfindung<br />
hilfreich sein kann.<br />
WARUM ORGANSPENDE?<br />
Jedes Jahr warten Menschen, deren<br />
Organe nicht arbeiten, auf Spenderorgane.<br />
Patient:innen, deren Nieren<br />
betroffen sind und die deshalb eine<br />
Blutwäsche, eine so genannte Dialyse, benötigen,<br />
warten bis zu zehn Jahre auf ein<br />
Spenderorgan. Nur damit könnten sie,<br />
ohne mehrfach pro Woche diese anstrengende<br />
Behandlung über sich ergehen<br />
zu lassen, ihren Alltag leben. Und<br />
hier wird bereits deutlich, dass es zum<br />
Thema viele Fragen und viele Informationen<br />
gibt.<br />
LEBEND- ODER POST-<br />
MORTALE SPENDE<br />
Wer sich über Organspende informieren<br />
möchte, kann verschiedene Wege gehen:<br />
Einer ist, sich den Podcast „Sag mal<br />
… Über Organspende reden“ anzuhören.<br />
Hier kommen auch Viktoriia und Lukas zu<br />
Wort, die beide eine Lebendspende von<br />
ihren Vätern erhalten haben, eine Niere.<br />
Dies bedeutet, dass sowohl Spender:in<br />
als auch Empfänger:in leben. Diese<br />
Spende ist für Nieren und Leber möglich,<br />
wird aber zumeist nur für Nieren -<br />
transplantationen gewählt. Leberspenden<br />
sind für die organspendende Person<br />
wesentlich gefährlicher.<br />
Eine postmortale Spende bedeutet,<br />
dass der:die Spender:in verstorben ist.<br />
Diese Spende ist jedoch nur möglich,<br />
wenn die Spender:innen hirntot sind.<br />
Das müssen zwei besonders qualifizierte<br />
Fachärzt:innen unabhängig voneinander<br />
erklären.<br />
GESETZLICHE REGELUN-<br />
GEN IN DEUTSCHLAND<br />
In Deutschland gilt die Entscheidungslösung.<br />
Das heißt, dass Spender:innen<br />
ihren Willen zur Organspende schriftlich<br />
festhalten sollten. Das kann in einem<br />
Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung<br />
erfolgen. In anderen<br />
Ländern, wie zum Beispiel in Österreich,<br />
gilt die Widerspruchslösung. Diese bedeutet,<br />
dass man schriftlich Widerspruch<br />
gegen eine Entnahme von Organen<br />
einlegen sollte, wenn man dies nicht<br />
möchte. Diese Regelung gilt auch in den<br />
Niederlanden und in England und hat<br />
dort zu mehr Organspenden geführt. In<br />
einigen Ländern gibt es Mischlösungen.<br />
Die Entscheidungslösung bei uns wird<br />
von manchen kritisiert, weil es einen<br />
großen Mangel an Spenderorganen gibt.<br />
In einer aktuellen Befragung hat die<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
festgestellt, dass 84 Prozent der<br />
Befragten einer Organ- und Gewebespende<br />
aktuell eher positiv gegenüberstehen.<br />
Doch weniger als die Hälfte der<br />
Befragten haben dies schriftlich festgehalten.<br />
Während für die Spende von Knochenmark<br />
zur Behandlung von Krebserkrankten<br />
eine Altersgrenze festgeschrieben<br />
ist, trifft dies bei der Organspende nicht<br />
zu. Ebenso gibt es keinen festgelegten<br />
Katalog von Krankheiten, die eine Organentnahme<br />
ausschließen.. Die Ärzt:innen<br />
im Krankenhaus begutachten die spendenden<br />
Personen und entscheiden über<br />
eine Entnahme. Empfänger:innen können<br />
dann entscheiden, ob sie das Organ<br />
nehmen oder nicht.<br />
ROLLE DER<br />
KRANKENHÄUSER<br />
Große Transplantationszentren in Krankenhäusern<br />
sind mit der Entnahme und<br />
dem Einsetzen von Spenderorganen<br />
betraut. Sie sind jedoch nicht für die<br />
Organisation zuständig. Das übernimmt<br />
die bundesweite Koordinierungsstelle<br />
Mit der Schule<br />
fertig, los!<br />
FSJ / BFD<br />
Orientieren und praktische<br />
Erfahrungen sammeln.<br />
FSJ und BFD werden gefördert vom:<br />
fsd-köln.de<br />
6 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
FAMILIENLEBEN<br />
für die postmortale Organspende, DSO.<br />
Sie organisiert alle Schritte von der<br />
Entnahme bis zur Übergabe an das<br />
Krankenhaus.<br />
Viele Menschen machen sich Sorgen,<br />
dass sie schneller für tot erklärt werden,<br />
wenn sie einen Organspendeausweis<br />
haben, oder dass ihre Organe für den<br />
Handel verwandt werden. Hier hilft tatsächlich<br />
nur eine ausführliche Beschäftigung<br />
mit dem Thema, um sich selbst<br />
sicherer zu werden. Es gibt Argumente<br />
für einen Organspendeausweis oder das<br />
Aufschreiben des Willens in einer Patientenverfügung,<br />
aber letztendlich ist es<br />
eine persönliche und dabei auch emotionale<br />
Entscheidung.<br />
MEIN LEBEN,<br />
MEINE ENTSCHEIDUNG<br />
Das wird auch im Podcast-Gespräch mit<br />
Prof. Dr. Silke Schicktanz, Präsidentin<br />
der Akademie für Ethik in der Biomedizin<br />
und Professorin an der Universität<br />
in Göttingen, deutlich. Fakten und Argumente<br />
können uns helfen, eine gute<br />
Entscheidung zu treffen. Aber es ist auch<br />
richtig, wenn man noch nicht einmal<br />
darüber nachdenken möchte, dass man<br />
selbst sterblich ist. Alina und Isabelle,<br />
die in diesem Teil des Podcasts zu Wort<br />
kommen, machen deutlich, dass sie<br />
noch gar nicht oder nur oberflächlich in<br />
der Schule darüber gesprochen haben.<br />
Doch gerade bei der Organspende, bei<br />
der es um Leben und Tod geht, sollte<br />
man sich Zeit nehmen, also ausführlich<br />
darüber reden oder eben nicht.<br />
Eine freie Entscheidung ist bei diesem<br />
Thema nicht einfach zu definieren.<br />
Das ist eine Frage für Ethiker:innen.<br />
Prof. Silke Schicktanz meint, dass eine<br />
Entscheidung frei sein kann, wenn man<br />
gut informiert ist und dadurch selbstständig<br />
einen Entschluss fällen kann. Ein<br />
Druck in der Familie, unbedingt helfen<br />
zu wollen, würde hingegen nicht dazu<br />
führen.<br />
SOLIDARISCH HANDELN<br />
Wenn man Organe spendet, tut man<br />
natürlich etwas Gutes. Dennoch entsteht<br />
auch eine Art Abhängigkeit zwischen<br />
Spender:in und Empfänger:in. Bei<br />
Lebend spenden handelt es sich zumeist<br />
um Eltern oder enge Verwandte und<br />
Freund:innen. Doch auch hier prüft eine<br />
Kommission, die ehrenamtlich besetzte<br />
Lebendspendekommission, dass eine<br />
solche Spende nicht unter Druck erfolgt,<br />
und verhindert so den Organhandel.<br />
Diese Abwägung ist genauso wie bei der<br />
Bewilligung von postmortalen Spenden<br />
wichtig, weil jede Organspende für<br />
Spender:in und Empfänger:in ein Risiko<br />
darstellen kann. Darüber sollten beide<br />
Seiten informiert und aufgeklärt sein.<br />
Risiken bestehen natürlich bereits durch<br />
die Operation, aber ein Risiko kann auch<br />
sein, dass das Spenderorgan nicht angenommen<br />
wird und sich Spender:innen<br />
dadurch schlecht fühlen.<br />
WIE LEBT ES SICH MIT<br />
EINEM FREMDEN ORGAN?<br />
Sowohl für Lukas als auch für Viktoriia<br />
ist das Leben mit einer Spenderniere vor<br />
allem eine Erleichterung. Die Dialyse<br />
fällt weg, die Müdigkeit danach auch.<br />
Interessant ist jedoch, dass Viktoriia<br />
davon erzählt, dass sie sowohl ihre<br />
kleinen, nicht funktionierenden Nieren<br />
als auch das Spenderorgan spüren<br />
kann. Nach der Operation müssen<br />
Empfänger:innen Medikamente nehmen,<br />
damit ihr Körper die Spende nicht<br />
abstößt. Diese Arzneien können Nebenwirkungen<br />
haben, vor allem auf das<br />
Immunsystem wirken und es schwächen.<br />
Lukas betont im Podcast jedoch,<br />
dass er diese Nachteile auf jeden Fall<br />
im Vergleich zur Dialyse gern hingenommen<br />
hat, denn er hatte bereits ein<br />
Spender organ, das sein Körper nach<br />
Jahren abgestoßen hat.<br />
GLAUBE UND<br />
ORGANSPENDE<br />
Es gibt tatsächlich Religionen, die sich<br />
gegen Organspenden aussprechen. Die<br />
großen Religionsgemeinschaften wie<br />
die christliche, die muslimische und<br />
die jüdische haben damit kein Problem.<br />
Für sie stehen die Gesundheit und<br />
das Leben im Mittelpunkt und damit ist<br />
auch eine Organspende gerechtfertigt.<br />
Darüber tauscht sich der Mediziner<br />
Dr. Muhammad Safar Al-Halabi mit drei<br />
jungen Menschen in der Episode 6 des<br />
Podcasts „Sag mal …: Über Organspende<br />
reden“ aus.<br />
Der Podcast mit<br />
Jugendlichen und<br />
Fachleuten zur<br />
Organspende:<br />
organspende-info.de/mediathek/<br />
sag-mal-ueber-organspendereden-1<br />
Arbeiten mit<br />
LEBENSHUNGER<br />
WISSENSDURST<br />
Verstärkung gesucht - komm zu uns ins Team!<br />
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Das zeichnet Dich aus:<br />
• vertrauensvolle Arbeitsweise und eine hohe Lernbereitschaft<br />
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<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24<br />
7
FAMILIENLEBEN<br />
© adobestock.com/Lifeking<br />
Junge Helden –<br />
von Schulgesprächen bis zum Tattoo<br />
Der Verein Junge Helden e. V. bringt<br />
Menschen aller Altersgruppen zusammen,<br />
die sich für Organspende engagieren<br />
möchten. Gegründet wurde er<br />
von Angela Ipach und ihrer Schwester<br />
Claudia Kotter, die selbst auf eine Organspende<br />
angewiesen war. Claudia war<br />
damals 18 Jahre alt und chronisch krank.<br />
Ihrer Schwester wurde zu diesem Zeitpunkt<br />
bewusst, dass sie sich noch nie intensiv<br />
mit dem Thema beschäftigt hatte.<br />
So trommelte Angela ihre Familie und<br />
Freund:innen an den Tisch, um das Thema<br />
für junge Menschen anders anzugehen.<br />
Ihr war wichtig, dass man sich für<br />
oder gegen eine Organspende entscheiden<br />
kann. Angela Ipach und der Verein<br />
möchten dazu beitragen, dass jede:r<br />
sich ergebnisoffen damit beschäftigen<br />
kann.<br />
Tattoo-Design: Ein Halbkreis wird mit einem weiteren Halbkreis zum Ganzen.<br />
Ein Symbol für das Geschenk des Lebens – die Organspende<br />
Junge Helden besuchen Schulen und<br />
haben auf ihrer Website Informationen<br />
zusammengetragen. Sie haben prominente<br />
Unterstützer:innen ins Boot geholt<br />
und machen das Thema bekannt.<br />
Ein Weg ist das Tattoo Opt.Ink. Bereits<br />
6.500 Menschen haben es sich stechen<br />
lassen. Dies ist zwar kein offizielles<br />
Doku ment wie der Organspende ausweis<br />
oder eine Patientenverfügung, zeigt jedoch<br />
den Willen.<br />
Gründerin Angela Ipach<br />
Vor Kurzem hat sich bei den Jungen<br />
Helden eine 78-Jährige gemeldet, die<br />
auf der Suche nach einem Tattoo-<br />
Studio war.<br />
junge-helden.org<br />
Opt.Ink, das Organspende-Tattoo<br />
© Dirk Laessig<br />
8 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
FAMILIENLEBEN<br />
Organspende-Terminal<br />
in der Uniklinik<br />
Seit Herbst 2023 gibt es in der Universitätsklinik Köln ein Infoterminal,<br />
das zum Thema Organspende informiert. Wir haben<br />
mit Stefanie Federhen vom Patienten-Informations-Zentrum<br />
(PIZ) gesprochen, die das digitale Beratungsangebot zu dieser<br />
sehr persönlichen Entscheidung begleitet.<br />
„Es ist wichtig, dass sich Menschen entscheiden, ob sie ihre<br />
Organe spenden möchten oder nicht. Sonst werden im Fall<br />
einer möglichen Spende die Angehörigen gebeten, eine<br />
Entscheidung zu treffen – und das kann sehr belastend sein.<br />
Wir sind froh, dass wir zurzeit vor dem PIZ das Infoterminal<br />
haben und für das Thema Organspende sensibilisieren können.<br />
Die wichtigsten Fragen können bereits unmittelbar über das<br />
Infoterminal beantwortet werden. Tiefgreifende Information<br />
können wir dann bei uns leisten.“ Lehrende können mit ihren<br />
Schüler:innen ebenfalls kommen, um das Terminal zu nutzen<br />
oder sich im PIZ beraten zu lassen.<br />
„Jeder kann Organe spenden. Es gibt keine feststehende<br />
Altersgrenze", ergänzt Stefanie Federhen. „Auch Vorerkrankungen<br />
schließen eine Organspende nicht aus.“ Am Terminal<br />
selbst können sich Interessierte einen Organspendeausweis<br />
drucken, der mit der Unterschrift gültig wird. Spender:innen<br />
können entscheiden, welche Organe sie freigeben.<br />
In der Zukunft sollen Organspende-Terminals auch in Bürgerzentren<br />
und an anderen Orten aufgestellt werden, damit sich<br />
Menschen über das Thema informieren können. Das Terminal<br />
in der Uniklinik Köln ist vom Netzwerk Organspende NRW e. V.<br />
initiiert und wird vom Gesundheitsministerium des Landes<br />
NRW unterstützt.<br />
uk-koeln.de/patienten-besucher/<br />
patienten-informations-zentrum/<br />
© Klaus Schmidt<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24<br />
9
FAMILIENLEBEN<br />
WEITERE<br />
INFOS<br />
DOKU-SERIE<br />
„CHARITÉ INTENSIV –<br />
GEGEN DIE ZEIT“<br />
ardmediathek.de<br />
QUARKS: WAS HILFT BEI<br />
DER ENTSCHEIDUNG<br />
ardmediathek.de/wdr<br />
© adobestock.com/foto.katarinka<br />
ZUR KOORDINATION<br />
VON ORGANSPENDEN:<br />
dso.de<br />
INFOS UND ANTWORTEN<br />
RUND UM ORGAN- UND<br />
GEWEBESPENDE:<br />
organspende-info.de<br />
NETZWERK ORGANSPENDE<br />
NRW<br />
https://www.netzwerkorganspende-nrw.de<br />
TAG DER ORGANSPENDE<br />
tagderorganspende.de<br />
Eine schwere Entscheidung<br />
Gabriele Schweigler vom Netzwerk<br />
Spenderfamilien e. V. ist es wichtig,<br />
dass die Spender:innen postum und<br />
die Familien und Freund:innen einen<br />
Dank erfahren. Das wünscht sie sich<br />
von den behandelnden Ärzt:innen, den<br />
Organempfänger:innen und insgesamt<br />
von der Gesellschaft. Ich spüre im<br />
Telefongespräch mit ihr, wie emotional<br />
herausfordernd die Organspende für<br />
sie ist, denn sie hatte selbst einmal darüber<br />
zu entscheiden. „Diese Menschen<br />
retten das Leben anderer Menschen“,<br />
erklärt Gabriele Schweigler. „Doch<br />
die Entscheidung zu einer Organspende<br />
ist nicht einfach. Ein Mensch, der hirntot<br />
ist, sieht lebendig aus. Zu entscheiden,<br />
dass Organe entnommen werden<br />
sollen, ist in dieser Situation für Familienangehörige<br />
und Freunde enorm schwer.“<br />
Wenn ein Mensch sich selbst für eine<br />
Organspende entschieden hat, also<br />
über einen Organspendeausweis oder<br />
eine Vollmacht verfügt, dann ist es seine<br />
eigene, selbstbestimmte Entscheidung.<br />
„Mir ist es wichtig, dass sich Menschen<br />
genau darüber Gedanken machen“,<br />
ergänzt Gabriele Schweigler. „Damit sie<br />
selbst und nicht andere über Organspende<br />
entscheiden oder entscheiden<br />
müssen.“<br />
In ihrem Netzwerk sind Spenderfamilien<br />
und Freund:innen zusammengeschlossen.<br />
Es tritt aktiv für mehr Organspenden und<br />
zugleich für die Angehörigen der Spendenden<br />
ein. Die Aktiven organisieren<br />
Telefongespräche zwischen Spenderfamilien,<br />
nehmen an Spendenläufen sowie<br />
Tagungen zur Organspende teil und<br />
klären zum Thema auf.<br />
Das alles machen sie ehrenamtlich. Sie<br />
wünschen sich neben Dankesworten<br />
von der Politik mehr Anerkennung. In<br />
Leipzig zum Beispiel ist ein Denkmal für<br />
anonyme Organspender:innen geplant.<br />
Das könnte dieses wichtige Thema mehr<br />
in die Öffentlichkeit rücken.<br />
ANSPRECHBAR ÜBER:<br />
Spenderfamilien@t-online.de<br />
10 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
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<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 11
FAMILIENLEBEN<br />
BUCHTIPPS<br />
FÜR ELTERN<br />
CHILL MAL!<br />
PUBERTÄT –<br />
WENN ERZIEHEN<br />
NICHT MEHR GEHT<br />
WOMAN ON FIRE<br />
Was tun, wenn mein:e Teenager:in nicht<br />
mehr duschen möchte? Wann ist mein:e<br />
Teenager:in bildschirmsüchtig? Was<br />
kann oder sollte ich unternehmen, wenn<br />
das Teeniezimmer voller Müll ist? Alles<br />
Fragen, die uns Eltern mit älteren Kindern<br />
bewegen. Matthias Jung gibt kurze<br />
Antworten über die sozialen Medien und<br />
längere über seine Bücher. Der Autor<br />
und Familien- und Pubertätscoach tourt<br />
auch gerne durch Deutschland, um live<br />
on stage über Themen zu sprechen, die<br />
unser Elternleben bestimmen (werden) –<br />
oft auch mit einem sympathischen Augenzwinkern.<br />
Allein sein letzter Buchtitel<br />
bringt Leser:innen bzw. Betroffene zum<br />
Schmunzeln:. „Chill mal! Am Ende der<br />
Geduld ist noch viel Pubertät übrig“ sagt<br />
eigentlich schon alles.<br />
Was uns an dem Autoren gefällt, ist, dass er<br />
die Dinge mit Leichtigkeit betrachtet –<br />
vielleicht der einzige Weg für uns<br />
Eltern, diese Zeit zu (üb)erleben. Auch<br />
auf Jungs YouTube-Kanal kann man sich<br />
einige Themen zu Gemüte führen.<br />
Gerade wenn man oder frau wieder<br />
eine Krise hat, weil das Teeniekind ein<br />
Teeniekind ist. Was uns auch gefällt:<br />
sein Blick auf die Jugend – entspannt,<br />
humorvoll und mit jeder Menge<br />
Toleranz und auch viel Akzeptanz. [ge]<br />
Info: 16,95 Euro, Edelbooks<br />
Die Koryphäe Jesper Juul hat zu Lebzeiten<br />
(glücklicherweise) ein Buch über<br />
Teenager in der Pubertät geschrieben –<br />
einen alltagsnahen Ratgeber, den wir<br />
von Herzen empfehlen. Auch wenn das<br />
Buch bereits 2010 erschienen ist, also 13<br />
Jahre alt ist, hat es an Aktualität nichts<br />
verloren. Manche Dinge ändern sich<br />
halt nie. Juul, Lehrer, Familientherapeut,<br />
Konfliktberater und Autor, gibt in diesem<br />
Bestseller Antworten auf brennende Elternfragen<br />
und zeigt, dass es auch anders<br />
und fernab von Strafen geht. Kommunikation<br />
und Beziehung sind gefragt.<br />
Und das gefällt uns an Juul besonders –<br />
die Beziehungsarbeit. Es geht immer<br />
um das (Wieder-)Herstellen von Empathie,<br />
Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Die<br />
Lösungsansätze in dem Buch wurden<br />
gemeinsam mit Eltern und Jugendlichen<br />
erarbeitet und erprobt, alles sehr praxisnah.<br />
Sie geben Orientierung, die wirklich<br />
weiterhelfen kann. Juul richtet den<br />
Blick aber nicht nur auf die Kinder oder<br />
Jugendlichen, sondern auch milde auf<br />
die manchmal wirklich hilflosen Eltern.<br />
Die erste Hälfte des Buches besteht<br />
aus Fragen von Eltern und Antworten<br />
von Juul. Die zweite Hälfte erzählt von<br />
Zusammentreffen von Familien und<br />
Konfliktlösungssuche zwischen Juul<br />
und den Eltern. Diese Gespräche, die<br />
tatsächlich während eines Seminars<br />
stattfanden, wurden aufgezeichnet und<br />
in diesem Buch festgehalten. [ge]<br />
Info: 12 Euro, Kösel Verlag<br />
Ab Anfang vierzig schleichen sich die<br />
ersten hormonellen Schwankungen an,<br />
mal eher sachte, mal recht heftig. Häufig<br />
werden die Beschwerden, wie Muskelund<br />
Gelenkschmerzen, Schlaflosigkeit,<br />
Inkontinenz, Depressionen oder auch<br />
Herzrhythmusstörungen, aber nicht mit<br />
einem Hormonmangel in Verbindung<br />
gebracht. Weder von den Frauen selber<br />
noch von ihren Gynäkolog:innen, denn<br />
sie alle wissen viel zu wenig über die<br />
„Pubertät 2.0“. Frauenärzt:innen lernen<br />
im Studium erstaunlicherweise kaum<br />
etwas über die Wechseljahre und müssen<br />
sich auf eigene Faust zum Thema<br />
weiterbilden. Die ärztlichen Beratungen<br />
können aber nicht mit den Krankenkassen<br />
abgerechnet werden und somit<br />
bleiben sie wirtschaftlich unattraktiv.<br />
In dem herausragend recherchierten<br />
Handbuch „Woman on Fire – Alles über<br />
die fabelhaften Wechseljahre“ nimmt<br />
Dr. med. Sheila de Liz ihre Leser:innen<br />
mit auf eine Reise durch die verschiedenen<br />
Etappen der Wechseljahre und liefert<br />
das nötige Wissen, um auf dem Weg<br />
in die zweite Lebenshälfte gesund, aktiv<br />
und „on fire“ zu bleiben. Sie definiert anschaulich<br />
wie unterhaltsam, was Frauen<br />
tun können, damit ihre Akkus stets voll<br />
sind. Auch ihr 2022 erschienenes Buch<br />
„Girl on Fire – Alles über die ‚fabelhafte‘<br />
Pubertät“ wurde umgehend zum Bestseller.<br />
[sh]<br />
Info: 16 Euro, Rowohlt Verlag<br />
12 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
AUSBILDUNG ODER STUDIUM?<br />
So hilft die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Köln<br />
Was soll ich später einmal werden?<br />
Welcher Beruf passt zu mir und macht<br />
mir Spaß? Was kann ich in diesem oder<br />
jenem Beruf verdienen? Wie stelle ich<br />
mich gut für meine berufliche Zukunft<br />
auf? Was ist für eine erfolgreiche<br />
Bewerbung wichtig? In all diesen Fragen<br />
helfen die Berufsberaterinnen und<br />
Berufsberater weiter und unterstützen<br />
bei der persönlichen Berufswegplanung.<br />
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persönlichen oder einer telefonischen<br />
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und trotzdem Face-to-Face.<br />
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von zuhause genutzt werden kann:<br />
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um die Berufswahl. Erfahre alles zur Bewerbung und dazu, wie es<br />
nach der Schule weitergeht: planet-beruf.de<br />
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berufenet.arbeitsagentur.de<br />
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zu Berufsfeldern und einzelnen Berufen. Verschaffe dir damit einen<br />
ersten Einblick in den Berufsalltag: www.berufe.tv<br />
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<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 13
FREIZEIT<br />
Text und Fotos: Annika Krause<br />
ICH BIN FAN,<br />
ICH BIN NERD<br />
Von der Fähigkeit,<br />
sich zu begeistern<br />
Über dem Bett hängen Poster der Lieblingsband und es wird immer<br />
wieder dieses eine Lied abgespielt. Die Wochenenden werden im Stadion<br />
verbracht und die ganze Familie hofft auf den Sieg der Lieblingsmannschaft,<br />
damit die Stimmung zuhause nicht kippt. Stundenlanges Zocken am Computer,<br />
unter dem Kopfkissen stapeln sich Comics: Wer die feinen Details hinter<br />
den Lieblingscharakteren nicht kennt, versteht nur wenig von der<br />
Begeisterung für die Fantasy-Geschichten.<br />
Vielleicht können wir uns selbst noch an<br />
die Zeit erinnern, in der unser Herz für<br />
den einen Star, diese bestimmte Musik,<br />
die spezielle Sportmannschaft oder das<br />
besondere Buch geschlagen hat. In der<br />
wir etwas nicht nur interessant, sondern<br />
faszinierend und bewundernswert<br />
fanden. Vielleicht war es eine kurze,<br />
intensive Phase, vielleicht hält die Ver -<br />
bundenheit noch immer an. Schauen wir<br />
jetzt auf Jugendliche, die ihre Leidenschaft<br />
und Energie in das eine Thema,<br />
IHR Thema, investieren, können wir die<br />
Stirn runzeln, es belächeln oder anerkennen.<br />
Es ist die Leidenschaft für ihre<br />
Idole, die Fähigkeit zur Begeisterung.<br />
FAN ODER NERD?<br />
Im Duden wird der Begriff „Fan“ als jemand,<br />
der oder die sich für jemanden<br />
oder etwas begeistert, beschrieben. Das<br />
Wort wird aus dem englischen „fanatic“,<br />
also fanatisch, hergeleitet. Ein „Nerd“<br />
wird als jemand beschrieben, der oder<br />
die sich für ein spezielles Fachgebiet besonders<br />
interessiert und viel Zeit damit<br />
verbringt. Das englische „nerd“ bedeutet<br />
übersetzt Schwachkopf und auch auf<br />
Deutsch wird der Begriff „Nerd“ teilweise<br />
abwertend verwendet.<br />
Ein Fan zu sein bedeutet, eine tiefe Begeisterung<br />
für ein bestimmtes Thema<br />
oder eine bestimmte Aktivität zu haben.<br />
Nerd-Sein geht oft noch einen Schritt<br />
weiter und beinhaltet eine intensive<br />
Beschäftigung mit und ein tiefes<br />
Verständnis für spezifische Bereiche. Ein<br />
Nerd ist also auch ein Fan, während ein<br />
Fan nicht unbedingt ein Nerd ist.<br />
“If you’re going to be<br />
obsessed with something,<br />
being obsessed with a<br />
series of books or films is<br />
pretty good. Some people<br />
are obsessed with heroin.“<br />
Daniel Radcliffe, Schauspieler<br />
WAS MACHT EINEN<br />
FAN AUS?<br />
Der Soziologe Dr. Mike Schäfer, Leiter<br />
der Studie „Fans und Fantum“ an der FU<br />
Berlin, nennt drei entscheidende Faktoren<br />
für das Fan-Sein. Zum einen gibt es<br />
eine soziale Bindung zum Fan-Objekt.<br />
Meist ist es eine Person oder eine Personengruppe,<br />
der „der Fan“ selbst nicht<br />
angehört. Ein Fußballfan ist jemand, der<br />
oder die regelmäßig ins Stadion geht,<br />
nicht die Person, die selbst auf dem<br />
Spielfeld steht und bejubelt wird. Außerdem<br />
gehört ein überdurchschnittliches<br />
Maß an Leidenschaft zum Fan-Sein dazu.<br />
Wer Comics nicht nur liest, sondern<br />
sich selbst in die Rolle des Lieblingscharakters<br />
im Cosplay verwandelt, geht<br />
über einfaches Interesse an einem Thema<br />
hinaus. Der dritte Punkt beschreibt<br />
eine große Investition in das Fan-Objekt.<br />
Das kann Zeit sein, oft ist es auch Geld.<br />
Dr. Mike Schäfer erklärt: „Was alle<br />
Gruppen verbindet, ist die gemeinsame<br />
Leidenschaft für eine bestimmte Sache,<br />
die zu ihrem Alltag, ihrer Freizeit gehört.“<br />
Das Phänomen des Fan-Seins ist nicht<br />
neu, sagt Dr. Mike Schäfer. Den Versuch,<br />
sich in der Jugend von der Familie, von<br />
traditionellen Werten und dem Druck der<br />
Gesellschaft abzugrenzen, gab es schon<br />
immer. In der jüngeren Geschichte<br />
trugen Beatles-Fans ihre Haare lang,<br />
um gegen die Spießigkeit ihrer Eltern zu<br />
rebellieren.<br />
JUGENDLICHE<br />
FAN-KULTUR<br />
Jugendliche befinden sich in einer Phase<br />
der Selbstfindung und Identitätsbildung.<br />
Fan zu sein bietet die Möglichkeit, sich<br />
mit etwas zu identifizieren, das die eigenen<br />
Werte widerspiegelt. Es ist eine Art,<br />
Individualität auszudrücken und gleichzeitig<br />
Teil einer Gemeinschaft zu sein.<br />
Diese Gemeinschaft kann real sein, wie<br />
14 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
FREIZEIT<br />
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Internationale<br />
Jugendbegegnungen<br />
bei Sportveranstaltungen und Conventions,<br />
oder virtuell, wie bei Online-Foren<br />
für Comic- und Fantasy-Fans. Fandoms<br />
bieten eine Plattform für Selbstentdeckung<br />
und soziale Vernetzung.<br />
Jugendliche können durch ihre Fan-<br />
Interessen Vorbilder finden, die ihre<br />
Ideale verkörpern und ihnen helfen, ihre<br />
Eigenständigkeit zu entwickeln.<br />
Der Unterschied zwischen dem Bejubeln<br />
von Sportmannschaften oder Popstars<br />
und dem leidenschaftlichen Interesse für<br />
Fantasy-Geschichten bis hin zu Cosplay<br />
oder dem Schreiben eigener Fanfiction<br />
liegt hauptsächlich in der Bewertung<br />
von außen. Durch die intensive Auseinandersetzung<br />
mit Themen, die nicht<br />
dem Mainstream entsprechend „cool“<br />
sind, werden Nerds oft von Gruppen<br />
ausgegrenzt und gelten als sonderbar.<br />
Doch spätestens seit dem Serienerfolg<br />
von „The Big Bang Theory“ hat sich auch<br />
die öffentliche Wahrnehmung eines<br />
Nerds verändert. Die Unbeholfenheit<br />
der Charaktere sorgte für Unterhaltung,<br />
aber nicht nur das: Sie schuf eine Parallelwelt,<br />
in der Marotten liebenswert und<br />
Etikette langweilig erschienen. Nerd sein<br />
bedeutet auch: Mut zum Anderssein.<br />
Mehr Individualität und echtes Interesse,<br />
weniger angepasste Coolness.<br />
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<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 15
FREIZEIT<br />
»Warhammer ist ein Miniaturen-Tabletop-Spiel,<br />
für das man die Figuren selber zusammenbastelt,<br />
bemalt und dann mit ihnen spielt. Es vereint also Strategie<br />
mit Kreativität. Für mich ist es fast meditativ, die Figuren<br />
zu bemalen. Mittlerweile gibt es von Warhammer auch<br />
Computerspiele, aber mir macht es mehr Spaß, mich mit<br />
Freunden zu treffen, gemeinsam die Figuren zu bemalen<br />
und dann zusammen zu spielen. Ich spiele Warhammer,<br />
seitdem ich 14 bin, und seit gut zwei Jahren arbeite ich<br />
neben dem Studium im Warhammer-Geschäft.<br />
Das ist perfekt für mich, weil ich damit mein Hobby mit<br />
Geldverdienen verbinde.<br />
Ich bin auf jeden Fall Fan von Warhammer, schaue täglich<br />
nach neuen Artikeln und kenne mich gut aus in der Fantasy-<br />
Welt. Schon in der Schule haben meine Freunde und ich uns<br />
die Nerd-Gruppe genannt. Wir sehen das nicht als Abwertung,<br />
sondern als Beschreibung. Wir interessieren uns für<br />
Computerspiele, Brettspiele, Fantasy – das ist, was ich mag,<br />
womit ich mich wohlfühle. Mittlerweile studiere ich Informatik,<br />
womit ich in bester Gesellschaft von Menschen mit<br />
ähnlichen Interessen bin. «<br />
TOM, 21, STUDENT<br />
BEGEISTERT VON WARHAMMER<br />
ANNA-LENA, 19, SCHÜLERIN<br />
FAN DER 1. FC KÖLN<br />
FRAUEN-MANNSCHAFT<br />
»Mein Vater ist großer 1. FC Köln Fan, sodass Fußball<br />
schon immer ein Teil meines Lebens war. Wir sind<br />
früher oft zusammen ins Stadion gegangen. Vor einem Jahr<br />
habe ich die Frauen-Mannschaft für mich entdeckt und seitdem<br />
nimmt Fußball einen noch größeren Teil meines Lebens<br />
ein. Mittlerweile habe ich eine eigene Dauerkarte und bin<br />
jedes Wochenende im Stadion zu finden. Zusammen mit dem<br />
Fanclub bin ich bei Heimspielen und Auswärtsfahrten immer<br />
mit dabei. Ich arbeite neben der Schule 12 Stunden pro<br />
Woche im Supermarkt, um mir die Reisen und Tickets leisten<br />
zu können. Nach dem Abitur möchte ich meine Trainerlizenz<br />
machen. Mir gefällt an Fußball, dass es ein Teamsport ist. Man<br />
muss als Team zusammenarbeiten und kann nur als Team<br />
gewinnen. Im Stadion passiert so viel auf einmal, es gibt so<br />
viele Emotionen, so viel Zusammenhalt. Meine Freunde und<br />
Freundinnen außerhalb des Fanclubs interessieren sich nicht<br />
so sehr für Fußball. Manche finden, dass ich zu wenig Zeit<br />
für andere Dinge habe. Für mich ist Fußball aber einfach das<br />
Wichtigste in meinem Leben, Fußball ist meine Freizeit. «<br />
16 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
FREIZEIT<br />
SOFIA, 23, STUDENTIN<br />
COSPLAYERIN<br />
»Ich verkleide mich als Lyney von Genshin Impact,<br />
ein Open-World-Action-Rollenspiel für das Handy,<br />
die Playstation oder den Computer. Lyney ist ein Magier, ein<br />
Bühnenmensch, der Leute fasziniert und verzaubert. Für mich<br />
bedeutet Cosplay Kreativität, durch die ich mich frei entfalten<br />
kann. Mit Cosplay kann ich jede Rolle einnehmen und aus<br />
der Realität fliehen. Ich habe mich schon immer für Fantasy,<br />
Anime und Cosplay interessiert, mich aber früher nicht<br />
getraut, es nach außen zu zeigen. In der Schule wurde ich<br />
gemobbt und habe versucht, mich zu verstecken. Seit einem<br />
Jahr traue ich mich endlich, mich so zu zeigen, wie ich bin.<br />
Zu mir, meiner Leidenschaft, meinem Hobby zu stehen.<br />
Mir gefällt es mittlerweile sogar, Aufmerksamkeit zu erregen<br />
und angeschaut zu werden. Inzwischen lebe ich nach dem<br />
Motto: Ich mache, worauf ich Lust habe – egal, was andere<br />
denken. Ich stehe darüber, wenn jemand einen blöden<br />
Spruch ablässt. Seitdem ich so selbstbewusst auftrete,<br />
bekomme ich hauptsächlich positive Resonanz. In der<br />
Cosplay-Szene fühle ich mich verstanden und angenommen.<br />
Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich ein extrovertierter<br />
Mensch bin, der sich gerne zeigt und über sich spricht.<br />
Als Jugendliche konnte ich mich so nicht zeigen – dass<br />
das jetzt geht, genieße ich sehr. «<br />
TABI, 17, SCHÜLERIN<br />
FAN DER DEUTSCHEN<br />
INDIE-POP-BAND JEREMIAS<br />
»Ich kenne JEREMIAS seit drei Jahren, als sie noch<br />
recht unbekannt waren. Auf dem ersten Konzert, das<br />
ich von ihnen besucht habe, waren vielleicht zweihundert<br />
Menschen. Die größte Show in diesem Jahr war mit<br />
siebentausend Leuten. Ich fühle mich verbunden mit ihnen,<br />
finde mich in den Texten wieder. Die Musik ist superfacettenreich<br />
– es gibt emotionale Musik und welche, die<br />
mich einfach glücklich macht. Ich bin immer mehr in diese<br />
Welt eingetaucht und dankbar für alle Menschen, die ich<br />
dadurch kennengelernt habe. Über Social Media sind wir gut<br />
vernetzt und treffen uns zu den Konzerten in verschiedenen<br />
Städten. Für die Konzerte in Berlin und Hamburg standen<br />
wir ab 8 Uhr morgens in der Schlange, Einlass war gegen<br />
18 Uhr. Die zehn Stunden dazwischen gingen ganz schnell<br />
vorbei – wir haben gequatscht, Plakate gemalt, Armbänder<br />
gebastelt. Natürlich stecke ich viel Zeit und Geld in die Reisen<br />
und Konzerttickets, aber das ist es mir auf jeden Fall wert.<br />
Ich kellnere und verdiene mein eigenes Geld, das ich dafür<br />
ausgeben kann. Für mich lohnt sich das, die Konzerte geben<br />
mir einfach extrem viel. «<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 17
FREIZEIT<br />
LUST AUF EHRENAMT?<br />
Hier können sich Jugendliche<br />
freiwillig engagieren<br />
Wahlhelfer:in werden<br />
Keine Wahlen ohne Wahlhelfer:innen. Für jede Wahl – auch<br />
die kommende Wahl zum 10. Europäischen Parlament<br />
am 9. Juni – werden Freiwillige gesucht, mit deren Hilfe<br />
der Wahltag erfolgreich durchgeführt werden kann.<br />
Wahlhelfer:in am 9. Juni kann werden, wer das 16. Lebensjahr<br />
vollendet hat, Deutsche:r im Sinne des Grundgesetzes<br />
oder Staatsangehörige:r eines EU-Mitgliedstaates ist und<br />
seit mindestens drei Monaten in der BRD oder einem anderen<br />
EU-Mitgliedstaat wohnt. Das Ehrenamt als Wahlhelfer:in<br />
wird mit einem Erfrischungsgeld vergütet – von 60 Euro für<br />
Beisitzer:innen bis 80 Euro für Wahlvorstehende und Schriftführende.<br />
Die Bewerbung als Wahlhelfer:in läuft über die<br />
Websites der Städte und Kommunen. [id]<br />
stadt-koeln.de<br />
Verkehrskadetten Köln<br />
Jugendliche können sich ab dem Alter von 14 Jahren bei den<br />
Verkehrs kadetten Köln engagieren. Die Verkehrskadetten<br />
fahren auf Einsätze und Veranstaltungen in Köln und NRW<br />
und kümmern sich um Verkehrslenkungs- und Regelungsmaßnahmen<br />
sowie Parkplatz- und Wegemanagement. Mit<br />
ihrer Arbeit unterstützen sie die Polizei, das Ordnungsamt,<br />
die Stadt Köln und private Veranstalter und sorgen für einen<br />
störungsfreien und effizienten Ablauf der Verkehrs lage im<br />
Veranstaltungsraum, zum Beispiel beim Köln-Marathon.<br />
Neueinsteiger:innen erwartet eine dreimonatige Grundausbildung<br />
sowie eine Erste-Hilfe-Ausbildung. Danach können sie<br />
nach Zeit und Lust an den Einsätzen teilnehmen, für die<br />
es auch eine kleine Aufwandsentschädigung gibt. [id]<br />
vk-koeln.de<br />
bonn.de<br />
Freiwilligen agenturen<br />
Wer sich engagieren möchte, aber nicht weiß, wie und wo,<br />
kann sich bei den Freiwilligenagenturen in Köln und Bonn<br />
informieren. Beide Stellen bieten eine Engagement-<br />
Datenbank, bei der Interessierte fündig werden können –<br />
ob in der Nähe oder ortsunabhängig, regelmäßig oder<br />
befristet, in einer Gruppe oder als Einzelperson, mit Kindern<br />
oder Senior:innen. Auch nach Einsatzbereichen kann bei<br />
der Suche gefiltert werden, von A wie Alltagsbegleitung<br />
bis V wie Veranstaltungs organisation. Für einige Projekte<br />
ist die Volljährigkeit eine Voraussetzung, aber die Kölner<br />
Freiwilligen Agentur e. V. und die Freiwilligenagentur<br />
Bonn stehen bei der Suche auch beratend zur Seite und<br />
helfen dabei, das passende Engagement oder Ehrenamt<br />
zu finden. [id]<br />
BUND Köln<br />
Wer im praktischen Naturschutz mitanpacken möchte,<br />
ist bei der BUND-Kreisgruppe Köln gut aufgehoben.<br />
Das Team freut sich über alle, die sich bei BUND<br />
ehrenamtlich engagieren möchten. Fast täglich wird<br />
irgendwo im Kölner Raum gearbeitet – von Obstbaum -<br />
schnitt über Pflegeeinsätze bis Moorrenaturierung.<br />
Dazu kommen gelegentliche Einsätze wie der Auf- und<br />
Abbau von Amphibienzäunen im Frühjahr oder Clean-ups.<br />
Alle Termine und Einsätze von BUND Köln sind online<br />
einsehbar, darunter auch die Neueinsteigertreffen,<br />
bei denen Interessierte sich umfassend über die Arbeit<br />
informieren können. [id]<br />
bund-koeln.de<br />
koeln-freiwillig.de<br />
freiwilligenagentur-bonn.de<br />
adobestock.com/Віталій Баріда<br />
18 <strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24
ZUKUNFT<br />
Berufsorientierungs messen<br />
TRAUMJOB<br />
FINDEN<br />
Welcher Beruf passt zu mir? Wie sieht eine<br />
über zeugende Bewerbung aus? Und wie hinter lasse<br />
ich einen perfekten ersten Eindruck? Auf den<br />
ver schiedenen Berufsorientierungs messen finden<br />
umfangreiche Rahmen programme rund um die<br />
Themen Bewerbung, Job und Karriere statt.<br />
In zahlreichen Fachvorträgen, Präsentationen,<br />
Workshops und Coachings informieren<br />
erfahre ne Expert:innen über verschiedene<br />
Zukunftswege. In persönlichen Gesprächen und<br />
Kontakten zu Ausbildungsbetrieben, Hochschulen<br />
und Institu tionen erhalten die Teilnehmenden<br />
wichtige Informationen und praxisnahe Tipps,<br />
die auf der Suche nach dem Wunschjob<br />
meist weiterhelfen. [sh]<br />
KARRIERETAG<br />
11. April/<br />
10. Oktober <strong>2024</strong><br />
Telekom Dome, Bonn<br />
17. April/<br />
13. November <strong>2024</strong><br />
RheinEnergieSTADION,<br />
Köln<br />
karrieretag.org<br />
JUBI – DIE JUGEND-<br />
BILDUNGSMESSE<br />
22. Juni <strong>2024</strong><br />
KonferenzZentrum des<br />
TechnologieParks Köln<br />
7. September <strong>2024</strong><br />
Königin-Luise-Schule<br />
Köln<br />
2. November <strong>2024</strong><br />
Veranstaltungsort in Köln<br />
noch nicht bekannt<br />
23. November <strong>2024</strong><br />
Schulzentrum<br />
Hardtberg Bonn<br />
jugendbildungsmesse.de<br />
BERUFE LIVE<br />
RHEINLAND<br />
8./9. November <strong>2024</strong><br />
XPOST Köln<br />
berufe-live.de<br />
EINSTIEG KÖLN<br />
14./15. Februar 20<strong>25</strong><br />
Koelnmesse, Köln<br />
einstieg.com/messen/<br />
koeln<br />
11. JOBMESSE KÖLN<br />
29./30. März 20<strong>25</strong><br />
MOTORWORLD, Köln<br />
jobmessen.de/koeln<br />
VOCATIUM<br />
7./8. Mai <strong>2024</strong><br />
Brückenforum Bonn<br />
11./12. Juni <strong>2024</strong><br />
XPOST, Köln<br />
1./2. Oktober <strong>2024</strong><br />
RHEIN SIEG FORUM<br />
Siegburg<br />
vocatium.de<br />
STUZUBI KÖLN<br />
7. September <strong>2024</strong><br />
XPOST, Köln<br />
stuzubi.de<br />
Abitur – na klar!<br />
Und was kommt danach?<br />
Antworten auf diese Frage<br />
gibt es beim Studieninformationstag<br />
der TH Köln<br />
Freu dich auf ein abwechslungsreiches Programm auf<br />
unserem Campus und viele Möglichkeiten, unsere Hochschule<br />
und die Studienmöglichkeiten kennenzulernen.<br />
Freitag, 24. Mai <strong>2024</strong> von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
an allen Standorten der TH Köln<br />
Weitere Informationen:<br />
th-koeln.de/infotag<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 19
ZUKUNFT<br />
Text: Hanka Meves-Fricke<br />
Foto: Wenke Atkins<br />
CHIARA KISCHKAT:<br />
AUSZUBILDENDE ZUR<br />
HÖRAKUSTIKERIN<br />
DIE VIELFALT<br />
GEFÄLLT MIR<br />
Viele Menschen wundern sich,<br />
wenn ich lachend mein Hörgerät<br />
aus dem Ohr nehme und zeige.<br />
Für mich ist es genauso eine Hilfe<br />
wie eine Brille, eben nur für die Ohren.<br />
Nicht nur ältere Menschen<br />
brauchen Hörgeräte.<br />
Wenn ich dann erzähle,<br />
was für High-Tech-Geräte<br />
diese inzwischen sind,<br />
staunen sie.<br />
Darum bin ich froh, dass ich<br />
mit Chiara Kischkat<br />
ihren High-Tech-Beruf<br />
Hörakustikerin<br />
vorstellen kann.
ZUKUNFT<br />
„Meine Gesamtschule hat eine Partnerschaft<br />
mit Köttgen Hörakustik“, erzählt<br />
Chiara. „Daher habe ich von diesem<br />
Beruf erfahren. Persönlich hatte ich<br />
bisher nichts damit zu tun.“ Die Mischung<br />
von verschiedenen Aufgaben gefällt<br />
Chiara Kischkat besonders an ihrer<br />
Arbeit. „Nach einem vollen Tag mit<br />
Kund:innen mag ich es, am folgenden<br />
Tag im Büro Arbeiten zu erledigen wie die<br />
Abrechnung mit den Krankenkassen.“<br />
PRAKTIKUM ALS<br />
EINSTIEG<br />
Chiara hat direkt nach der 10. Klasse in<br />
der Gesamtschule ihre Ausbildung angefangen.<br />
„Mein einwöchiges Schulpraktikum<br />
habe ich in der Köttgen Hörakustik-<br />
Filiale in Heimersdorf gemacht. Mir gefiel<br />
die Arbeit vom ersten Tag an. Nach zwei<br />
Bewerbungen hatte ich die Ausbildungsstelle<br />
in der Tasche. Das hat mir Sicherheit<br />
gegeben für den Schulabschluss.“<br />
Chiara Kischkat hilft anderen Menschen.<br />
Das kann sie in der Hörberatung im<br />
direkten Gespräch mit Kund:innen.<br />
„Zudem wollte ich nicht den gesamten<br />
Tag Büroarbeiten erledigen. Hier gibt es<br />
mal Büro, mal Handwerk, mal Kundengespräch<br />
und ich mag die Zusammenarbeit<br />
mit meinen Kolleg:innen.“<br />
DIE BERUFSSCHULE<br />
IN LÜBECK<br />
Die Berufsschule befindet sich in<br />
Lübeck. Dort werden alle Auszubildenden<br />
aus Deutschland im Blockunterricht<br />
auf dem „Campus Hörakustik“ geschult.<br />
„In Psychologie haben wir dort<br />
gelernt, wie wir mit Kund:innen umgehen“,<br />
ergänzt Chiara. „Für mich ist<br />
das wichtig, denn ich rege mich bei<br />
Problemen schnell auf. Dort und mit<br />
den Kolleg:innen habe ich gelernt, wie<br />
ich auch schwierige Gespräche mit<br />
Kund:innen gut meistern kann.“ Bei<br />
Fragen kann sich die 18-Jährige immer<br />
an die anderen Mitarbeiter:innen der<br />
Filiale in Chorweiler wenden. „Entweder<br />
helfen sie mir oder sie übernehmen die<br />
Kund:innen. Dann schaue ich zu und<br />
lerne dadurch. Und wenn ich Kund:innen<br />
berate, unterbreche ich auch einmal und<br />
spreche zwischendurch die erfahreneren<br />
Kolleg:innen an.“<br />
Köttgen Hörakustik mit dem Stammsitz<br />
auf dem Hohenzollernring verfügt über<br />
ein eigenes otoplastisches Labor, das<br />
für die eigenen Filialen Ohrpassstücke<br />
für Hörgeräte herstellt, so genannte<br />
Otoplastiken. Diese werden bearbeitet<br />
und individuell angepasst. Das ist<br />
echte Handwerksarbeit und darum ist<br />
der Beruf auch ein Handwerksberuf.<br />
Zudem müssen die kleinen Geräte auseinander-<br />
und wieder zusammengebaut<br />
werden. Fingerfertigkeit ist gefragt, ein<br />
bisschen Ruhe und Sorgfalt. Kleinere<br />
Anpassungen von Ohrpassstücken<br />
können Hörakustiker:innen in den Filialen<br />
vornehmen sowie Reinigungen und<br />
Wartungen durchführen.<br />
VIEL TECHNIK UND<br />
COMPUTEREINSATZ<br />
„Unsere Arbeit ist sehr technisch und<br />
hat viel mit Computern zu tun“, erläutert<br />
Chiara. „Wir machen alles digital: die<br />
Einstellung der Hörgeräte, das<br />
Verbinden der Geräte über Bluetooth<br />
mit den Handys. Dazu müssen wir uns<br />
gut mit verschiedenen Handys auskennen.<br />
Manchmal kommen Kund:innen mit<br />
alten Geräten zu uns, die noch über<br />
Kabel verbunden sind. Das sollten wir<br />
dann auch kennen. Die Hersteller der<br />
Hörgeräte bieten aber auch regelmäßig<br />
Schulungen an. „Das, was wir in<br />
der Berufsschule lernen, ist direkt bei<br />
der Arbeit gefragt“, erzählt Chiara. „Das<br />
gefällt mir. So lernen wir die Einstellungen<br />
der Geräte in der Schule und<br />
setzen dies praktisch in der Arbeit für<br />
Kund:innen um. In der Berufsschule<br />
tauschen wir uns auch viel über das<br />
Gelernte aus und helfen uns gegenseitig.<br />
In der Cafeteria kann ich jede:n ansprechen.<br />
Immer hilft mir jemand.“<br />
„Der Sport in der Berufsschule ist vielfältiger<br />
als in der Schule zuhause“, ergänzt<br />
Chiara. „Kanufahren, Klettern, Joggen,<br />
Fußball spielen. Ich finde super, dass wir<br />
nicht nur wie in der Schule in der Halle<br />
sind. Mir gefällt auch, dass wir im Internat<br />
auf dem „Campus Hörakustik“ zusammenwohnen.<br />
Dort teile ich mir seit dem<br />
ersten Lehrjahr ein Zimmer mit einem<br />
Mädchen aus Bayern. Das finde ich großartig.“<br />
LEBENSLANGE WEITER-<br />
BILDUNG GEFRAGT<br />
Hörakustiker:innen können viele Weiterbildungen<br />
machen, unter anderem für<br />
die Versorgung von Kindern. „Nach der<br />
Ausbildung würde ich gern mit Kindern arbeiten",<br />
sagt Chiara lächelnd, „und irgendwann<br />
gern Meisterin werden.“<br />
Die Arbeitszeiten in der Filiale sind von 9<br />
bis 18 Uhr. „Am Anfang war es eine echte<br />
Umstellung. Ich war nach der Arbeit sehr<br />
müde. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt<br />
und gehe danach ins Fitness-Studio und<br />
helfe ehrenamtlich im Pferdeschutzhof<br />
Merkenich. Da komme ich gut runter<br />
nach einem anstrengenden Arbeitstag.<br />
Ausbildung als<br />
Hörakustiker:in<br />
Voraussetzungen:<br />
Handwerkliches Geschick zum Anfertigen<br />
von Otoplastiken oder Einbauen von<br />
Kleinteilen in Hörgeräten, technisches<br />
Verständnis beim Instandhalten von<br />
Hörsystemen etc., Sorgfalt und Beobachtungsgenauigkeit,<br />
Kundenorientierung<br />
und Kommunikationsfähigkeit. Gute<br />
Beherrschung der deutschen Sprache.<br />
Empathie für Menschen mit Einschränkungen.<br />
Interesse an medizinischen<br />
Themen. Einfühlungsvermögen für<br />
ältere Kund:innen<br />
Mittlerer Bildungsabschluss,<br />
Hochschulreife<br />
Ausbildungsinhalte:<br />
• Schulische Themen:<br />
Physik, besonders zum Thema Schall,<br />
Werken und Technik, Mathematik<br />
sowie Biologie (besonders Anatomie),<br />
Deutsch und Psychologie<br />
• Berufsbezogener Lernbereich:<br />
Umgang mit Kund:innen, Beratung<br />
und Kommunikation, Fräsen und<br />
Anpassen von Otoplastiken sowie<br />
Abrechnungen und Kommunikation<br />
mit Krankenkassen<br />
Vergütung:<br />
Im 1. Ausbildungsjahr: ca. 800 €<br />
Im 2. Ausbildungsjahr: ca. 900 €<br />
Im 3. Ausbildungsjahr: ca. 1.000 €<br />
Weiterbildung<br />
Meister:in, Schulungen zu speziellen<br />
Hörsystemen wie Cochlea-Implantaten,<br />
Spezialisierungen, etwa auf Kinderhörsysteme<br />
koettgen-hoerakustik.de<br />
biha.de<br />
Das hilft mir, gut zu schlafen.“ Neben dem<br />
Fitness-Studio und den Pferden hält sich<br />
Chiara durch Spaziergänge mit ihrem<br />
Hund fit. Da muss sie schon einmal sehr<br />
früh aufstehen. Aber sie genießt es. Jetzt<br />
im dritten Ausbildungsjahr versucht Chiara,<br />
ihren Kolleg:innen so viel wie möglich<br />
abzunehmen. Manches jedoch muss sie<br />
noch lernen und als Gesellenstück ein<br />
Ohrpassstück fertigen.<br />
Am Abend unseres Interviews hat Chiara<br />
einen Termin auf einer Ausbildungsmesse<br />
in Pesch. Dort wird sie jungen Leuten als<br />
Ausbildungsbotschafterin erklären, dass<br />
Hörakustikerin ein schöner Beruf ist. Ich<br />
kann mir gut vorstellen, dass sie andere für<br />
diese vielfältige Arbeit begeistern kann.<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 21
ZUKUNFT<br />
Ausbildung als<br />
Mediengestalter:in<br />
beim LVR<br />
Voraussetzungen:<br />
• Mindestens mittlerer<br />
Bildungsabschluss, Abitur<br />
Ausbildungsinhalte:<br />
• Schulische Themen:<br />
Gestaltung und Technik, Deutsch und<br />
Kommunikation, Englisch, Mathematik,<br />
Sport und Gesundheitsförderung,<br />
Politik und Gesellschaftslehre<br />
• Berufsbezogener Lernbereich:<br />
visuelle Gestaltung, strukturbildende<br />
Elemente Text, Bild, Grafik,<br />
Kund:innenberatung und Arbeitsorganisation,<br />
Planung und Kosten-Nutzen-<br />
Rechnung<br />
Vergütung:<br />
1. Ausbildungsjahr: 1.218,26 €<br />
2. Ausbildungsjahr: 1.268,20 €<br />
3. Ausbildungsjahr: 1.314,02 €<br />
Weiterbildung<br />
Studium in Grafikdesign, Weiterbildung zu<br />
speziellen Grafikprogrammen digital und<br />
Print sowie Spezialisierungen<br />
karriere.lvr.de<br />
Text: Hanka Meves-Fricke<br />
Foto: Sonja Hoffmann<br />
STEFANIE HOCHUM:<br />
MEDIENGESTALTERIN<br />
BEIM LVR<br />
NEUGIER UND<br />
GUTES ZUHÖREN<br />
GEFRAGT
ZUKUNFT<br />
Nach meinem Abitur habe ich das Zeitungmachen<br />
von der Pike auf gelernt.<br />
Ich habe Artikel geschrieben, Fotos gemacht,<br />
an der Gestaltung mitgewirkt<br />
und den Druck mit den Mitarbeiter:innen<br />
der Druckerei abgesprochen. Seitdem<br />
hat sich in den letzten Jahrzehnten viel<br />
in der Mediengestaltung verändert. Wo<br />
es geht, werden Offsetdrucke durch<br />
Digitaldrucke ersetzt. Bleisatz ist nur<br />
noch im Kunstdruck vorhanden. Also<br />
war ich besonders neugierig darauf<br />
zu sehen, wie die Arbeit beim Landschaftsverband<br />
Rheinland (LVR) in Köln<br />
aussieht.<br />
PRAKTIKUM FÜR DEN<br />
ERSTEN EINBLICK<br />
Stefanie Hochum hat beim LVR Mediengestalterin<br />
gelernt. „Der Beruf war hipp,<br />
als ich Abitur gemacht habe. Dann habe<br />
ich beim Jobcenter einen Test gemacht,<br />
für welche Tätigkeit ich besonders<br />
geeignet bin. Das Ergebnis war Mediengestalterin.“<br />
In einem einjährigen Praktikum<br />
in einer kleinen Werbeagentur in<br />
Köln hat sie erste Einblicke in den Beruf<br />
erhalten. Die Agentur war auf digitale<br />
Medien spezialisiert. Fotos auswählen,<br />
vom Hintergrund befreien, neue Bildwelten<br />
kreieren, schauen, wie aus den<br />
vielen Einzelteilen eine Website oder<br />
eine Spielanimation entsteht. „Da wusste<br />
ich, das will ich machen. In diesem Jahr<br />
habe ich einen guten Überblick gewonnen<br />
und in die Grafikprogramme hineingeschnuppert.“<br />
FINANZIELL<br />
UNABHÄNGIG SEIN<br />
„Ich hätte nach dem Abitur auch studieren<br />
können“, ergänzt Stefanie, „aber<br />
ich wollte unabhängig sein. Dazu passte<br />
eine Ausbildung mit einer Vergütung<br />
besser als ein Studium mit zu zahlenden<br />
Gebühren.“ Im zweiten Halbjahr<br />
ihres Praktikums hat sie von der Werbeagentur<br />
ein kleines Gehalt bekommen.<br />
Vor ihrer Ausbildung hat sie nochmals<br />
ein dreimonatiges Praktikum beim LVR<br />
absolviert.<br />
KREATIVITÄT IN EINEM<br />
RAHMEN<br />
Stefanie hatte Kunst als viertes Abiturfach<br />
und liebt es zu zeichnen, doch Interesse<br />
an Kreativem ist in ihrem Beruf nicht alles.<br />
„Manche denken, dass wir in unserem<br />
Beruf den gesamten Tag kreativ sein<br />
können“, erzählt sie weiter. „Das ist nicht<br />
so. Ich habe Spaß an kreativer Arbeit,<br />
aber mir ist es genauso wichtig, dass ich<br />
herausfinde, was die Kund:innen brauchen.<br />
Und das kann sich von dem unterscheiden,<br />
was sie möchten. Digitale Formate<br />
funktionieren anders als gedruckte<br />
zum Beispiel.“ So ist es wichtiger, gut<br />
zuhören zu können und dabei herauszufinden,<br />
was zu den Kund:innen, in unserem<br />
Fall den verschiedenen Einrichtungen<br />
des LVR, passt. „Gut kommunizieren<br />
und neugierig bleiben, das ist aus meiner<br />
Sicht das Wichtigste in unserem Beruf.“<br />
Spannend ist dabei auch, dass Stefanie<br />
an einem Tag für eine Klinik, am anderen<br />
Tag für eine Förderschule oder<br />
am gleichen Tag noch etwas für ein<br />
Museum des LVR gestaltet und in die<br />
Druckerei gibt. Insgesamt arbeiten hier<br />
circa 22.000 Menschen.<br />
VIEL AM COMPUTER UND<br />
AB UND ZU IN DER<br />
PRODUKTION<br />
Mediengestaltung ist ein Computerberuf.<br />
Photoshop, InDesign, Illustrator,<br />
alles aus dem Adobe-Portfolio, sind die<br />
gängigen Programme, um Printprodukte<br />
herzustellen. Hinzu kommen Programme<br />
zur Gestaltung von Webseiten,<br />
Newslettern und anderen digitalen Angeboten.<br />
Grundsätzliches lernen Auszubildende<br />
dazu in der Berufsschule. Vieles<br />
können sie sich auch über Online-Tools<br />
aneignen. Der LVR stellt den Zugang für<br />
eine solche Lernplattform. Beim Unterschreiben<br />
des Ausbildungsvertrags<br />
wird die Spezialisierung auf eine Fachrichtung<br />
vereinbart. Die Ausbildungsordnung<br />
wurde erst 2023 an die neuen<br />
Berufsanforderungen angepasst. Es gibt<br />
vier Wahlmöglichkeiten, die je nach Betrieb<br />
angeboten werden können. Dazu<br />
gehören Projektmanagement, Designkonzeption,<br />
Printmedien sowie Digitalmedien.<br />
Der Unterricht in der Berufsschule<br />
Kartäuserwall in Köln findet in Vier-<br />
Wochen-Blöcken statt. Der LVR<br />
macht eine Einführungswoche für alle<br />
Auszubildenden, um sie mit den<br />
Strukturen des Kommunalverbands<br />
bekannt zu machen. Zudem gehen die<br />
Mediengestalter:innen mindestens eine<br />
Woche während ihrer Ausbildung in<br />
die Produktion, das heißt in die eigene<br />
Digitaldruckerei. Dort helfen sie mit,<br />
ihren gestalteten Projekten eine Form zu<br />
geben. Sie lernen die verschiedenen Materialien<br />
wie Papiere, Stoffe, Folien und<br />
Produktionsarten kennen.<br />
NOCH ETWAS AUF<br />
DIE AUSBILDUNG<br />
DRAUFSETZEN<br />
„Für mich war es besonders schön,<br />
dass ich als Auszubildende bereits Kontakt<br />
zu Kund:innen hatte und Aufträge<br />
eigenständig übernehmen konnte.“ Nach<br />
ihrer Ausbildung hat Stefanie Hochum<br />
noch mehr Verantwortung übernehmen<br />
können. Sie hat mit Mitte zwanzig bereits<br />
die Qualifizierung zur Ausbilderin<br />
gemacht und begleitet seitdem Auszubildende<br />
erfolgreich durch ihre Lehrjahre.<br />
SICH EIN STUDIUM<br />
GEGÖNNT<br />
Stefanie Hochum zeigt, was nach einer<br />
Ausbildung in diesem Beruf möglich ist.<br />
Nach ihrem guten Abschluss hat sie einen<br />
Arbeitsvertrag bekommen, dann<br />
sich nach neuen Ufern umgeschaut.<br />
„Ich wollte ein bisschen mehr über den<br />
Tellerrand sehen können und habe mich<br />
nach Studienmöglichkeiten umgesehen.<br />
Die Diploma-Hochschule bietet online<br />
den Bachelor of Arts in Grafikdesign.<br />
Sieben Semester neben der Arbeit, das<br />
könnte ich schaffen.“ Sie denkt über diese<br />
intensive Zeit nach. „Es war wahnsinnig<br />
anstrengend und wahnsinnig schön.<br />
Sich nach der Arbeit an den Zeichenblock<br />
zu setzen, hatte etwas von einem<br />
Hobby.“ Aber Stefanie hat nicht nur viel<br />
gelernt, sondern auch neue und sehr<br />
gute Freund:innen dadurch gefunden.<br />
„Toll war auch, dass der LVR mich in der<br />
Zeit des Studiums unterstützt hat.“<br />
TEILZEIT ARBEITEN<br />
MIT KIND<br />
Inzwischen hat Stefanie Hochum einen<br />
vierjährigen Sohn. Nach der Elternzeit<br />
konnte sie in ihrer Abteilung bleiben, arbeitet<br />
jetzt dreißig Stunden als Koordinatorin<br />
Layout. „Nicht nur durch die Möglichkeit,<br />
Teilzeit zu arbeiten, unterstützt<br />
uns der Betrieb. Wenn es nicht anders<br />
geht, bringen Kolleg:innen auch einmal<br />
ihr Kind mit. Hier gibt es eine familienfreundliche<br />
Atmosphäre. Andererseits<br />
muss man sich auch darüber bewusst<br />
sein, dass der LVR eine große Verwaltung<br />
ist und für manche Entscheidungen<br />
die Wege lang sind.“<br />
AUSGLEICH NACH DER<br />
ARBEIT AM COMPUTER<br />
Als Jugendliche war Stefanie Hochum<br />
in einer Tanzgruppe. Tanzen und Yoga<br />
machen ihr heute noch Spaß. Nach<br />
einem langen Arbeitstag findet sie Zeit,<br />
eine Kindertanzgruppe zu trainieren.<br />
Und wenn sie selbst wegen ihrer Arbeit<br />
und ihrem Kind keine Zeit zum Sport findet,<br />
macht sie eben zu Hause Yoga und<br />
bezieht ihren kleinen Sohn mit ein.<br />
Das kann ich gut verstehen, denn auch<br />
ich brauche nach einem langen Tag am<br />
Computer Bewegung.<br />
<strong>KÄNGURUplus</strong> 04/24 23
Ausbildung mit<br />
ZUKUNFT<br />
CHANCEN<br />
Ausbildung zur/zum Pfegefachfrau / Pflegefachmann (m/w/d)<br />
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www.johanniter.de/<br />
senioren/koeln