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mein MAGAZIN<br />
FÜR HILFE UND MENSCHLICHKEIT<br />
<strong>Kärnten</strong> Nr. 1b A März <strong>2024</strong><br />
Österreichische Post AG MZ 02Z031122M; Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Wiedner Hauptstr. 32, 1040 Wien | Retouren an Postfach 100, 1350 Wien<br />
Unser Zeichen<br />
Geschützt, um zu schützen<br />
© IKRK/Boris Foto: Adobe HegerStock<br />
Regeln für den Krieg<br />
Humanitäres Völkerrecht<br />
Stammzellspende<br />
Heilung von Blutkrebs<br />
Projekt Herzenssache<br />
Ehrung für Kinder
IMMER INFORMIERT.<br />
MEIN ROTES KREUZ - ZUM HÖREN<br />
ODER LESEN DER AKTUELLSTEN<br />
BERICHTE, TIPPS, NEUIGKEITEN.<br />
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3<br />
EDITORIAL<br />
12<br />
Fotos: IFRC, ÖRK/Kellner, Dietmar Wajand<br />
INHALT<br />
<strong>01</strong><br />
<strong>2024</strong><br />
4 Meldungen<br />
18<br />
14<br />
6 Schwerpunkt: Neutral und unparteilich<br />
Ein besonderes Zeichen, eine besondere Rolle und der<br />
Einsatz für das humanitäre Völkerrecht.<br />
8 Freiwillig im Besuchsdienst.<br />
9 Interview: Martina Schloffer und Bernhard Schneider über<br />
die Rolle des Roten <strong>Kreuz</strong>es im Krieg.<br />
10 Engagement: Blutkrebs – mit Stammzellspenden kann<br />
Patienten geholfen werden.<br />
Drei Fragen an Herbert Prohaska.<br />
11 <strong>Mein</strong>e Rettung: Erfolgreiche Reanimation.<br />
12 Thema: 86 Volksschulen wurden für ihre Teilnahme am<br />
„Projekt Herzenssache“ geehrt.<br />
14 Gesundheit: Mithilfe einer App sind registrierte Ersthelfer<br />
schneller am Unfallort.<br />
15 Sind Sie sicher? Sturzgefahr<br />
16 Im Einsatz: Seit zwei Jahren engagiert sich das Rote <strong>Kreuz</strong><br />
in der Ukraine für Menschen in Not.<br />
17 <strong>Mein</strong>e Spende: Viele Menschen schämen sich, um Hilfe zu<br />
bitten.<br />
18 Partner: Spendenbereitschaft von Unternehmen,<br />
Building Bridges, Rotkreuz-Gewinnspiel<br />
19 Sudoku | Kontakt<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
Vielleicht ist es Ihnen beim<br />
Betrachten des Magazin-Covers<br />
aufgefallen: Der Schwerpunkt dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> liegt auf einem<br />
internationalen Thema, dem<br />
bewaffneten Konflikt im Nahen<br />
Osten, der Rolle der Rotkreuz-<br />
Organisationen, der Bedeutung des<br />
Schutzzeichens und des humanitären<br />
Völkerrechts. Warum dieses Thema?<br />
Um Antworten zu liefern auf Fragen,<br />
die bei den oft verstörenden<br />
Nachrichten der vergangenen<br />
Monate häufig gestellt werden. Wir<br />
beleuchten, warum wir stets neutral<br />
und unparteiisch sind. Wie ein<br />
simples Zeichen – ein rotes <strong>Kreuz</strong> –<br />
Hilfe für Menschen ermöglicht, die<br />
von Tod und Zerstörung betroffen<br />
sind. Wie wir darauf drängen, bei<br />
Konflikten Regeln einzuhalten. Das<br />
Rote <strong>Kreuz</strong> steht für Menschlichkeit.<br />
In Österreich, im Nahen Osten, auf<br />
der ganzen Welt. Lesen Sie hier die<br />
Hintergründe zu unserer besonderen<br />
Rolle in schwierigen Situationen.<br />
Viel Freude bei der Lektüre.<br />
Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer<br />
Präsident des Österreichischen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />
OFFENLEGUNG Verleger: ÖRK Einkauf und Service GmbH. Herausgeber, Medieninhaber: Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>. Beide: Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien.<br />
www.roteskreuz.at. ZVR-Zahl: 432857691. Verlagsort: Wien. Mitglieder der Geschäftsleitung: Mag. Michael Opriesnig, Dipl.-Ing. Peter Kaiser, Mag.<br />
Gerry Foitik. Vereinszweck: Das Rote <strong>Kreuz</strong> bezweckt, menschliches Leid zu verhüten und zu lindern. Es ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des<br />
Menschen Achtung zu verschaffen. Es fördert gegenseitiges Verständnis und einen dauerhaften Frieden gemäß den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.<br />
<strong>Mein</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> ist ein ÖRK-Magazin unter Mitarbeit der Landesverbände. Es informiert Mitglieder, Gönner und Mitarbeiter neben gesellschaftlich relevanten Themen<br />
über Aktivitäten und Hintergründe des Roten <strong>Kreuz</strong>es und erscheint vier Mal jährlich. Gesamtleitung: Margit Draxl. Chefredaktion: Gerald Richter. CvD: Ursula Fraisl. Telefon:<br />
<strong>01</strong>/589 00-153, E-Mail: redaktion@roteskreuz.at. Schlussredaktion: Michael Achleitner, Gerald Richter. Fotos: ÖRK, ÖRK/LV <strong>Kärnten</strong>. Für die Landesverbände: Manuel Komosny<br />
(B), Melanie Reiter, Gernot Pommer (K), Sonja Kellner, Andreas Zenker (NÖ), Christian Hartl (OÖ), Valentin Krause, Teresa Monsberger (Stmk.), Heidemarie<br />
Netzer (V), Doris Abichou, Sophia Blank, Alina Veith (W). Produktion: Info-Media GmbH, 1<strong>01</strong>0 Wien, Tel.: <strong>01</strong>/523 69 49. Grafik: Andrea Chadt.<br />
Lektorat: Katharina Schindl, Sabine Wawerda. Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 72<strong>01</strong> Neudörfl. Gedruckt auf<br />
umweltfreundlichem Papier. Genderhinweis: Zugunsten der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und<br />
männlicher Personen begriffe oder die Schreibweise mit Gender-Gap verzichtet und die weibliche, alternativ die männliche, Nominalform angeführt.<br />
Gemeint und angesprochen sind aber alle Geschlechter, sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten. Erhalten Sie „MEIN ROTES KREUZ“ mehrfach?<br />
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Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Landesverband <strong>Kärnten</strong>, Grete-Bittner-Straße 9, 9020 Klagenfurt, z. H. des Datenschutzbeauftragten, widersprechen.<br />
Weitere Infos unter www.roteskreuz.at/knt/datenschutz.
4<br />
MELDUNGEN<br />
Im stressigen<br />
Sanitäter-Alltag<br />
hilft ein gelegentliches Bussi.<br />
Celine und Fabian teilen<br />
nicht nur die Liebe<br />
zueinander, sondern auch<br />
ihre Leidenschaft, anderen<br />
zu helfen.<br />
ÖRK/<strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> Innsbruck<br />
Mehr als<br />
110 Millionen<br />
ÖRK<br />
Menschen sind weltweit auf der Flucht – noch nie war<br />
die Zahl so hoch wie jetzt. Konflikte und Verfolgung<br />
zwingen die Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.<br />
BLUTSPENDEN RETTET LEBEN!<br />
Kranke und verletzte Menschen<br />
in Österreichs Spitälern sind auf Ihre<br />
lebensrettende Blutspende angewiesen.<br />
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Weitere Informationen zur<br />
Blutspende und zu Terminen<br />
gibt es unter www.gibdeinbestes.at<br />
und 0800 190 190.<br />
JUGENDPREIS FÜR<br />
„PSYCHISCHE ERSTE HILFE“<br />
Der Österreichische Jugendpreis<br />
zeichnet innovative Projekte der<br />
außerschulischen Jugendarbeit<br />
aus. Wir freuen uns sehr über die<br />
Auszeichnung des JRK-Projekts<br />
„Psychische Erste Hilfe“, welche Ende<br />
2023 von Jugendstaatssekretärin<br />
Claudia Plakolm (l.) verliehen wurde.<br />
EIN SYRISCHER ABEND<br />
Am 6. Oktober 2023 fand der<br />
„Lange Tag der Flucht“ statt. Zu diesem<br />
Anlass lud crosstalk in Zusammenarbeit<br />
mit dem Wiener Roten<br />
<strong>Kreuz</strong> und UNHCR zu einem syrischen<br />
Abend ein. Zu Beginn nahm<br />
Tammam Kekhia, Freiwilliger, Dolmetscher<br />
und Mitarbeiter bei den<br />
Wiener Linien, die Besucher mit seiner<br />
Präsentation auf eine Reise nach<br />
Syrien und in dessen Geschichte mit.<br />
Banan Sakbani, die Gewinnerin des<br />
mehrsprachigen Redewettbewerbes<br />
„Sag’s Multi“, las aus ihrem Buch<br />
„<strong>Mein</strong>e Flucht und ihre Begleiterinnen.<br />
Life is a Story – story.one“ vor.<br />
Das Publikum konnte spüren, was<br />
es bedeutet, seine Heimat verlassen<br />
zu müssen, aber auch, wie wichtig<br />
es ist, den Mut nicht zu verlieren.<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
Rotkreuz-Präsident Pirz machte sich<br />
beim Besuch in Ruanda ein Bild von der<br />
Zusammenarbeit mit dem Rwanda Red<br />
Cross.<br />
5<br />
Peter Pugganig<br />
Sanitätspersonal<br />
für Ruanda<br />
Das Rote <strong>Kreuz</strong> setzt in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
auf starke Partnerschaften.<br />
Neun Minuten – so lange dauert<br />
es im Schnitt in Österreich,<br />
bis die Rettung eintrifft.<br />
In Ruanda sind Wartezeiten<br />
von vier bis fünf Stunden keine Seltenheit.<br />
Die Fahrt über unbefestigte<br />
Straßen ist beschwerlich, zudem fehlt<br />
dem Personal an Bord der Rettungswägen<br />
oft eine Ausbildung. Verletzte<br />
werden häufig von Verwandten mit<br />
dem Fahrrad zur nächsten Gesundheitsstation<br />
gebracht. Mithilfe des<br />
Österreichischen Roten <strong>Kreuz</strong>es wird<br />
ein Rettungsdienst in Ruanda aufgebaut,<br />
bei dem Sanitäterinnen und<br />
Sanitäter ausbildet werden. So soll<br />
hier langfristig und flächendeckend<br />
medizinisches Fachpersonal eingesetzt<br />
werden können.<br />
Das Österreichische Rote <strong>Kreuz</strong><br />
setzt in der Programmarbeit auf<br />
starke Partnerschaften mit anderen<br />
Rotkreuz- oder Rothalbmondgesellschaften,<br />
um die Hilfe bedarfsgerecht,<br />
nachhaltig und effizient umzusetzen.<br />
Besonderer Fokus liegt auf<br />
der Stärkung der Kapazitäten unserer<br />
Partnergesellschaften. <strong>Kärnten</strong>s<br />
Rotkreuz-Präsident Martin Pirz und<br />
Geschäftsführer Philipp Hlavacek<br />
konnten sich vor Ort ein Bild von der<br />
Unterstützung durch das Rote <strong>Kreuz</strong><br />
machen.<br />
Beeindruckende Erfahrung<br />
Für Pirz war die Reise eine beeindruckende<br />
Erfahrung: „Es gibt unbefestigte<br />
Straßen, wo man nur mit zehn<br />
Stundenkilometern dahintuckern<br />
kann. Menschen transportieren Güter<br />
von entfernten Dörfern nach<br />
Hause, indem sie sie auf dem Kopf<br />
tragen. Gleichzeitig sieht man aber<br />
teure Autos durch die Gegend fahren.<br />
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist<br />
sehr groß.“<br />
Einen geregelten Rettungsdienst<br />
gibt es nur in der Hauptstadt Kigali.<br />
Im übrigen Ruanda kümmern sich<br />
einzelne Kliniken um die Versorgung<br />
von Patienten. Wer einen Unfall hat,<br />
muss sich derzeit entweder von einem<br />
Helfer der Gemeinde, meist per<br />
Moped, in ein Gesundheitszentrum<br />
bringen lassen oder es selbst dorthin<br />
schaffen. Denn nur diese Zentren<br />
werden von den Ambulanzen<br />
der Krankenhäuser angefahren. Im<br />
Rettungswagen sitzt meist nur eine<br />
Krankenschwester, und auch das<br />
nicht immer. Die Fahrer haben meist<br />
keine medizinische Ausbildung. Das<br />
Rote <strong>Kreuz</strong> ist aktiver Partner dabei,<br />
eine solche Ausbildung zu ermöglichen.<br />
Arbeit trägt Früchte<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Rwanda<br />
Red Cross besteht seit 2006 und<br />
umfasst neben dem Aufbau des Rettungsdienstes<br />
auch ein Trinkwasserprojekt.<br />
Pirz zeigt sich beeindruckt:<br />
„Es ist schön zu beobachten, dass das,<br />
was man vor Jahren begonnen hat,<br />
schon Früchte trägt. Viele Menschen<br />
haben diesen Projekten ihr Leben zu<br />
verdanken. Nach so einer Reise wird<br />
einem richtig bewusst, wie gut es<br />
uns im Vergleich zu anderen Ländern<br />
geht.“ Noch ergreifender war, die gut<br />
funktionierende Zusammenarbeit zu<br />
sehen. „Als Rotkreuz-Präsident beeindruckt<br />
es mich, 6.000 Kilometer<br />
von der Heimat entfernt die gleiche<br />
Gemeinschaft zu erleben wie an den<br />
Rotkreuz-Ortsstellen in <strong>Kärnten</strong>.<br />
Man spürt, dass man Teil der weltgrößten<br />
Hilfsorganisation ist.“ B<br />
Der Ausbau des Rettungsdienstes in dem ostafrikanischen Land schreitet voran.<br />
ÖRK/LV <strong>Kärnten</strong><br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
6<br />
SCHWERPUNKT<br />
Gaza-Konflikt: Übergabe eines Gefangenen an das Rote <strong>Kreuz</strong>.<br />
Fotos: ALI SAWAFTA/REUTERS/picturedesk.com, ICRC/SHERKHAN Ibrahim, ÖJRK<br />
Neutral und unparteilich<br />
Ein besonderes Zeichen, eine besondere Rolle und<br />
der Einsatz für das humanitäre Völkerrecht.<br />
Wer hat Anspruch auf<br />
welches Land? Wer hat<br />
mit dem Töten angefangen?<br />
Fragen, auf<br />
die es beim bewaffneten Konflikt<br />
im Nahen Osten keine eindeutige<br />
Antwort gibt. Tatsache ist: Seit Jahrzehnten<br />
tobt zwischen Israel und den<br />
Palästinensern eine Auseinandersetzung,<br />
die bereits Tausenden Menschen<br />
das Leben gekostet hat.<br />
Was ist erlaubt?<br />
Der Konflikt wirft weitere Fragen<br />
auf: Was ist im Kampf erlaubt? Wie<br />
muss mit der Zivilbevölkerung umgegangen<br />
werden, wer ist für ihren<br />
Schutz, ihre Versorgung zuständig?<br />
Wer überwacht die Einhaltung der<br />
Regeln? Einige dieser Aspekte sind<br />
genau definiert, wobei das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> eine besondere Rolle spielt.<br />
Zu den „rechtlichen Rahmenbedingungen“<br />
erklärt Bernhard Schneider,<br />
Bereichsleiter für Recht und Migration<br />
beim Österreichischen Roten<br />
<strong>Kreuz</strong>: „In bewaffneten Konflikten<br />
gilt das humanitäre Völkerrecht. Es<br />
gilt für alle beteiligten Konfliktparteien<br />
unabhängig davon, wer die<br />
Auseinandersetzung begonnen hat.“<br />
Im humanitären Völkerrecht ist der<br />
Schutz von Zivilpersonen festgelegt.<br />
Schneider: „Die Konfliktparteien<br />
müssen jederzeit zwischen Zivilbevölkerung<br />
und Kämpfern unterscheiden.<br />
Angriffe dürfen nur auf Kämpfer<br />
und militärische Ziele gerichtet<br />
sein. Personen, die nicht an den<br />
Kampfhandlungen teilnehmen, sind<br />
zu schützen und mit Menschlichkeit<br />
zu behandeln.“<br />
Die Rolle des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />
Auch der Umgang mit Verwundeten<br />
und Kranken ist geregelt. Schneider<br />
dazu: „Verwundete und Kranke sind<br />
von der Seite zu bergen und zu pflegen,<br />
die sie in ihrer Gewalt hat. Sanitätspersonal,<br />
Transportmittel und<br />
Einrichtungen wie insbesondere<br />
Krankenhäuser sind zu schonen.“<br />
Über den Umgang mit Gefangenen<br />
erklärt Schneider: „Ob verwundeter<br />
Kämpfer, Kriegsgefangener oder Zivilist:<br />
Sie haben Anspruch auf Achtung<br />
des Lebens, ihrer Würde, ihrer<br />
persönlichen Rechte. Politische und<br />
religiösen Überzeugungen sind zu<br />
respektieren. Gewalt gegen Gefangene<br />
ist nicht erlaubt, ebenso jede<br />
Form von Repressalien. Es muss ihnen<br />
erlaubt sein, mit ihren Familien<br />
Kontakt aufzunehmen und Hilfsgüter<br />
zu erhalten.“<br />
Nicht nur der Umgang mit Einzelpersonen<br />
ist geregelt. „Es gibt generell<br />
keine uneingeschränkte Freiheit<br />
bei der Wahl der zur Kriegsführung<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
7<br />
Das rote <strong>Kreuz</strong> als Zeichen ist der<br />
einzige Schutz, den die Helfer in<br />
Kriegsgebieten haben. Deshalb ist die<br />
Verwendung dieses Schutzzeichens<br />
genau geregelt, Missbrauch ist<br />
untersagt.<br />
Wir beteiligen uns nicht<br />
an Kämpfen, sondern helfen<br />
Menschen in Not.<br />
MARTINA SCHLOFFER<br />
eingesetzten Mittel und Methoden.<br />
Der Einsatz von Waffen und Kampfmitteln,<br />
die unnötige Verletzungen<br />
und übermäßiges Leiden bewirken,<br />
ist ebenso untersagt“, so Schneider.<br />
Wer aber überprüft die Einhaltung<br />
der Regeln? Hier kommt das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> ins Spiel – konkret das Internationale<br />
Komitee vom Roten <strong>Kreuz</strong>.<br />
„Das Rote <strong>Kreuz</strong>, der Rote Halbmond<br />
und der Rote Kristall sind international<br />
anerkannte Schutzzeichen. Niemand,<br />
der diese Zeichen trägt, darf<br />
attackiert und in seiner Arbeit behindert<br />
werden“, erklärt Martina Schloffer,<br />
stellvertretende Bereichsleiterin<br />
Einsatz und Internationale Zusammenarbeit.<br />
„Das ist im humanitären<br />
Völkerrecht geregelt, es verleiht uns<br />
bei Konflikten einen einzigartigen<br />
Status.“<br />
Neutral und unparteiisch<br />
Durch die strikte Neutralität und Unparteilichkeit<br />
steht das Rote <strong>Kreuz</strong><br />
(bzw. der Rote Halbmond sowie der<br />
Rote Kristall) nie auf der Seite nur<br />
einer Konfliktpartei. „Wir beteiligen<br />
uns nicht an Kämpfen, sondern helfen<br />
Menschen in Not. Dadurch wird<br />
die Organisation zumeist von allen<br />
Seiten respektiert und hat einen speziellen<br />
Zugang zu den Parteien“, so<br />
Schloffer.<br />
Das zeigte sich im Nahen Osten<br />
auch durch die Rolle, die das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> beim Geiselaustausch spielte.<br />
Schloffer führt aus: „Durch das Vertrauen<br />
beider Seiten konnte das Internationale<br />
Komitee vom Roten<br />
<strong>Kreuz</strong> die Freilassung von Hunderten<br />
Geiseln und deren Austausch zwischen<br />
Israel und der Hamas maßgeblich<br />
unterstützen.“<br />
Mit der Verwendung der Schutzzeichen<br />
– <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Roter Halbmond,<br />
Roter Kristall – gehen bei bewaffneten<br />
Konflikten auch Verpflichtungen<br />
einher. Die Verwendung<br />
ist nur Sanitätsdiensten<br />
der Streitkräfte und den<br />
Rotkreuz-Gesellschaften<br />
erlaubt. Ebenso anderen<br />
Hilfsorganisationen und<br />
Einrichtungen wie zum<br />
Beispiel Krankenhäusern,<br />
die zum Schutz der Zivilbevölkerung<br />
tätig sind.<br />
Schloffer: „Es ist von zentraler Bedeutung,<br />
dass diese Zeichen nicht<br />
missbräuchlich verwendet werden.<br />
Denn dann würde sich die Schutzwirkung<br />
reduzieren und wir würden<br />
das Vertrauen verlieren, das in unsere<br />
Organisation gesetzt wird. Ohne<br />
dieses Vertrauen können wir die Zivilbevölkerung<br />
nicht erreichen und<br />
nicht versorgen, nicht zwischen Konfliktparteien<br />
vermitteln. Außerdem<br />
ist das Emblem der einzige Schutz,<br />
den die Helfer in bewaffneten Konflikten<br />
besitzen.“ B<br />
Genfer Abkommen<br />
Die heute geltenden vier Genfer<br />
Abkommen von 1949 und die beiden<br />
Zusatzprotokolle von 1977 sind das<br />
Kernstück des humanitären Völkerrechts<br />
(HVR). Sie schützen Menschen<br />
vor Grausamkeit und Unmenschlichkeit<br />
in Kriegssituationen. Dies gilt<br />
insbesondere für Personen, die nicht<br />
oder nicht mehr an bewaffneten<br />
Auseinandersetzungen teilnehmen:<br />
verletzte, kranke oder schiffbrüchige<br />
Kombattanten sowie Zivilpersonen.<br />
196 Staaten haben die Genfer<br />
Abkommen bis zum Jahr 2023<br />
ratifiziert – sie gelten mittlerweile als<br />
„Völkergewohnheitsrecht“ für alle<br />
Staaten der Welt. Doch dies ist leider<br />
nicht genug, wie gerade die jüngsten<br />
bewaffneten Konflikte in der Ukraine<br />
und in Israel zeigen. Der Respekt für<br />
das HVR muss dringend gestärkt<br />
werden. Die Internationale Rotkreuzund<br />
Rothalbmondbewegung muss<br />
weiterhin weltweit danach streben, die<br />
Umsetzung und Einhaltung des HVR<br />
unter allen Umständen einzufordern.<br />
Denn sie hat sich dazu verpflichtet, den<br />
Opfern von Kriegen beizustehen und<br />
zu Recht und Schutz zu verhelfen.<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
8<br />
SCHWERPUNKT<br />
Zivildienst Schutz vor beim Missbrauch Roten <strong>Kreuz</strong><br />
Neun Das rote Monate, <strong>Kreuz</strong> die – weit auf mehr<br />
jeden als nur Fall ein Sinn Logo. ergeben.<br />
Denn – man viel kennt Einfühlungsvermögen<br />
das ja aus<br />
Bereichen und des Be-<br />
vielen anderen<br />
Alltags – ist geisterung der Bann ersteinmal<br />
gebrochen, Nach Abschluss sinkt des die<br />
durch.<br />
Für das Rote <strong>Kreuz</strong> wird ist es es extrem<br />
wichtig, aufgrund dass geburtenschwacher<br />
<strong>Kreuz</strong>, Jahrgänge roter Halbmond immer und<br />
findet man ten immer die Teilnehmer wieder auf<br />
die Zeichen rotes<br />
Hemmschwelle. Kurses Das präsentier-<br />
rote <strong>Kreuz</strong><br />
schwieriger, roter Kristall Zivildiener geschützt werden. zu finden.<br />
gilt nicht Dabei nur sind für es Kriegs- neun Mona-<br />
und Krisengebiete,<br />
die Sinn sondern ergeben, auch wie in Lukas Österreich.<br />
Das<br />
Einfach Weratschnig formuliert: erfahren Wo durfte. das Rote<br />
Kinderspielzeug, den Rotkreuz-Helfern<br />
– und stolz sogar ihr Töp-<br />
bei<br />
auf Fantasie-<br />
Uniformen<br />
öffentlichen fer- Veranstaltungenwird<br />
das Zeichen werk. missbräuch-<br />
und Filzhand-<br />
<strong>Kreuz</strong> Der 20-Jährige draufsteht, darf aus St. nur Margarethen<br />
<strong>Kreuz</strong> drinnen im Rosental sein – und leistet nichts an-<br />
Lukas und Heidi mit den Teilnehmenden<br />
Missbrauch Erfahrung als völlig harmlos begeis-<br />
das Rote<br />
lich verwendet. Lukas Dabei war wird von der<br />
des Erste-Hilfe-Kurses.<br />
derzeit deres. seinen Zivildienst beim<br />
Wenn das Schutzzeichen missbräuchlich<br />
gesehen, viele tert: Menschen „Vielen Dank sind<br />
Roten „In Österreich <strong>Kreuz</strong>. Unlängst kommt es durfte nur ganz verwendet wird, so geschieht dies meist aufgrund sich der Bedeutung an die Kursteilnehmendechen<br />
und und Kursleiterin der Konsequenzen Weissenstei-<br />
der Zei-<br />
er selten bei vor, einem dass Erste-Hilfe-Kurs Arztpraxen, Apotheken<br />
für von benshilfe Unwissenheit <strong>Kärnten</strong> und waren ohne böse eine Absicht. bewegende<br />
oder andere mit Beeinträchtigungen<br />
medizinische Ein-<br />
Menschen<br />
dabei richtungen sein mit und dem Kursleiterin Schutzzeichen Heidi<br />
Weissensteiner beschildert sind“, unterstützen. erklärt Martina Für<br />
Schloffer, Lukas ein stellvertretende prägendes Erlebnis: Bereichsleiterin<br />
entstehen Einsatz und viel Internationale zu schnell.<br />
„Vorurteile<br />
Zusammenarbeit. Umso schöner ist es, „Das wenn geschieht wir sie<br />
überwinden meist aufgrund können! von Die Unwissenheit Erlebnisse<br />
und beim ohne Erste-Hilfe-Kurs schlechte Absicht. für Menschen In friedlichen<br />
Beeinträchtigung Ländern geht von bei solchen der Le-<br />
mit<br />
Erfahrung, ich hatte zuvor in<br />
Missbräuchen keinem Bereich auch meines keine Lebens unmittel-<br />
beeinträchtigten bare Gefahr aus. Trotzdem Menschen ist zusammengearbeitet.<br />
des Ich Schutzzeichens, war beeindruckt den<br />
es ein<br />
Missbrauch<br />
von wir nicht der Freude akzeptieren und dem können, Engagement,<br />
mit langfristig dem die Teilnehmer die Bedeutung den<br />
weil<br />
dadurch<br />
der Kurs Zeichen absolvierten. verändert Mir wurde und so ihre ermöglicht,<br />
und Vorurteile Kennzeichnungswir-<br />
abzubauen.“<br />
Schutz-<br />
Weissensteiner kung untergraben führt werden diese könnte.“ Kurse mit<br />
ner! So schlicht viel Engagement nicht bewusst. und Motivation<br />
zu sehen „Wenn war das beeindruckend.“ Schutzzeichen<br />
Das Rote durch <strong>Kreuz</strong> Missbrauch ist stolz seine auf Zivildiener<br />
Lukas, verliert, der wird mit so das viel Helfen Freude in<br />
Bedeutung<br />
und Konflikten Begeisterung für uns dabei unmöglich“, ist. so<br />
Schloffer. Wer den „Deshalb Zivildienst achten beim wir Roten auch<br />
<strong>Kreuz</strong> in einem machen friedlichen möchte, Land sollte wie Österreich<br />
rechtzeitig darauf, nach dass der keine Stellung missbräuch-<br />
mel-<br />
sich<br />
den. liche Verwendung stattfindet.“<br />
Freepik<br />
B<br />
Fotos: ÖRK/Gerhard Roza<br />
Freiwillig Wenn der Terminator im Besuchsdienst<br />
Realität wird<br />
bensjahr,<br />
Das Wer Rote hat ein <strong>Kreuz</strong> Lächeln, fordert Regeln für Waffensysteme mit künstlicher Intelligenz.<br />
Freude am Umgang mit Menschen,<br />
Verlässlichkeit und<br />
Zeit und Aufmerksamkeit<br />
zu verschenken?<br />
intelligente Maschine, die nur Teamfähigkeit.“<br />
Eine nationale oder<br />
Eine zu einem Zweck programmiert<br />
Plaudern, wurde – zum Töten. singen Viele und Menschen spielen –<br />
haben die dazu Freiwilligen ein Bild aus des dem Besuchsdienstes<br />
den kommen „Terminator“. regelmäßig Aus<br />
Kino<br />
vor Augen:<br />
zu dem ihren Killer-Roboter Klientinnen könnte und bald Klienten Realität<br />
bieten werden, jede warnt Menge Bernhard Abwechslung Schnei-<br />
und<br />
und der, Bereichsleiter Spaß im Alltag. für Aufgebaut Recht und wurdgration<br />
der beim Besuchsdienst Österreichischen maßgeblich Roten<br />
Mi-<br />
von <strong>Kreuz</strong>. Brigitte Pekastnig, der dritten<br />
Rotkreuz-Vizepräsidentin und mittlerweile<br />
langjährigen Waffen Landesreferen-<br />
Autonome<br />
„Wir tin für sehen Pflege in der und Ukraine, Betreuung. wie sowohl „Weil<br />
immer ferngesteuerte mehr Personen als auch ein autonom höheres<br />
Alter operierende erreichen Kamikaze-Drohnen und allein leben, wodurcgen<br />
militärische die Vereinsamung und zivile zunimmt, Einrich-<br />
ge-<br />
ist tungen die Nachfrage eingesetzt nach werden. Angeboten<br />
Staaten des Besuchsdiensts, arbeiten an der Entwicklung auch pande-<br />
Viele<br />
miebedingt, von autonomen stark Waffen, gestiegen“, die informiert<br />
künstlicher Pekastnig Intelligenz und fährt ausgestattet fort: „Das<br />
mit<br />
heißt, werden wir und benötigen ohne menschliches dringend neue Zutun<br />
oder Kontrolle Mitarbeiterinnen entscheiden, und Mit-<br />
wer<br />
freiwillige<br />
arbeiter lebt und im wer Besuchsdienst. stirbt“, so Schneider. Die Voraussetzungen<br />
für zur solche Mitarbeit Waffensys-<br />
sind<br />
„Regulierungen<br />
unter teme gibt anderem es nicht.“ das vollendete 17. Le-<br />
Unbescholtenheit,<br />
internationale Ächtung<br />
autonomer Ausbildung Waf-<br />
Kostenlose<br />
fen Neue zeichnet freiwillige sich nicht Mitarbeiterinnen<br />
Schneider und Mitarbeiter erklärt: erhal-<br />
ab.<br />
„Seit ten eine zehn kostenlose Jahren gibt Besuchsdienstausbildung,<br />
es Bemühungen, doch laufende<br />
Fortbildungen kein einziges Land im hat Team und<br />
Versicherungsschutz bisher ein Verbot beschlossen.<br />
Tätigkeit. Auch Die Freiwilligen Ös-<br />
während<br />
der<br />
terreich im Besuchsdienst nicht, obwohl schenken<br />
das ihren Klienten Österreichische zwei Stunden xxxxxxxx<br />
Zeit Rote pro <strong>Kreuz</strong> Woche. gemeinsam<br />
mit anderen Zi-<br />
Das Rote <strong>Kreuz</strong> sucht Mitarbeiter im<br />
Sinnstiftendes vilgesellschaftsorga-<br />
nisationen Besuchsdienst bereits vor ist ein Filmen Zeitge-<br />
schon gefährlich nahegekommen.<br />
Zeitgeschenk<br />
Besuchsdienst, die mit ihrer Zeit ihren<br />
Roboter als Killer:<br />
Mitmenschen<br />
Die Realität ist<br />
Freude<br />
den Science-Fictionbereiten.<br />
Der<br />
Längerem schenk und einen bringt Entwurf<br />
für Neben ein Verbotsgesetz dem aktiven Zuhören erstellt ponenziell. Wir müssen diese Ent-<br />
allen Beteiligten<br />
Freude.<br />
MEIN KONTAKT<br />
können hat.“ gemeinsame Aktivitäten wie wicklungen stoppen, oder uns drohen<br />
Infos Kriege, und Anmeldung: die in ihrer Brutalität<br />
Basteln, Handarbeiten, Spazierengehen<br />
Entwicklung oder Gedächtnisübungen stoppen Entspannung<br />
Rotkreuz-Präsident und Unterhaltung Gerald Schöpfer bringen. kannte Landesverband in den Schatten <strong>Kärnten</strong> stellen.“<br />
und Österreichisches Menschenverachtung <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, alles Ge-<br />
Zum mahnt: Besuchsdienst „Wie künstliche gehören Intelligenz<br />
entwickelt sich oder auch Haushaltsfüh-<br />
die damit geln pflege@k.roteskreuz.at<br />
gesetzt werden, bleibt jedoch<br />
keine Ob 050 und 9144-1064 wann entsprechende Re-<br />
Pflegetätigkeiten<br />
rungsarbeiten.<br />
ausgestattete Waffentechnologie ex-<br />
weiter offen.<br />
B<br />
B<br />
Freepik reneknabl.com<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
INTERVIEW<br />
9<br />
Martina Schloffer und Bernhard Schneider mit Podcast-Moderatorin Isabella Richtar (l.).<br />
ÖRK/Nick Steinhagen<br />
„Die Regeln haben Sinn!“<br />
Martina Schloffer und Bernhard Schneider über die Rolle des Roten <strong>Kreuz</strong>es im Krieg.<br />
Was ist das humanitäre Völkerrecht<br />
und wofür steht es?<br />
Bernhard Schneider: Das humanitäre<br />
Völkerrecht wurde 1949 geschaffen<br />
und 1977 inhaltlich an die moderne<br />
Kriegsführung angepasst. Im Wesentlichen<br />
definiert es die Regeln<br />
zum Schutz der Zivilbevölkerung bei<br />
bewaffneten Konflikten zwischen<br />
Staaten.<br />
Welche Rolle spielt es für die Arbeit<br />
des Roten <strong>Kreuz</strong>es in Konfliktgebieten?<br />
Martina Schloffer: Es gibt unseren<br />
Mitarbeitern Sicherheit. Das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> ist als Schutzzeichen im humanitären<br />
Völkerrecht verankert. Damit<br />
gekennzeichnete Personen dürfen<br />
nicht angegriffen werden. Das ermöglicht<br />
unsere tägliche Arbeit im Rahmen<br />
genauer Regeln.<br />
Wie sehen diese Regeln aus?<br />
Schneider: Wir sind neutral und unparteiisch.<br />
So sichern wir uns das<br />
Vertrauen aller Konfliktparteien. Die<br />
Neutralität ist ein Mittel, Zugang zu<br />
bekommen, der Zivilbevölkerung<br />
helfen zu können. Es ist jedoch<br />
manchmal schwer, nicht Partei zu ergreifen.<br />
Schloffer: Es ist wie bei der Rettung.<br />
Bei einem Verkehrsunfall helfen wir<br />
nach dem Maß der Not, erst später<br />
wird die Schuldfrage geklärt. Dafür<br />
gibt es dann andere Instanzen. Wir<br />
schauen auf die Not der Menschen.<br />
Auch bei Geiselfreilassungen im<br />
Nahen Osten spielte das Rote <strong>Kreuz</strong><br />
eine wichtige Rolle. Wieso das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> und keine andere Institution?<br />
Schloffer: Auch das liegt an der Neutralität.<br />
Wir werden bei Verhandlungen<br />
über Freilassungen oft hinzugezogen.<br />
Es zeigt das Vertrauen, das in<br />
das Rote <strong>Kreuz</strong> gesetzt wird. Was wir<br />
für eine Seite tun, bieten wir auch<br />
der anderen an. Auch bei der Überprüfung<br />
der Situation von Personen,<br />
die im Zusammenhang mit einem bewaffneten<br />
Konflikt gefangen genommen<br />
worden sind, ist die Neutralität<br />
wichtig.<br />
Inwiefern?<br />
Schloffer: Wir fordern Zugang zu<br />
allen Gefangenen und prüfen, ob<br />
ihre Versorgung gewährleistet ist.<br />
Kriegsgefangene haben Rechte, die<br />
einzuhalten sind. Wir überprüfen<br />
das, besuchen und registrieren sie,<br />
ermöglichen ihnen Kontakt zu ihren<br />
Nächsten durch Rotkreuz-Nachrichten<br />
und fordern auf allen Seiten<br />
Mindeststandards ein.<br />
Schneider: Das motiviert alle Beteiligten,<br />
sich an die Regeln zu halten.<br />
Jede Seite will, dass auch die eigenen<br />
Gefangenen besucht werden.<br />
Wie sieht die Zukunft des humanitären<br />
Völkerrechts aus?<br />
Schneider: Leider haben wir den Eindruck,<br />
dass die Bereitschaft, sich an<br />
die Regeln zu halten, stetig sinkt. Wir<br />
benötigen eine überstaatliche Instanz,<br />
die sich um die Einhaltung<br />
kümmert.<br />
Schloffer: Man könnte denken: „Es<br />
passieren Morde. Aber wenn Morde<br />
passieren, brauchen wir kein Gesetz,<br />
sie zu verbieten.“ Die Regeln haben<br />
jedoch Sinn, sie sind wichtig. Jeder<br />
Mensch mehr, dem wir dank des humanitären<br />
Völkerrechts helfen können,<br />
ist ein Hoffnungsschimmer. B<br />
Link zur Petition zum humanitären<br />
Völkerrecht:<br />
https://wir.roteskreuz.at/<br />
Hier erfahren Sie mehr<br />
www.roteskreuz.at/<br />
podcast/hvr<br />
Langversion des Interviews: www.roteskreuz.at/magazin<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
10<br />
ENGAGEMENT<br />
FRAGEN<br />
AN<br />
FotobyHofer<br />
Herbert Prohaska<br />
Fußball-Legende, TV-Experte,<br />
Kolumnist und leidenschaftlicher Freizeit-<br />
Musiker – mit Witz und Charme wurde<br />
Herbert Prohaska zu einer rot-weiß-roten<br />
Ikone. Hier drei Fragen an „Schneckerl“:<br />
Wie wird Österreich bei der Europameisterschaft<br />
abschneiden? Und<br />
wer wird Europameister?<br />
Ich glaube, dass unser Nationalteam<br />
das Achtelfinale erreichen kann.<br />
Persönlich wünsche ich mir den<br />
Einzug ins Viertelfinale. Den<br />
EM-Titel wird England holen.<br />
Sie sind für Ihre natürliche und<br />
positive Art bekannt und beliebt. Ist<br />
das eine natürliche Gabe oder muss<br />
man sich auch aktiv bemühen, ein<br />
positiver Mensch zu sein?<br />
Ich wurde einfach von meinen<br />
Eltern so erzogen. Später hat meine<br />
Frau das fortgesetzt, man sieht jetzt<br />
einfach das Ergebnis dieser Erziehung.<br />
Sie gelten als ausgesprochen fit und<br />
aktiv. Wie lautet Ihr Tipp für lebenslange<br />
Fitness?<br />
Leider bin ich lange nicht so fit, wie<br />
ich gerne sein möchte. Aber woran<br />
es nie mangelt, ist die Lebenslust.<br />
Christine K. hat im Dezember 2021 Stammzellen gespendet. In knapp<br />
drei Jahren könnte sie erfahren, wer sie empfangen hat.<br />
Blutkrebs: Chance<br />
auf Heilung<br />
Mit Stammzellspenden<br />
kann Patientinnen und<br />
Patienten geholfen werden.<br />
Es ist eine Diagnose, die den Betroffenen<br />
den Boden unter den<br />
Füßen wegzieht – Blutkrebs.<br />
Jeden Tag erhalten drei Menschen in<br />
Österreich diesen schwerwiegenden<br />
Befund, für sie ist damit nichts mehr,<br />
wie es früher war. Der Kampf um das<br />
Überleben beginnt.<br />
Dank moderner medizinischer Methoden<br />
gibt es eine gute Behandlungsmethode<br />
gegen die heimtückische<br />
Krankheit: Mittels Stammzellspenden<br />
kann den betroffenen Patientinnen<br />
und Patienten geholfen werden, eine<br />
reelle Chance auf Heilung ist vorhanden.<br />
Das Problem: Wie findet man<br />
den richtigen Spender? Die Chance,<br />
dass zwei Menschen zueinander passende<br />
Merkmale haben, liegt bei<br />
1:500.000.<br />
Mit Registrierung<br />
zum Lebensretter<br />
Dr. Ursula Kreil, Transfusionsmedizinerin<br />
und stellvertretende Leiterin<br />
der Rotkreuz-Blutspendezentrale für<br />
Wien, Niederösterreich und das Burgenland,<br />
erklärt: „Zum Lebensretter<br />
kann man ganz einfach werden, eine<br />
Registrierung ist der erste Schritt<br />
dazu. Dazu ist lediglich ein Wangenabstrich<br />
notwendig. Das Österreichische<br />
Rote <strong>Kreuz</strong> führt eine Spenderdatei,<br />
in der man sich im Alter von<br />
Transfusionsmedizinerin Dr. Ursula Kreil<br />
ÖRK/Thomas Holly Kellner<br />
ÖRK/Helmut Mitter<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
Der vierjährige Michael<br />
kann wieder lachen.<br />
18 bis 35 Jahren registrieren lassen<br />
kann, am einfachsten unter www.<br />
stammzelle.at.“<br />
Zwar können alle Altersgruppen<br />
von Blutkrebs betroffen sein, doch<br />
auf der Spenderseite gilt: Je jünger<br />
die Spender sind, desto schneller<br />
stellt sich der Behandlungserfolg ein.<br />
Die Spenderdatei des Österreichischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es ist Teil eines<br />
internationalen Netzwerks, aktuell<br />
sind mehr als 41 Millionen Spendenwillige<br />
im weltweiten Stammzellspender-Register<br />
erfasst. „Je mehr<br />
Menschen sich als potenzielle<br />
Stammzellspender registrieren lassen,<br />
desto mehr Patienten können mit<br />
dem oft lebensrettenden Stammzelltransplantat<br />
versorgt werden“, stellt<br />
Kreil klar. „In der Spenderdatei der<br />
Erfolgreiche<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>4 erhält Paulina die<br />
Diagnose Blutkrebs. Ein Jahr nach<br />
Reanimation<br />
ihrer Diagnose bekommt sie eine<br />
Blebensrettende rigitte Tremschnig Stammzelltransplantation.<br />
wurde Dabei nach werden einem blutbildende Herz-Kreis-<br />
aus Passering<br />
Stammzellen lauf-Stillstand eines durch gesunden eine perfekt Spenders<br />
auf die erkrankte Rettungskette Person über-<br />
vor<br />
funktionierende<br />
tragen. dem Schlimmsten Paulina erinnert bewahrt. sich: „<strong>Mein</strong>e<br />
Blutwerte „Es ist einer haben optimal sich innerhalb funktionierenden<br />
Zeit Rettungskette wesentlich verbessert, zu verdanken, das<br />
kurzer<br />
war dass ein der großer Einsatz Erfolg ein gutes für mich Ende und genommen<br />
Familie.“ hat“, ist sich Notfallsanitä-<br />
meine<br />
ter Die Karl Chance, Lungkofler dass sicher, zwei der Personen auf 35<br />
Jahre zueinander Berufserfahrung passende Gewebemerkmale<br />
haben zurückblicken und eine kann. Stammzell-<br />
Mit ihm<br />
beim Roten<br />
<strong>Kreuz</strong><br />
wurden spende auch durchführbar die Rettungssanitäter<br />
ist, beträgt<br />
1:500.000. Andrea Woschitz Das ist und nicht Markus viel, für Kogler jede<br />
sowie zehnte Notarzt betroffene Thomas Person Bittighofer wird aktuell<br />
zu keine Lebensrettern. passende Spende gefunden.<br />
Paulina Was war ist passiert? es ein großes Brigitte Anliegen, Tremschnig<br />
die kippte Stammzellspende zu Hause plötzlich aufmerk-<br />
auf<br />
vom sam Stuhl zu machen, und blieb die mit ihr Herz-Kreislauf-Stillstanrettet<br />
hat. Im Jahr bewegungslos 2<strong>01</strong>8 nahm sie liegen. am<br />
Leben ge-<br />
Ein Notruf wurde abgesetzt, eine<br />
Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich<br />
und das Burgenland<br />
wurden beim Österreichischen Roten<br />
<strong>Kreuz</strong> in den vergangenen fünf Jahren<br />
60.000 potenzielle Spender registriert,<br />
mehr als 100 Stammzelltransplantationen<br />
konnten so<br />
ermöglicht werden.“<br />
Vierjähriger besiegt Krebs<br />
Was eine Stammzellspende bewirken<br />
kann, zeigt das Schicksal des kleinen<br />
Michael. Der heute Vierjährige erkrankte<br />
als Baby an Leukämie. Für<br />
Michael wurde ein passender Spender<br />
gefunden, nach der Behandlung<br />
im St.-Anna-Kinderspital gilt er als<br />
geheilt. Sein Vater Stefan berichtet:<br />
„Als er sechs Monate alt war, haben<br />
wir gemerkt, dass etwas nicht stimmt.<br />
MEINE RETTUNG<br />
Professionelle Teamleistung<br />
Eine funktionierende<br />
Rettungskette rettet Leben.<br />
herbeigeeilte Nachbarin leistete sofort<br />
Erste Hilfe. „Wir waren innerhalb<br />
von „Unschlagbare<br />
15 Minuten vor Ort und<br />
konnten aufgrund des vorbildlichen<br />
Kosten-Nutzen-Rechnung“<br />
Handelns der anwesenden Personen<br />
optimal Stammzellen mit der gegen Reanimation Blutkrebs weitermachen“,<br />
erzählt der diensthabende<br />
Peter Pugganig<br />
NÖ Frauenlauf<br />
Nach einem Marathon von Untersuchungen<br />
hat uns die Diagnose AML<br />
– akute myeloische Leukämie – schwer<br />
getroffen.“ Michael absolvierte tapfer<br />
Chemotherapien und Intensivstations-Aufenthalte<br />
und konnte dank<br />
der Therapie mit der Stammzellspende<br />
den Krebs besiegen.<br />
Wessen Spende Michael sein Leben<br />
verdankt, weiß die Familie nicht. Es<br />
ist jemand aus Deutschland, so viel<br />
ist bekannt. Die Stammzellspende<br />
läuft anonym ab, erst nach fünf Jahren<br />
ist ein persönliches Treffen möglich,<br />
wenn beide Seiten dies wünschen.<br />
B<br />
Stammzellspende<br />
Einfach auf www.stammzelle.at<br />
registrieren, Ihnen wird ein<br />
Registrierungs-Set zum Wangenabstrich<br />
per Post zugeschickt. Der Abstrich nimmt<br />
nur wenige Minuten in Anspruch, ebenso<br />
das Ausfüllen des Gesundheitsfragebogens.<br />
Danach einfach bei der Post<br />
abgeben – fertig.<br />
Sollten Sie als Spender<br />
infrage kommen,<br />
werden Sie von einem<br />
Mitarbeiter des Roten<br />
<strong>Kreuz</strong>es kontaktiert.<br />
Die Spende findet in den<br />
meisten Fällen über eine<br />
Blutentnahme statt.<br />
Stammzellen –<br />
das unsichtbare<br />
Wunder (Video)<br />
Im Von Jahr links: 2<strong>01</strong>8 Notarzt nahm Dr. Paulina Thomas am Bittighofer, NÖ<br />
Frauenlauf Notfallsanitäter in St. Karl Pölten Lungkofler, teil und trug Brigitte<br />
dabei und Gerhard ein T-Shirt Tremschnig mit der Aufschrift: und Rettungssanitäter<br />
dank Markus Stammzellspende“.<br />
„Ich<br />
lebe Kogler.<br />
Niederösterreichischen Notarzt Thomas Bittighofer. Frauenlauf in<br />
St. Pölten teil und trug dabei ein T-<br />
Große Shirt mit Dankbarkeit der Aufschrift: „Ich lebe<br />
„Es dank war Stammzellspende“. eine professionelle Das Teamleistungte<br />
die mit Aufmerksamkeit der wir Frau von Tremschnig Daniela.<br />
erreg-<br />
Sie ins ließ Leben sich zurückgeholt, gleich im Anschluss stabilisiert an<br />
und den schließlich Lauf als ins Stammzellspenderin<br />
Klinikum Klagenfurt<br />
registrieren gebracht und haben“, wurde so im Rettungssanitäter<br />
tatsächlich Markus als Kogler. Spenderin „Ich kann aus-<br />
Frühling<br />
2023<br />
gewählt. mit Worten Paulina gar durfte nicht ausdrücken, Daniela bei<br />
wie einem dankbar emotionalen ich bin. Treffen Dass ich persönlich<br />
kennenlernen. stehen kann, ist Für auch beide euer ist Ver-<br />
die<br />
heute<br />
hier<br />
dienst“, Botschaft sagt klar: Brigitte „Der Tremschnig Aufwand, sich zu<br />
als ihren Spenderin Rettern. oder Spender registrieren<br />
Solche zu Momente lassen, ist wirklich sind auch gering für<br />
und Rotkreuz-Präsident kann Leben retten!“ Martin Pirz bewegend:<br />
„Genau deshalb sind wir<br />
Weitere alle beim Informationen:<br />
Roten <strong>Kreuz</strong> aktiv: um unmittelbar<br />
zu erfahren, dass wir Men-<br />
www.stammzelle.at<br />
schen helfen!“<br />
11<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
12<br />
THEMA<br />
KOMMENTAR<br />
reneknabl.com<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
In vielen Teilen der Welt herrschen<br />
Krieg und Gewalt. Unzählige<br />
Zivilpersonen sind die Leidtragenden<br />
bewaffneter Konflikte. Millionen<br />
Menschen sind tagtäglich mit dem<br />
Tod bedroht. Sie sind auf der Flucht<br />
und leiden unter Hunger oder<br />
Krankheit. Das Rote <strong>Kreuz</strong> setzt sich<br />
für sie ein. Es unternimmt alles, damit<br />
die Rechte von Menschen in Not<br />
gewahrt werden. Auch das Österreichische<br />
Rote <strong>Kreuz</strong> setzt sich für die<br />
Achtung des humanitären Völkerrechts<br />
ein.<br />
Das Rote <strong>Kreuz</strong> hilft allen Menschen,<br />
egal wo sie leben. Auch in Österreich<br />
sind immer mehr Menschen auf die<br />
Hilfe anderer angewiesen. Steigende<br />
Lebenserhaltungskosten, Armut,<br />
Einsamkeit, Verlust der Arbeit, die<br />
Folgen des Klimawandels mit regio -<br />
nalen Katastrophenereignissen – die<br />
Gründe dafür sind unterschiedlich.<br />
Das Rote <strong>Kreuz</strong> ist da, um zu helfen.<br />
Diese Hilfe erbringen wir mit<br />
Unterstützung durch unsere zahlreichen<br />
freiwilligen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Auch unsere<br />
Zivildiener und unsere beruflichen<br />
Mitarbeiter innen und Mitarbeiter<br />
setzen sich mit viel Engagement dafür<br />
ein, dass wir allen Hilfe zukommen<br />
lassen können, die sie benötigen.<br />
Wenn wir füreinander da sind, geht<br />
es allen besser. Ich bedanke mich<br />
aufrichtig bei allen, die das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> in <strong>Kärnten</strong> mit ihrer Zeit-,<br />
Geld- oder Blutspende unterstützen.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Dr. Martin Pirz<br />
Präsident des Roten <strong>Kreuz</strong>es <strong>Kärnten</strong><br />
Fotos: Protokoll Land <strong>Kärnten</strong>/Dietmar Wajand/Helge Bauer<br />
Kleine Lebensretter<br />
ganz groß<br />
86 Volksschulen wurden für ihre Teilnahme<br />
am „Projekt Herzenssache“ geehrt.<br />
Mit dem „Projekt Herzenssache“,<br />
das österreichweit im<br />
Roten <strong>Kreuz</strong> einzigartig ist,<br />
setzt das Jugendrotkreuz <strong>Kärnten</strong><br />
bereits bei den Volksschulkindern an,<br />
um im Rahmen einer Erste-Hilfe-<br />
Schulung mit dem Erlernen lebensrettender<br />
Sofortmaßnahmen zu beginnen.<br />
Teilnehmende Schulen<br />
wurden letztes Jahr in der Kärntner<br />
Landesregierung geehrt, die Plaketten<br />
und Zertifikate wurden vom Landesrat<br />
und Bildungsreferenten Daniel<br />
Fellner überreicht, gemeinsam<br />
mit dem Rotkreuz-Präsidenten Martin<br />
Pirz und dem Landesleiter des<br />
Jugendrotkreuzes, Herbert Torta.<br />
Ein Leben lang profitieren<br />
Der Startschuss für das Projekt fiel<br />
2<strong>01</strong>9. Inzwischen gibt es landesweit<br />
86 Projektschulen, jährlich werden<br />
rund 9.000 Schülerinnen und Schüler<br />
erreicht. Ein schöner Erfolg, wie<br />
Landesrat Fellner hervorhebt: „Das<br />
‚Projekt Herzenssache‘ stattet Kinder<br />
nicht nur mit Fertigkeiten aus, von<br />
denen sie ihr Leben lang profitieren,<br />
sondern lehrt sie auch, Verantwor-<br />
tung für ihre Mitmenschen zu übernehmen.<br />
Also im Ernstfall nicht weg-,<br />
sondern hinzuschauen.“<br />
Rotkreuz-Präsident Pirz stimmt<br />
dem zu: „Erste Hilfe ist keine Option,<br />
sie ist unsere Pflicht. Wer schon in<br />
der Kindheit lernt, hinzuschauen und<br />
zu helfen, der wird das auch später<br />
als Erwachsener weiter tun. Das ist<br />
unser erklärtes Ziel. Die Kinder sind<br />
begeisterte und auch kompetente<br />
Ersthelfer, nachdem sie am ‚Projekt<br />
Herzenssache‘ teilgenommen haben!“<br />
Kinder können Leben retten, vorausgesetzt,<br />
sie sind entsprechend<br />
geschult und haben keine Scheu davor,<br />
ihr Wissen anzuwenden. Im Laufe<br />
der Schulzeit wird jede Schülerin<br />
und jeder Schüler der Projektschulen<br />
durch regelmäßiges Training mit den<br />
Erste-Hilfe-Maßnahmen vertraut gemacht.<br />
Konkret sind mindestens zwei<br />
Unterrichtsstunden pro Schuljahr –<br />
im Idealfall von der 1. bis zur 4. Klasse<br />
Volksschule – für das Einüben der<br />
lebensrettenden Handlungen vorgesehen.<br />
Die Anleitung bei diesen Einheiten<br />
erfolgt durch ausgebildete<br />
Lehrpersonen der Projektschulen.<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
13<br />
V. l. n. r.: Jugendrotkreuz-Landesleiter Herbert Torta, Bildungsdirektorin Isabella Penz, Projektmitarbeiterin Bettina Krenn-Katzianka<br />
vom Jugendrotkreuz, Rotkreuz-Präsident Martin Pirz, Projektleiterin Eveline Ogradnig vom Jugendrotkreuz und LR Daniel Fellner.<br />
Die Direktionen stellen sicher, dass<br />
genügend Multiplikatoren ausgebildet<br />
werden, um die lückenlose<br />
Durchführung des Projektes zu ermöglichen.<br />
Erste Erfahrungen<br />
Bildungsreferent Fellner, selbst viele<br />
Jahre lang beim Roten <strong>Kreuz</strong> tätig,<br />
unterstreicht den nachhaltigen Wert<br />
des Projekts: „Die frühe Berührung<br />
mit dem Thema Erste Hilfe und dem<br />
Roten <strong>Kreuz</strong> hat so viele Vorteile. Die<br />
Kinder erfahren nicht nur Wertschätzung,<br />
indem sie lernen, dass auch sie<br />
schon Leben retten und zu Heldinnen<br />
und Helden werden können. Viel<br />
mehr noch, sie schnuppern in die<br />
wichtige Arbeit des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />
hinein und sammeln ihre ersten Erfahrungen.<br />
So wird das Interesse an<br />
der Freiwilligenarbeit schon in jungen<br />
Jahren geweckt, was positiv für<br />
uns alle ist.“<br />
Rotkreuz-Präsident Pirz dazu: „Ich<br />
war selbst Mitglied einer Jugendrotkreuzgruppe<br />
und war immer beeindruckt<br />
von den Werten unserer Organisation.<br />
Wir freuen uns, wenn wir<br />
über das Thema Erste Hilfe viele Kinder<br />
und Jugendliche für das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> begeistern können!“ Das Ju-<br />
gendrotkreuz setzt auf die Vorbildwirkung<br />
der bisherigen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer und freut<br />
sich über jede weitere Schule, die in<br />
dieses Programm einsteigt und so<br />
für ihre Schülerinnen und Schüler<br />
ein einzigartiges Projekt umsetzt.<br />
Mut zum Eingreifen<br />
Denn dass es Handlungsbedarf gibt,<br />
zeigen Ergebnisse einer Umfrage zur<br />
Ersten Hilfe aus den letzten Jahren.<br />
65 Prozent der befragten Personen<br />
haben Angst, Erste Hilfe zu leisten.<br />
Herbert Torta meint: „Das Jugendrotkreuz<br />
ist seit Jahrzehnten Partner<br />
des Bildungssystems in Österreich –<br />
wir sind daher sehr froh, dass unsere<br />
Angebote, wie eben unter anderem<br />
das ‚Projekt Herzenssache‘, in den<br />
Schulen so gut angenommen werden.<br />
Mit diesem Projekt soll entscheidend<br />
dazu beigetragen werden, Kindern<br />
bereits früh Mut zum Eingreifen und<br />
zum Leisten von Erster Hilfe zu machen!“<br />
B<br />
Präsident Pirz bedankte sich für die rege Teilnahme der<br />
Kärntner Volksschulen am „Projekt Herzenssache“.<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
14<br />
GESUNDHEIT<br />
TIPPS<br />
VOM CHEFARZT<br />
Haben Sie Mut zur<br />
Wiederbelebung!<br />
Wussten Sie, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
die häufigste Todesursache<br />
in Österreich sind? Die gute<br />
Nachricht: Jeder von uns kann im<br />
Falle eines Atem-Kreislauf-Stillstandes<br />
ein Leben retten. Wenn eine<br />
solche Situation eintritt und Sie<br />
eine reglose Person, die nicht mehr<br />
normal atmet, vorfinden, rufen Sie<br />
sofort den Notruf 144 und beginnen<br />
Sie mit der Reanimation. Also<br />
30-mal drücken, zweimal beatmen<br />
– und das so lange, bis der Betroffene<br />
wieder normal atmet oder<br />
professionelle Hilfe eintrifft. Ist ein<br />
Defi in der Nähe, setzen Sie diesen<br />
bei der Wiederbelebung ein.<br />
Wenn es um den Herzschlag geht,<br />
zählt jeder Augenblick. Aber ich darf<br />
Sie beruhigen: Es kommt bei lebensrettenden<br />
Sofortmaßnahmen<br />
weniger darauf an, jeden Handgriff<br />
wie im Lehrbuch durchzuführen.<br />
Man kann eigentlich nur eines<br />
falsch machen: nicht zu helfen. Die<br />
regelmäßige Auffrischung in<br />
Erste-Hilfe-Kursen gibt jedenfalls<br />
Sicherheit. Ihnen und Ihren Liebsten<br />
– denn oft geht es um jemanden,<br />
den Sie kennen oder lieben.<br />
Ihr<br />
Dr. Wolfgang Schreiber<br />
Quiz auf jetzt.erstehilfe.at<br />
www.roteskreuz.at/erste-hilfe-videos<br />
Mit einem Klick<br />
Leben retten<br />
Mithilfe einer App sind registrierte Ersthelfer<br />
schneller am Unfallort.<br />
Bei manchen Notfällen zählt<br />
jede Minute. Jedes Jahr erleiden<br />
10.000 Menschen einen<br />
Atem-Kreislauf-Stillstand außerhalb<br />
eines Krankenhauses – Erste Hilfe<br />
rettet dann Leben. Oft ist Hilfe<br />
nur wenige Meter entfernt. Doch<br />
wie bringt man Menschen, die Hilfe<br />
brauchen, mit jenen zusammen,<br />
die Hilfe leisten können, noch bevor<br />
die Rettungskräfte eintreffen?<br />
„Team Österreich“-Lebensretter<br />
Das Österreichische Rote <strong>Kreuz</strong> und<br />
Hitradio Ö3 starteten mit Unterstützung<br />
der Österreichischen Gesundheitskasse<br />
mit einem außergewöhnlichen<br />
Ziel ins neue Jahr: jeden Tag<br />
fünf Menschen in Österreich das Leben<br />
zu retten – mit der Initiative<br />
„Team Österreich“-Lebensretter. Wird<br />
ein Notruf abgesetzt, werden über<br />
die „Team Österreich Lebensretter“-<br />
App registrierte freiwillige Ersthelfer<br />
alarmiert, wenn es in ihrer unmittelbaren<br />
Nähe zu einem Atem-Kreislauf-Stillstand<br />
gekommen ist. So sind<br />
sie innerhalb weniger Minuten vor<br />
Ort und können noch vor Eintreffen<br />
der Rettungskräfte mit der Herzdruckmassage<br />
beginnen.<br />
Es gibt rund 7.000 „Team Österreich“-Lebensretter<br />
in Wien, im Burgendland,<br />
in Niederösterreich, Oberösterreich,<br />
Salzburg, Tirol und<br />
Vorarlberg. „2023 gab es in diesen<br />
Bundesländern 6.865 Alarmierungen<br />
mit Verdacht auf Kreislaufstillstand“,<br />
weiß Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant<br />
des Österreichischen Roten<br />
<strong>Kreuz</strong>es. „Bei 1.413 dieser Einsätze<br />
kamen auch ‚Team Österreich‘-Lebensretter<br />
zum Einsatz. Das entspricht<br />
knapp fünf Einsätzen pro Tag.“<br />
Vielseitige Funktionen<br />
Die Funktion „Team Österreich Lebensretter“<br />
ist über die „Team Öster-<br />
Fotos: Freepik<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
SIND SIE SICHER?<br />
Achtung, Sturzgefahr!<br />
Kabel, Türschwellen und lose Teppiche sind gefährliche Stolperfallen im Alltag.<br />
15<br />
Durch die eigenen vier Wände bewegen wir uns<br />
wie auf Autopilot – alles ist uns vertraut, sogar im<br />
Dunkeln findet man den Weg in die Küche oder ins<br />
Bad. Doch Vorsicht! In jeder Wohnung befinden<br />
sich viele Stolperfallen, die zu gefährlichen Situationen<br />
führen können. Mit zunehmendem Alter<br />
steigt auch die Gefahr für Stürze. So können Sie<br />
das Sturzrisiko senken:<br />
B Passen Sie Ihre Wohnumgebung an! Beseitigen<br />
Sie lose Kabel und nicht befestigte Teppiche,<br />
sorgen Sie für eine gute Beleuchtung in den<br />
Räumen.<br />
B Montieren Sie, wenn notwendig, Haltegriffe in<br />
Bad und WC. Auch rutschfeste Matten vor<br />
Dusche und Badewanne sind empfehlenswert.<br />
B Achten Sie auf Ihre Gesundheit! Ernähren<br />
Sie sich ausgewogen, trinken Sie ausreichend<br />
Flüssigkeit und machen Sie im Alltag viel<br />
Bewegung, um die Muskelkraft zu erhalten.<br />
reich“-App abrufbar. Die App ist,<br />
abseits dieser lebensrettenden Funktion,<br />
eine Drehscheibe für (Nachbarschafts-)Hilfe<br />
und eine Informationsquelle<br />
im Krisenfall: Sie bietet<br />
Funktionen wie gezielte Warnungen<br />
im Katastrophenfall, einen interaktiven<br />
Vorbereitungsguide und die<br />
Möglichkeit, online zu helfen. B<br />
6 Nötige Dokumente und Nachweise<br />
Die Funktion fotografieren „Team Österreich und hochladen Lebensretter“<br />
ist über die App „Team Österreich“<br />
abrufbar.<br />
Weitere Infos<br />
zur App und<br />
Download<br />
ÖRK/LV NÖ/L. Hürner<br />
ÖRK/Kellner<br />
Bei manchen Notfällen zählt jede<br />
Sekunde. Wer schnell Erste Hilfe leistet,<br />
kann Leben retten.<br />
Registrierung<br />
Um mit Ihrem Smartphone Leben retten zu können, befolgen Sie diese Schritte:<br />
1 „Team Österreich“ App aus dem Store laden<br />
2 Registrierung abschließen<br />
3 Bei „Helfen“ Lebensretter anklicken<br />
4 „Team Österreich Lebensretter“-App downloaden<br />
5 Aktivierungslink im erhaltenen E-Mail anklicken und Apps mit einenander<br />
verbinden<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
16<br />
IM EINSATZ<br />
Seit Beginn des Konflikts werden die<br />
Menschen in der Ukraine mit wichtigen<br />
Hilfsgütern wie Decken versorgt.<br />
IFRC<br />
„Die Situation ist<br />
unvergleichlich hart“<br />
Seit zwei Jahren ist das Rote <strong>Kreuz</strong> in der Ukraine<br />
für Menschen in Not im Einsatz.<br />
Für 43 Millionen Menschen in der<br />
Ukraine änderte sich am 24. Februar<br />
2022 durch den Einmarsch<br />
russischer Truppen schlagartig<br />
das Leben. Viele von ihnen<br />
waren gezwungen zu fliehen. Einige<br />
blieben – vor allem jene, die zu alt<br />
oder krank für die Flucht waren.<br />
Veränderte Hilfe<br />
Seit zwei Jahren ist das Österreichische<br />
Rote <strong>Kreuz</strong> (ÖRK), das seit vielen<br />
Jahren Partner der Ukrainischen<br />
Rotkreuzgesellschaft ist, vor Ort. Der<br />
Schwerpunkt der Hilfe in der Ukraine<br />
ändert sich ständig.<br />
Hatten zunächst die<br />
Bereitstellung von Notunterkünften<br />
und die<br />
Verteilung von Hilfsgütern<br />
oberste Priorität,<br />
war es später die Winterhilfe.<br />
Heute erlebt<br />
das krisengebeutelte<br />
Land das Ende des zweiten<br />
Kriegswinters mit<br />
Temperaturen im zweistelligen<br />
Minusbereich.<br />
„Diese Kälte kombiniert mit anderen<br />
Gefahren macht die Situation der<br />
Angelika Forsström leitet<br />
die Delegation des Österreichischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />
in der Ukraine.<br />
Menschen unvergleichlich hart“,<br />
schildert Angelika Forsström. Im<br />
Sommer 2023 hat sie die Leitung der<br />
Ukraine-Delegation des ÖRK übernommen.<br />
Hilfsbedarf bleibt groß<br />
Die mobilen Gesundheitsdienste<br />
stellen in entlegenen Gebieten die<br />
medizinische Versorgung sicher.<br />
Notunterkünfte stehen bereit, um<br />
Geflüchtete aufzunehmen. Nach Angriffen<br />
hilft das Rote <strong>Kreuz</strong> mit mobilen<br />
„Heizpunkten“, in denen die<br />
Menschen bei Stromausfällen oder<br />
Schäden an ihren Häusern Schutz<br />
vor der Kälte finden. Auch Erste Hilfe<br />
kann dort geleistet werden. Sechs<br />
der 43 Heizpunkte werden vom ÖRK<br />
gefördert. „Dadurch bringt das Rote<br />
<strong>Kreuz</strong> seine Hilfe direkt zu den Menschen,<br />
die sie am meisten benötigen“,<br />
so Forsström. Auch Bargeldunterstützung<br />
hat sich zu einem wichtigen<br />
Hilfsmittel entwickelt – für jene,<br />
die sich Güter des täglichen Bedarfs<br />
oder Brennmaterial nicht<br />
mehr leisten können.<br />
So lange wie nötig<br />
Seit März 2022 sind Delegierte<br />
des ÖRK vor Ort.<br />
Medizinische Hilfe, Unterkünfte,<br />
Krankenwagen,<br />
Lebensmittel und<br />
vieles mehr konnten bereitgestellt<br />
werden. Laut<br />
Schätzungen der UN<br />
bleibt der Bedarf an Unterstützung<br />
enorm –<br />
knapp 15 Millionen Menschen werden<br />
<strong>2024</strong> humanitäre Hilfe<br />
benötigen. Wie lange der bewaffnete<br />
Konflikt noch dauern wird, kann niemand<br />
einschätzen. „Das Rote <strong>Kreuz</strong><br />
wird vor Ort sein, solange Menschen<br />
humanitäre Hilfe benötigen“, weiß<br />
Angelika Fors ström. B<br />
URCS<br />
Medizinische Versorgung durch<br />
mobile Gesundheitsdienste.<br />
MEINE SPENDE<br />
Mit Ihrer Unterstützung können wir<br />
weiterhin Hilfe leisten.<br />
IBAN: AT57 2<strong>01</strong>1 1400 1440 <strong>01</strong>44<br />
„Ukraine“<br />
www.roteskreuz.at/spenden<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
17<br />
Helfen Sie uns<br />
zu helfen<br />
Viele Menschen schämen<br />
sich, um Hilfe zu bitten.<br />
MEINE SPENDE<br />
Seit etlichen Monaten verzeichnet<br />
die Individuelle Spontanhilfe des<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es einen besonders hohen<br />
Anstieg an Beratungsanfragen.<br />
Aufgrund der Teuerungen können<br />
viele Menschen ihre Energie- und<br />
Heizkosten nicht mehr bezahlen. Waren<br />
es vor einigen Jahren hauptsächlich<br />
die Jahresabrechnungen, die den<br />
Menschen große finanzielle Probleme<br />
bescherten, sind mittlerweile<br />
schon die Teilbeträge nicht mehr zu<br />
stemmen.<br />
So auch für Frau M. Drei Jahre<br />
lang lebte sie in einer kalten Wohnung.<br />
Drei Jahre, in denen sie sich<br />
immer weiter zurückzog, weil sie<br />
sich für ihre Situation schämte. Immer<br />
mehr Energierechnungen sammelten<br />
sich an, der Schuldenberg<br />
wurde größer und größer.<br />
Bleibt die Wohnung kalt, hat das<br />
enorme Auswirkungen auf den Alltag.<br />
Die Menschen haben keine Kraft<br />
mehr, sich um andere Dinge zu kümmern.<br />
Soziale und gesellschaftliche<br />
Teilhabe am Leben funktionieren<br />
nicht mehr. Die Menschen leiden auf<br />
vielfältige Art und Weise, vereinsamen,<br />
bekommen gesundheitliche,<br />
körperliche, seelische Probleme und<br />
verlieren ihre Perspektiven.<br />
Individuelle Spontanhilfe<br />
Die Individuelle Spontanhilfe des Österreichischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es hilft<br />
Menschen in sozialen Notlagen und<br />
unterstützt Betroffene unter anderem<br />
durch rasche und individuelle<br />
Beratung, Information über gesetzliche<br />
Ansprüche, Vernetzung mit anderen<br />
Betreuungseinrichtungen und<br />
einmalige finanzielle und materielle<br />
Überbrückungshilfen.<br />
So konnte auch Frau M. geholfen<br />
werden, nachdem sie sich im Dezember<br />
vergangenen Jahres ein Herz gefasst<br />
und den Mitarbeitenden der<br />
Individuellen Spontanhilfe ihre Situation<br />
geschildert hatte. Gemeinsam<br />
wurden entsprechende Maßnahmen<br />
erarbeitet und in die Wege geleitet,<br />
um Frau M. nach drei langen Jahren<br />
ein Weihnachtsfest in einer warmen<br />
Wohnung zu ermöglichen.<br />
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie<br />
die Individuelle Spontanhilfe des Österreichischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es. Helfen<br />
Sie uns helfen! B<br />
MEINE SPENDE<br />
Kennwort: Individuelle Spontanhilfe<br />
Erste Bank<br />
IBAN: AAT57 2<strong>01</strong>1 1400 1440 <strong>01</strong>44<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
www.roteskreuz.at/blog/<br />
individuelle-spontanhilfe<br />
E-MAIL AUS<br />
RUANDA<br />
In seiner Funktion als Online-Fundraiser besuchte Nikolaus Steinhagen<br />
unterschiedliche Projekte in Ruanda.<br />
Im Dezember 2023 besuchte ich<br />
Projekte des Österreichischen und<br />
des Ruandischen Roten <strong>Kreuz</strong>es. Die<br />
Reise begann in der Hauptstadt Ki-<br />
gali. Im Headquarter des Ruanda Red<br />
Cross (RRC) führten wir Gespräche<br />
mit der Präsidentin und ihren Mitarbeitenden.<br />
Sie informierten uns über<br />
Projekte wie das Emergency Medical<br />
Service (EMS). Dabei geht es um den<br />
Auf- und Ausbau des Rettungsdienstes.<br />
Die Ausbildungsunterlagen für<br />
die Sanitätsausbildung wurden mit<br />
dem Österreichischen Roten <strong>Kreuz</strong><br />
erarbeitet. Da die Ausbildungsqualität<br />
gut ist und stetig steigt, wurden<br />
Teile des Rettungsdienstes von der<br />
Regierung an das RRC übergeben.<br />
Ruanda wird das Land der tausend<br />
Hügel genannt. Das birgt Schwierigkeiten<br />
im Rettungsdienst, da die<br />
Straßen oft schlecht sind, die Rettungsteams<br />
weite Strecken zurücklegen<br />
müssen. Daher ist der Bedarf<br />
an Einsatzfahrzeugen hoch. Zukünftig<br />
soll das Einsatzgebiet des Ruandischen<br />
Roten <strong>Kreuz</strong>es erweitert, die<br />
Dichte an Fahrzeugen erhöht werden.<br />
In Cyimpindu besuchten wir eine<br />
Kooperative, in der 60 Frauen leben<br />
und arbeiten. Die Gemeinschaft wurde<br />
zu Beginn vom Ruandischen Roten<br />
<strong>Kreuz</strong> finanziert, verwaltet sich<br />
allerdings selbst. Großteils leben die<br />
Menschen von der Landwirtschaft.<br />
Wegen des günstigen Klimas können<br />
diverse Früchte mehrmals im<br />
Jahr geerntet werden. Das Modell<br />
sieht vor, sofern nötig, Mitgliedern<br />
Darlehen zu geben, die über den Verkauf<br />
der Ernte-Erträge zurückgezahlt<br />
werden können. Eine Mutter<br />
erzählte, dass sie so ihre fünf Kinder<br />
ernähren und in die Schule schicken<br />
kann. Das Rote <strong>Kreuz</strong> steht dem Dorf<br />
weiter beratend zur Seite. B<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
18<br />
IFRC<br />
PARTNER<br />
Das Rote <strong>Kreuz</strong> unterstützt Menschen in Not.<br />
SOLIDARITÄT IN AKTION<br />
Rotkreuz-Partnerschaften im Rückund<br />
Ausblick. Das vergangene Jahr war<br />
geprägt von weltweiten Herausforderungen:<br />
Erdbeben, Überschwemmungen,<br />
bewaffnete Konflikte und Fluchtbewegungen.<br />
Gleichzeitig kämpft Österreich<br />
mit Teuerung, Pflegenotstand und<br />
sozialen Missständen. In dieser Zeit war<br />
und ist das Rote <strong>Kreuz</strong> an vorderster<br />
Front, um Menschen in den ersten<br />
Stunden nach einer Katastrophe sowie<br />
langfristig beim Wiederaufbau zu helfen.<br />
Hilfe durch Partner<br />
Unsere Hilfe im vergangenen Jahr wäre<br />
ohne die großzügige Spendenbereitschaft<br />
von Unternehmen jedoch nicht<br />
möglich gewesen. Millionen an Hilfsgütern<br />
konnten verschickt, Notunterkünfte<br />
errichtet, Nahrung und medizinische<br />
Versorgung bereitgestellt werden – alles<br />
dank der Unterstützung durch unsere<br />
Partner. Das Rote <strong>Kreuz</strong> bleibt weiterhin<br />
an der Seite derer, die Hilfe benötigen<br />
– lokal und global. Unser Blick in die<br />
Zukunft ist geprägt von Entschlossenheit<br />
und dem festen Willen, gemeinsam<br />
mit starken Partnern positive Veränderungen<br />
herbeizuführen.<br />
ROTKREUZ<br />
GEWINNSPIEL<br />
<strong>2024</strong><br />
ÖRK<br />
BUILDING BRIDGES<br />
Atil Kutoglu und Kathi Nehammer machten<br />
auf Menschen, die an Demenz erkrankt sind,<br />
aufmerksam.<br />
Am 20. Oktober 2023 traf sich im Wiener Palais<br />
Berg das Who-is-Who der Modeszene. Nicht nur um<br />
die neue Kollektion von Atil Kutoglu zu bestaunen<br />
– auch die Arbeit des Roten <strong>Kreuz</strong>es für ältere<br />
Menschen und deren Angehörige wurde in den<br />
Vordergrund gerückt. Den Ehrenschutz dieses<br />
Events übernahm Kanzler-Gattin Kathi Nehammer.<br />
Dank der engagierten Sponsoren, wie der UniCredit<br />
Bank Austria AG, und der Gäste wurde der Abend<br />
ein großer Erfolg. Beinahe 30.000 Euro konnten für<br />
den guten Zweck eingenommen werden. Wir sagen<br />
Danke für das großartige Engagement und den<br />
Einsatz aller Beteiligten.<br />
Helfen<br />
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oder geben Sie sie online unter<br />
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Der Hauptpreis sind ein<br />
Messerblock und ein Messerset<br />
(Brot- und Buttermesser).<br />
Weitere 20 Gewinner erhalten ein<br />
Erste-Hilfe-Set. Die Ziehung erfolgt<br />
unter Ausschluss des Rechtsweges.<br />
Über dieses Preisrätsel kann kein<br />
Schriftverkehr geführt und Preise<br />
können nicht bar abgelöst werden.<br />
8 5 4<br />
1 9 5<br />
7 3 2 1 6<br />
1 9<br />
2 6<br />
6 8 7<br />
3 6 7 2<br />
7 4 3 1 8<br />
Wir erheben nur die für das Gewinnspiel<br />
notwendigen Daten. Mit der<br />
Teilnahme stimmen Sie der Veröffentlichung<br />
von Namen (Vorname und<br />
abgekürzter Nachname) und<br />
6 5 4<br />
Postleitzahl zu. Die Gewinner werden per E-Mail oder Brief verständigt und die Daten nach der<br />
Preisübergabe gelöscht und nicht an Dritte weitergegeben. Bei Online-Eingabe erhalten Sie nach<br />
noch maliger E-Mail-Bestätigung und mit dem Recht auf Widerruf Rotkreuz-Informationen per E-Mail.<br />
Weitere Infos: www.roteskreuz.at/datenschutz<br />
Gewinner der letzten <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Lösung: 925674183. Der erste Preis, eine Thermosflasche und ein Kräuterbücher-Set,<br />
geht an Margareta K., 3970. Einen Regenschirm gewinnen: Erika R., 3430; Johann S., 8720;<br />
Kordula G., 9062; Walter R., 4560; Franz W., 7221; Gabriele E., 5273; Maria S., 2869;<br />
Sabine W., 6866; Sylvia H., 8700; Norbert M., 3931; Othmar B., 6723; Alois B., 4770;<br />
Friederike L., 9020; Sylvia P., 8041; Gerhard P., 3413; Anna R., 4371; Konrad S., 8435;<br />
Sabine F., 1100; Reinhard Z., 6822; Anna H., 3710.<br />
mein<br />
<strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
So erreichen Sie uns:<br />
Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />
Landesverband <strong>Kärnten</strong><br />
Grete-Bittner-Straße 9<br />
9020 Klagenfurt<br />
050 9144<br />
Sekretariat:<br />
050 9144-1<strong>01</strong>4<br />
Mobile Pflege und Betreuung:<br />
050 9144-1064<br />
Mitgliederservice:<br />
050 9144-1052<br />
Hotline für freiwillige Mitarbeit:<br />
050 9144-9144<br />
www.roteskreuz.at/kaernten<br />
19<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2024</strong>
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