FOKUS INDONESIEN 88 Geschichte Indonesien blickt auf eine außergewöhnlich lange Besiedlungsgeschichte zurück. In Sangiran auf der Insel Java fand man 1891 Überreste des Homo erectus, der dort bis vor ca. 108 000 Jahren lebte. In der Karsthöhle Lida Acer auf Sumatra stieß man auf Fossilien, die auf die Besiedlung der Region durch den homo sapiens – „den modernen Menschen“ – vor mehr als 60 000 Jahren hinweisen. Zwischen 9000-2500 v.u.Z. wurden erste Pflanzen kultiviert und Reisfelder angelegt, außerdem begann der Handel mit der antiken Welt des Nahen Ostens und Asiens. Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert n.u.Z. begann die Indisierung, die Sprache, Schrift und Literatur nachhaltig prägte. Hinduismus, Shiva-Kult und Buddhismus breiteten sich aus. In den darauffolgenden Jahrhunderten bildeten sich buddhistische und hinduistische Königreiche heraus, wobei Sriwijaya unter König Jayanasa im 7. Jahrhundert n.u.Z. von Süd-Sumatra aus die Vormachtstellung erlangte. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert dominierte das Majapahit-Reich die Region, Machtzentrum war Malakka auf der Malaiischen Halbinsel. Im gleichen Zeitraum setzte auch die intensive Islamisierung des Landes ein. 1511 eroberten schließlich die Portugiesen Malakka und beeinflussten beinahe 100 Jahre die Geschichte der Inseln. 1596 landeten die ersten niederländischen Schiffe in Banten (West-Java) und läuteten eine ca. 350 Jahre andauernde Kolonialherrschaft ein. 1602 gründeten sie die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC), die den Gewürzhandel in Indonesien kontrollierte. 1800 ging diese in Konkurs, die Kolonien gingen in den Besitz des niederländischen Staates über, der 1806 selbst zum Königreich von Napoleons Gnaden wurde. Die japanische Okkupation vertrieb die Niederländer erstmals 1942, nach Abzug der Japaner erklärte Sukarno – der erste Präsident Indonesiens – am 17.08.1945 die Unabhängigkeit Indonesiens. Ein vierjähriger, blutiger Krieg mit der ehemaligen Kolonialmacht folgte, erst 1949 erkannten die Niederlande die Unabhängigkeit Indonesiens an. 1966/67 löste General Suharto den umstrittenen Sukarno ab, Suhartos’ autoritäre Herrschaft der „Neuen Ordnung“ dauerte mehr als drei Jahrzehnte an. 2004 fanden erstmals direkte Präsidentschaftswahlen statt. Seit 2014 ist Joko Widodo von der Demokratischen Partei des Kampfes Indonesiens Präsident. Natur/Sehenswürdigkeiten Von den über 17 000 Inseln Indonesiens sind etwa 6000 auch tatsächlich bewohnt und beeindrucken mit einer einzigartigen Flora und Fauna. Der indonesische Regenwald gilt gar als der artenreichste der Welt. Besonders sehenswert ist z.B. der Komodo Nationalpark, der zum Schutz des Komodowarans gegründet wurde. Der aktive Mount Bromo lässt sich am besten vom nahegelegenen Aussichtspunkt King Kong Hill bestaunen. Auch eine Wanderung auf den Kraterrand mit Blick in die tiefe Caldera lohnt sich. Ganz in der Nähe befindet sich der Ijen Vulkan mit seinem blauen Schwefelfeuer, das man ausgerüstet mit einer Atemmaske mitten in der Nacht bestaunen kann. Die größte buddhistische Tempelanlage der Welt aus dem 9. Jhdt., Borobudur genannt, kann man auf der Insel Java erkunden. Fast surreal muten die terrassenförmigen Reisfelder in Ubud auf Bali an. Nicht nur die Gegend begeistert hier, auch das Angebot an Kunst und Kultur ist extrem vielfältig – nicht umsonst gilt Ubud als kulturelles Zentrum Balis. Der größte Kratersee der Erde, der Toba-See, hat sich auf der Insel Sumatra gebildet – mit einer Insel im Zentrum, die größer ist als Singapur und einem umliegenden idyllischen Bergpanorama, das beeindruckt. Für Naturliebhaber ist der Tanjung Puting Nationalpark die richtige Adresse. Auf einem traditionellen Holzboot kann die Umgebung erkundet werden, im grünen Regenwald trifft man auf Orang-Utans, Nasenaffen, Warane oder Krokodile. In der Hauptstadt Jakarta ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeit Kota Tua, die Altstadt. Der zentrale Taman Fatahillah Platz wird von den bekanntesten Kolonialbauten des Viertels eingerahmt. Nur ca. einen Kilometer weiter befindet sich der älteste Hafen Jakartas, „Sunda Kelapa“, mit traditionellen indonesischen Pinisi-Schiffen. Im Zentrum der Stadt ragt der Monas Tower 132 Meter in die Höhe, er symbolisiert den Kampf um die Unabhängigkeit des Landes. Einen Besuch wert ist auch die Istiqlal-Moschee – die größte Südostasiens mit Platz für 120 000 Gläubige. Direkt gegenüber ragt die neo-gotische Jakarta Cathedral in den Himmel. Kulinarik Das Grundnahrungsmittel in weiten Teilen Indonesiens ist Reis. Ebenso wichtig sind Gewürze aber auch Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch. Auch die Kolonialmachten haben Spuren hinterlassen – die Portugiesen in Form von Chilis, niederländische Einflüsse finden sich v.a. in Torten und Kuchen. Praktisch jede Insel bzw. Region hat außerdem eigene kulinarische Traditionen. Typische indonesische Gerichte sind „Nasi Goreng“ (Reis mit Gemüse, Fleisch oder Krabben und süßer Sojasoße) „Nasi Campur“ (Reis, Gemüse, geröstete Erdnüsse, fermentierter Sojabohnenkuchen Tempeh, Kokosraspeln, Rindfleisch) oder „Gado-Gado“, ein kalter Salat aus gekochtem Mischgemüse und Kartoffeln/Lontong mit vielen Sojasprossen, Erdnusssoße, garniert mit Krabbenchips. Nudeln, „Mie“ genannt, gibt es in unterschiedlichsten Varianten: als Suppe z.B. mit Fleischbällchen oder Blattgemüse und Ei oder gebraten mit Huhn oder Rindfleisch. Auf Märkten beliebt sind „Sate“, kleine Fleischspieße, die in Zucker und Gewürzen eingelegt und über Holzkohle gegrillt werden. Dazu werden eine würzig-süße Erdnusssoße, Gurken und Zwiebeln serviert. Beliebte Süßspeisen sind „Bubur Hitam“ (schwarzer Reispudding), „Onde Gorgen“ (kleine frittierte Reismehlbällchen mit Sesam), „Martabak Manis“ (Pfannkuchen), „Pisang Goreng“ (frittierte Bananen) oder „Bubur Sumsum“ (Kokosnusspudding). In einigen Regionen wird mit den Händen gegessen – immer mit der rechten, denn die linke gilt als unrein. Aber auch Gabel und Löffel werden verwendet, Messer sind jedoch unüblich. Getrunken werden u.a. gerne frische Fruchtsäfte („Jus“), (Eis-)Tee, lokaler Kaffee („Kopi“), Zuckerrohrsaft mit Eis („Es Jus Tebu“) oder ein Kurkuma- Ingwer-Trunk („Jamu Kunyit Asam“). Bekannte alkoholische Getränke sind „Tuak“ (Palmwein), „Brem“ (Reiswein), „Arak“ (destillierter Reisschnaps) aber auch Bier, z.B. die einheimische Marke Bintang. Foto/s © unsplash, pixabay THE LEADING MAGAZINE OF MODERN DIPLOMACY
Steckbrief LÄNDERNAME Republik Indonesien FOKUS INDONESIEN HAUPTSTADT Jakarta FLÄCHE 1.904.569 km² Street Food ist allgegenwärtig EINWOHNER etwa 277 Millionen AMTSSPRACHE Indonesisch WÄHRUNG Rupiah NATIONALFEIERTAG 17. August (Ausrufung der Unabhängigkeit) STAATSOBERHAUPT Joko Widodo ganz oben Die berühmten Reisterrassen auf Bali oben Borobudor auf Java ist die größte buddhistische Tempelanlage der Welt Auf dem Markt findet man allerlei exotische Früchte 89 Der Komodowaran steht unter Naturschutz links Die Hauptstadt Jakarta glänzt mit moderner Architektur unten Ein bedeutender Wassertempel auf Bali Ein typisches indonesisches Gericht wird auf Bananenblättern gereicht Issue N <strong>384</strong>