04.12.2023 Views

SOCIETY 384

The latest issue of SOCIETY features Türkiye and Indonesia, as well as the late politician Henry Kissinger, an interview with Olga Stefanishyna and interviews with the Ambassadors of Kazakhstan, the Netherlands, Philippines, Slovakia and Thailand.

The latest issue of SOCIETY features Türkiye and Indonesia, as well as the late politician Henry Kissinger, an interview with Olga Stefanishyna and interviews with the Ambassadors of Kazakhstan, the Netherlands, Philippines, Slovakia and Thailand.

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

FOKUS<br />

INDONESIEN<br />

88<br />

Geschichte<br />

Indonesien blickt auf eine außergewöhnlich<br />

lange Besiedlungsgeschichte<br />

zurück. In Sangiran auf der Insel Java<br />

fand man 1891 Überreste des Homo<br />

erectus, der dort bis vor ca. 108 000<br />

Jahren lebte. In der Karsthöhle Lida<br />

Acer auf Sumatra stieß man auf Fossilien,<br />

die auf die Besiedlung der<br />

Region durch den homo sapiens – „den<br />

modernen Menschen“ – vor mehr als<br />

60 000 Jahren hinweisen. Zwischen<br />

9000-2500 v.u.Z. wurden erste Pflanzen<br />

kultiviert und Reisfelder angelegt,<br />

außerdem begann der Handel mit der<br />

antiken Welt des Nahen Ostens und<br />

Asiens. Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert<br />

n.u.Z. begann die Indisierung,<br />

die Sprache, Schrift und Literatur<br />

nachhaltig prägte. Hinduismus,<br />

Shiva-Kult und Buddhismus breiteten<br />

sich aus. In den darauffolgenden<br />

Jahrhunderten bildeten sich buddhistische<br />

und hinduistische Königreiche<br />

heraus, wobei Sriwijaya unter König<br />

Jayanasa im 7. Jahrhundert n.u.Z. von<br />

Süd-Sumatra aus die Vormachtstellung<br />

erlangte.<br />

Zwischen dem 13. und<br />

15. Jahrhundert dominierte<br />

das Majapahit-Reich<br />

die Region,<br />

Machtzentrum war<br />

Malakka auf der<br />

Malaiischen Halbinsel.<br />

Im gleichen Zeitraum<br />

setzte auch die<br />

intensive Islamisierung<br />

des Landes ein.<br />

1511 eroberten schließlich die<br />

Portugiesen Malakka und beeinflussten<br />

beinahe 100 Jahre die Geschichte<br />

der Inseln. 1596 landeten die ersten<br />

niederländischen Schiffe in Banten<br />

(West-Java) und läuteten eine ca. 350<br />

Jahre andauernde Kolonialherrschaft<br />

ein. 1602 gründeten sie die Niederländische<br />

Ostindien-Kompanie (VOC), die<br />

den Gewürzhandel in Indonesien kontrollierte.<br />

1800 ging diese in Konkurs,<br />

die Kolonien gingen in den Besitz des<br />

niederländischen Staates über, der<br />

1806 selbst zum Königreich von Napoleons<br />

Gnaden wurde. Die japanische<br />

Okkupation vertrieb die Niederländer<br />

erstmals 1942, nach Abzug der Japaner<br />

erklärte Sukarno – der erste Präsident<br />

Indonesiens – am 17.08.1945 die<br />

Unabhängigkeit Indonesiens. Ein vierjähriger,<br />

blutiger Krieg mit der ehemaligen<br />

Kolonialmacht folgte, erst 1949<br />

erkannten die Niederlande die Unabhängigkeit<br />

Indonesiens an. 1966/67<br />

löste General Suharto den umstrittenen<br />

Sukarno ab, Suhartos’ autoritäre<br />

Herrschaft der „Neuen Ordnung“ dauerte<br />

mehr als drei Jahrzehnte an. 2004<br />

fanden erstmals direkte Präsidentschaftswahlen<br />

statt. Seit 2014 ist Joko<br />

Widodo von der Demokratischen Partei<br />

des Kampfes Indonesiens Präsident.<br />

Natur/Sehenswürdigkeiten<br />

Von den über 17 000 Inseln Indonesiens<br />

sind etwa 6000 auch tatsächlich<br />

bewohnt und beeindrucken mit<br />

einer einzigartigen Flora und Fauna.<br />

Der indonesische Regenwald gilt gar<br />

als der artenreichste der Welt. Besonders<br />

sehenswert ist z.B. der Komodo<br />

Nationalpark, der zum Schutz des<br />

Komodowarans gegründet wurde. Der<br />

aktive Mount Bromo lässt sich am besten<br />

vom nahegelegenen Aussichtspunkt<br />

King Kong Hill bestaunen. Auch<br />

eine Wanderung auf den Kraterrand<br />

mit Blick in die tiefe Caldera lohnt sich.<br />

Ganz in der Nähe befindet sich der Ijen<br />

Vulkan mit seinem blauen Schwefelfeuer,<br />

das man ausgerüstet mit einer<br />

Atemmaske mitten in der<br />

Nacht bestaunen kann.<br />

Die größte buddhistische<br />

Tempelanlage der<br />

Welt aus dem 9. Jhdt.,<br />

Borobudur genannt,<br />

kann man auf der<br />

Insel Java erkunden.<br />

Fast surreal muten<br />

die terrassenförmigen<br />

Reisfelder in Ubud<br />

auf Bali an. Nicht nur die<br />

Gegend begeistert hier, auch<br />

das Angebot an Kunst und Kultur<br />

ist extrem vielfältig – nicht umsonst<br />

gilt Ubud als kulturelles Zentrum Balis.<br />

Der größte Kratersee der Erde, der<br />

Toba-See, hat sich auf der Insel Sumatra<br />

gebildet – mit einer Insel im Zentrum,<br />

die größer ist als Singapur und<br />

einem umliegenden idyllischen Bergpanorama,<br />

das beeindruckt.<br />

Für Naturliebhaber ist der Tanjung<br />

Puting Nationalpark die richtige<br />

Adresse. Auf einem traditionellen<br />

Holzboot kann die Umgebung erkundet<br />

werden, im grünen Regenwald trifft<br />

man auf Orang-Utans, Nasenaffen,<br />

Warane oder Krokodile.<br />

In der Hauptstadt Jakarta ist eine<br />

der wichtigsten Sehenswürdigkeit Kota<br />

Tua, die Altstadt. Der zentrale Taman<br />

Fatahillah Platz wird von den bekanntesten<br />

Kolonialbauten des Viertels eingerahmt.<br />

Nur ca. einen Kilometer weiter<br />

befindet sich der älteste Hafen Jakartas,<br />

„Sunda Kelapa“, mit traditionellen<br />

indonesischen Pinisi-Schiffen. Im Zentrum<br />

der Stadt ragt der Monas Tower<br />

132 Meter in die Höhe, er symbolisiert<br />

den Kampf um die Unabhängigkeit des<br />

Landes. Einen Besuch wert ist auch die<br />

Istiqlal-Moschee – die größte Südostasiens<br />

mit Platz für 120 000 Gläubige.<br />

Direkt gegenüber ragt die neo-gotische<br />

Jakarta Cathedral in den Himmel.<br />

Kulinarik<br />

Das Grundnahrungsmittel in weiten<br />

Teilen Indonesiens ist Reis. Ebenso<br />

wichtig sind Gewürze aber auch Fisch,<br />

Meeresfrüchte und Fleisch. Auch die<br />

Kolonialmachten haben Spuren hinterlassen<br />

– die Portugiesen in Form von<br />

Chilis, niederländische Einflüsse finden<br />

sich v.a. in Torten und Kuchen. Praktisch<br />

jede Insel bzw. Region hat außerdem<br />

eigene kulinarische Traditionen.<br />

Typische indonesische Gerichte<br />

sind „Nasi Goreng“ (Reis mit Gemüse,<br />

Fleisch oder Krabben und süßer Sojasoße)<br />

„Nasi Campur“ (Reis, Gemüse,<br />

geröstete Erdnüsse, fermentierter<br />

Sojabohnenkuchen Tempeh, Kokosraspeln,<br />

Rindfleisch) oder „Gado-Gado“,<br />

ein kalter Salat aus gekochtem Mischgemüse<br />

und Kartoffeln/Lontong mit<br />

vielen Sojasprossen, Erdnusssoße, garniert<br />

mit Krabbenchips.<br />

Nudeln, „Mie“ genannt, gibt es in<br />

unterschiedlichsten Varianten: als<br />

Suppe z.B. mit Fleischbällchen oder<br />

Blattgemüse und Ei oder gebraten mit<br />

Huhn oder Rindfleisch.<br />

Auf Märkten beliebt sind „Sate“,<br />

kleine Fleischspieße, die in Zucker und<br />

Gewürzen eingelegt und über Holzkohle<br />

gegrillt werden. Dazu werden<br />

eine würzig-süße Erdnusssoße, Gurken<br />

und Zwiebeln serviert.<br />

Beliebte Süßspeisen sind „Bubur<br />

Hitam“ (schwarzer Reispudding), „Onde<br />

Gorgen“ (kleine frittierte Reismehlbällchen<br />

mit Sesam), „Martabak Manis“<br />

(Pfannkuchen), „Pisang Goreng“ (frittierte<br />

Bananen) oder „Bubur Sumsum“<br />

(Kokosnusspudding).<br />

In einigen Regionen wird mit den<br />

Händen gegessen – immer mit der<br />

rechten, denn die linke gilt als unrein.<br />

Aber auch Gabel und Löffel werden verwendet,<br />

Messer sind jedoch unüblich.<br />

Getrunken werden u.a. gerne frische<br />

Fruchtsäfte („Jus“), (Eis-)Tee, lokaler<br />

Kaffee („Kopi“), Zuckerrohrsaft mit<br />

Eis („Es Jus Tebu“) oder ein Kurkuma-<br />

Ingwer-Trunk („Jamu Kunyit Asam“).<br />

Bekannte alkoholische Getränke sind<br />

„Tuak“ (Palmwein), „Brem“ (Reiswein),<br />

„Arak“ (destillierter Reisschnaps) aber<br />

auch Bier, z.B. die einheimische Marke<br />

Bintang.<br />

Foto/s © unsplash, pixabay<br />

THE LEADING MAGAZINE OF MODERN DIPLOMACY

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!