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SOCIETY 384

The latest issue of SOCIETY features Türkiye and Indonesia, as well as the late politician Henry Kissinger, an interview with Olga Stefanishyna and interviews with the Ambassadors of Kazakhstan, the Netherlands, Philippines, Slovakia and Thailand.

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Andreas Salcher<br />

Foto/s © Lukas Beck/edition a<br />

Gmeiner, dazu: „Alles Gute auf der Welt geschieht<br />

nur, wenn einer mehr tut, als er tun muss.“<br />

Oft hört man, dass die Jugend faul ist und nicht arbeiten<br />

will. Stimmt das? Wie ist da Ihre Erfahrung?<br />

Diesem Thema habe ich ein eigenes Kapitel<br />

gewidmet. Die Vorurteile stimmen überhaupt<br />

nicht – im Gegenteil, zumindest im Hinblick auf<br />

meine Interviewpartner:innen. Die haben nach<br />

wie vor eine hohe Leistungsmotivation und sind<br />

bereit ihr Bestes zu geben, allerdings unter ganz<br />

bestimmten Voraussetzungen: Autonomie<br />

bzw. Selbstbestimmung,<br />

flexible Arbeitsstunden und der Sinn<br />

der Arbeit. Macht das, was ich tue,<br />

Sinn für mich selbst, für die Kollleg:innen,<br />

für die Welt? Das sind die<br />

drei wesentlichen Kriterien für die<br />

junge Generation.<br />

Natürlich gibt es aber auch einen<br />

Teil der Jungen, der sehr chancenlos<br />

scheint, wenn sie zum Beispiel nach<br />

neun Jahren Pflichtschule nicht<br />

sinnerfassend lesen können und die<br />

Grundrechnungsarten nicht beherrschen.<br />

Die machen in Wien sicher ein<br />

Viertel bis ein Fünftel der Jugendlichen aus. Das<br />

ist die tragische Seite. Die besonders Begabten<br />

leiden ja quasi unter den vielen Möglichkeiten, die<br />

sie haben. Auf der anderen Seite gibt es natürlich<br />

auch viele Jugendliche, die überhaupt keine<br />

Chancen haben und so driften auch die Jungen<br />

diesbezüglich immer weiter auseinander.<br />

Wie kann man diesen Jugendlichen helfen?<br />

Es gibt eine simple Maßnahme, die Expert:innen<br />

seit Jahren fordern: man kann dieses Problem<br />

nur im Kindergarten lösen. Wir brauchen hochwertigste<br />

Kindergärten und bestausgebildete<br />

Elementarpädagog:innen und kleine Gruppen.<br />

So kann man mit einem sehr geringen Aufwand<br />

sehr viele soziale Nachteile bzw. Sprachnachteile<br />

kompensieren. Jeder Euro, den wir in unsere<br />

Kindergärten investieren, multipliziert sich in<br />

seiner Wirkung.<br />

Wie geht die Jugend mit Künstlicher Intelligenz um?<br />

Tendenziell sind die Jungen natürlich viel technologieaffiner<br />

als wir Erwachsenen. Die Schüler:innen,<br />

die ich interviewt habe, nützen künstliche<br />

Intelligenz intensiv aber transparent.<br />

Der gute Lehrer fürchtet sich<br />

auch nicht vor der KI, sondern erklärt,<br />

wie Aufgaben mit Nutzung eben dieser<br />

besser und schneller zu lösen sind.<br />

Gibt es noch etwas, was Sie<br />

unseren Leser:innen unbedingt<br />

sagen möchten?<br />

Mir ist wichtig, noch einmal zu betonen,<br />

dass dieses Buch für Erwachsene<br />

geschrieben wurde um sich besser auf<br />

Andreas Salchers die Zukunft vorbereiten, von Jungen<br />

neuestes Werk<br />

lernen und sie verstehen zu können.<br />

Das letzte Kapitel „Keiner von uns ist<br />

so klug wie wir alle zusammen“ ist ein Appell und<br />

meine Vision, dass die ältere Generation mit den<br />

begabten und kreativen Jungen gemeinsam das<br />

positive Potential von Technologie nutzt.<br />

Meine Idee ist es, den riesigen Problemen, die<br />

auf die Welt zukommen, mit dem – wie ich es<br />

nenne – „dynamischen Dreieck“ zu entgegnen.<br />

Wenn man die Lebenserfahrung der Älteren mit<br />

der Kreativität und Innovationskraft der Jugend<br />

verbindet und zusätzlich die Technologie nutzt,<br />

die uns zur Verfügung steht, dann wohnen dem<br />

Ganzen große Chancen inne: Dass die Zukunft zur<br />

Freundin wird, und nicht zur Feindin.<br />

73<br />

Issue<br />

N <strong>384</strong>

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