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SOCIETY 384

The latest issue of SOCIETY features Türkiye and Indonesia, as well as the late politician Henry Kissinger, an interview with Olga Stefanishyna and interviews with the Ambassadors of Kazakhstan, the Netherlands, Philippines, Slovakia and Thailand.

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FOKUS<br />

TÜRKIYE<br />

Türkisches Palais in Wien – ein<br />

Streifzug durch die Geschichte<br />

66<br />

Nachdem die Beziehungen zwischen den Reichen der Habsburger und der<br />

Osmanen im 17. und 18. Jahrhundert bereits aufzutauen begannen, war es Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts an der Zeit, einen permanenten Sitz für die diplomatische<br />

Vertretung des Osmanischen Reiches in Wien zu finden. VON SARAH HEFTBERGER<br />

userkoren dazu wurde schließlich<br />

A ein prachtvolles, späthistorisches<br />

Palais an jener Ecke im Vierten Wiener<br />

Gemeindebezirk, an der sich die historische<br />

Theresianumgasse mit der noblen<br />

Prinz-Eugen-Straße trifft.<br />

1879 im Auftrag des Industriellen,<br />

Journalisten und Verlegers Alexander<br />

Scharf im neoklassizistischen Stil<br />

erbaut, zählt es bis heute unbestritten<br />

zu den schönsten Botschaftsresidenzen<br />

Wiens.<br />

Entworfen wurde es vom Atelier<br />

Fellner und Helmer, das einst u.a. auch<br />

die Pläne für das Volkstheater, das<br />

Ronacher und das Konzerthaus lieferte<br />

<strong>SOCIETY</strong>-Herausgeberin Gertrud Tauchhammer im<br />

Gespräch mit dem türkischen Botschafter in Wien,<br />

S.E. Ozan Ceyhun<br />

und als eines der erfolgreichsten Architekturbüros<br />

der Donaumonarchie gilt.<br />

Geschichte des Grundstücks<br />

THE LEADING MAGAZINE OF MODERN DIPLOMACY<br />

Im 18. Jahrhundert wuchsen auf dem<br />

Areal laut Plänen des Hofmathematikers<br />

Joseph Anton Nagel noch Weinreben,<br />

ehe der Kutscher Martin Steinhauser<br />

das Grundstück erstmals<br />

bebaute. Später errichtete der Triester<br />

Großindustrielle Wilhelm August Gosmar<br />

dort eine Zuckerraffinerie, die er<br />

1839 an den Handelsmann Carlo Antonio<br />

Fontana verkaufte, der sie sechs<br />

Jahre später wiederum an den Industriellen<br />

und Kunstmäzen Pietro di Galvagni<br />

veräußerte. Di Galvagni ließ dort<br />

1848 die erste Dampfbäckerei Wiens<br />

erbauen, die er aber im selben Jahr auf<br />

Grund von Arbeiteraufständen wieder<br />

schließen musste. Danach wechselte<br />

die Immobilie noch einige Male die<br />

Besitzer, ehe sie 1872 schließlich Alexander<br />

Scharf übernahm und sieben<br />

Jahre später das heutige Botschaftsgebäude<br />

von Türkiye errichten ließ.<br />

Dort lebte er gemeinsam mit seiner<br />

Familie vermutlich bis ins Jahr 1907.<br />

Danach zogen Ernst Emanuel Graf von<br />

Silva-Tarouca, der einem spanischportugiesischen<br />

Adelsgeschlecht entstammte,<br />

und seine Frau Maria Antonia<br />

in den prächtigen Bau. 1911 kam es laut<br />

eines Berichtes der Arbeiter-Zeitung<br />

zu einem Brand im Gebäude, der das<br />

kostbare Mobiliar eines Salons fast zur<br />

Gänze vernichtete.<br />

Fünf Jahre später – mit der Unterzeichnung<br />

des Kaufvertrages durch<br />

den letzten osmanischen Botschafter<br />

in Wien, S.E. Hüseyin Hilmi Bey – ging<br />

das Palais schließlich in den Besitz<br />

des Osmanischen Reiches über. Bevor<br />

der diplomatische Betrieb im prunkvollen<br />

Eckhaus aufgenommen werden<br />

konnte, musste es erst grundlegend<br />

renoviert werden. Mit besonderer<br />

Rücksichtnahme auf den ursprünglichen<br />

Charakter des Gebäudes wurde<br />

etwa der Hoftrakt aufgestockt und die<br />

Raumgliederung durch Auf- und Abtragen<br />

einzelner Wände angepasst.<br />

Die Architektur des Palais<br />

144 Jahre nach Errichtung des Palais<br />

entspricht dessen äußeres Erscheinungsbild<br />

beinahe vollständig den originalen<br />

Plänen des Ateliers Fellner und<br />

Helmer. Damit wurde ein Stück (Bau-)<br />

Geschichte bewahrt, gilt die heutige<br />

Foto/s © <strong>SOCIETY</strong>/Pobaschnig

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