BOLD THE MAGAZINE No.67
EXKLUSIV IM INTERVIEW: BRIE LARSON | LOUIS VUITTON UND BRADLEY COOPER | PARIS: ALLEIN IM MUSEUM | RAUSCHEN IM KOPF: COREY TAYLOR IM GESPRÄCH | DAVID YARROW: „STORYTELLING“ | MIT DEM ASTON MARTIN DB12 DURCH SCHOTTLAND | 48 STUNDEN: CHICAGO
EXKLUSIV IM INTERVIEW: BRIE LARSON | LOUIS VUITTON UND BRADLEY COOPER | PARIS: ALLEIN IM MUSEUM | RAUSCHEN IM KOPF: COREY TAYLOR IM GESPRÄCH | DAVID YARROW: „STORYTELLING“ | MIT DEM ASTON MARTIN DB12 DURCH SCHOTTLAND | 48 STUNDEN: CHICAGO
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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 67<br />
<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
BRIE<br />
LARSON<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
DAVID YARROW: „STORYTELLING“ // LOUIS VUITTON UND BRADLEY COOPER<br />
RAUSCHEN IM KOPF: COREY TAYLOR IM GESPRÄCH // PARIS: ALLEIN IM MUSEUM<br />
MIT DEM ASTON MARTIN DB12 DURCH SCHOTTLAND // 48 STUNDEN: CHICAGO
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4 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INHALT<br />
CONTENTS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
UND <strong>THE</strong>MEN<br />
<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 67<br />
BRIE<br />
LARSON<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
DAVID YARROW: „STORYTELLING“ // LOUIS VUITTON UND BRADLEY COOPER<br />
RAUSCHEN IM KOPF: COREY TAYLOR IM GESPRÄCH // PARIS: ALLEIN IM MUSEUM<br />
MIT DEM ASTON MARTIN DB12 DURCH SCHOTTLAND // 48 STUNDEN: CHICAGO<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 67<br />
Brie Larson<br />
Foto: A. Beamud Cortes (AUGUST)<br />
LIFESTYLE<br />
Exklusiv im Interview:<br />
Brie Larson<br />
Rauschen im Kopf:<br />
Corey Taylor im Gespräch<br />
über düstere Gedanken und<br />
linke Socken<br />
FASHION<br />
Carl Gross:<br />
Traditional and excellent<br />
ART<br />
„Storytelling“<br />
David Yarrow (Camera Work Gallery)<br />
Vorschau Ausstellungen:<br />
„Tod und Teufel – Faszination des<br />
Horrors“ (Kunstpalast) und<br />
„Alles auf einmal“<br />
(Bundeskunsthalle Bonn)<br />
DESIGN<br />
Louis Vuitton stellt die neue Tambour<br />
mit Bradley Cooper vor<br />
6<br />
48<br />
14<br />
24<br />
35<br />
36<br />
Legendäres Design trifft auf<br />
Spitzentechnologie:<br />
(Die brandneue Nikon Zf,<br />
neue Samsung The Frame-Kunst,<br />
Epicboom und Nova)<br />
Cool Stuff<br />
TRAVEL<br />
La plus belle ville du monde:<br />
Allein im Museum oder ein<br />
Wochenende in Paris<br />
A visit to the windy City:<br />
Chicago<br />
MOTION<br />
Lautlose Spannung pur:<br />
Mit Jaguar beim Formel E-Finale<br />
in London<br />
Das Haus am See:<br />
Mit dem Aston Martin DB12<br />
durch die atemberaubende<br />
Landschaft Schottlands<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
Impressum<br />
70<br />
54<br />
62<br />
40<br />
74<br />
82
BRIE LARSON<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
AUTOR & INTERVIEW: J. FINK
8 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / BRIE LARSON<br />
Sie ist Oscar-Gewinnerin und Superheldin, hat schon eine Platte aufgenommen und Regie<br />
geführt. Nun meldet sich Multi-Talent Brie Larson gleich doppelt zurück: erst spielt sie<br />
die Hauptrolle in der neuen Serie „Eine Frage der Chemie“ (seit Oktober bei AppleTV+),<br />
anschließend ist sie in „The Marvels“ (ab November im Kino) wieder als Carol Danvers<br />
alias Captain Marvel auf der Leinwand zu sehen.<br />
Als Brie Larson 2016 für die Romanverfilmung<br />
von „Raum“ als beste Hauptdarstellerin<br />
mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, wirkte<br />
es von außen für viele, als würden sie Zeugen<br />
einer Erfolgsgeschichte über Nacht. Doch<br />
tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Zwar<br />
mag die 1989 in der kalifornischen Hauptstadt<br />
Sacramento geborene Schauspielerin<br />
durch die Rolle einer Frau, die sieben Jahre<br />
lang von ihrem Entführer gefangen gehalten<br />
wurde, erstmals einer breiten Öffentlichkeit<br />
bekannt geworden sein. Dem voran ging<br />
allerdings bereits eine mit viel Ehrgeiz und<br />
Hartnäckigkeit verfolgte Karriere, die von<br />
Kindheit an geplant war.<br />
Schlag auf Schlag, ohne dass sich unbedingt<br />
der ganz große Erfolg einstellt. Eine Nebenrolle<br />
in einer kurzlebigen Sitcom namens<br />
„Raising Dad“ bringt eine erste Nominierung<br />
(von insgesamt drei) für den Young Artist<br />
Award ein, sie hat kleine Auftritte in Serien-<br />
Episoden und Filmen wie „Plötzlich verliebt“<br />
oder „30 über Nacht“. Der Durchbruch<br />
gelingt anderen Teenagern, mit denen sie um<br />
die gleichen Rollen konkurriert, allerdings<br />
schneller, und auch aus dem Plattenvertrag<br />
bei der Firma von Mariah Careys Ex-Mann<br />
Tommy Mottola ergibt sich nicht viel mehr<br />
als ein Single-Achtungserfolg namens „She<br />
Said“ sowie ein geflopptes Album.<br />
Im Alter von sechs Jahren wird Larson<br />
als jüngste Schülerin ins Ausbildungsprogramm<br />
des American Conservatory Theaters<br />
in San Francisco aufgenommen. Da ist<br />
die Tochter eines Chiropraktiker-Paares<br />
bereits fest entschlossen, es als Schauspielerin<br />
zu Erfolg zu bringen. Nach der Scheidung<br />
zieht die Mutter wenig später mit ihren<br />
beiden Töchtern nach Los Angeles, wo sie<br />
die Mädchen zuhause selbst unterrichtet<br />
und Larson an ihrem Traum arbeiten soll.<br />
Das Geld ist knapp, der Platz im Einzimmerapartment<br />
ebenso, aber es dauert nicht<br />
lange, bis sie als Neunjährige für einen Sketch<br />
in der Late-Night-Show von Jay Leno erstmals<br />
vor der Kamera steht. Von da an geht es<br />
Im Alter von 19 Jahren kommt dann langsam<br />
Bewegung in Larsons Karriere. Erst übernimmt<br />
sie eine feste Rolle in der Serie<br />
„Taras Welten“ mit Toni Collette, anschließend<br />
wird sie in einer ganzen Reihe vielbeachteter<br />
Kinoproduktionen besetzt, von<br />
„Greenberg“ mit Ben Stiller über die Kultkomödien<br />
„Scott Pilgrim gegen den Rest<br />
der Welt“ und „21 Jump Street“ bis zu Joseph<br />
Gordon-Levitts Regiedebüt „Don Jon“ und<br />
der Teenie-Romanze „The Spectacular Now“.<br />
Ihre größte Hauptrolle spielt sie dann im<br />
kleinen, feinen und viel zu wenig bekannten<br />
Drama „Short Term 12“, wo sie eine Erzieherin<br />
in einem Jugendheim verkörpert. Zum<br />
Kassenerfolg wird der Film nicht, doch
Fotos: Disney und AppleTV+
INTERVIEW / BRIE LARSON<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 11<br />
Hollywoods Aufmerksamkeit ist dank guter<br />
Kritiken und Preise bei Festivals in Locarno,<br />
Maui oder Santa Barbara geweckt. Dank<br />
„Short Term 12“ bekommt Larson die bereits<br />
erwähnte Rolle in „Raum“ – und der Rest<br />
ist Geschichte. Neben dem Oscar gewinnt<br />
sie für ihre eindrucksvolle Leistung in der<br />
anspruchsvollen Geschichte auch so ziemlich<br />
jeden anderen Preis, vom Golden Globe bis<br />
zum BAFTA. Eine Weile lang ist die Schauspielerin,<br />
die damals noch mit Sänger Alex<br />
Greenwald von der Band Phantom Planet<br />
verlobt ist, der begehrteste Shooting Star des<br />
Jahrzehnts – und setzt bei all den Angeboten,<br />
die plötzlich auf ihrem Tisch landen, weiter<br />
auf Vielfalt. Im Action-Spektakel „Kong:<br />
Skull Island“ spielt sie genauso mit wie in<br />
der Literaturverfilmung „Schloss aus Glas“,<br />
außerdem inszeniert sie mit der Tragikomödie<br />
„Unicorn Store“ ihren ersten eigenen<br />
Spielfilm, für den sie ihren guten Freund<br />
Samuel L. Jackson vor die Kamera holt.<br />
Dass Larson schließlich 2019 ihren Einstand<br />
im von den Comic-Fans beliebten Marvel-<br />
Universum gibt und die Titelrolle in „Captain<br />
Marvel“ übernimmt, erweist sich als durchwachsene<br />
Erfahrung. Eine beachtliche Zahl<br />
toxisch-frauenfeindlicher Hater lässt online<br />
kein gutes Haar an ihrer Besetzung, und<br />
noch bevor irgendwer den ersten Marvel-<br />
Film mit einer alleinigen weiblichen Superheldin<br />
im Zentrum zu Gesicht bekommen<br />
hat, sind die Bewertungen im Netz bereits<br />
miserabel. Zum Erfolg wird der Film am<br />
Ende trotzdem: Das Gesamteinspielergebnis<br />
liegt schließlich bei weit mehr als einer<br />
Milliarde Dollar. Nachdem sie sich zuletzt<br />
– mit Ausnahme einer Nebenrolle in „Fast<br />
& Furious X“ – ein wenig rar gemacht hat,<br />
steht nun Larsons große Rückkehr an, unter<br />
anderem erneut als Captain Marvel. In „The<br />
Marvels“ (ab November im Kino) muss<br />
Carol Danvers nicht mehr alleine die Welt<br />
retten, sondern bekommt Unterstützung von<br />
Teyonah Parris als Monica Rambeau sowie<br />
Iman Vellani als Ms. Marvel, die bereits in der<br />
gleichnamigen Serie zu sehen war. Wer keine<br />
Lust auf Spezialeffekte und Superheldinnen<br />
hat, darf sich unterdessen auf Larsons erste<br />
große Streaming-Rolle freuen. In der achtteiligen<br />
Miniserie „Eine Frage der Chemie“, die<br />
im Oktober bei AppleTV+ startete, spielt sie<br />
eine Wissenschaftlerin in den 1960er Jahren,<br />
die ihren Job als Moderatorin einer Kochsendung<br />
dazu nutzt, Hausfrauen noch ein bisschen<br />
mehr beizubringen als bloß Rezepte.<br />
Aufgrund des Streiks der Schauspiel-Gewerkschaft<br />
in den USA konnten wir mit Larson<br />
über ihre beiden neuen Projekte nicht vorab<br />
sprechen. Doch vor ein paar Monaten stand<br />
sie uns bereits einmal Rede und Antwort.<br />
Ms. Larson, sagt man wie aus der Pistole<br />
geschossen zu, wenn man so eine Superheldinnen-Rolle<br />
angeboten bekommt?<br />
Im Gegenteil, ich habe mir die Entscheidung<br />
extrem schwer gemacht. Und ich bin<br />
den Leuten bei Marvel sehr dankbar, dass<br />
sie so viel Geduld mit mir hatten, denn ich<br />
brauchte wirklich Bedenkzeit.<br />
Warum?<br />
Weil mir klar war, dass die Captain Marvel-<br />
Rolle eine riesige Sache wird, die nicht nur<br />
mein Leben verändert, sondern indirekt<br />
auch das meiner Familie und Freunde. Über<br />
solche Dinge muss man schon sorgfältig<br />
nachdenken. Vor allem ich, die eher introvertiert<br />
ist, weswegen mir all die Aufmerksamkeit,<br />
die mit so einer Rolle als Superheldin<br />
einhergeht, eher wenig liegt. Ich werde wirklich<br />
lernen müssen damit umzugehen, dass<br />
meine Anonymität noch ein ganzes Stück<br />
weiter eingeschränkt werden wird.<br />
Was gab denn letztlich den Ausschlag, alle<br />
Zweifel über Bord zu werfen?<br />
Am Ende fand ich es einfach sehr aufregend<br />
zu wissen, dass „Captain Marvel“ ein Film<br />
ist, der von unglaublich vielen Menschen<br />
gesehen wird. Denn ich habe ja in meinem<br />
Leben sehr viele kleine Filme gedreht, für die<br />
ich mich wahnsinnig ins Zeug gelegt habe,<br />
die aber am Ende nicht allzu viele Zuschauer<br />
hatten. Mit meiner Arbeit jetzt ein viel<br />
größeres Publikum erreichen zu können, war<br />
eine schöne Aussicht. Aber es war wirklich<br />
richtig schwierig, zu diesem Entschluss zu<br />
kommen, auch weil ich ja mit niemandem<br />
darüber reden konnte. Die Planung dieser<br />
großen Marvel-Filme ist so geheim, dass<br />
ich nicht einmal meinen Eltern erzählen<br />
durfte, dass ich für diese Rolle überhaupt im<br />
Gespräch bin.<br />
Stichwort Heldin: Wen würden Sie in<br />
Ihrem Leben als echte Heldin oder Ihr<br />
Vorbild bezeichnen?<br />
Die naheliegende Antwort ist natürlich:<br />
meine Mutter. Wir beiden waren und sind<br />
uns immer unglaublich nah gewesen,
12 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / BRIE LARSON<br />
deswegen war sicherlich niemand eine<br />
größere Inspiration für mich als sie. Meine<br />
Schauspiel-Heldin war ohne Frage Toni<br />
Colette, deren Tochter ich in der Serie „Taras<br />
Welten“ gespielt habe. Ich weiß noch, wie ich<br />
als Jugendliche mal innerhalb einer Woche<br />
drei verschiedene Filme mit ihr gesehen habe<br />
und nicht mitbekam, dass das alles dieselbe<br />
Frau ist. Tonis Wandelbarkeit ist einfach der<br />
Wahnsinn. Aber auch Jane Fonda oder Gena<br />
Rowlands sind Heldinnen von mir. Und<br />
Schriftstellerinnen wie Emily Dickinson, Patricia<br />
Highsmith oder Sylvia Plath. Die Liste<br />
der Frauen, die mich als junge Frau geprägt<br />
und beeinflusst haben, ist lang.<br />
Jane Fonda durften Sie 2017 für ein Interview<br />
persönlich kennenlernen ...<br />
Ja, und das war eine unglaubliche Erfahrung.<br />
Ich durfte ein langes Gespräch mit ihr führen,<br />
in dem sie mir den vielleicht besten Ratschlag<br />
meines Lebens gab. Sie sagte: „Wenn Leute<br />
wütend auf Dich sind, dann bedeutet das<br />
meistens, dass Du etwas richtig machst.“<br />
Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen.<br />
Früher war ich durch Konflikte oft verunsichert,<br />
doch nicht zuletzt dank Jane wurde<br />
mir klar, dass jeder, der offen die Wahrheit<br />
ausspricht, früher oder später auch mal<br />
Menschen gegen sich aufbringt.<br />
Hollywood macht seit einiger Zeit etliche<br />
Veränderungen durch, was Gleichberechtigung<br />
und Diversität angeht. Sind Sie optimistisch,<br />
dass die von Dauer sind?<br />
Sagen wir es mal so: Ich habe keinesfalls die<br />
Befürchtung, dass dies ein Sturm im Wasserglas<br />
ist, sondern wir von echten, nachhaltigen<br />
Veränderungen sprechen. Aber wir<br />
haben unsere Ziele noch lange nicht erreicht,<br />
deswegen hört der Kampf noch lange nicht<br />
auf. Und vielleicht hört er auch nie auf, denn<br />
die Welt verändert sich ja ständig, deswegen<br />
wird es auch immer neuen Bedarf an Veränderungen<br />
und Diskussionen geben. Insgesamt<br />
gesehen finde ich aber auf jeden Fall,<br />
dass aktuell in der Filmbranche einige sehr<br />
wichtige Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung<br />
erreicht werden.<br />
Spüren Sie als prominente Schauspielerin<br />
in dieser Hinsicht eine besondere Verantwortung?<br />
Keine Frage! Ich finde allerdings, die haben<br />
alle. Aber gerade im Kontext meiner Marvel-<br />
Rolle will ich dieser so gut es geht gerecht<br />
werden. Dies ist ein Film mit einer weiblichen<br />
Superheldin als zentrale Figur, bei dem obendrein<br />
eine Frau (mit) Regie geführt hat. Mehr<br />
denn je gilt es deswegen für mich, den Worten<br />
auch Taten folgen zu lassen. Wenn ich Interviews<br />
gebe, muss das Thema Gleichberechtigung<br />
immer mit auf den Tisch, im Gespräch<br />
selbst, aber auch bereits in der Vorplanung.<br />
Und bei Presseterminen ist es mir wichtig,<br />
Mode von möglichst weiblichen Designern zu<br />
tragen. All diese Dinge spielen für mich eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 15<br />
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Foto (Ausschnitt): D. Yarrow „Wall Street Manhattan“, New York, USA (2023)
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 25<br />
GESCHICHTEN<br />
ERZÄHLEN<br />
FOTOGRAF<br />
DAVID YARROW<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Die Galerie Camera Work in Berlin hat<br />
neue Fotoarbeiten des Fotokünstlers<br />
David Yarrow in ihr Programm aufgenommen.<br />
Die darauf aufbauende Ausstellung<br />
trägt den Titel: „Storytelling“ und<br />
zeigt ca. 25 schwarzweiße und farbige<br />
Fotoarbeiten aus der neuen, aktuellen<br />
Produktion.<br />
David Yarrow, 1966 in Glasgow geboren,<br />
begann bereits in frühen Jahren mit der<br />
Fotografie. Im Alter von 20 Jahren war er<br />
für The London Times tätig und machte<br />
nach dem Finale der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft<br />
in Mexiko das weltbekannte<br />
Porträt von Diego Maradona.<br />
Anschließend bereiste er als Fotojournalist<br />
zahlreiche Sportereignisse auf der<br />
ganzen Welt, bis er sich endgültig als<br />
Fotokünstler durchsetzen konnte. Sein<br />
Fokus lag von Beginn an auf der Darstellung<br />
der Welt und der Natur mit einer<br />
künstlerisch neuartigen Bildsprache.<br />
Diese Ästhetik kennzeichnet bis heute<br />
Yarrows Schaffen.<br />
Seine atmosphärische und eindringliche<br />
Darstellungsweise des Lebens ist
Foto (Ausschnitt): D. Yarrow „The New Testament“, South Sudan (2022)
Foto (Ausschnitt): D. Yarrow „Marshlands II Dinokeng“, South Africa (2023)
Foto (Ausschnitt): D. Yarrow „Breaking Bad“, Joshua Tree, California, USA (2023)
32 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / SEHENSWERT<br />
einzigartig. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal<br />
auf dem weltweiten Kunstmarkt<br />
zählt er unter Kunstsammelnden<br />
zu den meistgefragten Künstlern im<br />
Bereich der zeitgenössischen Fotokunst.<br />
Die großformatigen Fotos werden in Los<br />
Angeles hergestellt und in führenden<br />
Museen in Europa und Nordamerika<br />
ausgestellt. David Yarrow zählt zu den<br />
renommiertesten Fotokünstlern weltweit.<br />
Seine exklusiven Editionswerke<br />
erzielen bei Auktionen Rekordergebnisse.<br />
Im Jahr 2019 hat der Rizzoli-Buchverlag<br />
die zweite umfassende Monografie<br />
von David Yarrow veröffentlicht.<br />
Das Vorwort verfasste NFL-Superstar Tom<br />
Brady, das Nachwort Cindy Crawford.<br />
Sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf<br />
des Buches gehen an die Wohltätigkeitsorganisationen<br />
Tusk und WildAid.<br />
Seit vielen Jahren engagiert sich Yarrow<br />
als Berater und Botschafter für viele<br />
Umweltstiftungen und Charities, die sich<br />
für Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
einsetzen. Darüber hinaus ist er der<br />
Europa-Botschafter des Kamera-Brands<br />
Nikon. Im Jahr 2017 fotografierte Yarrow<br />
die LVMH-Kampagne „Don’t Crack Under<br />
Pressure“ mit Cara Delevingne, die weltweit<br />
zu sehen ist. Seit 2019 ist er zudem<br />
weltweiter Botschafter für UBS und seit<br />
2020 für Best Buddies. Zu Beginn des<br />
Jahres 2020 dokumentierte Yarrow die<br />
verheerenden Waldbrände in Australien,<br />
die große Landteile zerstört haben.<br />
Mit den bedrückenden Bildern startete<br />
er die #KoalaComeback-Kampagne, um<br />
den Wiederaufbau zu unterstützen. Nach<br />
wenigen Monaten konnten bereits mehr<br />
als £1.4 Millionen gesammelt werden.<br />
Im April 2020 – während der Corona-<br />
Pandemie – beteiligte sich Yarrow an<br />
der „Art for Heroes“-Kampagne, um für<br />
den National Health Service Finanzhilfen<br />
zu generieren – das Ziel von £1 Million<br />
wurde nach kurzer Zeit sogar übertroffen.<br />
Allein in den Jahren 2018 und 2019<br />
konnte Yarrow mehr als $4.5 Millionen<br />
für wohltätige Zwecke einnehmen. Auf<br />
der Kunstmesse Art Miami wurde im Jahr<br />
2019 das Werk „The Wolves of Wall Street“<br />
– signiert von Leonardo DiCaprio und<br />
Martin Scorsese – für einen Rekordpreis<br />
von $200.000 verkauft. Der Erlös ging an<br />
eine von Leonardo DiCaprio unterstützte<br />
Wohltätigkeitsorganisation. Im Herbst<br />
2022 wurde die zweite umfangreiche<br />
Monografie von David Yarrow im Rizzoli-<br />
Verlag veröffentlicht: „Storytelling“.<br />
David Yarrow – Storytelling<br />
25. November 2023 bis 6. Januar 2024<br />
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VOLUME No. 2<br />
<strong>BOLD</strong>CAST.EU
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 35<br />
Foto: F. W. Murnau „Nosferatu“ (1922)<br />
Foto: W. Kaligofsky / Generali Foundation<br />
Vor dem Museum Kunstpalast in Düsseldorf<br />
ist aktuell eine Geisterbahn aufgebaut<br />
worden, die zu einer Fahrt zum Gruseln<br />
einlädt. Horror und Grauen beschäftigen<br />
die Menschheit seit eh und je. Erstmals<br />
geht mit „Tod und Teufel“ eine epochenund<br />
spartenübergreifende Ausstellung<br />
dieser ungebrochenen Anziehungskraft<br />
nach. Das Spektrum der gezeigten<br />
120 Werke reicht von klassischer Malerei<br />
und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.<br />
Dabei spannt sich der Bogen<br />
von den fantastischen Dämonen der<br />
Renaissance, über die Landschaften der<br />
Romantik – die von Ruinen und Schatten<br />
durchdrungen sind, bis hin zu den phantasievollen<br />
Figuren, die in frühen Horrorfilmen<br />
des 20. Jahrhunderts lauern inklusive<br />
Adaptionen der Modewelt.<br />
Eine bunt-schrille Ausstellung lädt zu<br />
einem Besuch in die Stadt Bonn ein: Sie<br />
erzählt vom Beginn der Informationsgesellschaft,<br />
von der Entfesselung der<br />
Finanzmärkte, von der großen Zeit der<br />
Subkulturen, von Disco, Punk und Techno<br />
sowie vom Boom der Kulturtempel, dem<br />
die Ausstellung ihr größtes Exponat<br />
verdankt, die Bundeskunsthalle selbst.<br />
Als sie 1992 eröffnet wurde, war der Kalte<br />
Krieg zu Ende, und Francis Fukuyama<br />
erklärte in seinem berühmten Buch „das<br />
Ende der Geschichte“. Die Ausstellung<br />
hält der Gegenwart einen Zerrspiegel vor,<br />
in dem sich all ihre Konflikte, vom Rechtspopulismus<br />
bis hin zur Identitätspolitik<br />
– der es erlaubt, aus dem Abstand einer<br />
Generation zu fragen, in welcher Zeit wir<br />
eigentlich leben?<br />
Tod und Teufel – Faszination des Horrors<br />
Bis: 21. Januar 2024<br />
Alles auf einmal<br />
Bis: 28. Januar 2024<br />
Kunstpalast<br />
www.kunstpalast.de<br />
Bundeskunsthalle Bonn<br />
www.bundeskunsthalle.de
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 37<br />
EINE NEUE ÄRA<br />
FÜR EINE JUNGE IKONE<br />
LOUIS VUITTON STELLT<br />
DIE NEUE TAMBOUR<br />
MIT BRADLEY COOPER VOR<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOS: M. SORRENTI<br />
2002 hatte Louis Vuitton die Tambour-<br />
Uhr vorgestellt – mit einem sofort<br />
erkennbaren, trommelförmigen Gehäuse<br />
mit einer kühnen und verblüffenden<br />
Vision der Zeitinterpretation. Nach<br />
nunmehr 21 Jahren ist „die Tambour“<br />
gereift und präsentiert sich nun in einer<br />
schlankeren Form, die sich durch eine<br />
außergewöhnliche Verarbeitung, lässige<br />
Eleganz und skulpturale, fließende Linien<br />
auszeichnet. „Nach zwanzig Jahren<br />
kühnem Uhrendesign auf der Grundlage<br />
der berühmten Tambour-Form und<br />
mit demselben Streben nach Modernität,<br />
Eleganz und Funktionalität, auf dem das<br />
Haus seit mehr als 160 Jahren aufbaut,<br />
hebt Louis Vuitton sein Uhrenangebot<br />
mit einem noch nie dagewesenen Maß<br />
an Raffinesse in jedem einzelnen Element<br />
der neuen Uhr hervor“, so Jean Arnault,<br />
Watch Director von Louis Vuitton.<br />
Die neue Tambour ist unisex und kommt<br />
in zwei Stahlversionen: Ein Ton-in-
38 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
Ton-Modell mit silbergrauem Zifferblatt<br />
und eines mit kontrastierendem tiefblauem<br />
Zifferblatt. „Mit dieser Lancierung<br />
wollen wir ein neues Kapitel in der<br />
Geschichte der Uhrmacherkunst des<br />
Hauses aufschlagen, indem wir eine Uhr<br />
mit starken uhrmacherischen Qualitäten<br />
und einem unverkennbaren Louis<br />
Vuitton-Stil kreieren“, führt Jean Arnault<br />
weiter aus.<br />
Optisch strahlt die neue Louis Vuitton<br />
Tambour Klarheit und Präzision aus.<br />
Das neue Kaliber LFT023 ist nicht nur<br />
das Uhrwerk, das die weiterentwickelte<br />
Tambour antreibt, sondern auch das<br />
erste eigene automatische Dreizeigerwerk.<br />
Es wurde von Louis Vuitton in<br />
Zusammenarbeit mit den Uhrwerkspezialisten<br />
Le Cercle des Horlogers<br />
entwickelt, um die visuellen Codes<br />
des Hauses voll und ganz umzusetzen<br />
– vom Gehäusedeckel mit durchbrochenen<br />
Verzierungen, die an eine Monogrammblume<br />
erinnern, bis hin zum<br />
Mikrorotor, der mit einem stilisierten<br />
LV in einem sich wiederholenden Motiv<br />
verziert ist. Das integrierte Armband<br />
der neuen Tambour – eine Premiere<br />
für Louis Vuitton – ist eine Mischung<br />
aus Robustheit und Geschmeidigkeit,<br />
und seine schlanken, geschwungenen<br />
Glieder sorgen für einen engen und<br />
bequemen Sitz am Handgelenk, der es<br />
mit den Eigenschaften des weichsten<br />
Lederarmbandes aufnehmen kann. Eine<br />
unsichtbare Schließe vervollständigt<br />
die elegante Ästhetik des Armbands.<br />
Sie wird durch eine Faltschließe mit<br />
drei Lamellen erreicht, deren Position<br />
nur durch subtile Hinweise erkennbar<br />
ist: die Gravur Louis Vuitton auf dem<br />
Endglied und das Fehlen des polierten<br />
Mittelglieds, das jedes gebürstete Glied<br />
vom nächsten trennt.<br />
Alles an der neuen Tambour ist eine<br />
Frage des Designs. Was bedeutet, dass<br />
alles einen Sinn und einen Grund hat.<br />
Das Äußere der Uhr, jede Oberfläche,<br />
ist so geformt, dass sie sich dem Körper<br />
perfekt anpasst.
MOTION / REPORTAGE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 41<br />
LAUTLOSE<br />
SPANNUNG PUR<br />
MIT JAGUAR<br />
BEIM FORMEL E-FINALE<br />
IN LONDON<br />
AUTORIN & INTERVIEW: C. STRENG
42 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / REPORTAGE<br />
Es war ein Titelkampf der Extraklasse: In seiner neunten Saison der Formel-E-Weltmeisterschaft<br />
hat das firmeneigene Rennteam Jaguar TCS Racing nach einer fast<br />
unerbittlichen Saison großartige Chancen auf den Sieg in der Teamwertung. Die<br />
Entscheidung darüber fällt auf der teils offenen, teils überdachten, nur 2,07 Kilometer<br />
langen Rennstrecke des ExCel-Centers mitten in London. Doch beinahe<br />
vereitelt sintflutartiger Regen das Finale. <strong>BOLD</strong> war dabei und erlebte aufregende<br />
Momente, auch neben der Rennstrecke.<br />
Dass Jaguar nicht nur unglaubliche Autos<br />
bauen kann, sondern auch im Bereich<br />
Lifestyle ganz oben mitspielt, haben<br />
die Briten mit ihrer Einladung zu einem<br />
exquisiten Rennwochenende in London<br />
eindrücklich unter Beweis gestellt. Schon<br />
alleine die Auswahl des Hotels The<br />
Berkeley, eines der mondänsten Häuser<br />
der englischen Hauptstadt, zeigt auserwählten<br />
Geschmack. Hier geben sich die<br />
Schönen und Reichen ein Stelldichein;<br />
sehen und gesehen werden gehört zum<br />
guten Ton.<br />
Unser persönlicher Fahrer John wartet<br />
bereits mit einem eleganten Jaguar<br />
I-Pace vor dem Hotel, um uns zu den<br />
Docklands zu bringen, wo der riesige<br />
ExCel-Hallenkomplex steht. Denn hier<br />
finden auf der engen, winkeligen<br />
Strecke, die zu zwei Dritteln durch den<br />
Hallenkomplex führt, sowohl das Halbfinale<br />
als auch das Finale der Formel-<br />
E-Weltmeisterschaft statt. Rund 40.000<br />
Zuschauer können das Rennen hier aus<br />
nächster Nähe verfolgen. Ausgestattet<br />
mit einem VIP-Pass ist der Zugang zur<br />
Rennstrecke und der Jaguar-Box, in<br />
der die Crew unter anderem ein letztes<br />
Finishing am Boliden vornimmt, unkompliziert<br />
möglich. Ebenso der Blick in<br />
die Boxen anderer WM-Teilnehmer wie<br />
Porsche, Maserati, McLaren, Nissan, NIO<br />
und DS – allesamt Marken, die sich auf<br />
Hochleistungs-BEVs (Battery Electric<br />
Vehicle) konzentrieren. Doch für Jaguar<br />
geht es um mehr als einen WM-Titel: Mit<br />
dem erklärten Ziel, ab 2025 eine reine<br />
Elektromarke zu sein, sieht die Firmenspitze<br />
die Formel E als einzigartiges Testfeld,<br />
das den Weg für die vollelektrischen<br />
Straßenautos von morgen ebnet.<br />
Und es gibt noch mehr Pläne für 2025:<br />
In Zukunft will der Autohersteller nur<br />
noch im Luxussegment agieren. Dafür<br />
sollen alle Marken der Jaguar-Landrover-Familie<br />
moderner, zeitgemäßer,<br />
innovativer und provokativer werden.<br />
Deshalb sind drei neue vollelektrische<br />
Sport-Modelle in Planung, die in einer<br />
Jahresproduktion von 50.000 bis 60.000<br />
Stück jeweils über 100.000 Euro kosten<br />
werden.<br />
Doch zurück zur Rennstrecke: Von der<br />
Jaguar-VIP-Lounge haben wir einen<br />
perfekten Blick auf Kurve 19 und das<br />
Qualifying, bei dem sich Nick Cassidy<br />
die Pole-Position für das Halbfinale
44 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / REPORTAGE<br />
sichert. Das Nachsehen trotz großartiger<br />
Zeiten hat Jaguar-Pilot Evans, der<br />
wegen einer 5-Sekunden-Strafe aus dem<br />
letzten Rennen in Rom mit Startplatz 6<br />
Vorlieb nehmen muss. Das große Halbfinale<br />
schauen wir uns ganz entspannt<br />
in der Boss-VIP-Lounge an. Hier tummelt<br />
sich ein illustres Publikum, hochrangige<br />
Sportfunktionäre, Sponsoren, gute<br />
Kunden und nicht zuletzt Reporter aus<br />
der ganzen Welt.<br />
Auf riesigen Bildschirmen verfolgen wir<br />
das Rennen; die Spannung ist greifbar,<br />
die Drinks sind eisgekühlt – und am Ende<br />
gibt es rauschenden Applaus: zum einen<br />
für Jaguar-Pilot Mitch Evans, der das<br />
Halbfinal-Rennen gewinnt, zum anderen<br />
für Jake Dennis, der sich bereits den<br />
Weltmeistertitel sichern kann. Dazwischen<br />
bitten wir den erst kürzlich<br />
ernannten Markenleiter für Jaguar weltweit,<br />
Rawdon Glover, zum Gespräch.<br />
Mr. Glover, könnten Sie zunächst<br />
den Hauptgrund Ihrer Teilnahme am<br />
Rennen erläutern?<br />
Die Formel E ist für unser Portfolio sehr<br />
wichtig, weil sie uns die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ermöglicht. Und Wettbewerb ist<br />
Teil der Jaguar-DNA. Wir haben eine lange<br />
Geschichte im Rennsport – mit Rennwagen<br />
wie dem XK 120, dem Jaguar D-Type und<br />
dem E-Type. Zusätzlich können wir viele<br />
Erkenntnisse, die wir auf der Rennstrecke<br />
machen, nutzen. Beispielsweise haben wir<br />
die Möglichkeit, wie eine zusätzliche Reichweite<br />
von etwa 20 Meilen (32,2 Kilometer)<br />
zu erzielen ist, auf unseren vollelektrischen<br />
I-Pace übertragen. Natürlich arbeiten wir<br />
als Hersteller auch mit vielen technischen<br />
Partnern zusammen, sei es Wall Speed oder<br />
TCS, um die Technologie, ihr Know-how<br />
und unser Know-how zu nutzen, und um<br />
so viel wie möglich vom Rennen zu lernen.<br />
Was bringt Ihnen die Teilnahme an der<br />
Formel E noch?<br />
Nun ja, wir sind ja schon seit vielen Jahren<br />
in der Formel E präsent, die mit jeder Saison<br />
stärker und stärker wird. Die Sendepräsenz<br />
ist größer geworden und die Zuschauerzahlen<br />
sind kontinuierlich gestiegen.<br />
Hier in London sind alle Tribünen voll;<br />
das Rennen ist wirklich gut besucht. Kurz<br />
gesagt: Die Formel E wird immer attraktiver,<br />
was sich auch am Interesse jetziger<br />
und zukünftiger Partner für uns eindrücklich<br />
zeigt. Außerdem ist es für uns eine<br />
großartige Gelegenheit, unsere Kunden zu<br />
diesen Veranstaltungen einzuladen und<br />
ihnen das Erlebnis Rennsport und Elektromobilität<br />
näher zu bringen. Deshalb<br />
glauben wir, dass unser Engagement auf<br />
vielen verschiedenen Ebenen funktioniert.<br />
Dient Ihr Engagement bei der Formel<br />
E auch einer neuen Generation von<br />
Jaguar-Modellen?<br />
Auf jeden Fall. Da wir uns auf eine Zukunft<br />
zubewegen, die komplett elektrisch ist,<br />
denke ich, dass die Erkenntnisse, die wir<br />
bei der Formel E gewinnen, noch wichtiger<br />
werden. Wir müssen in der Lage sein, das<br />
technologische Know-how auch auf unsere<br />
Limousinen zu übertragen. Außerdem<br />
glaube ich, dass wir auf dem Weg in die<br />
elektrische Zukunft einen jüngeren Kundenstamm<br />
haben werden. Da ist es natürlich<br />
von Vorteil, dass die Formel E tatsächlich<br />
ein jüngeres Publikum anzieht.<br />
Neue Generation, elektrisches Zeitalter:<br />
Was würden Sie beibehalten und<br />
was würden Sie zurücklassen?<br />
Nun, ich bin überzeugt, dass die Marke<br />
Jaguar eindeutig etwas ist, das wir behalten<br />
werden – denn die Marke hat einen echten<br />
Wert. Sie hat ein sehr reiches Erbe und ist<br />
seit über 90 Jahren dafür bekannt, einige<br />
der schönsten Autos der Welt zu bauen.<br />
Unser Gründer, Sir William Lyons, sprach<br />
davon, dass Jaguar in seiner Blütezeit Autos<br />
entwickelte, die nichts kopierten. Und wir<br />
haben den Geist dieser Zeit aufgegriffen,<br />
das Gefühl, dass Jaguar in seiner besten<br />
Zeit den Mut hatte, anders zu sein, anderes<br />
zu machen als andere Hersteller. Auf dem<br />
Weg zur nächsten Evolutionsstufe der Elektromobilität<br />
wird dieses Gefühl des Mutes<br />
und der Kühnheit, nichts zu kopieren, das<br />
Herzstück unserer Arbeit sein. Denken Sie<br />
mal daran, wie damals der E-Type vorgestellt<br />
wurde. Ich glaube, so etwas hatte die<br />
Welt noch nicht gesehen. So ein Fahrzeug<br />
gab es vorher nicht. Das war ein echter<br />
‘moment in time‘. Unser Ziel ist es, mit dem<br />
aktuellen Fahrzeug die gleiche Wirkung zu<br />
erzielen. Man kann es also auch so sehen,<br />
dass wir unserer Vergangenheit gegenüber<br />
sehr respektvoll sind. Unsere Vergangenheit<br />
ist wichtig, aber eigentlich müssen wir viel<br />
zukunftsorientierter sein.
MOTION / REPORTAGE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 45<br />
Preislich werden kommende Modelle<br />
um einiges teurer ...<br />
Ja. Ich denke, dass Jaguar am erfolgreichsten<br />
war, als das Unternehmen sehr<br />
exklusive, begehrte Limousinen und Sportwagen<br />
herstellte. Wenn wir uns zudem<br />
ansehen, wie sich der Markt entwickelt,<br />
sowohl in Bezug auf Elektrofahrzeuge<br />
als auch ganz allgemein, sind wir der<br />
Meinung, dass dies die beste Gelegenheit<br />
für uns ist, erfolgreich zu sein.<br />
Was genau schwebt Ihnen da vor?<br />
Wir werden viel direkter auf unsere Kunden<br />
zugehen, denn wir haben festgestellt, dass<br />
Kunden, die zu diesem Preis kaufen, eine<br />
viel direktere Beziehung zur Marke haben<br />
wollen. Deshalb müssen wir in der Lage<br />
sein, den Online-Kauf zu vereinfachen, aber<br />
auch den Kunden den Wechsel vom Onlinezum<br />
Offline-Kauf zu erleichtern. Im Offline-<br />
Bereich werden wir mit verschiedenen<br />
Handelsformaten experimentieren und<br />
einige Markenboutiquen nutzen, aber auch<br />
eigene Geschäfte betreiben. Sogar einige<br />
Pop-Up-Shops sind vorstellbar. Wir werden<br />
also sehr viel unterschiedlicher als bisher<br />
auf den Markt gehen. Zudem sind wir der<br />
Meinung, dass unsere Präsenz in globalen<br />
kulturellen Zentren wie London, Paris oder<br />
Tokio mit einem eigenen Geschäft, in dem<br />
unsere Marken in ihrer reinsten Form zu<br />
erleben sind, auch ein wichtiger Teil unserer<br />
Strategie ist, denn es geht nicht nur um die<br />
Neuerfindung von Produkten. Man muss es<br />
als eine komplette Neuerfindung der Marke<br />
betrachten. Und wir müssen wirklich jede<br />
einzelne Kundeninteraktion unter die Lupe<br />
nehmen, sei es eine App, sei es der Einzelhandel,<br />
sei es die Art und Weise, wie wir<br />
werben, und sicherstellen, dass sie unserer<br />
Produktdefinition gerecht wird.<br />
Was ist Ihnen bei Ihren zukünftigen<br />
Fahrzeugen noch wichtig?<br />
Materialität ist für uns sehr wichtig. So<br />
werden diese Fahrzeuge sicherlich die<br />
nachhaltigsten Jaguars aller Zeiten sein.<br />
Wir werden zum Beispiel eine ganze Reihe<br />
von Lederalternativen für die Stoffe im<br />
Fahrzeug anbieten. Wir arbeiten schon<br />
lange mit Fabrax zusammen und wollen<br />
diese Zusammenarbeit mit Ultra-Stoffen<br />
fortsetzen. Da wir aber auch wissen, dass<br />
einige Kunden in bestimmten Märkten<br />
nur Leder wünschen, werden wir auch<br />
beides anbieten. Wenn wir allerdings Leder<br />
anbieten, werden wir sicherstellen, dass es<br />
auf eine Art und Weise gehandhabt wird,<br />
die unsere Botschaft der Nachhaltigkeit<br />
tatsächlich unterstützt. Und wir freuen<br />
uns auf die tollen Möglichkeiten, die einige<br />
dieser neuen Materialien bieten, sei es in<br />
Bezug auf Ätzung oder Design, die es uns<br />
ermöglichen, viel flexibler zu sein als einige<br />
der traditionellen Produkte. Wir nutzen das<br />
also auch beim Design voll aus.<br />
Nach unserem Gespräch mit Rawdon<br />
Glover und dem Rennen wartet ein<br />
weiteres Highlight auf uns: Denn für<br />
den Abend hat man ein exklusives Essen<br />
im The Lightroom organisiert, einem<br />
außergewöhnlichen Ausstellungsraum,<br />
der spektakuläre, von Künst-
46 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / REPORTAGE<br />
lern geleitete digitale Shows zeigt. Wir<br />
sind zu Gast bei David Hockney und<br />
erleben neben grandioser Küche die<br />
gigantischen Werke der letzten 50 Schaffensjahre<br />
des mittlerweile 86-jährigen<br />
britischen Malers, Grafikers, Bühnenbildner<br />
und Fotografen, der als einer<br />
der einflussreichsten Künstler des<br />
20. Jahrhunderts gilt.<br />
Der nächste Tag, der gleiche Start: Unser<br />
Fahrer John erwartet uns nach einer<br />
ruhigen Nacht im wolkenweichen Bett<br />
zur Fahrt in die Docklands. Auch am<br />
Sonntagmorgen fließt der Verkehr in<br />
London nur im Schritttempo, und wir<br />
lehnen das Angebot, den 400-PS-starken<br />
I-Pace selbst zu fahren, dankend ab<br />
– schließlich kann man das sehr viel<br />
entspannter in Deutschland machen,<br />
noch dazu auf der richtigen Straßenseite<br />
(Achtung Spoileralarm: Die Testfahrten<br />
auf der A5 waren grandios, das<br />
Kätzchen ist eher Raubkatze als Stubentiger,<br />
die Beschleunigung grandios, die<br />
Ausstattung und das Handling maximal<br />
angenehm). Nachdem die Entscheidung<br />
in der Fahrerwertung bereits gestern<br />
gefallen ist, geht es heute beim Saisonfinale<br />
„nur noch“ um die Teamwertung.<br />
Hier liegen Jaguar und Envision vor dem<br />
Qualifying punktgleich an der Spitze,<br />
allerdings erhält Envision-Fahrer Cassidy<br />
für seine Poleposition drei zusätzliche<br />
Zähler, so dass er nun im Vorteil ist.<br />
Doch dann das: Wolkenbruchartiger<br />
Regen verhindert den Start, der erst mit<br />
einer eineinhalbstündigen Verspätung<br />
erfolgen kann. Damit wird das Finale mit<br />
einer Gesamtdauer von 2:13:56 Stunden<br />
(die Rennunterbrechungen mit eingerechnet)<br />
sogar das mit Abstand längste<br />
Rennen in der Formel-E-Geschichte.<br />
Am Ende gewinnt der Neuseeländer<br />
Nick Cassidy mit dem Jaguar-Kundenteam<br />
Envision Racing das nervenaufreibende<br />
Saisonfinale der Formel E vor<br />
Mitch Evans (Jaguar) und Jake Dennis<br />
(Andretti). Damit kann Jaguar gleich<br />
zweimal stolz sein: Ein zweiter Platz in<br />
der Mannschaftswertung, ein erster Platz<br />
des Kundenteams, das es mit einem<br />
Jaguar I-TYPE 6 aufs Siegertreppchen<br />
schaffte.<br />
Für den entsprechenden Glamour bei<br />
der Preisvergabe sorgen der zweifache<br />
Oscar-Gewinner Christoph Waltz sowie<br />
Rapper und Aktivist Jaden Smith, die die<br />
Trophäen auf dem Podium überreichen.<br />
Gerüchteweise soll auch Orlando Bloom<br />
unter den Gästen sein, gesehen haben<br />
wir ihn aber nicht. Vielleicht ist das im<br />
nächsten Jahr der Fall, wenn sich die ABB<br />
FIA Formula E World Championship in<br />
der 10. Saison mit dem Mexico City E-Prix<br />
2024 am 13. Januar 2024 zurückmeldet –<br />
und das Finale sicher wieder in London<br />
austrägt. <strong>BOLD</strong> wird dabei sein – und die<br />
Augen offenhalten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.jaguar.de<br />
www.fiaformulae.com
ART / HÖRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 49<br />
RAUSCHEN<br />
IM KOPF<br />
COREY TAYLOR<br />
IM GESPRÄCH ÜBER<br />
DÜSTERE GEDANKEN UND<br />
LINKE SOCKEN<br />
AUTORIN & INTERVIEW: N. WENZLICK
50 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / HÖRENSWERT<br />
Neben seinen beiden Bands Slipknot und Stone Sour macht Corey Taylor inzwischen<br />
auch solo Musik. Sein zweites Album „CMF2“, mit dem er im November auf<br />
Tour geht, ist gerade erschienen. Im Interview spricht er über düstere Gedanken<br />
und linke Socken.<br />
Corey Taylor hat viele Seiten: Als Sänger<br />
der maskierten Metal-Band Slipknot<br />
wurde der Amerikaner Anfang des Jahrtausends<br />
weltbekannt und verkaufte<br />
bis heute über 30 Millionen Platten.<br />
Mit seiner zweiten Band Stone Sour<br />
widmet er sich dem Rock, und auch vier<br />
Bücher hat er schon geschrieben. Vor<br />
drei Jahren veröffentlichte er dann sein<br />
erstes Soloalbum „CMFT“, auf dem er all<br />
seinen musikalischen Einflüssen Tribut<br />
zollte. Mit dem Nachfolger „CMF2“ führte<br />
er dieses Potpourri an Stilen nun noch<br />
mehr auf die Spitze: Harte Riffs treffen<br />
auf countryeske Akustik-Balladen. Mal<br />
schreit er sich die Seele aus dem Leib,<br />
dann spielt er am Klavier eine Ballade für<br />
seine Frau. In den 13 Songs setzt Taylor<br />
sich mit ernsten Themen wie Depressionen<br />
und posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
auseinander. Dinge, die<br />
der 49-Jährige am eigenen Leib erfahren<br />
hat.<br />
In seiner Jugend in Iowa wurde er missbraucht,<br />
hatte daraufhin schon als<br />
Jugendlicher mit Alkoholsucht und<br />
Drogenabhängigkeit zu kämpfen. Inzwischen<br />
weiß er besser, wie er mit düsteren<br />
Gedanken umgeht, und hat nun sogar<br />
eine eigene Stiftung gegründet, die<br />
Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
unterstützt. Im Interview<br />
verrät er, welche Ziele er damit<br />
verfolgt, was ihn als Musiker nach all den<br />
Jahren im Geschäft noch antreibt – und<br />
wie er für dieses Album ausgerechnet<br />
zur Mandoline kam.<br />
Herr Taylor, schon Ihr Solodebüt<br />
„CMFT“ war musikalisch vielseitig,<br />
dieses Mal ist das Spektrum noch<br />
breiter. Man könnte meinen, Sie<br />
hätten vor nichts Angst!<br />
Ich hatte tatsächlich schon immer einen<br />
ziemlich angstfreien Blick auf Musik und<br />
habe mir nie Sorgen gemacht, was andere<br />
Leute denken. Ich selbst muss es fühlen,<br />
dann ist es praktisch kugelsicher. Mit<br />
zunehmendem Alter bin ich da sicherlich<br />
noch etwas unerbitterlicher geworden.<br />
Dieses Album nahm Form an, als wir mit<br />
meinem Debüt auf Tour waren. Die Songs<br />
von „CMFT“ mischten sich mit Stücken von<br />
Stone Sour und Slipknot, mit Covern und<br />
akustischen Nummern. Das hat meine<br />
Vision für „CMF2“ geprägt. Ich dachte:<br />
Wenn den Leuten das letzte Album gefiel,<br />
das wie eine Explosion war, dann gebe<br />
ich ihnen jetzt den ultimativen Schlag. Es<br />
bringt noch mehr auf den Punkt, was ich<br />
machen wollte.<br />
Sie spielen auf dem Album nicht nur<br />
Klavier, sondern auch Mandoline. Wie
ART / HÖRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 51<br />
kamen Sie zu diesen beiden Instrumenten?<br />
Wir waren gerade mit Slipknot auf Tour,<br />
als ich beschloss, mir eine Mandoline zu<br />
kaufen. Ich wollte das immer schon mal<br />
probieren und fand damals diese tolle,<br />
achtseitige Mandoline, für die ich dann<br />
sofort anfing, eigene Songs zu schreiben.<br />
Das hat mir geholfen, meine Songwriting-<br />
Fähigkeiten noch mehr zu erweitern. Mit<br />
Klavier hingegen fing ich vor sechs oder<br />
sieben Jahren an und inzwischen bin ich<br />
echt ganz gut darin. Das Piano, das auf<br />
dem Album zu hören ist, hat mir meine<br />
Frau vor vielen Jahren zum Geburtstag<br />
geschenkt. Wir bauten extra ein mobiles<br />
Studio bei mir Zu Hause auf, damit ich auf<br />
genau dem Klavier aufnehmen konnte –<br />
ein tolles Gefühl!<br />
Die Grundideen einiger Songs sind<br />
viele Jahre alt. Warum haben Sie diese<br />
Stücke wieder ausgegraben – fühlten<br />
sie sich nicht überholt an?<br />
Viel von dem, was ich schreibe, hat eine<br />
gewisse Zeitlosigkeit, und es kommt ja<br />
auch immer auf die Produktion an. Der<br />
Song „Midnight“ zum Beispiel entstand<br />
2001 und gehörte zu den Demos, an denen<br />
wir damals mit Stone Sour arbeiteten.<br />
Hätte ich den Song damals aufgenommen,<br />
hätte er wahrscheinlich komplett anders<br />
geklungen, denn meine Wertschätzung<br />
unterschiedlicher Elemente hat sich mit<br />
der Zeit natürlich verändert, meine Vision<br />
ist heute viel freier. Und um Ihre andere<br />
Frage zu beantworten: Oft schreibe ich<br />
Demos und vergesse dann, dass ich sie<br />
habe, bis ich an einem bestimmten Album<br />
arbeite, einen gewissen Vibe im Kopf habe<br />
und plötzlich fallen sie mir wieder ein. Das<br />
ist das musikalische Äquivalent zu einem<br />
Haus voller einzelner Socken. Ich suche<br />
ständig nach der Linken, während ich die<br />
rechte Socke in der Hand halte.<br />
Ob mit Slipknot oder solo, in den<br />
letzten Jahren haben Sie einen<br />
immensen Output. Sind Sie nicht gut<br />
im Nichtstun, im Stillsitzen – oder<br />
spielt da vor dem Hintergrund, dass<br />
Sie nächstes Jahr 50 werden, vielleicht<br />
auch der Wunsch mit rein, ein<br />
musikalisches Vermächtnis zu hinterlassen?<br />
Das ist eine gute Frage. Ich meine, selbst<br />
wenn ich heute aufhören würde, hätte ich<br />
einen ziemlich formidablen Backkatalog.<br />
Ich habe so viele Songs geschrieben! Was<br />
will ich noch erreichen? Ich glaube aber,<br />
darum geht es am Ende gar nicht. Es ist<br />
eher so, dass ich es tun muss! Während<br />
der Pandemie habe ich wirklich versucht,<br />
eine Zeitlang mal nichts zu machen – aber<br />
am Ende hatte ich mein erstes Soloalbum<br />
(lacht).<br />
Sie meinen, die Songs müssen einfach<br />
raus?<br />
Ja, wenn ich zu lange herumsitze, fange ich<br />
automatisch irgendwann an, zu schreiben.<br />
Ich arbeite jetzt schon an meinem dritten<br />
Soloalbum, das noch komplexer ist als die<br />
ersten beiden. Ich bin einfach ein Psychopath,<br />
ich kann nicht anders. Es ist nicht<br />
so, dass ich es nicht auch genießen würde,<br />
Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich<br />
liebe meine Familie! Aber ich ziehe so ein<br />
Vergnügen aus dem Schreiben von Songs,<br />
es bringt so einen Frieden. Das ist die<br />
beste Beschreibung, die mir dafür einfällt.<br />
Denn bis zu dem Punkt, wo ich einen Song<br />
schreibe, existiert er wie ein Rauschen in<br />
meinem Kopf, das ich nur loswerde, wenn<br />
ich ihn aufnehme. Was dann natürlich<br />
wieder Raum schafft für neue Ideen. Es<br />
ist also ein Teufelskreis (lacht). Ich bin mir<br />
sicher, irgendwann kommt eine Zeit, in der<br />
ich weniger mache, aber im Moment bin<br />
ich einfach voller Energie und Ideen und<br />
das nutze ich aus.<br />
Gleich mehrere Stücke auf dem Album<br />
sind Ihrer Frau gewidmet. Warum<br />
denn diese öffentlichen Liebeserklärungen?<br />
Meine Frau hat auf so vielen Ebenen mein<br />
Herz gerettet! Als wir uns kennenlernten,<br />
kam ich aus einer toxischen Beziehung<br />
und befand mich in einem desolaten<br />
Zustand. Aber dann trat sie in mein Leben,<br />
und ob ich es wollte oder nicht, wurde<br />
sie mein Lieblingsmensch auf der ganzen<br />
Welt. Sie ist ein Engel auf Erden und hält<br />
mir den Rücken frei. Wenn ich mal wieder<br />
eine depressive Phase habe, dann versteht<br />
sie das. Ich habe ihr erklärt, was ich dann<br />
durchmache, und sie weiß, dass das<br />
nichts mit ihr zu tun hat. Zu wissen, dass<br />
jemand für dich da ist, bis du wieder mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden stehst, ist so<br />
wichtig! Und umgekehrt ist es natürlich
ART / HÖRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 53<br />
wichtig, dass man selbst genauso unterstützend<br />
für diese Menschen da ist. Ich<br />
glaube, diese Gegenseitigkeit ist in vielen<br />
Beziehungen verloren gegangen. Es darf<br />
nicht einseitig sein, sonst geht das Schiff<br />
unter.<br />
Sie erwähnten Ihre Depressionen.<br />
Darum geht es in den Songs wie<br />
„Midnight“ oder „Sorry Me“ – wie<br />
gehen Sie mit diesen Gefühlen um?<br />
Mit dem Alter habe ich so langsam<br />
verstanden, wie es bei mir läuft. Das ist<br />
vielleicht nicht bei jedem so, aber ich kann<br />
es physisch spüren, wenn sie kommen.<br />
In „Midnight“ geht es darum, dass ich<br />
manchmal einfach ins Auto steigen und<br />
wegfahren muss, bis mir wieder danach ist,<br />
nach Hause zu kommen. Dieser Moment,<br />
wo man einfach nur das Radio anmachen<br />
und durch die Dunkelheit fahren möchte,<br />
weil man auf eine komische Art versucht,<br />
einen Weg durch die eigene Dunkelheit zu<br />
finden. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft<br />
in meinem Leben ich das schon gemacht<br />
habe! Das kann so gut tun, weil es für den<br />
Moment etwas ist, das man kontrollieren<br />
kann – im Gegensatz zu Depressionen, die<br />
sich einfach unkontrollierbar anfühlen.<br />
In dem Stück „Post Tramatic Blues“<br />
befassen Sie sich mit posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen – etwas,<br />
das Sie selbst erlebt haben ...<br />
brauch und Verdorbenheit, das meine<br />
Schwester und ich erlebten, war schlimm.<br />
Als ich mich Jahre später mit meinen Problemen<br />
und Abhängigkeiten beschäftigte,<br />
erkannte ich, dass sie daher kamen, was<br />
ich durchgemacht habe, als ich jünger<br />
war. PTBS betrifft so viele Menschen und<br />
ist unbehandelt schädlich für Leben<br />
und Gesundheit.<br />
Sie haben die Taylor Foundation<br />
gegründet, die ehemaligen Militärangehörigen<br />
und Notdienstmitarbeitern<br />
mit PTBS helfen soll. Warum ausgerechnet<br />
sie?<br />
Mein Großvater war im Koreakrieg und<br />
danach schwerer Alkoholiker, was seine<br />
Ehe und das Leben meiner Großmutter<br />
ruinierte. Damals begriff niemand, womit<br />
diese Männer zu kämpfen hatten. Bei<br />
meinen Konzerten traf ich oft auf ehemalige<br />
Militärangehörige und Notdienstmitarbeiter,<br />
die mir erzählten, wie sehr die<br />
Musik ihnen und ihren Familien geholfen<br />
habe. So kam ich auf die Idee, die Taylor<br />
Foundation zu gründen. Was wir in den<br />
ersten eineinhalb Jahren erreicht haben,<br />
ist unglaublich. Wir stellten ein Netzwerk<br />
zusammen, so dass Betroffene nach<br />
Hilfsorganisationen in ihrer Nähe suchen<br />
können. Diese Arbeit ist wahnsinnig erfüllend!<br />
Ich bin in einem traumatisierenden<br />
Haushalt aufgewachsen, umgeben von<br />
giftigen Menschen. Das Level an Miss-<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.coreytaylor.com
Fotos: T. Weber / DS Automobiles und J. P. Fourier
LA PLUS BELLE<br />
VILLE DU MONDE<br />
ALLEIN IM MUSEUM<br />
ODER EIN WOCHENENDE<br />
IN PARIS<br />
AUTOR: N. DEXTER
56 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / BEST PLACES<br />
Die Schönheit der französischen Hauptstadt, voller Kunst und Kultur, ist legendär.<br />
Hier reihen sich Weltkulturerbe und Denkmäler, Lieblingsorte von berühmten Malern<br />
und Bildhauern, Ateliers und Boutiquen von unzähligen ikonischen Modeschöpfern,<br />
so dicht aneinander wie die Perlen einer Kette. Wir sind für ein ganz besonderes<br />
Wochenende in die europäische Millionenmetropole gereist: Mit intimen Einblicken<br />
in die weltbekannte Luxus-Manufaktur Berluti, einer exklusiven nächtlichen Privat-<br />
Tour durch den Louvre und einer romantischen Fahrt auf der Seine.<br />
Unser Hotel liegt in einer der bekanntesten<br />
Straßen der Stadt, der Avenue de l’Opéra.<br />
Sie führt durch das 1. und 4. Arrondissement<br />
und wurde während der Umgestaltung<br />
von Paris durch den Präfekten Haussmann<br />
angelegt. Die 1875 fertiggestellte<br />
Opéra Garnier, Schauplatz des weltberühmten<br />
Romans des französischen Journalisten<br />
und Schriftstellers Gaston Leroux<br />
„Das Phantom der Oper“, befindet sich<br />
quasi nebenan. Es ist ein lauer Sommerabend,<br />
und wir machen uns zu Fuß auf<br />
den Weg in das nahegelegene Restaurant<br />
Drouant an der Place Gaillon. Zur<br />
Begrüßung ein Glas Champagner? Gern!<br />
Anschließend ein Menü aus klassischer<br />
französischer Küche mit einem guten<br />
Weißwein. Bienvenue à Paris.<br />
Der frühe Samstagmorgen beginnt ganz<br />
traditionell mit einem Spaziergang. Die<br />
Straßen sind noch wie leergefegt. Nur auf<br />
der Place du Marché Saint-Honoré werden<br />
bereits fleißig die Marktstände aufgebaut.<br />
Frisches Obst und Gemüse, ein Meer aus<br />
knallbunten Schnittblumen und eine<br />
Pyramide aus frischen Baguettes, natürlich<br />
in den traditionellen Papiertüten – die<br />
Auslagen sind für den geschäftigen Tag<br />
reich bestückt. Ein paar Schritte weiter<br />
sind im Jardin des Tuileries, dem schönen<br />
Garten nahe dem Louvre, die Gärtner<br />
dabei, die sommerlich bepflanzten<br />
Rabatten zu wässern. Weiter unten, am<br />
Ufer der Seine, zieht es uns ostwärts, über<br />
die Pont Neuf, hin zur Île de la Cité. Mal<br />
sehen, welchen Fortschritt die Wiederaufbaumaßnahmen<br />
der Kathedrale Notre-<br />
Dame erzielt haben. Schließlich soll diese<br />
ja bereits im Dezember 2024 wiedereröffnet<br />
werden.<br />
Man könnte noch stundenlang so<br />
weiterlaufen, doch wir sind mit Michael<br />
Regenet, dem Boutique Direktor von<br />
Berluti, für einen Besuch seiner Maisonette-artigen<br />
Geschäftsräume in der Rue<br />
de Sèvres Nummer 14 verabredet. Unser<br />
Fahrer, der uns den Tag über im schicken<br />
Oberklasse-SUV DS7 durch Paris chauffieren<br />
wird, erwaret uns bereits am Hotel.<br />
Wir machen es uns im Fond gemütlich,<br />
justieren den elektrisch verstellbaren Sitz<br />
und genießen den Blick aus dem hochwertig<br />
wirkenden Innenraum, der durch<br />
das langgezogene Glasdach einen äußerst<br />
großzügigen Charakter hat. Berluti wurde<br />
1895 von dem Italiener Alessandro Berluti<br />
in Paris gegründet und begann als kleiner<br />
Handwerksbetrieb für Lederwaren.
TRAVEL / BEST PLACES<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 59<br />
Insbesondere maßgefertigte Schuhe und<br />
Stiefel standen im Fokus der Manufaktur,<br />
die seit 1993 zum französischen Luxusgüter-Konzern<br />
LVMH gehört. Seit einigen<br />
Jahren bietet der Herrenausstatter seinen<br />
Kunden darüber hinaus exklusive Bekleidungs-Mode<br />
an, von Anzügen über Streetwear<br />
bis hin zu Taschen und Accessoires im<br />
oberen Preissegment, und das in über 60<br />
Geschäften weltweit. Interessiert man sich<br />
zum Beispiel für einen neuen Anzug,<br />
besucht man die Filiale mindestens drei<br />
Mal. Dabei sucht man zunächst, gemeinsam<br />
mit dem freundlichen und überaus stolzen<br />
Team, aus einer schier endlosen Kollektion<br />
an Mustern die dem eigenen Geschmack<br />
entsprechenden Stoffe für den Innenund<br />
Außenteil aus. Nach gründlichem<br />
Maßnehmen werden die vielen einzelnen<br />
Teile dann von den wenigen, handverlesenen<br />
Mitarbeitern in minuziöser Handarbeit<br />
zurechtgeschnitten. Der zweite<br />
Besuch gilt dem Anlegen der einzelnen<br />
Teile an den Körper des Kunden. Anschließend<br />
wird alles zusammengenäht. Durchschnittlich<br />
werden je Anzug 3.000 Stiche<br />
gesetzt. In 80 Stunden Handarbeit entsteht<br />
so ein einzigartiger, hochexklusiver und<br />
maßgeschneiderter Zwirn. Man sagt hier,<br />
dass das Annähen der Ärmel zur absoluten<br />
Königsklasse der Schneider gehört. Allein<br />
für diesen Arbeitsschritt werden stolze 7<br />
Stunden benötigt. Er entscheidet letztlich,<br />
wie gut der Anzug sitzt und ob die Schulterpartie<br />
den Maßen des Trägers entsprechend<br />
anliegt und die Arm-Partien korrekt<br />
fallen. Dafür holt der Kunde bei seinem<br />
dritten Besuch auch ein kleines, unvergleichbares<br />
Meisterwerk ab. Was unterscheidet<br />
Berluti also von Hermès, Louis<br />
Vuitton und Co.? Nun, man geht hier nicht<br />
in die Boutique und greift sich einfach, was<br />
das Herz begehrt. Beinahe jedes Stück ist<br />
ein Unikat und wird für die Kunden per<br />
Hand gefertigt. Und was so ein individuell<br />
gestalteter Superlook wohl kostet, hängt<br />
von den Vorstellungen, dem Geschmack<br />
und der Dringlichkeit des Kunden ab.<br />
Nehmen Sie sich aber sicherheitshalber<br />
etwas Zeit und ein gut gefülltes Portemonnaie<br />
mit in die Boutique – dann sollte<br />
nichts schiefgehen. Gleich gegenüber der<br />
Boutique Berluti geht es dann zum Lunch<br />
in der Brasserie Lutetia. Das Team um Chefkoch<br />
Patrick Charvet verwöhnt die zahlreichen,<br />
meist kulinarisch-puristisch interessierten<br />
Gäste mit luxuriösen Köstlichkeiten<br />
wie wildem Wolfsbarsch-Tatar oder einer<br />
spektakulären Mousse au Chocolat. Natürlich<br />
mit Blattgold. Der Name der Brasserie<br />
stammt im Übrigen von dem ursprünglichen<br />
Namen von Paris ab, denn die Stadt<br />
hieß bis zum Jahre 360 n. Chr. Lutetia Parisiorum.<br />
Im encre-blauen DS7 geht es zurück zum<br />
Hotel, wo wir uns in Schale werfen: Denn<br />
uns steht ein außergewöhnlicher Besuch<br />
im meistbesuchten Kunstmuseum der<br />
Welt bevor. Über 10 Millionen Besucher<br />
zieht es Jahr für Jahr in den Louvre. Wohl<br />
kein weiteres Museum der Welt zieht<br />
solche enormen Mengen an Kunstinteressierten<br />
in seinen Bann wie der ehemalige<br />
Wohnsitz des Sonnenkönigs, Ludwig<br />
XIV. Umso außergewöhnlicher ist es,<br />
dass wir gegen 18.30 Uhr – nach der offiziellen<br />
Schließung (18 Uhr) des Louvre
60 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / BEST PLACES<br />
– beinahe allein in die weltbekannte Glas-<br />
Pyramide eintreten dürfen. Mit nur einer<br />
Handvoll ausgewählter Gäste beginnt für<br />
uns eine erstklassige Führung durch den<br />
berühmten Süd-Flügel des eindrucksvollen<br />
Hauses.<br />
Vorbei an der Nike von Samothrake,<br />
der griechischen Skulptur, nach welcher<br />
der amerikanische Geschäftsmann Phil<br />
Knight den globalen Sportwaren-Konzernriesen<br />
Nike benannt hat, durch die<br />
goldene Galerie d’Apollon, bis hin zum<br />
wohl berühmtesten Gemälde der Welt,<br />
der Mona Lisa. Wir schreiten entspannt<br />
und ohne die üblichen Touristen-Mengen<br />
durch die Galerie, welche die größte<br />
Sammlung an Werken von Leonardo da<br />
Vinci beherbergt. Der deutschsprachige,<br />
kunsthistorisch geschulte Museumsführer<br />
führt uns durch die Galerie du bord de l’eau<br />
(heute zumeist Große Galerie genannt)<br />
und gibt hier und da ein paar interessante<br />
Informationen zum Besten, zum<br />
Beispiel über Leonardo da Vincis Meisterwerk.<br />
Ihm zufolge, musste die Florentinerin<br />
Lisa Gherardini für das Porträt der Mona<br />
Lisa viele Stunden still und in einer Pose<br />
sitzen. Auf dem Gemälde sieht man sie aus<br />
einem einfachen Grund lächeln: Der nur<br />
sehr langsam arbeitende Künstler hatte zu<br />
Zwecken der Unterhaltung Musiker eingeladen,<br />
um Gherardini bei Laune zu halten.<br />
Ihr Lächeln ist demnach eine Reaktion auf<br />
die fröhliche Musik.<br />
etwa zweistündigen Tour auf dem vollverglasten<br />
Schiff fahren wir bei einem gelungenen<br />
Dinner mit musikalischer Liveunterhaltung<br />
vorbei an dem nächtlichen<br />
Treiben dieser schönen, erleuchteten<br />
Stadt. Und hier bietet sich dem Auge wirklich<br />
alles: vom stündlich glitzernd-erleuchteten<br />
Eiffelturm zu einer der fünf kleinen,<br />
in Paris befindlichen Schwestern der<br />
New Yorker Freiheitsstatue, über am Ufer<br />
liegende Tanzlokale, über und über mit<br />
Menschen gefüllt, die unter freiem Himmel<br />
die letzten Tage des Sommers feiern, und<br />
hier und da Pärchen, die gemeinsam die<br />
Woche bei einem entspannten Drink an<br />
der Seine ausklingen lassen. Die Stadt<br />
erfüllt die hohen Erwartungen ihrer Besucher<br />
einmal mehr par excellence. Auf dem<br />
Heimweg, der am Arc de Triumph und der<br />
Avenue des Champs-Élysées entlangführt,<br />
genießen wir bei weit geöffneten Fenstern<br />
unseres DS7 die laue Sommernacht und<br />
fallen nur wenig später zufrieden in unser<br />
weiches Bett.<br />
Tipp der Redaktion: Wenn Sie Besitzer eines<br />
DS-Modells sind und Ihnen diese Reportage<br />
gefallen hat, dann sollten Sie den<br />
DS-Newsletter abonnieren und auf den<br />
nächsten Aufruf zu einer solch besonderen<br />
Tour achten. Denn Für DS-Kunden ist ein<br />
exklusives Wochenende dieser Art tatsächlich<br />
zum Greifen nahe!<br />
Als krönenden Abschluss dieses außergewöhnlichen<br />
Tages erleben wir eine romantische<br />
Seine-Fahrt bei Nacht. Während der<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.dsautomobiles.de
Fotos: Choose Chicago, <strong>BOLD</strong> Archiv und J. Polle
A VISIT TO<br />
<strong>THE</strong> WINDY CITY<br />
48 STUNDEN<br />
AUTORIN: C. STRENG
64 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / 48 STUNDEN<br />
Gigantische Architektur, Foodie-Paradies und traumhaft schön am Lake Michigan<br />
gelegen – Chicago zählt definitiv zu den spannendsten Städten Nordamerikas! Mit<br />
gut 2,75 Millionen Einwohnern ist die 77 Stadtteile umfassenden Metropole die<br />
drittgrößte der USA. Ihr Spitzname, Windy City, hat allerdings nur zum Teil etwas<br />
mit dem manchmal zugigen, teils stürmischen Wetter zu tun, das über den riesigen<br />
Lake Michigan kommt: Vielmehr verweist er auf die vielen „windigen“ Geschäfte, die<br />
hier einst von Mafia-Größen wie Al Capone getätigt wurden.<br />
Heute besticht Chicago durch eine vibrierende<br />
Kunstwelt, unzählige Museen,<br />
eine vielfältige kulinarische Szene und<br />
fantastische Shopping-Möglichkeiten.<br />
Vor allem aber beeindruckt die Metropole<br />
als Wiege der vertikalen Architektur:<br />
Seit 1871 beim großen Brand zigtausend<br />
Gebäude in Flammen aufgingen,<br />
tobten sich hier internationale Architektur-Größen<br />
aus – wie Ludwig Mies van<br />
der Rohe, Frank Lloyd Wright und Frank<br />
Gehry. Viele gute Gründe, sich die Stadt<br />
einmal genauer anzusehen.<br />
ARRIVAL<br />
17 Uhr: Nach einer sanften Landung am<br />
Chicago O’hare Airport geht es per Taxi<br />
oder Uber mitten rein in die Stadt: Checkin<br />
im Hotel 21c Chicago (55 E Ontario<br />
St.), nahe der prominenten Magnificent<br />
Mile, und perfekt für eine Stadterkundung<br />
gelegen. Das sich ganz der Kunst<br />
verschriebene Hotel beherbergt neben<br />
zahlreichen Exponaten auch Wanderausstellungen<br />
sehr interessanter und<br />
bekannter Künstler wie Robert Wilson<br />
und Jacob Heustis, die auch externen<br />
Gästen zugänglich sind. Gut erfrischt<br />
nach einer ausgiebigen Dusche geht die<br />
Erkundungstour auch schon los.<br />
19.30 Uhr: Ein guter Einstieg in Chicagos<br />
reiche Restaurantszene ist ein Abendessen<br />
im Bavette’s Bar & Boeuf (218 W<br />
Kinzie St.), nahe dem Chicago Rivers,<br />
wo unter anderem Wagyu-Burger und<br />
-Steaks sowie Dry-Aged Ribeyes auf der<br />
Karte stehen. Das mit schweren Ledersesseln<br />
und dezenter Beleuchtung<br />
ausgestattete Restaurant besticht neben<br />
der exquisiten Küche auch durch sein<br />
angenehmes Ambiente. Gleich daneben<br />
befindet sich die Gilt-Bar, perfekt für den<br />
Digestiv oder einfach zum Entspannen<br />
(230 W Kinzie St.).<br />
21 Uhr: In zwei Fußminuten geht es zum<br />
Riverwalk , von wo aus ART on <strong>THE</strong> MART,<br />
eine der weltweit größten digitalen<br />
Kunstinstallationen, ein architektonisches<br />
Wahrzeichen in eine permanente,<br />
überlebensgroße Leinwand verwandelt.<br />
Mit modernsten Video-Mapping-Techniken<br />
werden 60 Minuten lang Projektionen<br />
zeitgenössischer nationaler und<br />
internationaler Künstler auf die 2,5<br />
Hektar große Fassade von The Mart, dem
TRAVEL / 48 STUNDEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 65<br />
größten privat geführten Geschäftsgebäude<br />
der USA, geworfen. Wow, was für<br />
eine Show!<br />
22 Uhr: Wer nach diesem Digital-Spektakel<br />
noch nicht müde ist, taucht kurz<br />
ein in den Blues, einem der Soundtracks<br />
dieser Stadt. Passend entlang des<br />
fußläufigen Heimwegs liegt das sehr<br />
bekannte Blue Chicago (536 N Clark<br />
St.). Bereits seit 1985 gibt es hier den<br />
authentischen Chicago Blues, ein elektrischer<br />
Blues-Stil, den Blueslegenden<br />
wie Koko Taylor, Bonnie Lee, Karen<br />
Carroll, Johnny B Moore und Eddie<br />
Clearwater schon auf die Blues-Bühne<br />
gebracht haben.<br />
1. TAG<br />
8.30 Uhr: Zum Frühstück im hoteleigenen<br />
Restaurant Lure gibt es guten<br />
Kaffee, Bagels, Müslis, Pancakes und<br />
natürlich klassisch amerikanische Eier<br />
mit Speck. So gut gestärkt kann der Tag<br />
beginnen. Zu Fuß geht es die North<br />
Michigan Avenue runter zum Fluss, um<br />
pünktlich zur Chicago Architecture River<br />
Cruise (Chicago’s First Lady Cruises, Ecke<br />
Michigan Ave und Wacker Drive) einzuchecken.<br />
10 Uhr: Die beste Möglichkeit, viel von<br />
der weltberühmten Chicagoer Architektur<br />
zu sehen und zu erfahren, ist per<br />
Bootstour auf dem Chicago River, dem<br />
einzigen rückwärts fließenden Fluss der<br />
Welt. Er strömte früher in den Michigansee,<br />
der die Stadt mit frischem Wasser<br />
versorgte. Da im 19. Jahrhundert jedoch<br />
noch das Abwasser in den Fluss geleitet<br />
wurde, erkrankten viele Einwohner.<br />
So beschlossen die Stadtväter, seine<br />
Fließrichtung durch einen Kanal und<br />
Schleusen zu verändern. Die Tour führt<br />
vorbei an allen spektakulären Gebäuden<br />
wie Willis Tower, Aon Center, Aqua,<br />
Tribune Tower, The Wrigley Building,<br />
Marina City, Civic Opera House, Merchandise<br />
Mart und Chicago Water Tower. Nach<br />
eineinhalb Stunden glühen die Handykameras<br />
und die Ohren. Noch mehr<br />
Informationen und Modelle berühmter<br />
Gebäude aus aller Welt gibt es bei einer<br />
Tour im Chicago Architecture Center, das<br />
gleich gegenüber des Anlagestelle steht<br />
(111 E Wacker Drive).<br />
12 Uhr: Nur ein paar hundert Meter die<br />
North Michigan Avenue Richtung Süden,<br />
und schon erreicht man den weltbekannten,<br />
2004 eröffneten Millennium<br />
Park. Er ist der größte öffentliche innerstädtische<br />
Park und so etwas wie das<br />
Wohnzimmer Chicagos. Sein eindrucksvollstes<br />
Werk, das Cloud Gate, auch The<br />
Bean genannt, ist eine Silberskulptur<br />
des indisch-englischen Künstlers Anish<br />
Kapoor. Das 110 Tonnen schwere, aus<br />
168 Edelstahlplatten zusammengeschweißte<br />
Wahrzeichen Chicagos reflektiert<br />
auf seiner stets blank geputzten,<br />
gekrümmten Oberfläche die unglaubliche<br />
Skyline – und ist die meistfotografierte<br />
Sehenswürdigkeit der Stadt.<br />
Außerdem sehenswert: die Fußgängerbrücke<br />
sowie der Jay-Pritzker-Musikpavillon,<br />
eine Konzertmuschel und glänzendes<br />
Amphitheater mit erstklassiger<br />
Akustik, das von Stararchitekt Frank<br />
Gehry entworfen wurde; außerdem der<br />
Crown Fountain von Jaume Plensa, an<br />
dem das Wasser, begleitet von wechselnden<br />
Video- und Lichteffekten, an<br />
zwei Glastürmen herabfließt.<br />
13.30 Uhr: Hunger? Dann ist jetzt der<br />
richtige Zeitpunkt für eine Deep Dish<br />
Pizza gekommen, die es nur in Chicago<br />
gibt. Grad gegenüber dem Millennium<br />
Park bietet sich dafür die Restaurant-<br />
Kette Giordano’s (130 E Randolph St.),<br />
an, die sich auf diese Köstlichkeit spezialisiert<br />
haben. Aber Achtung: diese<br />
mehrere Zentimeter hohe, blubbernd<br />
heiß aus dem Ofen servierte Pizza ist<br />
garantiert nichts für Kalorienzähler. Das<br />
Besondere an ihr ist der Belag, der anders<br />
herum arrangiert wird als gewöhnlich:<br />
Erst Käse, dann Salami, Schinken und Co,<br />
und zum Abschluss eine dicke Schicht<br />
Tomatensoße. Gerüchteweise muss sie<br />
gut 45 Minuten im Ofen brutzeln, damit<br />
sie durch ist.<br />
14.30 Uhr: Zurück zum Millennium<br />
Park und zum weltberühmten Art Institute<br />
Chicago (111 S Michigan Ave), der<br />
Kunstinstitution der Stadt. Mit seinen<br />
beiden Flügeln im klassischen griechischen<br />
Tempelstil und einem zeitgenössischen<br />
Design von Renzo Piano ist<br />
dieses Museum fast ein „kleiner Louvre“.<br />
Von ägyptischen Antiquitäten bis hin<br />
zu asiatischer Kunst, von der Foto-
TRAVEL / 48 STUNDEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 67<br />
grafie bis zur amerikanischen Moderne<br />
– hier wird auf fast 100.000 Quadratmetern<br />
mit mehr als 300.000 Kunst- und<br />
Kulturwerken aus fünf Jahrtausenden,<br />
darunter berühmte Werke wie „American<br />
Gothic“ von Grant Woods, „“Nighthawks“<br />
von Edward Hopper und „The Old<br />
Guitarist“ von Pablo Picasso eindrücklich<br />
gezeigt, warum das Art Institut das<br />
zweitgrößte Museum der USA ist. Zusätzlich<br />
verfügt es über die größte Sammlung<br />
impressionistischer Kunst außerhalb<br />
von Paris, darunter Werke von<br />
Vincent van Gogh, Claude Monet und<br />
Georges Seurat.<br />
16 Uhr: Wer hätte das gedacht? Gleich<br />
vor dem Eingang des Art Instituts steht<br />
ein Straßenschild, das gern übersehen<br />
wird. Dabei handelt es sich um den<br />
Startpunkt der legendären Route 66, die<br />
nämlich genau von hier auf 3939 Kilometer<br />
Länge durch acht Bundesstaaten<br />
und drei Zeitzonen nach Santa Monica in<br />
Kalifornien führt. Nach einigen Schnappschüssen<br />
geht es weiter zum Skydeck im<br />
Willis Tower (233 S Wacker Dr.).<br />
Lange war der Willis Tower mit seinen 443<br />
Metern das höchste Gebäude der Welt.<br />
Heute ist die wahre Attraktion neben<br />
dem Skydeck, einer verglasten Aussichtsplattform<br />
im 104. Stockwerk, aber „The<br />
Ledge“ – mehrere Glas-Erker, die auf 412<br />
Meter Höhe für echte Spannung sorgen.<br />
Die Fahrt mit dem Aufzug dauert nur 60<br />
Sekunden; der Ausblick auf die unglaubliche<br />
Skyline von Chicago begeistert<br />
dafür umso länger.<br />
17.30 Uhr: Nun aber schnell zurück ins<br />
Hotel, denn der Tag war lang und die<br />
Eindrücke vielzählig. Nach einer kleinen<br />
Erholungspause samt erfrischender<br />
Dusche sind die Lebensgeister wieder<br />
geweckt – und das Abendprogramm<br />
kann starten.<br />
19 Uhr: Nicht ohne Grund trägt die<br />
Prachtstraße der Stadt, die Magnificent<br />
Mile, ihren Namen, denn die meisten<br />
großen Designer sind hier mit einem<br />
Showroom vertreten – so auch Polo Ralph<br />
Lauren (115 E Chicago Ave.). Doch zusätzlich<br />
zu seinem Flagship-Store leistet sich<br />
RL auch ein in schönstem Gentlemans-<br />
Club-Style designtes Restaurant mit<br />
moderner, exquisiter Küche. Leise Musik,<br />
gute Weine, Club-Atmosphäre und Top-<br />
Service – der Rahmen für ein perfektes<br />
Abendessen könnte kaum besser sein.<br />
21.30 Uhr: Darf’s noch eine Portion<br />
Exklusivität sein? Dann bietet sich die<br />
schicke Z Bar im Peninsula Chicago<br />
Hotel (108 E Superior St.), an, gleich um<br />
die Ecke vom RL. Jetsetter aus aller Welt<br />
genießen neben den vorzüglichen Drinks<br />
vor allem den unvergleichlichen Blick<br />
auf die Mag Mile mit ihrem glänzenden<br />
Lichtermeer.<br />
22.30 Uhr: Der Weg zurück zum Hotel<br />
ist schnell gemacht, aber die Lust auf<br />
einen Schlummertrunk ungebrochen?<br />
Dann könnte ein Gläschen Champagner<br />
im – Nomen est Omen – Pops for<br />
Champagne (601 N State St.), genau die<br />
richtige Wahl sein. Die Bar liegt fünf
68 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / 48 STUNDEN<br />
Fußminuten entfernt, bietet ein schönes<br />
Ambiente und eine recht gute Auswahl<br />
an Prickelndem.<br />
2. TAG<br />
9.30 Uhr: Nach einem angemessenen<br />
Frühstück im Hotel werden schnell die<br />
Laufschuhe angezogen – und schon<br />
beginnt das Abenteuer. Es geht erneut<br />
auf die North Michigan Avenue, die<br />
Magnificent Mile, die das wichtigste<br />
Einkaufsviertel von Chicago darstellt.<br />
Hier ist es lebhaft und laut, mit jeder<br />
Menge exklusiver Modehäuser, angesagten<br />
Restaurants und stilvollen<br />
Hotels. Vorbei am bekannten historischen<br />
Chicago Water Tower, entworfen<br />
von William W. Boyington und zwischen<br />
1867 und 1869 erbaut, steht man wenige<br />
Minuten später vor dem imposanten<br />
Gebäude 875 North Michigan Avenue,<br />
besser bekannt als John Hancock Center,<br />
das 100 Stockwerke hoch in den Himmel<br />
ragt. Es wurde von dem Architekten<br />
Bruce Graham und dem Ingenieur Fazlur<br />
Khan entworfen und zwischen 1965 und<br />
1969 erbaut. In seinem 94. Stockwerk in<br />
314 Meter Höhe befindet sich das 360<br />
Chicago, eine grandiose Aussichtsetage<br />
mit spektakulärer Weitsicht über die<br />
Stadt und den Michigansee.<br />
10.30 Uhr: Rund fünf Minuten Fußweg<br />
sind es nur, dann steht man direkt vor<br />
dem gigantischen Michigansee, einem<br />
der fünf Großen Seen Nordamerikas,<br />
der über hundertmal so groß ist wie<br />
der Bodensee. Der Oak Street Beach<br />
gilt als einer der beliebtesten Strände<br />
der Stadt, mit allem, was man für einen<br />
Strandtag braucht, einschließlich Liegestuhl-,<br />
Fahrrad- und Volleyballverleih<br />
sowie guten Sanitäranlagen. Von hier<br />
aus gelangt man zum Lakefront Trail<br />
– und zwar durch eine Unterführung,<br />
die mit dem Jeff-Zimmermann-Wandbild<br />
„You Know What You Should Do“<br />
geschmückt ist.<br />
Über den Lakefront Trail, der sich sehr<br />
fotogen entlang des Westufers des Sees<br />
zieht, gelangt man in kurzer Zeit zum<br />
ausladenden Lincoln Park, der bereits<br />
in den 1970er-Jahren auf dem ehemaligen<br />
Stadtfriedhof errichtet wurde. Er<br />
beherbergt die Statue des berühmten,<br />
namensgebenden Präsidenten, die 1887<br />
vom amerikanischen Bildhauer Augustus<br />
Saint-Gaudens erschaffen wurde. Im<br />
gut besuchten Park gibt es außerdem<br />
Strände, ein Konservatorium, einen Golfplatz,<br />
viele Sport- und Spielplätze, zwei<br />
Museen und einen Zoo, übrigens einer<br />
der ältesten Nordamerikas – und mit<br />
freiem Eintritt.<br />
11.30 Uhr: Wer den Park an der südwestlichen<br />
Seite verlässt, stößt auf die North<br />
Wells Street, den Anfang des sich südlich<br />
ziehenden Old Town Triangle Districts,<br />
einem der schönsten Chicagos. Hier gibt<br />
es malerische kleine Straßen mit wunderschönen<br />
Bauten, von denen einige nach<br />
den Entwürfen von Andrew Rebori mit<br />
geschwungenen Wänden und Mosaik-
TRAVEL / 48 STUNDEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 69<br />
flächen gestaltet wurden. Aber auch<br />
die frühen Reihenhäuser von Adler und<br />
Sullivan, die von Harry Weese und Walter<br />
Netsch entworfenen Stadthäuser, sind<br />
hier zu finden. Old Town ist auch der Sitz<br />
der ersten Schwulenrechtsorganisation<br />
in Amerika. Die Society for Human Rights<br />
wurde 1924 von Henry Gerber in seinem<br />
Haus am North Crilly Court gegründet.<br />
12.30 Uhr: Doch nicht nur Geschichtsträchtiges<br />
findet sich in Old Town, auch<br />
für kleine Köstlichkeiten und Shoppingerlebnisse<br />
ist gesorgt. So finden beispielsweise<br />
Herren in der Multimarken-<br />
Boutique Ford General (1711 N. Wells<br />
St.) eine breite Palette einzigartiger Kleidungsstücke<br />
aus der ganzen Welt. Hier<br />
werden Marken von kleinen Familienbetrieben<br />
geführt, die in Miniserien produzieren.<br />
Der Süßhunger wird im Handumdrehen<br />
im Cocoa + Co (1651 N Wells St.)<br />
gestillt, wo es köstliche Cookies, Schokoladen<br />
und Kaffeespezialitäten gibt.<br />
Immer gut für ein Foto ist das gerade<br />
ums Eck liegende Theater The Second<br />
City (1616 N. Wells St.), seit 1959 die erste<br />
Adresse für Kabarett und Comedy. Hier<br />
haben schon Bill Murray, Dan Aykroyd<br />
und John Belushi das Publikum zum<br />
Lachen gebracht. Ebenfalls einen kurzen<br />
Stopp wert ist ein paar Häuser weiter das<br />
Tabakgeschäft Up Down Cigar. In klassisch-rustikaler<br />
Atmosphäre wird eine<br />
reiche Auswahl an guten Zigarren und<br />
Tabaken geboten (1550 N. Wells St.).<br />
13.30 Uhr: Hunger? Dann ab in den grellbunten<br />
Broken English Taco Pub, einen<br />
mexikanischen Diner mit viel Atmosphäre<br />
und köstlichen Tacos zu annehmbaren<br />
Preisen (1400 N. Wells St.). Gut<br />
gestärkt geht es ein paar Häuser weiter<br />
zu Gloria Wolfson und Dajana Markota,<br />
die in ihrem Shop String A Strand On<br />
Wells (1361 N. Wells St.) feinste Perlen aus<br />
aller Welt sowie eine der größten Sammlungen<br />
handverlesener Halbedelsteine,<br />
außerdem Gold- und Silberketten, natürliche<br />
Korallen, Schmuck und Geschenke<br />
anbieten. Für ungewöhnliche Mitbringsel<br />
bietet sich ein paar Meter weiter Judy<br />
Maxwell Home an: In dem kunterbunten<br />
Laden gibt es Karten, Notizbücher, Babyund<br />
Haustierkleidung, Bücher, Schokolade,<br />
Aufkleber und Dekomaterial in<br />
Hülle und Fülle – echt sehenswert (1349<br />
N. Wells St.).<br />
15 Uhr: Bevor es zurück ins Hotel geht,<br />
lohnt noch ein kurzer Besuch des Driehaus<br />
Museums (40 E Erie St.), das sich<br />
auf die Kunst, Architektur und Design<br />
des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts<br />
spezialisiert hat. Untergebracht ist<br />
das Museum im sorgfältig restaurierten<br />
Nickerson Mansion, auch als „Marmorpalast“<br />
des Gilded Age Chicago bekannt.<br />
Der Philanthrop Richard H. Driehaus, der<br />
die letzte Restaurierung von 2003 bis<br />
2008 sponserte, gründete das Museum,<br />
um seine herausragende Sammlung<br />
dekorativer Kunst - insbesondere Tiffany-<br />
Glas – sowie Wechselausstellungen zu<br />
präsentieren.<br />
Einen allerletzten Stopp sollten Liebhaber<br />
von ungewöhnlichen Geschenken<br />
im Posh (613 N State St.) einlegen.<br />
Das wunderschöne Geschäft von Karl<br />
Sorensen, einem ehemaligen Flight<br />
Attendant aus den Niederlanden, ist in<br />
dem historischen Gebäudekomplex Tree<br />
Studios beheimatet, das nach der Chicagoer<br />
Weltausstellung 1893 gebaut wurde.<br />
Über ein Jahrhundert lang dienten die<br />
Tree Studios vielen großen Künstlern<br />
als Ateliers, darunter dem Maler Richard<br />
Florsheim, dem Schriftsteller Edgar Rice<br />
Burroughs, dem Schauspielern Peter Falk<br />
und dem Bildhauer John Storrs.<br />
16.30 Uhr: Mit vollen Taschen und<br />
tausenden Eindrücken im Kopf wird es<br />
Zeit für die Weiterreise. Dabei sind noch<br />
so viele Dinge nicht gesehen, so viele<br />
Sachen nicht gemacht worden. Doch<br />
zwei Tage sind einfach nicht genug für<br />
eine großartige Stadt wie diese. Wie gut,<br />
dass man zurückkommen kann, um noch<br />
mehr zu erleben. Das wusste schon Frank<br />
Sinatra, dessen Song „Chicago“ fast eine<br />
Liebeserklärung ist: „In Chicago: You‘ll<br />
have the time, the time of your life”.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.choosechicago.com<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
21c Chicago<br />
www.21cchicago.com<br />
BESTE FLUGVERBINDUNGEN:<br />
www.lufthansa.de
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 71<br />
DIE BRANDNEUE<br />
NIKON Z f<br />
LEGENDÄRES DESIGN<br />
TRIFFT AUF<br />
SPITZENTECHNOLOGIE<br />
AUTOR: J. M. BRAIN<br />
Die neue Nikon Z f kombiniert legendäres<br />
Design mit fortschrittlicher Technologie<br />
und überragender Leistung.<br />
Inspiriert von der ikonischen Nikon<br />
Spiegelreflexkamera FM2 sieht die<br />
Kamera ebenso gut aus, wie sie sich in<br />
den Händen von Kreativen anfühlt.<br />
Der Sensor der spiegellose Vollformatkamera<br />
liefert atemberaubende Bildqualität,<br />
wobei jedes Detail und jede<br />
Nuance präzise erfasst werden. Ihr<br />
präziser Autofokus meistert selbst<br />
schwierige Lichtverhältnisse souverän<br />
und die 4K-Videoaufzeichnung erweitert<br />
Ihr kreatives Spektrum. Die Z f ist in<br />
sieben Farben erhältlich, von Originalschwarz<br />
bis Sunset-Orange, um Ihrem<br />
Stil Ausdruck zu verleihen. Die Z f<br />
bietet Kreativen die Gelegenheit kreativ<br />
zu sein und vor allem ungewöhnliche<br />
und auffällige Bilder einzufangen, die<br />
den Blick auf sich ziehen.<br />
Besuchen Sie jetzt unsere Website und<br />
gewinnen Sie Ihre eigene Nikon Z f.
72 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
Einige der bedeutendsten Kunstwerke<br />
des Metropolitan Museum of Art gibt es<br />
jetzt als digitale Kunst auf den Screens<br />
von Samsung TV. The Frame-Besitzer,<br />
können ihre heimischen vier Wände<br />
mittlerweile mit über 2.300 digitalen<br />
Kunstwerken renommierter Künstler<br />
und Kunstgalerien kreativ gestalten. Neu<br />
sind 38 Werke der berühmtesten Sammlungen<br />
des Metropolitan Museum of<br />
Art, darunter Edgar Degas „Ballettprobe<br />
auf der Bühne“ (1874), „Das Löwenmahl“<br />
(1907) von Henri Rousseau, oder<br />
Paul Cézannes „Stillleben mit Äpfeln<br />
und einem Topf mit Primeln“ (1890).<br />
Einige der Werke können sogar aktuell<br />
im Metropolitan Museum of Art in New<br />
York City bestaunt werden. Josh Romm,<br />
Head of Global Licensing und Partnerships<br />
des Metropolitan Museum of Art:<br />
„Seit der Gründung im Jahr 1870 haben<br />
wir uns der Aufgabe gewidmet, Kunst<br />
und Kultur in den Alltag von Besuchern<br />
und Kunstliebhabern auf der ganzen Welt<br />
zu bringen. Unsere Zusammenarbeit mit<br />
Samsung schafft eine neue und moderne<br />
Plattform, so dass man die ikonischen<br />
Werke aus unseren Sammlungen auch im<br />
eigenen Zuhause genießen kann.“<br />
Für die epischen Momente des Lebens:<br />
Logitech stellt mit Epicboom das neueste<br />
Mitglied seiner beliebten Bluetooth-<br />
Lautsprecher-Serie vor. Das innovative<br />
ovale Design legt die Basis für einen<br />
lauten, bassgeladenen 360 Grad-Sound,<br />
der im Verhältnis zur Größe des Lautsprechers<br />
überraschend wuchtig und<br />
raumfüllend daherkommt.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 73<br />
Minimalistische Zeitmesser für Designliebhaber<br />
„made in Germany“, dafür<br />
steht BOTTA. Und dafür steht auch die<br />
NOVA, die weniger Uhr im klassischen<br />
Sinne, als vielmehr ein Designobjekt ist.<br />
Klare Formen bestimmen die konsequent<br />
puristische Erscheinung, strahlen<br />
Ruhe und Harmonie aus. Selbst die Zeitanzeige<br />
ist bei dieser Einzeigeruhr reduziert.<br />
So schwebt ein neongrüner Stundenzeiger<br />
zwischen Zentrumsscheibe<br />
und Gehäuserand über ein monochromes<br />
Zifferblatt, dass ein intuitives,<br />
überblickhaftes Erfassen der Zeit<br />
erlaubt.<br />
Besuchen Sie jetzt unsere Website und<br />
entdecken Sie unser zu verlosendes<br />
Uhrenset, bestehend aus einer mystischeleganten<br />
NOVA „Black Edition“ (Automatik,<br />
44 mm, Edelstahlgehäuse) und<br />
dem komplementären Schwestermodell<br />
in freundlichem Weiß-Hellgrau (Quarz,<br />
40 mm, Tri-Titangehäuse). Entschleunigung<br />
fürs Handgelenk!
MOTION / REPORTAGE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 75<br />
DAS HAUS<br />
AM SEE<br />
MIT DEM<br />
ASTON MARTIN DB12<br />
DURCH DIE<br />
ATEMBERAUBENDE<br />
LANDSCHAFT SCHOTTLANDS<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: M. WERNER
76 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / REPORTAGE<br />
Im 2012 veröffentlichten Kinofilm „Skyfall“ flüchtet Daniel Craig alias James Bond in<br />
seine Heimat, die Schottischen Highlands. Nach einer Fahrt durch die Nacht steigt<br />
007 am Morgen aus einem bestechend schönen Aston Martin DB5 und blickt ruhig<br />
in ein weites Tal – ein unvergesslicher Moment wahrer Filmästhetik. Etwas über zehn<br />
Jahre später machen wir uns auf den Weg und schauen uns mit dem ultraexklusiven,<br />
brandneuen Aston Martin DB12 die atemberaubende, sich stetig verändernde Landschaft<br />
der Highlands an und verbringen ein paar Tage in einer der wohl exklusivsten<br />
Adressen Schottlands – dem Glen Affric Estate.<br />
„Bitte nicht wundern, ab jetzt gibt es<br />
keinen Telefonempfang mehr. Das Internet<br />
sollte oben im Haus aber recht gut<br />
funktionieren“, sagt unser Chauffeur<br />
Kevin. Es ist kurz nach 23.00 Uhr. Über<br />
uns thront ein riesiger, orangefarbener<br />
Halbmond. Durch ihn lässt sich trotz<br />
Dunkelheit zumindest an den landschaftlichen<br />
Umrissen erahnen, dass wir<br />
uns in den Bergen befinden. Das Navi<br />
zeigt links von uns eine große, lange,<br />
bläuliche Fläche. Ist das etwa ...? Korrekt!<br />
Der weltbekannte, sagenumwobene See<br />
Loch Ness! Erst kürzlich hatte man in den<br />
Medien erneut über eine Sichtung von<br />
Nessy, dem Seeungeheuer, berichtet.<br />
Stolze 36,3 Kilometer ist das flussähnliche<br />
Gewässer lang, welches, gemeinsam mit<br />
zwei weiteren langgestreckten Süßwasserseen,<br />
die Highlands im Great Glenn<br />
von der Schottischen See bis zur Nordsee<br />
in einer beinahe geraden Linie durchschneidet.<br />
mit den zugehörigen Ländereien, dem<br />
exklusiven Ambiente – und natürlich dem<br />
neuen britischen Supersportwagen, den<br />
Aston Martin DB12.<br />
Am nächsten Morgen geht es bereits<br />
in aller Frühe raus aus den Federn. Die<br />
Uhr zeigt 5:55 Uhr. Voller Vorfreude<br />
ziehen wir die schweren Vorhänge<br />
unseres Schlafzimmers auseinander –<br />
der Ausblick raubt einem fast den Atem.<br />
Wir blicken über einen kristallklaren<br />
Bergsee, der ruhig und spiegelglatt in<br />
einem lang gestreckten Tal vor uns liegt.<br />
Die mit Nadelwald und weiten Grasflächen<br />
bewachsene Landschaft ist von<br />
Bergen umrandet, die die Tausendmeter-<br />
Marke leicht überschreiten. Hinter dem<br />
Haus beginnt langsam die Sonne aufzugehen,<br />
und über dem Wasser schweben<br />
zarte Nebelschwaden. Es ist absolut still.<br />
Nur ein paar Schwalben ziehen beinahe<br />
geräuschlos ihre Kreise.<br />
Wir sind etwa eine Dreiviertelstunde<br />
außerhalb der Schottischen Stadt Inverness,<br />
die wir mit einem der letzten Flieger<br />
erreichen konnten. Gespannt erwarten<br />
wir unsere hochgepriesene Unterkunft,<br />
Nur aus der Küche hört man bereits<br />
fleißig, klingende Geräusche. Ben, unser<br />
Privatkoch, der uns über den gesamten<br />
Aufenthalt hinweg mit den feinsten<br />
Speisen verköstigen wird, steckt be-
MOTION / REPORTAGE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 79<br />
reits mitten in den Frühstücksvorbereitungen.<br />
Ob er eine Routen-Idee für einen<br />
guten Morgenlauf hätte? Klar! Am besten<br />
immer am See entlang. Die Luft ist angenehm<br />
frisch, und das Laufen auf den vom<br />
Morgentau noch leicht feuchten Feldwegen<br />
fühlt sich gut an. Der sportliche<br />
Start in den Tag wird jedoch bereits nach<br />
einem guten Kilometer, ganz in schottischer<br />
Manier unterbrochen. Vor uns steht<br />
ein Hirsch. Ja, Sie haben richtig gelesen:<br />
Ein stattlicher Vierzehnender! Man sieht<br />
sich für eine Sekunde etwas verwirrt<br />
an, aber da das prächtige Rotwild nicht<br />
vorhat, von sich aus das Weite zu suchen,<br />
treten wir bereitwillig den Rückzug<br />
an. Später erzählen wir dem netten<br />
Personal von dem Erlebnis, nur um zu<br />
erfahren, dass es sich bei dem Hirsch um<br />
einen alten Bekannten handelt. „Das ist<br />
doch Steve!“, wird uns mit einem Lächeln<br />
mitgeteilt. Steve gehört zum Haus und<br />
ist wohl das einzige Rotwild, welches auf<br />
den 10.000 Hektar großen Ländereien<br />
unter keinen Umständen geschossen<br />
wird. Noch immer etwas verdutzt von der<br />
ungewöhnlichen Begegnung, genießen<br />
wir das Frühstück und freuen uns auf die<br />
kommende Ausfahrt mit dem schicken<br />
Grand Tourer. Ein Aston Martin, wie ihn<br />
auch Mr. Bond fahren würde.<br />
Wir werden das 1,7 Tonnen schwere, mit<br />
einem 4,0-Liter-V8-Biturbo-Motor und<br />
stolzen 680 PS ausgestattete, bestechend<br />
schöne Coupé auf einer Tagesausfahrt<br />
über schmale schottische<br />
Straßen genießen. Der Brite ist äußerlich<br />
gewachsen und kräftiger geworden<br />
und definiert das Konzept des Tourers<br />
neu. Eine Legende in einer Tradition,<br />
die seit 75 Jahren die Regeln der Klasse<br />
neu schreibt. Vorne ragt nun auch das<br />
neue Logo von Aston Martin auf der<br />
schier endlosen Motorhaube. Die eigens<br />
entwickelten 21 Zoll-Reifen vom Typ<br />
Michelin Pilot Sport 5S und die großzügigen<br />
Carbon-Keramik-Bremsen lassen<br />
den Betrachter schnell erahnen, dass<br />
der Supertourer definitiv im oberen<br />
Performance- und Leistungs-Spektrum<br />
unterwegs ist. Mit einem leichten Druck<br />
auf den zentralgelegenen Startknopf<br />
erwacht der GT zum Leben, und bereits<br />
der Kaltstart zaubert uns ein Lächeln ins<br />
Gesicht. Dem 4-Sitzer (den man besser<br />
nur zu zweit fahren sollte) wurde zudem<br />
ein vollständig neues Interieur verpasst.<br />
Schick, übersichtlich und aufgeräumt. Zu<br />
technisch und detailverliebt möchten<br />
wir hier aber dann doch nicht werden,<br />
über den DB12 haben wir ja bereits<br />
ausführlich in der <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Ausgabe No. 66 berichtet. In der Spitze<br />
schafft er stolze 325 km/h, heute werden<br />
es wohl maximal 115 km/h (schottisches<br />
Speed-Limit). Aber kein Problem, es steht<br />
ja eh entspanntes Cruisen auf dem Plan.<br />
Schließlich wollen wir auch so viel wie<br />
möglich von der atemberaubenden und<br />
geschichtsträchtigen Landschaft sehen.<br />
Bei 25 Grad Celsius Außentemperatur<br />
und blauem Himmel fahren wir mit<br />
einer ordentlichen Portion Musik auf<br />
den Ohren, genüsslich auf dem dicken<br />
Lenkrad trommelnd, während wir uns<br />
zügig in Richtung Applecross Pass an
80 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / REPORTAGE<br />
der schottischen Westküste bewegen.<br />
Wenn uns hier und jetzt Schauspieler Mel<br />
Gibson in vollem Braveheart-Kostüm auf<br />
einem Pferd entgegen geritten käme,<br />
würde uns das nur wenig wundern. Alles<br />
hier sieht aus wie eine Filmkulisse. Und<br />
überall sind Schafe. Einfach unglaublich.<br />
Stand 2019 gibt es in Schottland 6,6<br />
Millionen Schafe und nur 5,4 Millionen<br />
Menschen. Was es wohl zum Lunch gibt?<br />
Halt machen wir im kleinen Küstenort<br />
Strathcarron. Hier stärken wir uns bei<br />
einem grandiosen Ausblick mit einem<br />
schmackhaften Rindfleisch-Burger (doch<br />
kein Schaf ). Dazu gibt es Pommes rotweiß.<br />
Unsere Bedienung ist sehr freundlich<br />
und erzählt uns Vieles, von dem wir<br />
aber leider nur Weniges verstehen. Der<br />
schottische Akzent hier oben ist für uns<br />
einfach zu stark. Wir nicken zustimmend<br />
und machen uns, nach gut 450 Kilometern<br />
dynamisch-anregender Fahrt, auf<br />
den Weg zurück zu unserem Haus am<br />
See.<br />
Das Glen Affric Estate ist ein exklusiver<br />
Rückzugsort mitten in der schottischen<br />
Wildnis – des Highlands National<br />
Nature Reserve. Die Lodge wurde 1872<br />
aus heimischen Hölzern und Kaledonischem<br />
Granit im Viktorianischen Stil<br />
errichtet und gehört seit 2007 einer britischen<br />
Familie, die mittlerweile über zwei<br />
Ecken verwandt mit den – Sie ahnen es –<br />
Royals ist. Das Anwesen ist umgeben von<br />
tausenden Hektar Land, und vor ihm liegt<br />
der See, Loch Affric. Loch steht im Schottischen<br />
für See, und das Wort Glen für<br />
schmales Tal. Beide Worte haben ihren<br />
Ursprung im Gälischen.<br />
Das Anwesen steht seit einigen Jahren<br />
dem internationalen Jetset „zur Miete“<br />
zur Verfügung. Hat man es geschafft,<br />
die Eigentümer davon zu überzeugen,<br />
in ihren privaten vier Wänden nächtigen<br />
zu dürfen, erlangt man Zugriff auf<br />
alle erdenklichen Aktivitäten rund um<br />
die Lodge. Ein 24 Sunden-Butlerservice<br />
und eine kleine handverlesene Crew, die<br />
sich um das Wohl der erlauchten Gäste<br />
kümmert, sind natürlich auch mit von<br />
der Partie. Und der Preis? Nun, der ist<br />
auf Anfrage – wenn Sie verstehen. Aber<br />
eines sei gesagt: Es lohnt sich! Dieser Ort<br />
ist einmalig schön.<br />
Wir lassen den Tag mit einem Dinner<br />
und traditioneller schottischer Musik<br />
ausklingen, und bei einem Glas schottischen<br />
Whiskys freuen wir uns auf den<br />
nächsten Tag, denn da steht ein traditionelles<br />
Tontaubenschießen, eine Kajak-<br />
Tour auf dem kristallklaren Bergsee und<br />
ein beherzter Sprung ins kühle Nass auf<br />
dem Programm. Sollten Sie uns also<br />
suchen, dann finden Sie uns vielleicht<br />
noch hier – in den Highlands.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.astonmartin.com<br />
BESTE UNTERKUNFT:<br />
www.glenaffricestate.com
82 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IMPRINT<br />
IMPRINT<br />
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UND REDAKTION<br />
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ALFA ROMEO 33 STRADALE.<br />
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