Bodmer_Publication
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worin ein Spiegel befindlich ist, den diese eitlen Menschen immer bei sich tragen.
Das lange Haar hängt über den ganzen Kopf herab, und neben ihm Troddeln
von Glaskorallen und Schnüren, mit den gefärbten Stacheln des Stachelthiers
geziert.»
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Ergänzend soll erwähnt werden, dass die «Pferdedecke» eine der
handelsüblichen Decken der Hudson’s Bay Company ist, sie kamen schon im
frühen 19. Jahrhundert als Tauschware zu den Blackfoot.
Schinz war sich bestimmt bewusst, mit der Wiedergabe dieses Bodmer-
Aquarells als Lithografie erstmals ein authentisches Porträt eines Indianers aus
dem fernen Westen Nordamerikas veröffentlicht zu haben. Zu dem Namen
Bodmers als Urheber liess er in diesem Fall auch «1834» hinzufügen, das Jahr der
Rückkehr des Prinzen und Bodmers von ihrer Nordamerikareise. In Schinz’ Text
kommt ein gewisser Stolz auf seinen Landsmann zum Ausdruck, wenn er schreibt:
«[…] nach einem Original des Herrn Bodmer von Zürich, Reisegefährten und
Maler des Prinzen von Wied». 24
An dieser Stelle soll nochmals betont werden, dass es sich bei diesen drei
Porträts um die frühesten Veröffentlichungen indianischer Darstellungen von
Bodmers Nordamerikareise handelt. Sie erschienen etwa ein Jahr nach Ende der
Expedition und etwa vier Jahre bevor der Prinz 1839 mit der Herausgabe seines
aufwändigen Reisewerks begann. Aus diesem Grund kommt den Lithografien eine
ganz besondere Bedeutung zu, denn sie begründeten den Ruf des Künstlers
als «Indianer-Bodmer». Bemerkenswert ist weiterhin, dass die handkolorierte
Ver sion der Lithografie von Makuie-Poka in ihrer Farbgebung genau dem Original-
Aquarell entspricht. Sie ist damit weit «authentischer» als die phantasievoll
kolorier ten Lithografien aus der zweiten und dritten Auflage des Werks von Schinz.
Schinz’ Naturgeschichte des Menschen
Wied stellte seinem Freund Schinz offensichtlich nur solche Aquarelle
Bodmers zur Verfügung, die er für die Herstellung seines eigenen Werks entbehren
konnte; die spektakulärsten Blätter Bodmers waren ab 1839 im Bildatlas der Reise
in das innere Nord-America zu sehen. Daher ist verständlich, dass Schinz für seine
zweite, verbesserte Auflage von 1840 die drei relativ unscheinbaren Indianerporträts
der ersten gegen solche austauschte, die nun als Aquatinta-Stiche vorlagen
und Indianer des oberen Missouri in ihrem ganzen «Staate» zeigten. Darunter
befanden sich die beiden Porträts des Mandan-Häuptlings Mato-Tope (Taf. 35 und
37) und das des Hidatsa Pehriska-Ruhpa mit seiner grossen Pfeife im Arm (Taf. 34).
Hinzu kam eine für die Lithografie «verkürzte» Version von «Scalptanz der Monnitarri»
(Taf. 38) sowie die Neukombination von «Chef der Blutindianer» mit «Crih-
Indianerinn» auf Tafel 36. Deren kolorierte Version lässt erkennen, dass die kreative
Farbgebung nicht mit den Original-Aquarellen Bodmers übereinstimmt,
woraus man schliessen muss, dass Schinz nur Schwarzweissdrucke von Bodmers
Aquatinta-Stichen vorlagen und die Farben rein willkürlich hinzugefügt wurden.
In seinem Text erweist sich Schinz voll des Lobes für Wied und Bodmer: «Wir
haben aus dem so ausserordentlichen schönen Werke des Prinzen von Wied auf
den Tafeln 34 bis 37 Portraits von Indianern aus verschiedenen Stämmen kopieren
lassen, welche uns einen deutlichen Begriff von der Kleidung und den Gesichtszügen
dieser sonderbaren Menschen geben. Herr Bodmer, der geschickte Zeichner
des Prinzen, hat sie alle an Ort und Stelle gezeichnet und die Nationalphysiognomien
genau dargestellt, so dass der Charakter des Volkes sich ganz ausdrückt.» 25
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