Bodmer_Publication
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Zu dieser Zeit war Maximilian gerade aus Nordamerika zurückgekehrt und
konnte seinem Freund Heinrich Rudolf erste verlässliche Informationen liefern.
Wie aus dem Briefwechsel zwischen Wied und Schinz hervorgeht, den Hans Läng
in seiner Bodmer-Biografie ausgewertet hat, hielt Schinz sich im September 1834
in Neuwied auf: «Schinz konnte sich nun selber von der Güte der Bodmer-Bilder
überzeugen und war so begeistert von ihnen, dass er sogleich eine Anzahl für die
Neuauflage seiner ‹Naturgeschichte […]› auswählen wollte.» 14 Nach Läng habe es
jedoch Differenzen mit Bodmer gegeben, weil Wied Schinz einige Blätter überlassen
habe, ohne den Künstler vorher zu fragen. Da Bodmer Ende Oktober 1834
zu seiner Familie nach Zürich reiste, konnte er Schinz dort persönlich kennenlernen,
und es kam zur Klärung der Unstimmigkeiten. Schinz hatte nun die Erlaubnis
Bodmers, einige der Indianerbilder in der Neuauflage der Naturgeschichte zu
veröffentlichen, der Maler war «höchstwahrscheinlich selber bei der Erstellung der
Lithographien in der Honeggerschen lithographischen Anstalt in Zürich dabei». 15
Bodmer reiste im Oktober 1835 von Zürich nach Neuwied und brachte dem Prinzen
die fertigen Lithografien mit 16 sowie sicherlich auch die Original-Aquarelle. Denn
diese wurden zwischen 1959 und 1961 zusammen mit dem restlichen Amerika-
Nachlass, der sich noch im Neuwieder Schloss befand, in die USA verkauft. 17
So kam es, dass in der Naturgeschichte aus dem Jahr 1835 zum ersten Mal Blätter
(drei) von Bodmers Indianerdarstellungen im Druck erschienen. Schinz änderte
in dieser Neuausgabe die Bildauswahl zu Nordamerika grundlegend. Zwei Tafeln
sind den Inuit gewidmet, die er der mongolischen «Rasse» zuteilte. Die «Nordamerikaner»
sind durch vier Porträts vertreten: Das erste zeigt, idealisiert, einen indianischen
Krieger aus dem nordöstlichen Waldland. Dabei handelt es sich um einem
Ausschnitt aus Benjamin Wests The Death of General Wolfe (1770). Auf diesem
berühmten Historiengemälde kauert ein tätowierter Indianer mit nacktem Oberkörper
und ohne Mokassins an den Füssen vor dem sterbenden General.
Die anderen drei Porträts sind nach Originalvorlagen von Karl Bodmer lithografiert,
wobei Bodmer jeweils als Urheber angegeben ist. Auf Tafel 46 befinden
sich im Querformat zwei Porträts nebeneinander: Links der Dakota Wah-Menitu,
eine seitenverkehrte Darstellung des Aquarells, das Bodmer im Juni 1833 bei Fort
Pierre malte. Im Reisewerk des Prinzen ist Wah-Menitu lediglich als Holzschnitt
wiedergegeben. 18 Das rechte Porträt trägt die Bezeichnung «Ein Muskole», im Text
von Schinz steht allerdings «Ein Muskoke-Indianer». 19 Auf dem Original-Aquarell
Bodmers, das im März 1833 bei St. Louis entstand, sind der Name «Wakusasse»
und die Stammesbezeichnung «Muskoke» zu lesen. 20 Im Reisewerk Wieds wird
Wakusasse (auf Tafel 3, rechts) als «Musquake Indianer» bezeichnet. Auf dieser
ebenfalls seitenverkehrt wiedergegebenen Lithografie trägt Wakusasse eine
Knochen pfeife an einem Halsband, die auf dem Original-Aquarell nicht vorhanden
ist und wahrscheinlich nach anderen Vorlagen Bodmers ergänzt wurde. Schinz
liefert zu Wakusasse eine längere Beschreibung, deren Details nur auf Wied oder
Bodmer zurückgehen können. 21
Tafel 47 bei Schinz zeigt (wiederum seitenverkehrt) in ganzseitiger Abbildung
«Makuie-Poka, Sohn des Wolfen», einen Piegan-Blackfoot, der von Bodmer im
August 1833 bei Fort McKenzie im heutigen Montana porträtiert wurde. 22 Schinz
erklärt, erneut auf Wied oder Bodmer zurückgreifend: «Der Wilde ist in grossem
Staate. Er ist in eine grüne, rothe oder gelbe Pferdedecke eingehüllt; sein Halsband
besteht aus den Klauen des grauen Bären; an der Brust hängt eine Tasche herab,
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