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Bodmer_Publication

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weckten Erinnerungen an schmerzhafte und einschneidende Ereignisse. Die verheerende

Pockenepidemie von 1837 zum Beispiel, die nur wenige Mandan und

etwa die Hälfte der Hidatsa überlebten. Im ausgehenden 19. Jahrhundert die erzwungene

Auflösung und Umsiedlung von Like-A-Fishhook-Village, das den

Arikara noch 1862 Zuflucht vor den vernichtenden Angriffen der Sioux geboten

hatte. Die Entfaltung neuer Ortschaften im Tal des Missouri, wo sich die Bewohner

weitgehend selbst versorgten und als Rinder- und Pferdezüchter wirtschaftlich

erfolgreich waren. Die Entwicklung von Elbowoods als Verwaltungszentrum,

in dessen Schule, Krankenhaus und Läden indianische Arbeitskräfte selbst

führende Positionen einnahmen. Die erneute Zerstörung ihrer Existenz nach dem

Bau des Garrison-Staudamms 1954: Wassermassen des Missouri begruben Gebäude,

Gärten, Farmen, Gräber und andere religiös bedeutende Orte unter

sich – ein Desaster, von dem sich die Mandan, Hidatsa und Arikara bis heute nicht

erholt haben. 27

Objekte rufen Erinnerungen wach

Prinz Maximilians Objekte demonstrierten das gesellschaftliche, wirtschaftliche

und kulturelle Potenzial, das die frühen Gemeinschaften ausgezeichnet

hatte. Immer wieder wurde darüber reflektiert, wie die Geschichte wohl ohne die

Katastrophen verlaufen wäre, zugleich aber voller Anerkennung der unbändige

Überlebenswille der Vorfahren hervorgehoben, festgemacht an Autoritäten wie

Mato-Tope. Dieser habe seine Fähigkeiten als Krieger und seine spirituellen Kräfte

stets zum Wohl aller eingesetzt. Die Schwestern Georgia und Connie Fox berichteten,

dass ihre Grossmutter, eine Enkelin Mato-Topes, stets seine Werte Respekt

und Hilfsbereitschaft von ihnen eingefordert und seinen tiefen Glauben beschworen

habe. Fasten und Beten hätten sein Leben begleitet. Wer den Blick für

die wichtigen Dinge verliere, habe sie gemahnt, laufe Gefahr, sich in Egoismus

und Machtgier zu verlieren. Sie habe ihnen auch empfohlen, den Weg des «weissen

Mannes» zu gehen, doch dabei nie ihre Herkunft zu vergessen.

Lyle Gwinn erklärte, wie stark ihn die Erzählungen der Grossmutter und der

Mutter gemacht hätten. Er müsse daran denken, was seine Ahnen alles durchgemacht

hätten, ohne jemals aufzugeben. Das erfülle ihn mit Stolz, von seinem

Grossvater Mato-Tope wolle er sich leiten lassen. 28

Identität stärken

Vergleichen Stammesangehörige ihre gegenwärtige Situation mit der historischen,

fühlen sich viele macht- und hilflos. Um wieder Stärke zu entwickeln,

brauche es Vorbilder und soziale Qualitäten. Ein Blick in die Vergangenheit trage

dazu bei, sich auf die eigene Kultur zu besinnen und selbstbewusst die Auf -

ga ben der Zukunft zu meistern. Bedauert wurde, dass die junge Generation die

Geschichte ihrer Ahnen überhaupt nicht kenne. Man bat mich, meine Präsentation

über Maximilian Prinz zu Wied und seine Sammlung in Schulen abzuhalten.

Viele Jugendliche bewegten die schriftlichen Aufzeichnungen, Bilder und Gegenstände

ihrer Vorfahren.

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