Bodmer_Publication
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v.l.n.r.
# 036115 Kopfschmuck
mit Rassel, Sauk
und Fox
# 035980 Schwertkeule,
Hidatsa oder Ponka
# 035977 «Keule mit der
Augsprosse eines
Wapitigeweihes»,
Assiniboin
# 036012 Frauenrobe, Dakota
# 036011 Pulverhorn, Dakota
Doch das Leben der indianischen Bevölkerung hatte sich bis 1904 elementar
verändert. In Reservationen war sie gezwungen, ihr Leben völlig neu zu gestalten.
Epidemien hatten zahlreiche Todesopfer gefordert, weite Teile ihres Landes waren
von europäischen Einwanderern besetzt worden, die Bisons als Existenzgrundlage
ausgerottet. Regierungsbeamte zwangen Familien, ihre Kinder in Internatsschulen
zu schicken, wo jeglicher Ausdruck indianischer Kultur gewaltsam zerstört wurde.
Missionare forderten die Übernahme des christlichen Glaubens und verboten jede
Aktivität, die mit indianischen religiösen Traditionen in Verbindung stand.
Von diesem Überlebenskampf war man in Stuttgart weit entfernt. Dort herrsch te
Begeisterung über die frühen Exponate, die aufgrund der Tagebuchaufzeichnungen
des Prinzen zu Wied – und insbesondere der ausdrucksstarken Bilder Karl
Bodmers – in ihrem kulturellen Kontext erfasst werden konnten. Neben den figürlich
bemalten Bisonroben dürften auch die beiden Frauenroben mit ihren streng
geometrischen Motiven die Betrachtenden für sich eingenommen haben. Eines
dieser im Box-and-Border-Design gestalteten Kleidungsstücke (Inv.-Nr. 36102)
trägt die Teton-Indianerin Chan-Chä-Uia-Teüin, 20 zusammen mit einem Assiniboin-Mädchen
erscheint sie auf Tableau 9. 21 Und welche Phantasien mochten
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