Bodmer_Publication
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Graf von Linden machte sich dafür stark, Privatsammlungen in die Obhut der
Museen zu bringen, um sie als Kulturgut der Nachwelt zu erhalten. Daher ist anzunehmen,
dass er auch dem Prinzen nahelegte, die Objekte dem Museum zu
überlassen, wo sie konservatorisch weit besser versorgt werden konnten als im
Neuwieder Schloss. Offensichtlich war die Mission des Stuttgarter Museumsgründers
von Erfolg gekrönt, da die Anschaffung im Juli 1904 als «Geschenk des Prinzen
Maximilian zu Wied» im Inventarbuch eingetragen wurde. Im Jahresbericht
1901 – 1904 findet dies jedoch keine Erwähnung. Im Jahresbericht wird lediglich
für 1904 auf «die Besichtigung des Museums durch Ihre Königliche Majestäten in
Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin und Seiner Durchlaucht
des Erbprinzen zu Wied» hingewiesen. 4
Biografie der Gegenstände
Schulze-Thulin stellt in seiner Dokumentation der Stuttgarter Nordamerika-
Sammlung des Prinzen 82 Objekte mit zahlreichen Abbildungen vor, allerdings
ohne alle Gegenstände zu erfassen. 5 Beispielsweise die «Binde aus Perlenarbeit»
der Winnebago (Inv.-Nr. 36057), die eindeutig mit dem «Knieband eines Saki-
Kriegers von Stinkthierfell» aus der Berliner Wied-Sammlung (Inv.-Nr. IV B 261)
ein Paar bildet. 6 Zudem befinden sich zwei Körbchen in der Kollektion des
Linden-Museums, die laut Inventarbuch aus «Brasilien» stammen, jedoch als
Choctaw identifiziert und regional unter «Nordamerika» erfasst sind. Das kleinere
(Inv.-Nr. 36006) ist dem geflochtenen «Korb der Cherokee aus gespaltenem Rohr»
(Inv.-Nr. IV B 77) in Berlin ausgesprochen ähnlich. 7
Weitaus problematischer als Fehler in der Zuordnung ist der Verkauf und
Tausch von Objekten aus dem Bestand des Linden-Museums. Auf diese Weise begegnete
der private Träger des Hauses, der Württembergische Verein für Handelsgeographie,
der finanziellen Not, die Ankäufe erschwerte. Da nicht alle «fehlenden»
Stücke dokumentiert wurden, ist der Verbleib einzelner im Juli 1904 inventarisierter
Objekte aus der Wied-Sammlung heute unbekannt. Dies gilt für eine
Peitsche mit Wapitigeweihgriff (Inv.-Nr. 35979), die von den Shoshone stammen
soll, für einen Bogen der Dakota (Inv.-Nr. 35983), ein «Indianerhemd mit Perlstickerei
für Frauen» (Inv.-Nr. 36111) und einen «Kopfschmuck aus den rot gefärbten
Haaren des Urson» (Inv.-Nr. 36117). Nachgewiesen ist, dass 1955 ein mit Ponyperlen
verzierter Tabaksbeutel (Inv.-Nr. 36118) an einen Privatsammler und 1956
die Gewehrkolbenkeule der Sauk und Fox (Inv.-Nr. 35982) an Arthur Speyer abgegeben
wurden. Wie der Dakota-Pfeifenkopf (Inv.-Nr. 36137) und die Mandan-
Leggings (Inv.-Nr. 36112) in die Speyer-Sammlung gelangten, ist hingegen ein
Rätsel. 8 Dies sind die Leggings, die zum Hemd Mato-Topes aus dem Linden-
Museum gehören. 9 Somit stammen die Leggings (Inv.-Nr. 36110 b), die im Inventarbuch
als Mato-Topes ausgewiesen sind, entweder nicht von ihm oder sie wurden
nicht zu dem Hemd getragen. Die Speyer-Kollektion befindet sich heute im
Besitz des Canadian Museum of Civilization in Gatineau, Quebec.
Auch ein Köcher mit Pfeilen, Bogenfutteral (Inv.-Nr. 36132) und einem Bogen
(Inv.-Nr. 36133) fand 1956 den Weg in eine Privatsammlung. Dabei ist besonders
erfreulich, dass sich der Stuttgarter Hermann Seeger 1992 entschloss, die Objekte,
die im Reisewerk zu Wieds als Holzschnitt zu sehen sind, 10 dem Linden- Mu -
seum als Stiftung zurückzugeben, wenngleich nur mit sechs Pfeilen anstatt der
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