Bodmer_Publication
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Einführung des Kurators
Hartwig Isernhagen
Die Ausstellung versucht nicht, Karl Bodmers (oder auch Maximilian von
Wieds) Lebenswerk umfassend zu würdigen. Sie will vielmehr jenen Punkt charakterisieren,
an dem beide Biografien sich treffen und mit der Reise in das innere
Nord-America ein Werk entsteht, das einen zentralen Platz in der Geschichte der
europäischen Wahrnehmung nordamerikanischer Indianer einnimmt.
Der illustrierte Reisebericht liesse sich auch in die Entwicklung des Künstlers
Bodmer und seines Œuvres oder in die des Forschers Wied und seines Schaffens
stellen. Es wäre lohnend, ihre Rollen in der Ethnologie und Historiografie Nordamerikas
zu diskutieren, manchmal lässt sich dieser Gesichtspunkt auch nicht
ausblenden. Aber die Frage, welche die Schau verbindet, ist die nach der kulturellen
Begegnung mit dem Fremden, Mitteleuropas mit Nordamerika und seinen
ursprünglichen Bewohnern.
Diesen Zusammenhang verdeutlicht auf den nachstehenden Seiten ein Überblick,
der zugleich ein Führer sein will. Man sollte ihn auch mit Nutzen lesen
können, wenn man die Exponate nicht selbst gesehen hat. Es folgen Analysen
von drei Aspekten, die besonderes Interesse beanspruchen dürfen: Wieds Sammlungstätigkeit,
die nicht nur als «Quelle» vieler Bilder wichtig ist, sondern auch
innerhalb der Geschichte europäischer ethnologischer Sammlungen und ihrer
aktuellen Bedeutung für die indigenen Völker; Bodmers Skizzen als Grundlage
naturhistorischer Abbildungen, die unsere Vorstellung von Indianern bis heute
beherrschen; das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst, wie es sich im Bildmaterial
dieser Ausstellung zeigt.
Dies ist keine Kunstausstellung im engeren Sinn. Wir unterscheiden darum
nicht zwischen den zwei im 20. Jahrhundert von den Originalplatten gedruckten
Ausgaben (Leipzig und Alecto) und der Originalausgabe (Koblenz/Paris/London).
Bei letzterer gehen wir auch nicht auf die verschiedenen Zustände ein, wie sie im
monumentalen Werk von Ruud (2004) einsehbar sind.
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